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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2020

Freiraumplanerisches Gesamtkonzept für das Rurseeufer in Rurberg

3. Preis

Preisgeld: 12.000 EUR

Die Planergruppe

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

NEULAND BETRETEN
Die Landschaft als Player

Am Rursee gibt es Freiraum im Überfluss: großartige Blicke, atemberaubende Kulissen und einen See mit einer ganz besonderen magischen Atmosphäre. Die Aufgabe der Freiraumplanung sehen wir darin, die Landschaft zu erschließen, sie zu inszenieren, sie nutzbar und erlebbar zu machen. Es gilt, die besonderen Merkmale, die den Reiz des Rursees ausmachen herauszufiltern und zu stärken, und neue Elemente unaufdringlich, zurückhaltend und selbstverständlich einzufügen. Der Stausee ist kein natürliches, sondern ein menschengemachtes Landschaftselement, und wurde bei seinem Bau in den 1930er Jahren und noch einmal bei der Erhöhung des Stauvolumens in den 1950er Jahren mit Gewalt in die Landschaft geschlagen. Vorgegeben werden die Form und Ausdehnung der Wasserfläche durch die natürliche Topographie.

Das kommende und gehende Land
Unglaublich faszinierend erscheint uns, wie der bis zu 20m schwankende Wasserspiegel des Hauptsees das Landschaftsbild im Laufe der Jahreszeiten verändert, und an den Ufern Land auftaucht und wieder verschwinden lässt. Gerade zur Hauptsaison und Badezeit ist der Wasserstand tief und die Niedrigwasserzone wenig attraktiv und kahl. Bisher ist diese Zone kaum nutzbar, lediglich private Bootsbesitzer und einzelne Wassersportler nutzen das Niedrigwasserland, um zu den Stegen zu gelangen. Die meisten Besucher bleiben oben an der Straße Seeufer, während das Wasser tief unten und kaum erlebbar ist. Aufgrund des Klimawandels ist zu befürchten, dass sich die Niedrigwasserstände früher im Jahr einstellen, dass sie länger anhalten, und damit die Tourismussaison noch weiter beeinflussen. Dieses eigentlich hoch aktuelle und faszinierende System des Stausees dem Besucher begreifbar zu machen, die Besucher auch nach unten zu führen und damit dem Wasser näher zu bringen, und gleichzeitig die im Grunde genommen attraktivste Uferzone nutzbar und für Aufenthalt attraktiv zu machen ist Ziel des Entwurfs.

Die Erlebbarkeit des Rursee verbessern
Durch die Wegeführung und die Art der Besucherlenkung, die Lage und den Höhen-Abstand zum Wasserspiegel wird der Rursee besser erlebbar gemacht. In Ergänzung zur Promenade, die entlang der Vollstau- Wasserlinie geführt wird, wird ein neuer Weg durch die oben beschriebene Niedrigwasserzone geführt, so dass bei Niedrigwasser ein Rundweg entsteht und die Landschaft aus einer anderen Perspektiven erlebt werden kann. Neue Aussichtspunkte und Aufenthaltsmöglichkeiten am Wasser lenken die Blicke zu den attraktivsten Orten und besonderen Kulissen. Obwohl die Kulisse viel Grün bereithält, dominiert in einigen Zonen am Rursee die steinerne, monostrukturierte und öde Verkehrs-Infrastruktur. Diese Orte werden aufgewertet indem Pflanzungen ergänzt werden, die durch Blühaspekte zur Attraktivität und nebenbei auch einen ökologischen Mehrwert beisteuern.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Annahme der Entwurfsverfasser, dass sowohl Niedrig- bis Mittelwasserstände des Rursees zum prägenden Element der Uferkante führen werden und Konsequen-zen in den Gestaltungszonen zwischen Uferweg und Rurseewasser erfordern, wird von der Jury gewürdigt. Folgerichtig versuchen die Verfasser mit Wegeführungen, Wasserstauungen und temporären Pflanzkulturen den Zwischenraum zu qualifizie-ren. Der konkrete Vorschlag einer von den Verfassern angenommenen Topografieli-nie überzeugt die Jury nicht, da zu erwarten sein wird, nur an wenigen Tagen im Jahr die entsprechende Wasserführung bzw. Wasserstände zu erwarten sind. Kont-rär wird der gestalterische und funktionale Vorschlag zur Seepromenade gesehen, eine sowohl durch Straßen und Pflasterbeläge definierte Trennung des fließenden Verkehrs und den Aufenthaltsansprüchen der Besucher vorzuschlagen. Gänzlich unverständlich erscheint der Jury die Beibehaltung von Hecken in der Seeuferpro-menade, da hierdurch nicht nur Beeinträchtigungen in den Blickbeziehungen zur Se-enlandschaft, sondern auch die Separierung des Seeufers in funktionale Streifen vollzogen wird.
Besonders gelungen erscheint der Jury die Gestaltung des neuen Festplatzes zwi-schen Nationalparktor und Antoniushof mit einer guten Positionierung des Neubaus. Überzeugend ist die dem Wasser zugewandte Landschaftstreppe, die am eher durch geringe Schwankungen des Wasserstandes beeinflussten Eiserbachsee, di-rekt am Seeufer, positioniert ist.
Das gut erkennbare Verkehrskonzept bietet sowohl sommer- als auch winterzeitbe-zogene Funktionsabläufe an, die noch nicht überzeugend sind. Dass das Parkie-rungskonzept den Vorplatz des alten Nationalparktors vollständig dem ruhenden Verkehr opfert, wird von der Jury bedauert. Die Verschiebung des bislang vorgese-henen Standortes des Neubaus am Nationalparktor wird zwar in dem vorgeschlage-nen Konzept gewürdigt, lässt aber eine Kostenerhöhung vermuten, da man nicht wie vorgesehen auf die Grundmauern und Ver- und Entsorgungseinrichtungen des alten Standortes zurückgreifen kann.
Die Jury begrüßt den zurückhaltenden Umgang mit Gestaltungsvorhaben im Bereich Eiserbachpark, da dieser Freiraum bereits heute hohe Qualitäten aufweist.
Insgesamt ist ein eigenständiger, in großen Teilen angemessener Beitrag entstan-den, der zwar die Anforderungen der gestellten Auslobung mit neuen Gestaltungs-richtungen belegen kann, aber vor allem im Bereich der Seeuferpromenade und der Positionierung der Stellplätze nicht gänzlich zu überzeugen vermag.