Architekturpreis Bochum 2020

Die Leitzentrale der RAG ist ein zentrales Instrument zur Steuerung und Überwachung der Ewigkeitslasten des Steinkohlebergbaus. Sie will sich zeigen, ohne Schaufenster zu sein, sie ist gut gesichert, dennoch transparent und für ein ausgewähltes Publikum geöffnet. Sie soll ein wahrnehmbares Zeichen setzen: In Funktion und Inhalt
herausgehoben, mit unverwechselbarer Architektur bei städtebaulicher Integration in den Standort Pluto.

Das Rechenzentrum – Herzstück der Leitwarte – wird gleichzeitig einkapselt und präsentiert. Der äußerst kompakte und zur Hinführung auf den Eingang straßenseitig bühnenartig eingezogene Baukörper wird mit einer unregelmäßig gelochten Metallfassade umhüllt, die sämtliche Möglichkeiten eröffnet, technisch notwendige Öffnungen zu kaschieren. Der hellbronzene Farbton kommuniziert mit der Fassade des benachbarten
Verwaltungsgebäudes, ohne auf eine eigenständige formale Aussage zu verzichten.

Der Leitstand ist die Benutzeroberfläche eines leistungsstarken Rechenzentrums. Die Arbeitsplätze der Wartisten befinden sich daher im Obergeschoss direkt über der zugehörigen Technik. Der Wartenraum wird umgriffen von einer L-förmigen Gebäudespange mit Büros und Nebenräumen, ergänzt um einen Schulungsraum im EG und einen Besprechungsraum im OG. Dazwischen spannt sich das Foyer im EG und ein kleiner Innenhof im OG, der die Arbeitsplatzqualität des Wartenpersonals durch einen geschützten Außenbereich steigert und der Kommunikation zwischen Besuchern, Besprechungsteilnehmern und Mitarbeitern ein attraktives Angebot bereitstellt.

Die Leitwarte der RAG Aktiengesellschaft ist ein herausragendes Beispiel für ein technisches Bauwerk, das die Vergangenheit mit der Gegenwart verbindet.Auf dem ehemaligen Zechenareal der Zeche Pluto in Herne wird die neue Leitwarte als solitärer Baukörper positioniert, der durch seine schillernde Hülle auf sein Innenleben neugierig macht. Durch eine Faltung in der Gebäudehülle wird selbstverständlich in das Entree hineingeführt. Nutzer und Besucher werden in einem Foyer empfangen, das gleichzeitig Eingangsbereich und Ausstellungsraum ist und Hinweise über die Geschichte des Ortes gibt.Die Präsenz der Faltung im Gebäude überrascht: Die Erlebbarkeit der Faltung im Inneren und die präzise Verwendung der Materialien lassen das Gebäude zu einer begehbaren Raumskulptur werden. Möblierung und innere Ausstattung sind Teil der gesamten Raumkomposition und führen die Entwurfsprinzipien im Gebäudeinneren fort. Alle notwendigen Arbeitsbereiche werden schlüssig in das Volumen integriert. Das Herzstück des Gebäudes, die eigentliche Leitwarte, zeigt sich sowohl geschützt als auch öffentlich. Großzügige Ausblicke und ein angrenzender Hof ermöglichen ein optimales Arbeiten in 24-Stunden-Betrieb.Eine unregelmäßig gelochte, präzise detaillierte Metallfassade umhüllt den Baukörper. Notwendige Öffnungen werden dem Motiv der Faltung folgend behandelt.Das Gebäude ist ein positives Beispiel für den hohen baukulturellen Wert von technischen Bauwerken, der durch gute Zusammenarbeit zwischen Architekten und Bauherren entstehen kann.