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Einladungswettbewerb | 11/2020

Neugestaltung der Siemensstadt 2.0 Berlin - Modul 1

Teilnahme

Barkow Leibinger

Architektur

wh-p Ingenieure

Tragwerksplanung

Ingenieure für Brandschutz Peter Stanek

Brandschutzplanung

Lemon Consult AG

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Preisgericht würdigt den Entwurf für die klare Artikulierung des neuen städtebaulichen Entrees mit drei kompakten Baukörpern. Die klassische Vertikalgliederung beider Hochbauten mit markantem Sockel als „Stadtgeschoss“, das durch zwei richtig gesetzte Arkadengänge mit dem urbanen Raum kommuniziert und darüber filigraneren Hauptfassaden überzeugt. Das Aufgreifen des Farbtons der „roten Siemensstadt“ ist nachvollziehbar. Der leichte Dachabschluss mit durch Bewuchs aufgelockerten Pergolen ist angemessen. Das Hochhaus ist nochmals unterteilt in eine massivere, urbane Zone und filigranere obere Geschosse, die durch vorgehängte Balkone eine Betonung erfahren. Dieses Bemühen um eine selbstverständliche städtebauliche Einbindung wird insgesamt – trotz geringfügiger Höhenüberschreitung beim Hochhaus – als gelungen anerkannt. Auch die Adressbildung beider Hochbauten ist gegeben.
Die Grundrisse und Schnitte fallen im Vergleich zur städtebaulichen Qualität jedoch ab. Die gleichförmige Stapelung gleicher Geschosse in beiden Hochbauten lässt eine inspirierende Gestaltung diverser Arbeitswelten und Raumzuschnitte vermissen. In beiden Fällen fehlen Hinweise zu einem Bürokonzept des „New Normal“; es sind recht konventionelle, teils recht große Büroeinheiten.
Das Hofgebäude weist nutzbare Einheiten mit unterschiedlichen Eingängen auf. Der über Eck angeordnete Haupteingang und die EG-Grundrisse überzeugen nicht, desgleichen die Anlieferung. KFZ-Stellplätze sind nicht in ausreichender Anzahl nachgewiesen. Die um den Innenhof locker angeordneten Regelgeschosse sind in der Adressbildung in den Geschossen nicht klar.
Der Bezug zum Innenhof ist typologisch etwas unklar, das Potential des Hofs als „grüne Oase“ erscheint nicht ausgenutzt.
Im Hochhaus ist die Eingangszone in einer Arkade gut gelöst, das Sockelgeschoss als offene „Hauptlobby“ erscheint jedoch zu niedrig. Die exzentrische Anordnung der Kerne ermöglicht in den Regelgeschossen unterschiedliche Zonen und Raumtiefen, was nicht einhellig als Vorteil gesehen wird.
Beide Hochbauten sind als „Holzhybridbauweise“ konzipiert, sollen filigran und leicht wirken. Das wird in der Anmutung auch erreicht. Dennoch werfen die Konstruktion und die Fassadenausbildung viele Fragen auf. Das Bemühen um einen Dialog mit dem Bestand durch die Verwendung von Keramik und farblich aufeinander abgestimmte Oberflächen wird anerkannt, die Verwendung in einem sehr vielgestaltigen Materialmix erscheint jedoch teilweise zu kompliziert.
Das SIC zeigt seinen provisorischen Charakter - ein schlichtes, kubisches Volumen, das sich allerdings – ohne einen artikulierten Zugang – trotz seiner Transparenz als zu wenig einladend zeigt.
Dem Entwurf gelingt es nicht, ein ökologisches Gesamtkonzept darzustellen. Die Energieversorgung ist nur rudimentär erläutert und die Beschäftigung mit Wasserkreisläufen ist mangelhaft. Positiv zu erwähnen ist, dass der Entwurf als einziger einen solaren Deckungsgrad angibt. Ein Brüstungsgang ist als strukturelles Verschattungselement ebenfalls denkbar. Die Holzhybridbauweise im Tragwerk ist grundsätzlich ökologisch vorteilhaft, jedoch entspricht der übrige Materialmix mit akustisch wirksamen Betondecken, viel Stahl und Aluminium dem Nachhaltigkeitsgedanken nicht - im Siemens Info Center wird ihm mit einer Erdöl-Fassade (Polycarbonat) sogar entschieden widersprochen.
In den Flächen- und Kostenwerten liegt das Projekt im mittleren Bereich.
Insgesamt würdigt das Preisgericht das kreative und in seiner Klarheit überzeugende städtebauliche Grundkonzept, gleichwohl kann der Entwurf im Vergleich der Entwürfe auf hohem Niveau aufgrund der Mängel in der Inneren Organisation nicht vollständig überzeugen und wird daher nicht in die engere Wahl gezogen.