modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 11/2020

Neubau der Kindertagesstätte Sternschnuppe in Reinfeld

2. Preis

Preisgeld: 4.000 EUR

efs architekten + stadtplaner engelhardt feyerabend sippel partnerschaft mbb

Architektur

tobias engelhardt architektur

Architektur

Clasen Werning Partner Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

STÄDTEBAU I NeuHOF

Baurecht und Baufreiheit verlangen eine kompakte und im besten Sinne einfache Umsetzung der Bauaufgabe auf dem baumbestandenen Grundstück am Neuhof. Die neue Kita muss sich in das durch die Bauleitplanung und den wertvollen Baumbewuchs vorgegebene Baufeld einfügen.

Das lichte Raumprofil für die Baustelle muss Nutzung und Belichtung der bestehenden Kitaräume sicherstellen und gleichzeitig Raum schaffen für Einrichtung und Betrieb der Baustelle für den Neubau.
In diesem Baufenster legt sich der neue 2-geschossige Baukörper langgestreckt an die Südseite des Grundstücks. Der gründerzeitliche Altbau wird erhalten, saniert und zusammen mit einem eigenen Gartenanteil einer neuen Gemeinde-Nutzung zugeführt oder extern vermietet.

Der Altbau gehört seit 100 Jahren an diesen Ort und kann mit dem Neubau der Kita ein sehr harmonisches Ensemble bilden, einen neuen Hof.

FREIANLAGEN I Gehöft

Der langgestreckte Baukörper der Kita bildet zugleich das Rückgrat des Freiraumes, der sich umschlossen von altem Baumbestand bis zur öffentlichen Anlage am Neuhofer Teich entwickelt. Durch das Entfernen des Aufwuchses entlang des Fußwegs am Wasser wird die nutzbare Fläche der Außenanlagen erweitert und der Sichtbezug zum Wasser hergestellt.
Die bauliche Fuge zwischen der alten Villa und dem Neubau wird durch eine multifunktionale Fläche besetzt. Hier findet der Übergang vom Gebäude zum Freiraum statt, unter Sonnen-Segeln kann an Gruppentischen oder in der Sandkiste gespielt werden. Die verbindende Fläche ist in farbigem Asphalt geplant, der zentrale Aufenthaltsbereich in wassergebundener Decke. Markierungen und Verkehrszeichen erfordern Rücksichtnahme auf dem Rundkurs.
In Anlehnung an die Villa entsteht ein durch eine Hecke abgegrenzter Gartenraum, der Projekte für kleine GärtnerInnen ermöglicht. Außerdem wird hier ein Apfelbaum gepflanzt. Der vorhandene Rasenhanges wird modelliert, so dass sich durch die Abfolge gestalteter Spielhügel neue Spielmöglichkeiten anbieten.
Die vorhandenen Spielgeräte werden teilweise wiederverwendet und sind mit den entsprechenden Fallschutzflächen in das Konzept integriert.
Die Erschließung des Neubaus und der Villa erfolgt über den gemeinsamen Vorplatz, der in einen fußläufig nutzbaren Bereich mit Elterntreff, Fahrradabstellplatz, Eingangsbereich und eine PKW Zufahrt mit 5 Kitastellplätzen und 3 Stellplätzen für die Villa gegliedert ist.
HOCHBAU I Die SpielScheune
Die neue Kita Sternschnuppe ist ein archteypisches Haus, ein Haus mit Satteldach und Giebel; ein langer Baukörper einfacher Geometrie, der über seine Stirnseiten erschlossen wird. Das große Tor ist weit geöffnet, ein zweigeschossiger Luftraum mit Galerie bildet das Foyer.
An diesem Foyer liegen alle „öffentlichen“ Räume: Das Leitungsbüro, das Sprech- und Mitarbeiterzimmer, die barrierefreie Gästetoilette. Über Haupttreppe und Aufzug erreicht man barrierefreie die gemeinschaftlich genutzten Räume der Bildungswerkstatt und des Multifunktionsraums auf der Galerieebene.

Haupträume und dienende Räume
Die großen Räume der Gruppen liegen auf beiden Ebenen als verbundene Raumfolge auf der Gartenseite, im Erdgeschoss haben sie einen direkten Gartenzugang, im Obergeschoss eine eigene Gartentreppe und Rutsche.
Das Satteldach gibt den großen Räumen im OG zusätzliche Kopffreiheit für Veranstaltungen (Multifunktion) und Spielebenen in Gruppenräumen, die über Dachfenster zusätzlich belichtet werden.

Die dienenden Räume der Verwaltung, Therapie, Hauswirtschaft, Sanitärräume und Technik liegen auf der südlichen Straßenseite. Küche und Versorgungsräume haben hier einen eigenen Eingang direkt von der Straße. Hinter den hohen Hecken können Abstellräume für Ver- und Entsorgung sichtgeschützt untergebracht werden.

MATERIAL UND KONSTRUKTION

Die neue Kita wird ein nachhaltiger und CO2 neutraler Holzbau. Die Anforderung, im laufenden Betrieb und auf kleinster Fläche zu bauen, legen eine weitgehende Vorfertigung des Neubaus nahe. Baufeld und Lage unmittelbar an der Straße Am Neuhof kommen dieser Bauweise entgegen. Sie reduziert die Bauzeit unter Kränen auf ein Minimum und vermeidet Baulärm und Gefährdungen durch das Baugeschehen.
Der Rohbau ist in Holzrahmenbauweise konzipiert. Aussteifende Elemente wie auch die Erdgeschossdecke können in Massivholz (Elementdecken mit Akustik) ausgeführt werden. Holz wird in den Oberflächen die Atmosphäre der Innenräume prägen.
Die Fassade erhält eine Bekleidung aus gehobelten und lasierten Lärchenlamellen, die sich in wechselnden Abständen über geschlossene und verglaste Fassadenteile legen. Sie unterstützen die einfache und homogene Gebäudeform. Die großen Glasfassaden in den Giebelwänden werden als Pfosten-Riegel-Fassade ausgebildet.
Das Dach wird als Blechdach geplant. Die großen, ruhigen Dachflächen werden nur durch eine Reihe Dachfenster im Firstbereich gegliedert.

HERANGEHENSWEISE

BAUFELD I Spielplatz

Der Neubau der Kita muss mit einem sehr begrenzten Baufeld auskommen.
Ein eingeschossiger Neubau für das Raumprogramm der Kita wäre im Rahmen des gültigen Bebauungsplanes nur möglich, wenn die bestehenden und in Nutzung befindlichen Kitagebäude vorher abgerissen werden.
Ein Ausweichquartier für die Kita steht nicht zur Verfügung. Eine temporäre Zwischenlösung über die Bauzeit, etwa als Container-KiTa, ist teuer und braucht ein eigenes Grundstück.
Budget und Ort verlangen Zurückhaltung in der Baukörpergestaltung und Klarheit im Konzept. Hier, am Neuhof, gilt im Besonderen: Jede gestalterische Idee muss den Baubetrieb mitdenken.

BAUEN UND BETREUEN I Klare Kante

Das Bauen im laufenden Kita Betrieb erfordert eine klare und einfache Baustellenlogistik. Die sichere Nutzung der Bestandsgebäude ist zu jedem Zeitpunkt zu gewährleisten. Natürliche Belichtung, baulicher Brandschutz und der sichere Weg in den Aussenraum für die Kinder sind hier ebenso wichtig wie ein geschützter Arbeitsraum für die Bauarbeiter.

Hierfür wird zwischen Altbau und Neubau ein Korridor von 5 m freigehalten, der bauseitig Platz für Gerüst und alle Arbeitsvorgänge bietet, aber eben auch die Belichtung der Gruppenräume weiterhin sicherstellt.
Der Bauzaun der Baustelle läuft in diesem Korridor parallel zum Bestandsgebäude.

NORMALBETRIEB I Am Ziel

Nach dem Umzug der Kita in ihr neues Haus kann der Altbau aus den 70 er Jahren abgerissen werden und die Arbeit an den Aussenanlagen begonnen werden. Die Gründerzeitvilla kann saniert werden und einer neuen Nutzung übergeben werden. Auch eine externe Nutzung als Wohnhaus mit eigenem Gartenanteil wäre hier gut möglich. Der Großteil des Grundstücks wird weiterhin durch die Kita genutzt.

Beide Gebäude, Kita und Villa, werden vom gemeinsamen Hof erschlossen. Die Kita behält zusätzlich einen Eingang für die Ver-und Entsorgung ihrer Küche, direkt von der Straße Am Neuhof.

Beurteilung durch das Preisgericht

Wesentliches Merkmal des Entwurfes ist der Erhalt des Bestandsgebäudes. Dieses wird jedoch nicht in die Kita-Nutzung integriert, sondern bleibt als autarker Baukörper bestehen. Die neue Kita selbst wird als vollständig 2-geschossiger Neubau an der südlichen Grenze des Baufeldes positioniert.
Alt- und Neubau bilden zusammen ein gemeinschaftliches Ensemble und schaffen einen geschützten, gut proportionierten Außenraum für die Kita.
Das Erscheinungsbild der Kita wirkt einladend durch die klare gestalterische Form und Sprache mit Satteldach und großzügig verglastem Entrée. Die Kubatur und Materialität erscheinen angemessen im städtebaulichen und architektonischen Umfeld.
Der Entwurf ist bestimmt durch eine klar ablesbare und gegliederte Grundriss-Struktur. Das Raumprogramm scheint funktional und gut strukturiert umgesetzt. Alle Gruppenräume orientieren sich zum gemeinsamen Freiraum, erhalten hierdurch jedoch eine hauptsächliche Belichtung von Nordwesten. Zwei der Gruppenräume sind im Obergeschoss untergebracht – dies wird aus Sicht der Nutzer kritisch bewertet. Für diese
Gruppenräume im Obergeschoss ist zudem kein direkter Außenbezug gegeben. Eine zusammenhängende Lage der Gruppen und qualitativ stärkere Gleichwertigkeit wäre wünschenswert gewesen. Die Rettungswegsituation im Obergeschoss scheint nachbesserungsbedürftig.

Vor den Gruppenräumen im Erdgeschoss sind großzügige Terrassen angeordnet. Der hieran anschließende Außenraum erscheint als großzügige zusammenhängende Freifläche. Differenzierte Spielangebote sind hier gut denkbar.

Der Erhalt der Altbauvilla wird aus bauhistorischer Sicht gewürdigt, wirft jedoch die Frage nach deren Nutzung auf. Durch den Erhalt des Bestandes ohne Einbezug in die Nutzung wird insgesamt eine hohe Baumasse auf dem Grundstück geschaffen.

Die Wirtschaftlichkeit sowie der Unterhaltungsaufwand des geplanten Gebäudes erscheinen insgesamt angemessen.
Ankommen auf dem Neuhof

Ankommen auf dem Neuhof

Wie ein Gehöft: Die neue Kita im Ensemble mit dem gründerzeitlichen Altbau.

Wie ein Gehöft: Die neue Kita im Ensemble mit dem gründerzeitlichen Altbau.

Modell: Malte Rüdiger, Lübeck

Modell: Malte Rüdiger, Lübeck