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Einladungswettbewerb | 11/2020

Wohnquartier „Altes Theisen-Kabelwerk“ in Duisburg

Perspektive

Perspektive

2. Preis

Preisgeld: 12.000 EUR

Molestina Architekten + Stadtplaner GmbH

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GmbH

Landschaftsarchitektur

ifau - Institut für angewandte Urbanistik

Stadtplanung / Städtebau

Arup Deutschland GmbH

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Eine klare, urbane Struktur ist die beste Grundlage für das langfristige Gedeihen von Nachbarschaften. Gerade im Kontext eines sich im Wandel befindenden Viertels, ist eine Klarheit der Außenräume, der Plätze und der Wegeführung unter Wahrung des Fußgängermaßstabs ein Garant für eine Struktur die in der Lage ist, den Wünschen der Bewohner und den Unwägbarkeiten der Zukunft Entfaltungsraum zu bieten. Auch eine Vernetzung - visuell wie auch funktional - zwischen Stadtteil und dem neuen Quartier ist notwendig; sowohl vom Brückenplatz bis zum Musfeldplatz, als auch vom Grünzug über die S-Bahn, der mindestens visuell im Ansatz, wenn nicht funktional einbezogen wird. Es entstehen keine „Rückseiten“ im Viertel, die Einsehbarkeit des neuen Zentrums ist gewahrt. Die Belange des Lärmschutzes und die Optimierung der Nutzungen werden dann innerhalb dieser Struktur berücksichtigt und optimiert.

Die Grundidee des Konzeptes ist die einer lebendigen Mischung von Wohnen und Arbeiten, die eine Diversität im Viertel erlaubt - mit nicht-störendem Gewerbe im Kontext eines urbanen Gebiets. Der allgemeine Begriff Gewerbe beschreibt auch einzelne erdgeschossige Nutzungen, die für die Wohnqualität im Viertel entscheidend sind: Einrichtungen der täglichen Versorgung in der Nähe des Musfeldplatzes, Räume für kleine lokale Initiativen (wie Fahrradläden, Kinderhort) sowie andere soziale und kulturelle Einrichtungen (Gemeinschaftsflächen, Flächen für Kultur, Gewerbe und für die Weiterbildung) neben anderen klassischen Gewerbenutzungen wie einem Ärztehaus, Studios- oder Büroflächen (im Norden).

Die integrative Mitte: Der Kreativhof / Soziale Einrichtung
Die Mitte bildet eine besondere Fläche zur Charakterbildung des Quartiers. Die denkmalgeschützte Konstruktion steht einem „nicht-störenden“ Kreativgewerbe zur Verfügung: Co-Worker, Dienstleister, Architekten, Graphiker u.ä. können ganze oder Teilflächen nutzen. Das Ganze entfaltet eine große integrative Kraft für das Quartier und darüber hinaus. Im Westen schlagen wir ein Nachbarschafts-/Jugendzentrum vor, das auch für Weiterbildungen, Vorträge o.ä. genutzt werden kann. Synergien mit der Schule, der KITA und der Alten Feuerwehr sind zu erwarten. Ebenfalls kann sich der Platzraum im Osten (Agora) zu einer identitätsstiftenden Fläche im Quartier entwickeln. Zwischen den denkmalgeschützten Hallen versteht sich die zentrale Spielfläche als verbindendes, leicht erreichbares Element für das neue Quartier.

Der heutige Hof um die Alte Feuerwehr an der Friedenstraße wird durch die neue KITA arrondiert. Hier befinden sich Stellplätze und Raum für den Hol- und Bringverkehr von der KITA als auch der Grundschule. An die Stelle des alten Feuerwehrturms wird ein Hochpunkt als städtebaulicher Akzent gesetzt, der diese Fläche als räumliche Gesamteinheit definiert und die Alte Feuerwehr als Stadtquartiersattraktion einrahmt. Aus der Musfeldstraße heraus bildet die alte Direktoren-Villa den Auftakt im denkmalgeschützten Ensemble. Die Geschichte des Stadtteils kann im EG als Ausstellung neben einer Restauration mit Terrasse erzählt werden. Der kleine Pförtner-Kiosk soll als Stehcafé fungieren, auf der Rückseite sollen außen Sitzplätze im Garten entstehen. Weiter im inneren Platzraum arrondiert ein „Atriumbau“ mit besonderem Wohnen den Raum mit einem neuen Element. Im EG steht ein kleiner Lebensmittelladen (Versorger), der den Kunden auch die Produkte aus dem urbanen Gardening anbieten kann. Die freie Fläche kann man gut als kleinen Wochenmarkt, Flohmarkt oder ähnlichen Aktionsraum nutzen.

Verkehr
Mit Blick auf die übergeordneten Ziele der Stadt Duisburg kann und soll das Quartier einen Beitrag zur lokalen Verkehrswende leisten. Die verkehrliche Erschließung des Gebietes folgt deshalb einer klaren Hierarchie. Vorrang wird auf allen Verkehrsflächen der nicht-motorisierten „Langsam-Mobilität“ gewährt: Oberstes Ziel ist die sichere und komfortable Erschließung für Fußgänger aller Altersgruppen und Fahrradfahrer. Das verfolgte Leitbild ist eindeutig das eines autoarmen Quartiers mit hoher Aufenthalts- und Bewegungsqualität für die nicht-motorisierten Nutzer - insbesondere für Kinder und ältere Menschen. Als Parkraum wird im Quartier ausschließlich eine Quartiersgarage vorgesehen – Oberflächenparken entfällt. Die Anbindung des Quartiers an den ÖPNV ist sehr gut, ebenso besteht eine direkte Verbindung zum Fernradweg von/zum Hauptbahnhof im bestehenden grünen Ring.

Um die Zugänglichkeit des Quartiers und die Verkehrssicherheit zu erhöhen wird zudem vorgeschlagen, die Heerstraße und Friedenstraße entlang des Areals zu entschleunigen und die Geschwindigkeiten dort auf 30km/h zu begrenzen. Schließlich bietet sich im neuen Quartier noch die Möglichkeit, ein neues „Miteinander“ aller Verkehrsteilnehmer einzuüben, um die neue, dringend benötigte Verkehrskultur zu stärken: Im Umfeld der Quartiersgarage und zwischen Wohnbebauung und Start-up Lofts bietet sich die Einrichtung eines „shared space“ an. Das Quartier versteht sich als autoarmes Quartier mit kompakten Straßenquerschnitten, die gut funktionierende shared-space-Lösungen für den notwendigen Verkehr berücksichtigen. Der Hol- und Bringverkehr sowie der Stellplatzbedarf für Grundschule, KITA und den Geräteraum der Feuerwehr werden auf den heutigen Vorhof der ehemaligen Feuerwehr konzentriert. Eine Mobilitätsstation ist im EG der Quartiersgarage vorgesehen.

Müll / Feuerwehr
Der Müll wird über Unterflurcontainer entsorgt und entlang zweier Abholkreise auf dem öffentlichen Weg gesammelt, sodass der maximale Abstand zu einem Sammelplatz 40 Meter beträgt. Die Feuerwehr erreicht alle Gebäude vom öffentlichen Raum aus.

Quartierslärm
Die Lärmbelastung aus dem Norden wird durch das große Parkhaus und das gewerbliche Haus an der Ecke effektiv für das ganze Quartier abgeschirmt. Die Lärmbelastung für den gewerblichen Bau wird bauseits abgefangen.

Wohntypen/Fassaden
Es wird eine differenzierte, kleinteilige Wohnungstypstruktur vorgeschlagen, die sich gut in den kleinteiligen Maßstab des Stadtteils mischen kann. Zur Friedenstrasse hin werden überwiegend 3-bündige MFH eingeplant, im mittleren Bereich erscheinen zwei „Punkthäuser“ (Atriumhäuser), die Wohngemeinschaften für alte und neue Wohngruppen oder kleine Wohnungen beinhalten. Vor dem Parkhaus im Zentrum werden kleine, nach Süden gerichtete Wohneinheiten mit Laubengang-Erschließung geplant.

Gestaltungsprinzip ist es, die Fassaden in Richtung Straße/öffentlichen Platz mit Klinker auszustatten. Die Fassaden in Richtung Hofinnenbereich werden verputzt. Die einzelnen MFH sind in Klinker- oder Riemchentonalität unterschiedlich, sodass die Kleinkörnigkeit der Erschließung ablesbar ist.

Freianlagen
Die gesamte Konzeption dient der Unterstützung großräumlich und gesamtstädtisch relevanter Freiraumqualitäten der Stadt Duisburg sowie der Aufwertung des Dellviertels und einer qualitativ hochwertigen Nachnutzung des gesamten Gebietes. Das Gelände entlang der Friedensstraße kann als ein Quartier in drei untergeordnete „Teilquartiere“ eingeteilt werden, die zudem in öffentliche, gemeinschaftliche sowie halb-private Räume gegliedert sind: Dabei zeichnet sich das Teilquartier im Westen durch die geforderte Erweiterung des Schulgeländes, einer kulturellen Nachnutzung der ehemaligen Feuerwache sowie einem Wohnblock mit angehängter KITA-Freifläche und einem Café aus. Die KITA-Freifläche bietet durch eine große Grünfläche und unterschiedliche Nutzungsbereiche mit verschiedenen Spielgeräten einen attraktiven Spielraum für die Kinder. Durch den Rahmen aus Hecken ist die Fläche in sich geschützt und strahlt somit eine in sich stimmige Atmosphäre aus. Das Quartier wird von Süden von der Friedenstraße her erschlossen und beinhaltet zudem oberirdische Parkmöglichkeiten im Bereich südlich der ehemaligen Feuerwehr. In diesem Bereich ist zudem eine Drop-Off Zone für die Grundschule verortet und durch den „Schulweg“ zwischen ehemaliger Feuerwehr und KITA-Freifläche an das Schulgelände angebunden. Das Schulgelände wird durch eine große, klar definierte Grünfläche sowie einem Spielfeld im Norden ergänzt und aufgewertet. Der bereits bestehende Bach, der das Quartier nach Westen hin abschließt, soll aufgewertet werden und somit einen qualitativ hochwertigen und natürlichen Beitrag zum Quartiers-Image als klaren Quartiersrahmen bilden.
Das zentrale Teilquartier ist von Süden sowie von Westen her erschlossen. Das Parkhaus im Norden beinhaltet auf dem Dach für die Anwohner nutzbare Urban Gardening-Bereiche. Die grüne Fuge südlich des Parkhauses ist durch eine gemeinschaftlich nutzbare, weitläufige Grünfläche mit verschiedenen Sitzmöglichkeiten unter den vereinzelten Baumsetzungen sowie einer begrünten Kletterwand an der südlichen Fassade des Parkhauses geprägt. Die gewerblichen Lofts die zentral im Quartier angeordnet werden, sind nach Westen hin durch ein Spielfeld, sowie durch einen gemeinschaftlich nutzbaren Freiraum ergänzt. Der südliche Wohnblock beinhaltet einen gemeinschaftlich nutzbaren Werkstadt-Hof, sowie einen großzügig offen gehaltenen grünen Innenhof, der von den Anwohnern ebenfalls als Spielfläche genutzt werden kann.
Das östliche Teilquartier ist durch einen zentral angelegten, gemeinschaftlich nutzbaren Spielplatz unter Bäumen sowie einem öffentlichen Bereich für Aufenthalt, Spiel und Treff fixiert. Nördlich und südlich davon sind diverse Wohnblocks an die bereits existierenden Gebäude angebunden. Die Erschließung erfolgt hier von Osten her über die Musfeldstraße.
Das Konzept für Bebauung und Freiräume sichert auf allen Ebenen Zugänge und erlaubt allen Nutzern und Anwohnern ohne Einschränkung die gleichen Rechte und Zugriffe auf die Nutzung und Wahrnehmung der Räume. Hierfür zugrunde liegen die Konzepte der Zonierung, der Vegetationsstrukturen und der Wahl von Materialien und Oberflächen.
Die Gestaltung des gesamten Quartiers versteht sich als eine raumprägende Gestaltung, die durch unterschiedliche Atmosphären und Raumstrukturen einen klaren Charakter als „kreatives Quartier mit grüner Vielfalt“ entwickelt. Orte zum Ankommen, Verweilen und zur Verbindung bilden ein gemeinsames Ensemble und machen so das Quartier eindeutig lesbar.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf zeichnet sich durch ein klares städtebauliches Konzept aus und gliedert das
Areal durch eine logische Anordnung von öffentlichen Freiflächen. Zudem gibt es eine gute Zonierung zwischen den öffentlichen Gebäuden im Westen mit Schule, Alter Feuerwache und Kindergarten sowie dem östlich gelegenen Teil der Wohnbebauung. Überraschend wohltuend ist der Zugang vom Musfeldplatz mit Blick auf die „Theisen-Areal“-Wand der 50er Jahre, durch die die Wandlung des Gebietes von Schlachthof zum Kabelwerk erkennbar bleibt. Die alten denkmalgeschützten Hallen dahinter werden Mittelpunkt des Quartiers. Zu den Rändern des Wettbewerbsgebietes schließt der Entwurf im Süden zur Friedensstraße mit einer gut proportionierten Blockstruktur ab. Die Blöcke sind durch Wege ins Gebiet unterteilt. Im Westen der Friedenstraße wird der Platz vor der Feuerwache und am Bunker räumlich gefasst. Architektonisch zeichnet sich der Bebauungsvorschlag durch signifikante und städtebaulich gut gesetzte Hochpunkte aus, die zu einer weiteren Differenzierung führen, durch ihre teilweise angebotene Dachform in Anlehnung an die Denkmalhallen aber auch kritisch gesehen werden. Schlüssig ist die Ausbildung einer Quartiersgarage im Norden zur Bahntrasse, die zudem als Lärmschutzwand dient.
Lageplan

Lageplan

Schwarzplan

Schwarzplan

Außenraum Perspektive

Außenraum Perspektive

Lageplan

Lageplan

Außenraum Perspektive

Außenraum Perspektive

Perspektive

Perspektive

Außenraum Perspektive

Außenraum Perspektive

Perspektive

Perspektive

Außenraum Perspektive

Außenraum Perspektive

Perspektive

Perspektive

Außenraum Perspektive

Außenraum Perspektive

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Regelgeschoss

Grundriss Regelgeschoss

Ansichten

Ansichten

Schnitte

Schnitte

Axonometrie

Axonometrie

Isometrie: Nutzung

Isometrie: Nutzung