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Konkurrierendes Planungsverfahren | 07/2020

„PANDION Midtown 4. BA“ - Wohnen am Volkspark Friedrichshain in Berlin

2. Rundgang

Hadi Teherani Architects GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Symbol und Städtebau:

Der hier vorliegende Entwurf versucht seine Gestalt aus den Bezügen des Kontextes abzuleiten und ist eine Reminiszenz an den Ort. Er hält sich an die Vorgaben und Baugrenzen und weicht nicht von den vorgegebenen Parametern ab.
Der Kontext, der durch heterogene Strukturen in Baustil-, Art- und Alter geprägt ist, bedarf eines Anker- und Ruhepunktes als städtebaulichen Mittlers. Diese Lücke wollen wir mit unserem Entwurf schließen. Dabei ist unser Entwurf von der Materialität (Klinker) des Ortes inspiriert. Als besonders erachtenswert und schützenswert empfinden wir die Mälzerei, welche prominent und in direkter Nachbarschaft zu unserem Baufeld liegt. Diese Gründerzeitarchitektur mit Klinkerfassade und vorindustriell wirkenden Fensterflächen haben wir als Leitmotiv für unseren Entwurf genommen, und schlagen eine Lösung vor, die sich diesem Kontext nicht aufdrängt, sondern sich harmonisch einfügen will und dennoch als Ganzes identitätsstiftend wirkt.

Unser Konzept schlägt eine Brücke zur Vergangenheit, setzt aber als „städtebaulichen Schlussstein“ selbstbewusst den nächsten Schritt in der Weiterentwicklung des Quartiers.

Architektur:

Die besondere Qualität erhält unser Entwurf durch die Wahl des Materials im Bezug zum Kontext. Das Gebäude selber, ist als siebenstöckiges Gebäude (6+ Staffel) konzipiert welches sich an die Vorgaben der Baugrenze hält. Es gibt einen Mittelteil mit drei Kernen in dem hauptsächlich 4-Spänner untergebracht sind und zwei äußere Teile als Eckgebäude mit 5-Spänner Lösungen. Im Staffelgeschoss finden sich hauptsächlich 3-Spänner.

Das Eckhaus zur Pufendorfstrasse verfügt über ein Sicherheitstreppenhaus, da es unter die Hochhausrichtlinien fällt. Alle anderen Häuser verfügen über Sicherheitstreppenhäuser light (die Berliner Variante). Somit ist kein Anleitern notwendig. Zudem sind die Treppenhäuser an den Eckhäusern barrierefrei ausgeführt. Dadurch sind alle Wohnungen in diesen Häusern sowie zusätzlich alle EG Wohnungen der anderen Häuser barrierefrei.

Der Komplex mit 147 Wohnungen wird von der Nordostseite vom Quartiersplatz erschlossen. Die Drei-, Vierspänner und Fünfspänner sind alle nach Südwesten orientiert. Die grossen Wohnungen sind alle durchgesteckt haben aber ihre Loggien und Balkone auch an der Südwestseite.

Während sich der Wohnungsmix an die Vorgaben hält, können wir mit nur fünf Kernen eine sehr effiziente Erschließung aller Wohnungen vorschlagen.

Sockel:

Im Erdgeschoss zur Pufendorfstrasse sind an der Sudwestecke die Kita und neben der Treppe in das Quartier die Tiefgaragenzufahrt angeordnet.
Die Fassade nimmt in der Gliederung Bezüge zum Umspannwerk und dem Nachbarsockel auf. Der Sockel ist in dem gleichen Klinker wie das Hauptgebäude gehalten.

Fassade

Die Klinkerfassade mit ihrem dunklen Ton und den dunklen Harfengeländern wirkt in der Materialität als Reminiszenz an die industrielle Architektur der Mälzerei. Die Farbgebung des wertigen dunklen Klinkers entwickelt im Zusammenspiel mit der Fassadengliederung eine elegante Unaufgeregtheit die sich wie selbstverständlich in das städtische Umfeld einfügt.

Die Fassade wird durch französische Balkone und Loggien die mit einem dunklen Hafengeländer versehen sind strukturiert. Die bodentiefen Fenster ermöglichen die ausschließliche Reinigung von Innen. Zusammen mit der Klinkerfassade ist somit mit einem sehr geringen Wartungs- und Reinigungsaufwand zu rechnen. Die Loggien springen aus dem Gebäude hervor und liegen halb draußen so dass eine komfortable Nutzung und Bestuhlung mit Gartenmöbeln möglich ist. Als Trennelement zwischen den Einheiten schlagen wir ein Gitter vor, welches begrünt werden kann, um Privatheit zu ermöglichen.

Untergeschosse

Zu den Besonderheiten des Ortes gehört es, dass in den Untergeschossen die Gewölbe, Teile des ehemaligen Eiskellers der böhmischen Brauerei, überbaut werden sollen.
Um alle PKW Stellplätze in einem einzigen Parkgeschoss unterzubringen haben wir sie auf einer schrägen Parkebene mit 4,5% Gefälle unterhalb des Gebäudes angeordnet. Die Mieterkeller und Müllräume der 5 Häuser treppen sich entlang der Tiefgarage ab. Somit konnte der Aushub minimiert bzw. der Verfüllraum maximiert werden und gleichzeitig die maximale Anzahl an Stellplätzen erreicht werden. Oberhalb dieser Parkebene befindet sich an der Pufendorfstraße ein umlaufendes Galerie Geschoss in dem eine Ateliers/ Gewerbe/Wohneeinheit untergebracht ist. Der Benutzer erhält mittels einer Arkade, die zur Straße geöffnet ist, Blickbezüge zur näheren Umgebung. Hinter dieser Einheit ist ein grosser Fahrradraum für alle 5 Häuser organisiert der über eine Rampe mit der TG verbunden ist und fußläufig an die große Außentreppe angeschlossen ist.
Durch die eingeschossige Organisation der Stellplätze kann auch auf die Sprinklerung verzichtet werden.

Wohnungen:

Die insgesamt 147 Wohnungen entsprechen dem zeitgenössischen Ansatz, großzügige fließende Wohnflächen für das Familienleben zu schaffen und halten den vorgegebenen Wohnungsmix punktgenau ein. Die Wohn-, Koch- und Essbereiche sind als helle, großzügige Zonen mit Blick nach Südwesten konzipiert. Die Schlafbereiche und Bäder sind barrierefrei gestaltet und erfüllen die Vorgaben von Pandion.

Brandschutz

Das geplante Gebäude in Berlin wird hinsichtlich des Brandschutzes nach der Bauordnung Berlin als Sonderbau beurteilt. Als Beurteilungsgrundlagen sind die Bauordnung Berlin im Zusammenhang mit der Musterhochhausrichtline sowie die Garagenverordnung relevant.

Es handelt sich um ein 7- geschossiges Wohngebäude mit zwei Sockelgeschossen (2. UG: eingeschossige, unterirdische und geschlossene Tiefgarage, 1. UG: Nebenflachen).
Der Gebäudeteil zur Pufendorfstraße bis Achse B weist eine Fußbodenoberkante des höchsten Geschosses von ca. 27,26 m (> 25 m) über der mittleren Geländeoberkante zur Pufendorfstrasse. Der übrige Gebäudeteil (Achse B-J) ist mit einer Höhe der Fußbodenoberkante von ca. 17,8 m (< 25 m) geplant.
Beide Gebäudeteile stellen formal Hochhäuser dar.

Bei dem Gebäudeteil mit einer Höhe von mehr als 25 m wird ein Sicherheitstreppen mit einer Überdruckbelüftungsanlage entsprechend der Musterhochhausrichtlinie geplant.
Bei dem übrigen Gebäudeteil (Höhe von bis zu 25 m) wird angelehnt an die Erleichterungen der Verwaltungsvorschrift technische Baubestimmungen Bln Anhang A ein Sicherheitstreppenraum ohne Druckbelüftung vorgesehen. Hiernach ist ein Feuerwehraufzug nicht vorgesehen und es ist ein Anschluss des notwendigen Flures direkt an den Sicherheitstreppenraum zulässig.

Rettungswege aus den Wohnungen

Die vertikalen Rettungswege des Gebäudes werden über fünf Sicherheitstreppenräume gewährleistet.
Von jeder Wohnung ist ein Vorraum/ notwendiger Flur eines Sicherheitstreppenraumes in 35 m zu erreichen. Bei dem Gebäudeteil mit einer Höhe > 25 m ist zusätzlich ein Feuerwehraufzug erforderlich. Anlehnend an das Hochhausrecht im Bundesland Hamburg stellt der Vorraum vor dem Sicherheitstreppenraum zugleich den Vorraum vor dem Feuerwehraufzug dar.
Die Sicherheitstreppenräume von dem Gebäudeteil mit der Höhe bis 25 m haben Ihren Ausgang ins Freie im Erdgeschoss (Sockelgeschoss) zum Innenhof. Von dort aus kann das öffentliche Straßenland über eine Freitreppe erreicht werden.
Der Sicherheitstreppenraum von dem Gebäudeteil mit der Höhe > 25 hat seinen ebenerdigen Ausgang ins Freie im Untergeschoss.
Beide Rettungswege können jeweils über die Sicherheitstreppenräume geführt werden, somit sind keine Rettungswege über anleiterbare Fenster und Rettungsgeräte der Feuerwehr erforderlich.

Rettungswege aus der Tiefgarage

Aus der Tiefgarage werden beide Rettungswege baulich über die Sicherheitstreppenräume mit einer Rettungsweglänge von 30 m sichergestellt. Für die Nebenräume genügt dabei eine Rettungsweglänge von 35 m.

Brandabschnitte

Der Gebäudekomplex ist in drei Brandabschnitte mit Brandwänden in den Achsen B und F unterteilt. In Teilbereichen vorgesehene Überschreitungen der zulässigen Brandabschnittslänge von 40 m lassen sich über die max. Brandabschnittsfläche von 1.600 m² sowie die kleinteiligen Unterteilungen mittels der feuerbeständigen Wohnungstrennwände begründen.
Die Tiefgarage stellt einen Rauchabschnitt von nicht mehr als 2.500 m² dar, somit ist eine weitere Rauchabschnittunterteilung nicht erforderlich.

Anlagentechnischer Brandschutz

Die Wohnungen erhalten netzstromversorgte Rauchwarnmelder.
Der Fußboden der Tiefgarage liegt weniger als 4 m unter der mittleren Geländeoberkante. Somit ist eine automatische Löschanlage nicht erforderlich.
Der Sicherheitstreppenraum bei dem Gebäudeteil mit einer Höhe > 25 m erhält zusammen mit den Vorräumen eine Überdruckbelüftungsanlagen.
Für den Gebäudeteil mit einer Höhe von mehr als 25 m wird entsprechend den Erleichterungen der Ziffer 8.1. der Hochhausrichtlinie auf eine Sprinklerung und eine Brandmeldeanlage verzichtet (Aufteilung in max. 200 m² große feuerbeständig unterteilte Bereiche, automatische Auslösung der Druckbelüftungsanlage des Sicherheitstreppenraumes). Um einen vertikalen Brandüberschlag gleichwertig einer 1m hohen feuerbeständigen Brüstung zu behindern, werden außen liegende Feuerschutzvorhänge bzw. feuerhemmende Verglasungen vorgesehen.
Alternativ:
Die weiteren erforderlichen anlagentechnischen Komponenten für das Hochhaus > 25 m (Wandhydranten, Blitzschutz, Sicherheitsbeleuchtung etc.) werden berücksichtigt.

Energie- und Technikkonzept:

Zur Umsetzung eines ökologischen und wirtschaftlich nachhaltigen Energiekonzeptes wird
die technische Ausrüstung des Gebäudes auf das notwendige Mindestmaß beschränkt, das eine hochwertige und energieeffiziente Nutzung ermöglicht. Ziel ist es, durch innovative Maßnahmen mit einem möglichst geringen Aufwand an technischer Ausrüstung ein behagliches Innenklima und einen hohen Nutzerkomfort zu erreichen. Durch die integrale Betrachtung der Gebäudehülle, der Nutzung und der technischen Ausrüstung kann ein optimiertes Gesamtkonzept aufgestellt werden.

Wohngebäude im Niedrigstenergiestandard haben einen hohen Anspruch an die
Gebäudehülle und die Primärenergetisch optimale Energiebereitstellung. Bei der Konzeption des Gebäudes wird daher ein besonderer Wert auf Ressourcen schonende Maßnahmen und Energieeffizienz gelegt. Eine hocheffiziente Fassade mit wirksamen Sonnen‐und Wärmeschutz in Kombination mit einer energetisch optimierten technischen
Gebäudeausrüstung minimiert den Bedarf an Heizung und Kälte.

Gebäudehülle

Der U‐Wert der Fassaden beträgt maximal 0,15 W/m²K. Um die o.g. Zielvorgabe zu erreichen sollte der U‐Wert der Fenster maximal 0,85 W/m²K betragen. Eine entsprechende 3‐Scheiben‐Wärmeschutzverglasung bietet zudem zusammen mit einer angestrebten hohen Luftdichtheit der Gebäudehülle hohe schallschutztechnische Vorzüge.

Energiekonzept

Die Lüftung mit dem hygienisch notwendigen Luftwechsel erfolgt kontrolliert über
Wohnungslüftungsgeräte (Passivhauslüftung) mit hocheffektiver Wärmerückgewinnung. In
der Übergangszeit kann über die öffenbaren Fenster natürlich gelüftet werden. Im Sommer
kann die Zuluft durch die adiabate Kühlung der Abluft abgekühlt werden, es wird keine
mechanische Kühlung eingesetzt.
Die Wärmeversorgung für das Warmwasser erfolgt über Solarthermie mit einer
Deckungsrate von mindestens 50%. Der sonstige Wärmebedarf wird über Fernwärme
bereitgestellt. Die Wärmeübergabe der Heizung in den Räumen erfolgt über Radiatoren.

Tragwerkskonzept

Das geplante Wohngebäude in Massivbauweise weist eine in vielerlei Hinsicht optimierte
Tragwerksstruktur auf. Die Geschosshöhen sind in der Regel 3,10m und 3,3m in den Staffelgeschossen bei Deckenaufbauten von 22cm StB und 18cm Bodenaufbau.
In einem ersten Schritt wurde großer Wert darauf gelegt, dass im Bereich der Oberschosse sämtliche Wände übereinander stehen und ein gleichmäßiges Raster aufweisen. Daher können diese Geschosse als klassischer Geschoßwohnungsbau mit Mauerwerkswänden ausgeführt werden. Die Erschließungskerne laufen ohne Versatz bis zur Tiefgarage durch und dienen der Aussteifung des Gebäudes.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf besticht durch seine Eindeutigkeit und lebt von der Materialität. Der dunkle Klinkerriemchen greift das Industriethema zur Neuen Mälzerei auf. Die Hoffassade mit den kleinen französischen Balkonen ähnelt allerdings einer Bürofassade. Die Gestaltung der Tiefgarage mit einem starken Gefälle und der Fahrradrampe zeichnet sich als guter Lösungsansatz ab. Der Sockel wird mit dem aufgehenden Gebäude durch die gleiche Materialität als eins verstanden. Die schlitzartigen Öffnungen im Sockel als Arkadengang sind vom Umspannwerk aufgegriffen und wirken sehr harmonisch, eine Stärke des Entwurfs. Die durchgesteckten Grundrisse werden positiv bewertet. Angemerkt wird jedoch die Position des Balkons vor dem Schlafzimmer. Die Anmutung der Architektur ist nicht wohnlich genug und wirkt in Teilen „brachial“. Das stark „Serielle“ wirkt nicht „hochwertig“ genug und lässt eher Assoziationen wie „Silo“ zu.