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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2020

Neubau Helmholtz-Zentrum Berlin - Verfügungsgebäude Adlershof

2. Preis

Preisgeld: 35.000 EUR

Staab Architekten

Architektur

Arup Deutschland GmbH

Bauingenieurwesen

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit platziert drei typologisch gleichartige, quaderförmige Baukörper entlang der Grundstückskanten. Durch kleine Verbindungsstücke bildet sie einen dreieckigen, geschlossenen Innenhof. Diese städtebauliche Setzung wird kontrovers diskutiert: die nach Außen offenen Einschnitte wirken zwar als Auflockerung und nordwestlich als Verbindung zum Campus, besitzen aber nicht unbedingt Aufenthaltsqualität. Vor allem scheint der Hof zu eng und ohne die gewünschte Qualität als Verbindungselement für eine Durchwegung im Erdgeschoss. Die Grundkonfiguration überzeugt jedoch durch große Vorteile. Die Bauabschnittsbildung ist einfach, da nur geringe Berührungsflächen zwischen den Baukörpern bestehen. Der erste Bauabschnitt ist an der Magnusstraße platziert und ermöglicht eine gute Adressbildung. Der zweite Bauabschnitt besetzt die nordwestliche Ecke und lässt die Flanke zum lärmbelasteten Ernst-Ruska-Ufer offen, die erst der dritte Bauabschnitt schließt. Hier wäre eine Umkehrung denkbar. Die Baureserve erfolgt als Verlängerung eines Riegels. Die Grundrisse sind stringent und sehr flexibel organisiert. Zwei mittige Erschließungskerne umfassen die Laborzone; die Büros sind L-förmig um die Laborzone angelegt und sowohl offen als auch geschlossen gestaltbar. Nachteilig ist die Anordnung der Büroräume zur lärmbelasteten Straße im Süden. Die Haupterschließung erfolgt über großzügige Treppen. Eine Besonderheit sind die jeweils an einem Kopfende der Riegel gelegenen Kommunikationszonen. Da sie brandschutztechnisch unabhängig von den Erschließungsflächen sind, können sie frei möbliert werden. Sie bieten jeweils Blickbeziehungen zum Eingang, zum Hof und darüber hinaus zu den anderen beiden Baukörpern. Große Loggien ermöglichen den Austritt ins Freie. Das Erdgeschoss ist höher und bietet damit große Freiheiten bei der Labornutzung. Vorteile werden auch in der Wirtschaftlichkeit des Gebäudes gesehen: es besitzt eine einfache Baukonstruktion aus nachhaltigen Standardmaterialien: recyceltes Aluminium, mineralische Baustoffe, optional Holzverbunddecken. Die gesamte Technik ist auf dem Dach angeordnet, so dass kein aufwändig abgedichtetes Untergeschoss erstellt werden muss. Allerdings wäre sicherzustellen, dass die Dachaufbauten als solche ausgeführt würden und nicht als zusätzliches „Technikgeschoss“. Die Fassade aus Aluminium und Glas verleiht dem Gebäude Leichtigkeit. Die Kommunikationsbereiche erhalten eine auffällige Bedruckung, die Assoziationen zu Messtechnik wecken. Die Arbeitsbereiche sind rationeller gestaltet; horizontale und vertikale Aluminiumschwerter verleihen dort Struktur und ermöglichen sehr flexible Anschlüsse. Hier muss eine sorgfältige Ausarbeitung erfolgen, damit die kleinteilige Abfolge nicht banal wird. Die Fassade wird konstruktiv über die Aluminiumschwerter verschattet, zusätzlich erhöht eine keramische Bedruckung der Verglasung den Sonnenschutz. Die Büros werden natürlich über die Fassade belüftet. Die innere Baumasse des Gebäudes wird thermisch aktiviert. Der Gebäudeentwurf ist mit einer aufgeständerten PV-Anlage auf dem Dach versehen. Die Wärmeversorgung des Gebäudes erfolgt über eine Luft-Wärmepumpe, die Gebäudekühlung über eine adiabate Verdunstungskühlung. Das Energiekonzept erscheint nur teilweise schlüssig. Die Wärmebereitstellung über eine Luftwärmepumpe erscheint fraglich, wenn auf dem Campus eine Fernwärmeversorgung aus Kraftwärmekopplung als Alternative möglich ist. Das Thema Photovoltaik wird berücksichtigt, allerdings nicht öffentlichkeitwirksam für die Außenwirkung des Gebäudes (ausschließliche Dachanlage). Insgesamt handelt es sich um einen sehr funktionalen Ansatz, der durch eine entsprechende Ausarbeitung eine poetische Qualität entwickeln könnte.