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Nichtoffener Realisierungswettbewerb mit städtebaulichem Ideenteil, mit vorgeschaltetem Auswahlverfahren | 11/2020

Neubau einer Grundschule mit Kita in Weinstadt-Beutelsbach

3. Preis

Preisgeld: 12.000 EUR

ama_architekturbüro michael auerbacher

Architektur

Erläuterungstext

Städtebau/Baurecht
Drei locker in das Gründstück eingestreute Solitäre ermöglichen eine maßstäbliche Umsetzung der Bauaufgabe im Umfeld der bestehenden kleinteiligen Bebauung.
Schule, Mensa/ Betreuung und Kita sind hierbei jeweils in eigenen Baukörpern verortet.
Die drei Gebäude bilden eine gemeinsame Mitte mit dem Pausenbereich als kommunikatives Zentrum (Campus).
Im städtebaulichen Ideenteil wird das Ensemble der 3 Cluster mit einem vierten Gebäude additiv ergänzt.
Die Höhenentwicklung der Baukörper mit 2-3 Vollgeschoßen fügt sich angenehm in die Umgebung ein. Der 3-geschossige Schulbaukörper schafft die Adressbildung der Schulanlage am gemeinsamen Schulcampus.
Der Entwurf nutzt die vorhandene Topographie, sodass die Neubauten in moderater Höhenentwicklung in Erscheinung treten. Insbesondere nach Nordosten nimmt sich die Bebauung in reduzierter Form zurück. Die Abstandsflächen nach LBO sowie die Grenzabstände gem. Baulast sind eingehalten.

Schule/ Mensa/ Kita
Der kompakte 3-geschossige Schulbaukörper organisiert sich um ein glasüberdecktes Atrium. Die Klassenräume liegen in den beiden Obergeschossen. Die Jahrgangsstufen sind paarweise mit zwischenliegenden Individual- bzw. Gruppenräumen angeordnet. Die Nebenräume sind der gemeinsamen Mitte zugewiesen. Eine Freitreppenanlagen verbindet die Ebenen und schafft eine gute Orientierbarkeit. Im EG liegt der Mehrzweckraum sowie die Verwaltung und der Lehrerbereich um die großzügige Aula als gemeinsame Mitte gruppiert. Der Mehrzweckraum kann sich räumlich in den Freibereich des Campus orientieren.

Mensa und Betreuung befinden sich im Cluster an der Stiftstraße und werden in 2 Ebenen organisiert. Im OG liegen die Betreuungsräume sowie 2 Fachklassen. Der Speisenraum mit seiner Lage im EG kann sich räumlich in den Pausenhof entfalten. Beiden Nutzungen sind separate WC-Anlagen für Lehrer/ Betreuer und Schüler zugeordnet. Mensa und Betreuung sind über den Campus auf kurzem Wege vom Schulcluster aus erreichbar. Die Küchenanlieferung erfolgt über die Ebene -1 und ist über einen Aufzug angebunden.

Der Cluster der Kita liegt an der Kellereistraße. Im EG befinden sich die Krippe mit ebenerdigem Außenbezug sowie der Essbereich und der Mehrzweckraum. Die beiden Gruppenräume sind jeweils als Raumeinheit (Gruppenraum, Schlaf- und Materialraum) mit zwischengeschaltetem Sanitärraum organisiert. Im OG liegen die Räume des Kindergartens um ein zentrales Atrium mit Glasdach gruppiert. Leitung und Personal liegen gut auffindbar am Aufgang der Freitreppe. Der Kindergarten verfügt ebenso wie die Krippe über ebenerdige Zugänge in die „oben“ gelegenen Freibereiche.

Baubabschnitte/ Interimslösung
Die Realisierung kann in folgenden Abschnitten erfolgen : BA 1 Schule, BA 2 Mensa/ Betreuung, BA 3 Kita, BA 4 Ideenteil. Korrespondierend dazu kann der Schulbetrieb während der Bauphase BA 1 in den Bestandsgebäuden gemäß Darstellung und ergänzenden Ersatzflächen gewährleistet werden. Für die vorgeschlagene Bebauung des Ideenteils könnte als Nutzung - in Ergänzung des Schulcampusgedankens - z.B. ein Hort angedacht werden.

Parkierung/ Verkehr
Die erforderlichen Stellplätze für Schule und Kita sind im Untergeschoss des Mensa-Gebäudes als halboffene Parkierung ausgewiesen. Die Zufahrt erfolgt von der Siftstraße.
Die Fahrradstellplätze werden dezentral an den Zugängen zum Campus sowie im Zusammenhang mit der Parkierung eingangsnah angeboten.

Erschließung/ Barrierefreiheit
Der Hauptzugang der Schule erfolgt von der Stiftstraße über eine großzügige Freitreppe zwischen Mensa und Stiftsbad. Entlang der Stiftsstraße werden 2 Kiss and Ride Stellplätze mit Vorfahrt angeboten. Die offen konzipierte Anlage bietet aber auch entsprechend der gegebenen Schülerströme die Zuwegungen aus Richtung der Kellereistraße von Nordwesten und dem Kirchackerweg von Südosten. Mensa/ Betreuung und Kita werden über den Campus/ Pausenhof erschlossen.
Alle Ebenen sind schwellenlos erreichbar. Ein Aufzug im Schulgebäude, der Kita und in der Mensa/ Betreuung erreicht alle Obergeschosse barrierefrei. Behinderten-WC´s sind den einzelnen Gebäudeteilen geschossweise zugeordnet. Der Aufzug im Mensa-Cluster ermöglicht für die Parkierung auf Ebene -1 den barrierefreien Zugang auf die Campus-Ebene.

Freiflächen/ Schallschutz
Die Bespielung der Freiflächen der Schule ist durch zusammenhängende Räume flexibel möglich, vom freien Bewegungsspiel, geschützten Rückzugsnischen, bis hin zum Schulgarten im Südosten. Eine Überdachung am Pausenhof Richtung Nordosten bietet Möglichkeit zum witterungsgeschützten Aufenthalt im Freien. Die Freiflächen der Kita liegen räumlich zoniert in 2 Ebenen, sodass eine natürliche Trennung der Freiräume der Krippe von denen des Kindergartens gegeben ist. Der wertvolle Baumbestand wird so weit möglich erhalten und vegetationsgerecht integriert.
Die Zonierung der Freiräume mit der damit verbundenen Trennung der Funktionen (Parken, externer Zugang, Räder usw.) ermöglicht einen verkehrsfreien Pausenhof mit hoher Aufenthaltsqualität. Die drei Gebäudeteile schirmen den Pausenhof wirkungsvoll gegenüber der umgebenden Wohnbebauung ab.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser verfolgen den klaren Gedanken der Campusidee und positionieren gekonnt drei unterschiedlich große rechteckige Solitäre, welche sich maßstäblich gut in die angrenzende Bebauung einfügen. Die drei Solitäre: Schule, Mensa und Kita bilden eine starke Mitte mit dem Pausenbereich als kommunikatives Zentrum von wo aus alle Gebäude erschlossen werden.

Die dreigeschossige Schule wird von der Stiftstraße über eine Freitreppe zwischen dem bestehenden Stiftsbad und dem dreigeschossigen Mensagebäude erschlossen. Kontrovers diskutiert wird, ob die Fassade der Garage, die sich ebenerdig zur Stiftstraße befindet, ein geeigneter Auftakt zu dem Schulgelände darstellt.

Analog zur Campusidee umfließen die barrierefreien Freiflächen großzügig das Gebäudeensemble. Die klar gegliederten Freibereiche der Kita sind gut dimensioniert und auf verschiedenen Ebenen der Topografie angepasst und bieten differenzierten Nutzungsangebote. Im Herz des Campus ist als Bindeglied eine für Schule und Kita gemeinsam nutzbare Fläche situiert. Die Pausenhofflächen der Grundschule bleiben dabei leider deutlich unter der geforderten Mindestgröße zurück. Alle Fahrrad- und PKW- Stellplätze sind im Sockelgeschoss des Baukörpers an der Stiftstraße nachgewiesen.
Aussage für eine Hol- und Bring Zone werden nicht gemacht. Besonders Potential wird in dem separaten Gebäudeteil der Mensa und der Ganztagsbetreuung gesehen, da dieser Gebäudeteil auch für außerschulische Zwecke genutzt werden könnte.

Das Schulgebäude verfügt über einen witterungsgeschützten Eingangsbereich. Der Mehrzweckraum, Lehrerbereich und Verwaltung sind im EG selbstverständlich organisiert. Über eine einläufige zentrale Treppe gelangt man in die oberen Geschosse, in welchen die Klassenräume gut strukturiert untergebracht sind. Die Mitte des Gebäudes ist über ein großzügiges Oberlicht natürlich belichtet. Die Erschließungsflächen auf den zwei Etagen der Klassenzimmer sind für die Anzahl der Schüler sehr knapp bemessen, was der Kompaktheit des Schulgebäudes geschuldet ist. Aus pädagogischer Sicht ist die Anbindung des kleinen Gruppenraums zum Klassenraum im nördlichen Bereich noch final zu lösen, da hier keine direkte Sichtbeziehung besteht.

Im Erdgeschoss der Kita befinden sich die Krippe so wie die allgemeinen Bereiche, der Außenbereich der Kinder unter 3 Jahren befindet sich auf Westseite, im Obergeschoss sind die Kinder von 3-6 Jahre untergebracht. Den Verfassern gelingt besonders gut die Topografie für den Spielbereich der 3-6-Jährigen zu nutzen und auf dem oberen Niveau vorzusehen, so dass insgesamt 3 terrassierte Niveaus der Außenräume entstehen.

Die architektonische Sprache ist sachlich, direkt und selbstbewusst. Die Materialität ist reduziert auf Holz und Beton. Die Konstruktion des Gebäudes wird als Hybridbauweise vorgeschlagen, durch die Verwendung des Baustoffes Holz ist eine positive Co2 Bilanz nachgewiesen. Das ausgewogene Materialkonzept und die ansprechenden Kompositionen der Fassaden zeugt von einer sicheren Handschrift des Verfassers.

Die wirtschaftlichen Gebäudekenndaten liegen im günstigen Bereich, die Kompaktheit des Gebäudes lassen eine wirtschaftliche Umsetzung erwarten, wobei die Bauabschnittsbildung nochmals genauer betrachtet werden muss, um unnötige kostenintensive Provisorien zu vermeiden.

Zusammenfassend ist es den Verfassern gelungen eine starke eigenständige Campusanlage zu entwickeln mit gut proportionierten Außenräumen, die sich wie selbstverständlich in die Topografie einfügen. Mit seiner überzeugenden Struktur und Raumbildung bewegt sich die Architektur auf Augenhöhe mit den Schülern.