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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2020

Neubau des Zentralklinikums Georgsheil - Zusammenschluss der Kliniken Aurich, Emden, Norden im Südbrookmerland

1. Preis

Preisgeld: 170.000 EUR

gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner

Architektur

WES LandschaftsArchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Der Neubau des Zentralklinikums Georgsheil in dem weiten, offenen Landschaftsraum Ostfriesland wird schützend in eine Parkanlage eingebettet. Den zentralen Mittelpunkt stellt hierbei das kreisrunde Wasserbecken dar, das repräsentativ durch eine Fontainenanlage akzentuiert wird. Direkt nördlich angrenzend ist der Haupteingangsplatz des Klinikums angeordnet.Der Warfthöhensprung zum Eingangsplatz wird über eine amphitheaterartige Rasen-Sitzstufenanlage gestalterisch überbrückt, die mit schattenspendenden Bäumen locker überstellt ist. Der behindertengerechte Zugang zum Haupteingangsplatz erfolgt westlich und östlich durch eine großzügige Rampenanlage entlang des runden Wasserbeckens. Der Eingangsplatz selber erhält westlich und östlich eine grüne Fassung durch arkadenartig geschnittene Lindenbaumreihen. Zwischen den Lindenbaumreihen spannt sich teppichartig eine hochwertige, befestigte Platzfläche aus Betonplatten mit Natursteinvorsatz. Die einzelnen pavillonartigen Krankenhausgebäude erhalten direkt zugeordnete, spezifische Gärten, wie der Therapiegarten und der Psychatriegarten. Jeder dieser Gärten erhält ein breitgefächertes Wahrnehmungsangebot über die Sinne, vom Duftgarten, „Kneippgarten“ bis zum friesischen Bauerngarten mit vielfältigen Sitzmöglichkeiten. Weitere, deutlich durch Hecken eingefasste Gärten sind der Spielplatz sowie der Obstgarten. Der Kindergarten erhält seinen eigenen, heckenumfassten Spielgarten. Vorgelagerte Terrassenflächen im Bereich der Psychiatrie und der Physiotherapie ermöglichen einen direkten Übergang zur umgebenden Parkanlage. Der landschaftliche Park wird durch die große Teichanlage geprägt, deren Aushub für die Warftaufschüttung direkt genutzt werden kann. Dieser organisch geformte Teil steht im Bereich der rechtwinkligen Psychiatriegärten und der Warftböschung im spannungsvollen Kontrast wie in Form eines Wasserschlosses. Vielfältige, mäandernde Parkwege laden zu Spaziergängen unterschiedlicher Länge ein. Die Parkplätze werden durchgehend mit Bäumen überstellt. Die Parkplatzflächen werden mit Rasengittersteinen versickerungsfähig befestigt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Leitidee, das Zentralklinikum als einen Campus zu verstehen, der bisher getrennte Funktionen und Menschen zusammenführt, wird positiv gesehen. Dem Entwurfsverfassern ist es gelungen, durch eine spielerisch anmutende Anordnung von Einzelkörpern, die sie als ein dorfartiges Gebäudeensemble versteht, dem Ort und dem Klinikum eine neue identitätsstiftende Mitte zu geben. Die verkehrliche Erschließung, der ruhende Verkehr und die Bushaltestellen sind funktional sinnvoll vom zentralen Kreisverkehr aus angeschlossen und ansprechend gestaltet. Die Erschließung des Wirtschaftshofes und die nördlich angeordnete Krankenwagenvorfahrt sind sowohl von der Funktionalität als auch von der Lage überzeugend. Folgerichtig sinnvoll wird auch die separate Ausfahrt vom Kreisverkehr für die Parkplätze der Besucher und Mitarbeiter gesehen. Um die neue Mitte des Gebäudeensembles entwickeln sich eine angemessene Vorplatzsituation mit hoher Aufenthaltsqualität für den Haupteingang der Klinik und der Psychiatrie. Das innere Erschließungskonzept wird aufgrund der Trennung der Betriebsflüsse positiv gesehen. Das Sockelbauwerk verbindet überzeugend sämtliche Bereiche des Klinikums auf einfache Weise und erleichtert durch gut positionierte vertikale Erschließungskerne entlang einer Magistrale die Orientierung im Gebäude. Kritische Patientenwege durchkreuzen jedoch öffentliche Bereiche. Einzelne Funktionsbereiche, insbesondere der HKL (Herzkatheter Labor) und Endoskopie weisen ineffiziente Workflows auf. Hygienische Bedenken bestehen im Bereich der OP`s und der ZSVA. Der vorgeschlagene Warfthöhensprung von circa drei Meter erscheint unnötig hoch. Die als Verteilerspange ausgebildete, teils zweigeschossige Eingangshalle ist maßvoll proportioniert. Die Aufenthaltsbereiche in den Aufweitungen der Eingangshalle sind aufgrund der zusätzlichen Belichtung durch die quadratischen Innenhöfe in der Tiefe des Gebäudes von hoher räumlicher Qualität. Kritisch wird die Positionierung der Personalumkleiden im Erdgeschoss (in direkter Nachbarschaft zum Haupteingang) gesehen. Das Wirtschaftsgebäude zu separieren und entlang der Magistrale mit einem fahrerlosen Transportsystem anzuschließen, ist aufgrund der relativ kurzen Entfernungen sinnvoll und wirtschaftlich. Begrüßt wird auch die zentrale Lage der Technikflächen im zweiten Obergeschoß. Die Funktionsbereiche sind kompakt angeordnet und ausreichend gut belichtet. Die Interaktionen zwischen den einzelnen Nutzungsbereichen sind weitestgehend gegeben und lassen einen wirtschaftlichen Betrieb erwarten. Die spezifischen Arbeitsabläufe in den hochinstallierten Bereichen müssen verbessert werden. Besonders kritisch wird die Isolierung der Normalpflegestationen gesehen. Die Pflegegeschosse sind durch eine ringförmige Erschließung funktional sinnvoll gegliedert. Die Stützpunkte sind in der Nähe der Vertikalerschließungen gut positioniert und sämtliche Pflegezimmer sind außenliegend angeordnet. Aufgrund der geschickt versetzten Anordnung der Baukörper haben alle Zimmer den gewünschten Weitblick in die Park- und Wiesenlandschaft. Einen besonderen Mehrwert erfahren die stets stirnseitig belichteten Flure durch den Zugang von Loggien in den Gebäudeecken. Das Erscheinungsbild und die Materialwahl des Gebäudes entsprechen der Klarheit des Konzeptes. Die Wahl des ortstypischen Ziegelmauerwerks und die horizontale Schichtung durch die umlaufenden Sturzund Brüstungsbänder werden positiv bewertet. Die großen festverglasten Scheiben und insbesondere die zu gering dimensionierten Lüftungsmöglichkeiten werden kritisch gesehen. Dennoch sind die baukörperlichen Proportionen hinsichtlich geöffneten und geschlossenen Fassadenflächen sowohl in den Sockelzonen als auch in den durch eine Fuge abgesetzten Pflegebereichen gut gewählt. Der Arbeit gelingt eine sehr gute Verflechtung von Zentralklinikum und neuem Klinikpark. Ein- und Ausblicke in die angrenzende Landschaft sind dabei gut inszeniert. Die Freiräume sind gut proportioniert und versprechen eine sehr gute Aufenthaltsqualität. Das vorgeschlagene, überdimensional wirkende Wasserbecken mit seinen rahmenden Sitzstufen im zentralen Zugangsbereich wirkt dagegen deplatziert und kann weder in seiner gestalterischen Geste noch in seiner funktionalen Nutzung überzeugen. Auch wenn die Idee der Schaffung einer eigenständigen Parkanlage, inmitten der ostfriesischen Fehnlandschaft, sehr sympathisch erscheint, so wirkt der Freiraum in der Summe seiner Einzelteile etwas aus der Zeit gefallen. Insgesamt handelt es sich um einen städtebaulich einprägsamen und dennoch zurückhaltenden Entwurfs mit hohen Freiraum- und Innenraumqualitäten, welcher die Erwartungen an ein im ländlichen Raum sensibel eingefügten Zentralklinikum, mit teilweise optimalen funktionalen Bedingungen, erfüllen kann.
Lageplan

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