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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2020

Freiraumplanerisches Gesamtkonzept für das Rurseeufer in Rurberg

Rurberger Promenade

Rurberger Promenade

2. Preis

Preisgeld: 15.000 EUR

GREENBOX Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

NEUE PERSPEKTIVEN FÜR RURBERG –
EIN TOURISTISCH-STADTRÄUMLICHES KONZEPT

Rurberg hat mit seiner Lage am Rursee, in direkter Lage zum Nationalpark Eifel gelegen, ein enormes Potential für Tourismus, Erlebnis und Lebensqualität. Dieses Potential aufgreifend wird ein grundlegendes Konzept für die Freiräume entwickelt, welches Raum zu weiterer Ent-wicklung und Entfaltung von Rurberg bietet.

Um dem steigenden touristischen Interesse gerecht zu werden und Besuchern sowie Anwohnern weiterhin ein hohes Maß an qualitativem Aufenthalt und Erlebnis zu bieten, zielt das Konzept „Neue Perspektiven für Rurberg“ auf eine klar erkennbare Strukturierung der Uferbereiche und eine der besonderen Umgebung angepasste Neuausrichtung der Freiräume ab.

Hierbei spielen die drei Bausteine Umfeld Antonius Hof und Nationalpark-Tor, Rurberger Balkon und Rurberger Promenade und ihre verschiedenen Charaktere sowie Kulissen eine entscheidende Rolle. Die drei Bereiche unterscheiden sich substantiell in ihrer Nutzung und damit auch in der gestalterischen Ausprägung, welche auf die jeweilige Kulisse, die andere Seite des Rurberger Sees, reagiert. Das Rurberger Band, ein farbiges, in den Boden eingelassenes Element, verbindet diese Bereiche und dient der Orientierung und Strukturierung des Areals. Das Band begleitet die Besucher und führt entlang der touristischen Highlights von Rurberg, welche an verschiedenen Stationen durch Tafeln und Intarsien erläutert und nähergebracht werden.

Umfeld Antonius Hof und Nationalpark-Tor

Der Bereich um den Antonius Hof und das Nationalpark-Tor Rurberg übernimmt eine ent-scheidende Rolle im freiräumlichen Gesamtgefüge des Areals. Als Auftakt für mit dem Auto ankommende Touristen sind hier ein Großteil der Parkplätze untergebracht. Den Parkplätzen vorgesetzt umschließt eine Wegeklammer die drei wichtigen Gebäude Antonius Hof, Erweiterungsbau und Nationalpark-Tor. Zwischen diesen Gebäuden liegt die Bürgerwiese. Der Bürgerwiese angeschlossen befinden sich die Festtribüne und der Festplatz. In Kombination mit dem Antonius Hof bildet dieser Bereich ausreichend ansprechenden Raum für verschiedenste Ver-anstaltungen und setzt einen wichtigen Schwerpunkt. Sowohl dem Antonius Hof, als auch dem Nationalpark-Tor werden mit der umschließenden Wegeklammer der Nutzung der Gebäude entsprechende Vorplätze geschaffen.

Der anschließende Eiserbachdamm wird durch die verkehrliche Umstrukturierung des gesamten Areals vom MIV befreit. So ist genügend Platz für Fußgänger und Fahrradfahrer, auch ohne eine Erweiterung der Dammkrone. Die Balkone werden vergrößert und damit der Aussichts- und Aufenthaltsbereich gestärkt. Auch hier führt das Rurberger Band den Besucher*in entlang der touristischen Highlights von Rurberg.

Rurberger Balkon

Der Rurberger Balkon bildet zwischen Nationalpark-Tor und Anlege-Stelle einen touristischen Auftakt- und Sammelpunkt für mit dem Schiff ankommende Besucherinnen und Besucher Rurbergs. Ein großer Balkon mit Sitzmöglichkeiten und Pflanzinseln bietet genügend Raum zur Orientierung und gleichzeitig attraktiven Aufenthalt. Ihm gegenüber ist der Paulushofdamm zu sehen und bildet eine durch das technische Bauwerk geprägte Kulisse. Damit kommt dem Rurberger Balkon eine ganz besondere Atmosphäre zu teil. Das durchlaufende Rurberger Band führt die Besucherinnen und Besucher nach Süden in Richtung Nationalpark-Tor oder nach Norden in Richtung der Rurberger Promenade.

Rurberger Promenade

Die Rurberger Promenade schließt nördlich des Rurberger Balkons an und zielt in Gestaltung und Ausrichtung auf eine ganzjährliche Nutzung der Bürgerinnen und Bürger von Rurberg ab. Die drei entlang der Promenade angeordneten Balkone haben Potential neue Lieblingsplätze zu werden. Bequeme Bänke, Pflanzinseln und Sitzkissen aus Beton laden zum Verweilen ein. Besonders geprägt wird dieser Bereich von Rurberg durch die einzigartige Kulisse auf der an-deren Seite des Rursees, dem Nationalpark Eifel. Das Rurberger Band läuft auf einem großzügigen Gehweg entlang der Promenade, verbindet die Balkone untereinander und schließt die Rurberger Promenade an das Gesamtareal an. Ergänzt wird die obere Promenade durch einen Seeweg, welcher auf Höhe des mittleren Staupegels entlang der Wasserkante führt.

Das Gesamtkonzept bietet viel Raum für die Neukonzeption bestehender und kommender Veranstaltungen. So bekommt beispielsweise Rursee in Flammen auf der neuen Bürgerwiese mit der Festtribüne und dem Festplatz einen neuen Raum. Der Weihnachtsmarkt könnte sich entlang des Promenadenweges oberhalb der Bürgerwiese auf dem teilweise gesperrten Parkierungsstreifen wiederfinden, mit Ausblick über den Eiserbachsee.

Die verkehrliche Umstrukturierung verfolgt das Ziel der Zentralisierung der Park-Bereiche. So wird der schon funktional durch Parkplätze geprägt Raum oberhalb des Antonius Hofes im Rückbereich bis zum Erweiterungsbau in Richtung Nationalpark-Tor weitergeführt. Dort werden alle notwendigen Parkplätze und eine Wendemöglichkeit untergebracht. Die Parkierung auf Seiten des Paulushofdammes wird ebenfalls effektiv neu strukturiert und das Wenden möglich gemacht. Damit ist das Überfahren des Eiserbachdammes nicht mehr notwendig.

In der Auswahl der Materialität und Ausstattung wird auf die jeweilige Nutzung und Bedürfnisse reagiert. Sitzbänke sind mit Lehnen und Sitzauflagen aus Holz versehen, besondere Beleuchtung in Form von drei-Punktleuchtmasten schaffen eine besondere Atmosphäre und informelle Sitzmöglichkeiten auf den Pflanzinseln sowie die Sitzkissen ergänzen das Konzept für attraktiven und angenehmen Aufenthalt.

Das durchgehende Wegekonzept eines Weges auf Höhe der Promenade und eines zusätzlichen Weges entlang der Wasserkante wird im Ideenteil, dem Rurseezentrum fortgeführt. Zwei Wegeschleifen zonieren und organisieren den Raum. Entlang der oberen Wegeschleife werden Nutzungsinseln angeordnet, welche verschiedene dem Thema Spiel und Erlebnis zugesprochene Angebote wie beispielsweise Pumptrack und Kletterspielplatz umfassen.

Die Gründecks sind eine ganz besondere Attraktion Rurbergs. Wenn der See gefüllt ist, schwimmen die Decks im Wasser und die darauf wachsenden, standortgerechten Bäume treiben auf dem Rursee und bieten einen interessanten Anblick. Fällt der Wasserstand, dann landet das Gründeck auf dem Grund des Sees. Die einsamen Bäume sind in der steinigen Landschaft dann ein unübersehbares Highlight und weithin sichtbar.

Ob bei hohem Wasserstand mit dem Boot oder bei Niedrigwasser zu Fuß angesteuert – die Gründecks von Rurberg sind rundum etwas Besonderes.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Stärke der Arbeit liegt in ihrer Angemessenheit und der sorgfältigen Reaktion auf die unterschiedlichen räumlichen Situationen.
Mit einer einfachen und klaren Struktur aus einem Promenadenband ergänzt mit wenigen, an den richtigen Orten gesetzten Aufweitungen gelingt den Verfassenden ein gelungenes Gesamtkonzept. Auch die Größe dieser Aufweitungen ist angemes-sen und reagiert auf die eher touristisch und eher von den Einheimischen genutzten Orte.
Gewürdigt wird die Verkehrslösung mit zwei Wendemöglichkeiten am Nationalparktor und am Paulushofdamm, die den Eiserbachdamm so konsequent von Verkehr freihalten. Dies erfordert aber einen neuen Standort für den Erweiterungsbau, der die vorhandene Infrastruktur nicht nutzen kann und damit eine deutliche Erhöhung der Kosten erwarten lässt. Der räumliche Vorteil ist dennoch immens: Neben der verkehrlichen Verbesserung schafft die Platzierung des Neubaus im Zusammenspiel mit Nationalparktor und Antoniushof eine wohlproportionierte Freifläche, die großzügig wirkt und für Veranstaltungen flexibel nutzbar ist.
Die drei Gebäude bilden so ein Ensemble, das einen schönen Auftakt bildet, im De-tail und ihrer Gestaltung wirft sie jedoch Fragen auf. So soll auch das rote Band zwar den Gesamtzusammenhang darstellen, überzeugt im Detail jedoch nicht.
Die Flächenaufteilung der Promenade erscheint nachvollziehbar, die Qualität der Oberflächengestaltung wird nicht deutlich.
Der Weg entlang dem mittleren Wasserspiegel wird richtigerweise wenig inszeniert, ob er überhaupt erforderlich ist, wird in Frage gestellt - der Steg um das Café Henn aber stärkt die Verknüpfung der Uferbereiche.
Das Rurseezentrum überzeugt durch eine einfache Wegeführung und Zonierung und schafft gut vorstellbare Spiel- und Aufenthaltsbereiche.
Die Bauminseln werden sowohl grundsätzlich als auch in ihrer willkürlich wirkenden, sehr vereinzelten Lage sehr kontrovers diskutiert, sind als Zutat jedoch weder zwin-gend noch entscheidend.
Insgesamt wird in dieser Arbeit ein stimmiges Gesamtkonzept gesehen, das auch unter wirtschaftlichen Aspekten gut realisierbar erscheint.
Bürgerwiese

Bürgerwiese

Lageplan

Lageplan

Lageplan Nationalpark-Tor

Lageplan Nationalpark-Tor

Lageplan Promenade

Lageplan Promenade

Schnitt Bürgerwiese

Schnitt Bürgerwiese

Balkon

Balkon