modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Award / Auszeichnung | 07/2020

Beispielhaftes Bauen Ortenaukreis 2014-2020

Das neue Mühlenumfeld in Willstätt

Das neue Mühlenumfeld in Willstätt

Mühlenumfeld Willstätt

DE-77731 Willstätt, Am Mühlplatz 1

Auszeichnung

BHM Planungsgesellschaft mbH

Landschaftsarchitektur

Gemeinde Willstätt

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Landschaft und Freiraum

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2010
    Fertigstellung: 01/2019

Projektbeschreibung

Im Zuge der Mühlensanierung wurden auch die angrenzenden Freianlagen umgestaltet. Eine neue, lebendige Ortsmitte sollte entstehen, die neben Aufenthaltsmöglichkeiten vor allem das Ortsbild aufwerten sollte. So entstand nordöstlich der Mühle ein neuer Treffpunkt in Form eines Dorfplatzes. Dieser wird auf der Ost- und Südseite von einem neuen Wohn- und Geschäftshaus gefasst. Im Westen grenzt das Rathaus an und im Norden kann man den vorbeifahrenden Verkehr der Hauptstraße beobachten. Räumlich wird die Straße durch eine langgezogene Sitzbank und Pflanzgefäße vom Platz getrennt. Bäume sorgen für Schatten und das leise Plätschern des Wasserspiels für Aufenthaltsqualität. Ein Café belebt den Platz zusätzlich. Die zentrale Platzfläche wurde mit Granitpflaster gestaltet, das sich bis zum Rathauseingang im Westen, über den Straßenraum zieht und einen großzügigen Teppich ausbildet. Hier flankieren Fahnenmasten und Fahrradständer den Zugang zum Gebäude. Weiteren Belagsflächen wurden in einem farblich angepassten, durchlaufenden Betonpflaster hergestellt. Es verbindet den Dorfplatz mit dem südlich der Mühle gelegenen, großzügigen Veranstaltungsplatz für Dorffeste. Im Belag eingelassene Zelthülsen ermöglichen den reibungslosen Aufbau der Festzelte, während eine Bodenhülse das Stellen des Mai- und Weihnachtsbaumes ermöglicht. Auch die Wasser- und Stromanschlüsse wurden in der Planung berücksichtigt. Weiter südlich schafft der abgesenkte Flößergarten einen attraktiven Aufenthaltsbereich am renaturierten Kinzigufer.
Über Rasenstufen gelangt man in den tieferliegenden Bereich, der mit seinen massiven Holzdecks zum Entspannen lockt. Auch als Trauzimmer im Freien dienen die Decks gelegentlich. An warmen Sommertagen lässt sich das kühle Nass der Kinzig hier besonders gut erleben. Dazu trägt auch die große Freitreppe am westlichen Rand des Veranstaltungsplatzes bei. Sitzstufen ermöglichen hier ebenfalls das Verweilen am Bach. Macht man sich über den neugeschaffenen Uferweg in Richtung Norden auf, so findet man zusätzliche Sitz- und Liegemöglichkeiten vor, die zum Relaxen einladen. In Richtung Süden gelangt man hingegen auf die historische Wehranlage, die von einer instandgesetzten Bastion und zahlreichen Stegen geprägt ist. Letztere Schaffen die fußläufige Verbindung der beiden Uferseiten. Bewusst wurden Elemente wir der ehemalige Rechenfang beibehalten. Sie verweisen auch heute noch auf die Geschichte des Ortes. So auch die bereits beschriebenen Holzdecks im Flößergarten, die auf die lange Tradition des Flößens an der Kinzig verweisen. Die Randbereiche, also der Übergang vom Ufer der Kinzig zu den Wegen und Platzbereichen, wurden mit großen Findlingen und einer abwechslungsreichen Bepflanzung gestaltet. Mehrstämmige Erlen bieten Schatten und greifen das Thema „Bach“ gestalterisch auf. Die historischen Buntsandsteinmauern wurden aufwendig saniert und teilweise authentisch ergänzt bzw. weitergeführt. Hinter der Ufermauer verläuft ein Fußweg, der das Rathausareal in Richtung Süden mit dem angrenzenden Grünzug verbindet. Parkplätze für Besucher des Rathauses wurden im Süden ebenfalls realisiert. Sie werden durch einen Kirschhain, der vor allem im Frühling mit seiner üppigen Blüte besticht, beschattet. Zahlreiche Sitzgelegenheiten bieten Passanten die Möglichkeit zum Verweilen. Eine pflegeextensive Staudenpflanzung sorgt für farbliche Akzente und vervollständigt das Pflanzkonzept. Die Materialauswahl orientiert sich am historischen Bestand. In der Planung wurde auch die Möglichkeit zur nachträglichen Errichtung eines Servicegebäudes für Veranstaltungen berücksichtigt. Neben einer Grund- und Sicherheitsbeleuchtung der Straßenräume sorgt eine Akzentbeleuchtung der Plätze auch in den Abend- und Nachtstunden für Aufenthaltsqualität. Eine besondere Technik kommt bei der Beleuchtung der Gebäudefassade des ehemaligen Mühlengebäudes zum Einsatz. Sogenannte Gobo-Strahler ermöglichen eine gerichtete, blendfreie Ausleuchtung der Fassaden.

Durch die umfangreiche Neugestaltung des Gebäudes und seiner angrenzenden Freiflächen, aber auch durch die ökologische Aufwertung der Kinzig durch die Renaturierung nahm die Gemeinde Willstätt eine einmalige Chance wahr, ihre Ortsmitte um einen bedeutenden Baustein zu ergänzen und fit für die Zukunft zu machen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Begründung der Jury
Der Platz am Rathaus verbindet die Kinzig gekonnt mit dem neuen Ortsmittelpunkt. Der Fluss ist nicht nur beispielhaft renaturiert, er wird auch zu einem identitätsstiftenden Ereignis in der Willstätter Mitte. Das lädt zum Verweilen ein. Die neuen Freianlagen setzen die Konversion des Mühlengebäudes in ein Rathaus gut in Szene. Entlang der Kinzig entwickelt sich so ein attraktives Fuß- und Radwegesystem abseits des üblichen Durchgangsverkehrs. Das stellt weiteres Potenzial für die Ortsentwicklung dar.
Zugang zur renaturierten Kinzig über Sitztstufen

Zugang zur renaturierten Kinzig über Sitztstufen

Wasserspiel auf dem östlichen Rappenplatz

Wasserspiel auf dem östlichen Rappenplatz

Das Mühlenumfeld vor der Umgestaltung

Das Mühlenumfeld vor der Umgestaltung