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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2020

Neugestaltung des Schlossparks in Bedburg

Anerkennung

Preisgeld: 10.000 EUR

Planungsbüro DTP Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Entwurfskonzept / Leitidee:

Überschwemmte Weiden und ein großer Bruchwald prägten Jahrhunderte lang das Gelände des jetzigen Schlossparks. Die sanfte, wassergeformte, artenreiche Kulturlandschaft wurde erst Anfang des 20. Jahrhunderts mit Entwässerungsgräben und Flussbaumaßnahmen begradigt. Sie steht in spürbarem Kontrast zum urbanen Schloss Bedburg, mit befestigtem Hof, markanter Festungsinsel, in geometrische Heckenformen sortiertem Schlossgarten und barocken Achsen zum Jagdwald und Schloss Paffendorf. Das Gestaltungskonzept stärkt und verbindet diese Charakteristika.

Erschließung:

Das Wiederherstellen von historischen Wegeverbindungen, Alleen und das Aufgreifen von Strukturen der Entwässerungsgräben des Erftbruchs in Form von Wegen verknüpft den Park in alle vier Himmelsrichtungen mit der Stadt, dem Schloss und der umgebenden Landschaft. Der urbane Charakter und die klare Gliederung des Hauptwegesystems vernetzen den Park gut ablesbar über seine Grenzen hinaus, unterstützen die Orientierung im Stadtraum und verdeutlichen seine übergeordnete Bedeutung als Naherholungsraum.
Kleine Eingangsplätze definieren die Zugänge zum Park. Von hier aus öffnen sich erste Sichtfenster zum Schloss und tief in den landschaftlich gestalteten Park hinein. Eine Wegehierarchie, in Form, Bepflanzung und Materialität ablesbar, sorgt für Orientierung innerhalb des Parks. Übergeordnete Hauptwege, begleitet von Baumreihen, führen in den Park hinein. Eine Abfolge von Brücken entlang der Hauptwege eröffnet in spannungsvollem Wechsel Sichtfenster auf Schloss, Naturraum und Parkeinbauten, die sich in den freigestellten, weiten Wasserachsen spiegeln und den von der Flusslandschaft bestimmten Charakter des Parks hervorheben. Die Hauptwege fügen sich an einen zweiten Wegelayer aus inneren Parkwegen, welche zum Erkunden des Parks und seiner Wasserlandschaft einladen. Sie verlaufen durch Wäldchen, folgen geschwungenen Gehölz-/Wiesenrändern und Uferkanten und entwickeln ein abwechslungsreiches Durchwandeln des Parks. Die historischen Laubengänge werden wiederhergestellt und durch neue Wege direkt vom Parkplatz angeschlossen. Sie münden in einen schattigen, übersichtlichen Ankunftsplatz von dem aus man in den Park oder zur Schlossinsel gelangt.

Funktionalität/ Nutzungsbereiche:

Die Erft teilt sich vor der Stadt Bedburg in die Mühlenerft und umschließt mit seinen zwei Armen das Schloss. Eine Landschaft aus Wasserflächen: der Mühlenerft, der Kleinen Erft, des Schlossweihers sowie weiterer Weiher und Gräben durchziehen und begrenzen den Park und unterstreichen den Charakter des Schlosses als Wasserschloss. So wird auch der Schlosspark als Wasserlandschaft verstanden, die in direkter Beziehung zum Schloss steht, wenngleich derzeit keinerlei Wahrnehmbarkeit des Schlosses und kaum Wahrnehmbarkeit der Wasserflächen in dem zugewachsenen Park spür- oder sichtbar ist. Der Entwurf öffnet den Park zu Schloss und Stadt und zu den bestehenden Wasserflächen bzw neuen Feuchtbiotopen. Nutzungsbezogene Parkräume, referenziert auf historische Gegebenheiten, folgen aufeinander, charakterisiert durch Bepflanzung, Ausstattung, Oberflächen- und Ufergestaltung. Die ruhige Parkzone ist naturnah mit abwechslungsreichen Vegetationsbildern, offenen und dichteren Bereichen gestaltet. Wiesen, Gehölzgruppen, Wäldchen und Lichtungen, Überschwemmungsbereiche, Flussläufe, Weiher und nur punktuelle Einbauten neben Zugängen zum Wasser prägen das Bild. Es wird Raum zur Entfaltung von erlebbaren Biotopen geschaffen, insbesondere durch den Rückstau von Wasser im Bereich des neu entstehenden ‚Wassergartens‘ werden Feuchtwiesen und ein kleiner Bruchwald, welcher auf Stegen erkundbar ist, etabliert. Von Aktivitäten wie Sport, Spiel und Treffen geprägte Zonen sind nah an die Hauptwege angelagert und intuitiv erreichbar. Einbauten wie Spielplätze, Sportangebote, Grillstellen, Sitzdecks und -gruppen sowie freie Wiesenflächen, ein Angelteich und Vereinsgärten ermöglichen vielfältige Nutzungen für Jung und Alt, zu jeder Tageszeit. Besonders hervorgehoben ist der Bleichegarten, welcher in seiner sich öffnenden Gestaltung als Aufenthaltsbereich mit Pavillon und Sitzstufen an die ehemalige Bleiche erinnert. Hier wurde im fließenden Wasser Wäsche gewaschen und anschließend für Tage bis Wochen zum Bleichen auf dem Rasen ausgebreitet. Wie im historischen Kupferstich zu sehen, gibt dieser einst wirtschaftlich genutze Ort den Blick frei auf das Schloss und seine Umgebung. Übersichtstafeln informieren über Biotope, Wasserhaushalt und die historische Kulturlandschaft und machen den Schlosspark für Bedburger ebenso wie für Touristen attraktiv und auf besondere Weise erlebbar.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit versteht den Schlosspark als Wasserlandschaft und leitet ihr Konzept aus der Historie des Ortes als überschwemmte Weidenlandschaft und Bruchwald ab. Daraus resultiert ein im Süden angelegter Wassergarten der als artenreiches und spannendes Element sehr positiv aufgenommen und diskutiert wird. Ebenfalls positiv aufgenommen wird der im Norden angelegte Bleichgarten, der in seiner sich öffnenden Gestaltung als Aufenthaltsbereich mit Pavillon und Sitzstufen eine große Qualität und Mehrwert erwarten lässt. Eine Abfolge von Brücken entlang der Hauptwege eröffnet in spannungsvollem Wechsel Sichtfenster auf Schloss, Naturraum und Parkeinbauten. Der zentrale Parkbereich nimmt das naturnahe Thema des Wassergartens auf und versucht dieses in Form von neuen geschwungen Wegeführungen zu stärken, was in Hinblick auf den Mehrwert und die daraus resultierenden Kosten nicht überzeugt. Die urbanen Achsen, die einen historischen Bezug aufnehmen und den Park mit der Umgebung verbinden sollen, stellen einen starken Kontrast zu den organischen Wegen dar und können trotz ihrer Historie nicht in Gänze nachvollzogen werden, insbesondre das Verspringen im zentralen Parkbereich. Positiv bewertet werden hingegen die kleinen Auftaktplätze, die eine attraktive und einladende Eingangssituation in den Park bieten. Insgesamt weist die Arbeit mit dem Umgang mit dem Wasser einen zeitgemäßen und starken konzeptionellen Ansatz auf, kann jedoch in anderen Bereichen nicht überzeugen.