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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2020

Neubau des Schulhauses Pfarrmatte samt Mehrzweck- und Pfarreisaal in Escholzmatt (CH)

ARNIKA

1. Rang

Preisgeld: 35.000 CHF

Thomas De Geeter Architektur GmbH

Architektur

Riggenbach Garten und Landschaft

Landschaftsarchitektur

AF Toscano AG

Bauingenieurwesen

RMB Engineering AG

TGA-Fachplanung

Mosimann & Partner AG

TGA-Fachplanung

AFC Air Flow Consulting AG

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

UMGEBUNGSGESTALTUNG

Der neue Dorf- und Schulhausplatz vor dem Neubau bietet den verschiedenen Nutzer-gruppen eine multifunktionale Plattform, welche einen niedrigschwelligen Gebrauch zu-lässt. Hier pulsiert das Schul- und Dorfleben ungestört von Parkplätzen und Strassenlärm im Herzen von Escholzmatt. Ein heller Klinkerbelag begleitet die Nutzer ebenerdig zu den Eingängen des Neubaus, wobei die abfallende Topografie der Schulhausstrasse mittels zweier Mauern aus gestocktem Ortbeton gekonnt aufgenommen wird. Vor dem Biblio-thekstrakt schafft eine grosszügige Treppenanlage den Geländesprung zum Jugendtreff. Hier sitzt man gerne unter mehrstämmigen Felsenbirnen (Amelanchier) und liest in der warmen Frühlingssonne ein Buch unter dem weissen Blütendach.

Weiter gehts hoch die Treppe zum Eingangsbereich des Pfarreisaals, wo ein besinnlicher Blick über den Friedhof mit seiner imposanten Kirche zum Nachdenken anregt. Die beson-dere Lage der jugendlichen Schule am alten Friedhof wird hier deutlich spür- und erlebbar. Der Aussenraum des Friedhofs wird entlang der Gebäudefassade weitgehend belassen und ruhig gehalten. Dies gilt auch für die Bereiche bei der Turnhalle mit rotem Allwetter-platz, wo auch aus Kostengründen und des guten Ist-Zustandes wegen keine grossen Eingriffe geplant sind. Die Veloparkierung befindet sich an der Seite des Hauptplatzes und orientiert sich in ihrem Erscheinungsbild an der feingliedrigen Architektur des Neubaus. Hinter dem Velohaus finden vier Container platz und tangieren so den Aussenraum nicht.

Eine freie Möblierung mit robusten Stühlen und Tischen aus Aluminium lässt eine vielfälti-ge Nutzung des Hauptplatzes zu und kann an die Bedürfnisse der Nutzer angepasst wer-den. Vier Mastleuchten entlang der Schulhausstrasse sorgen in der Dämmerung für eine dezente Beleuchtung und lassen so eine Nutzung des Platzes nach Sonnenuntergang zu. Im August überrascht der weissblühende Schnurbaum (Sophora) mit seiner späten Blüte und schreibt mit an der Geschichte des neuen Dorf- und Schulhausplatzes.

Beurteilung durch das Preisgericht

Ausgehend von der systematischen Analyse der ortsbaulichen Situation, werden zwischen dem Pultdach der bestehenden Turnhalle und dem Pavillon des Jugendtreffs drei neue Gebäudekörper platziert, die durch eine raffinierte Staffelung Bezug zum umliegenden Ensemble aufnehmen und mit ihren Pultdächern gleichzeitig einen eigenständigen Rahmen bilden.
Der Entwurf entwickelt sich aus der vorgegebenen Situation, indem er die Form der Turnhalle aufgreift, sie transformiert und geschickt weiterführt. Der vor- und rückspringende Verlauf der Fassadenfront entlang der Schulhausstrasse definiert einen neuen grossen Platz, der im Bereich des Schulhauses grosszügig überdeckt ist. Die Abfolge der Nutzungen bleibt durch die gewählte architektonische Artikulierung der Gebäudekörper klar ablesbar, obwohl die Anlage durch die durchgehende Materialisierung einheitlich erscheint. Geschickt wird mit der vorhandenen Topografie und dem Verlauf der Dachlinie gespielt. Während sich der Pfarreisaal zur Kirche und dem Eingang hin aufschwingt führen die beiden Pultdächer der Säle selbstverständlich zum gedeckten Vorplatz des Foyers und des Schuleingangs.
Zum Friedhof hin schliesst sich die lange, ruhig gehaltene Fassade, die durch den kleinen Rücksprung des Schulgebäudes leicht gegliedert wird, wohltuend und belässt damit dem Gräberfeld seine Würde.
Der neue Freiraum zur Schulhausstrasse wird entsprechend der abfallenden Topografie unterschiedlich gestaltet. Als verbindendes Element der drei Zonen wird ein heller Klinkerbelag vorgeschlagen. Vor dem Gemeindesaal setzt ein hochwachsender, solitärer Baum in einer Insel aus Schotterrasen einen Akzent, während vor der Bibliothek eine grosszügige Treppenanlage den Geländesprung zum Jugendtreff unter mehrstämmigen Felsenbirnen überwindet.
Durch die geschickte Anordnung und Gestaltung der Gebäudekuben sind die unterschiedlichen Nutzungen klar ablesbar.
Das Schulhaus wird im Erdgeschoss über den gedeckten Vorplatz und das Foyer erschlossen, von dem aus auch die Bibliothek sowie das multifunktional nutzbare Sitzungszimmer zugänglich sind. Ab dem ersten Obergeschoss ist der Schulbereich vom Rest der Anlage getrennt. Pro Geschoss sind je zwei Klassen- und Gruppenräume um eine kleine Halle, die den Schulbereich in der Vertikalen zusammenfasst, angeordnet. Die zusammenhängende Fläche entlang der Süd- ostfassade lässt sich beliebig in verschieden grosse Räume unterteilen. Kopfseitig liegen Treppenhaus und Lift auf der nordöstlichen sowie eine kleine zusätzliche WC-Anlage und ein weiteres Zimmer von der Grösse eines Gruppenraumes, auf der südwestlichen Seite. Diese sollen für die Lehrerarbeit, das Lehrerzimmer sowie als Therapieraum genutzt werden. Die Anordnung des Lehrerbereichs auf zwei Geschossen ist aber nicht ideal, ebenfalls ist die Anzahl der WC’s zu klein und die Wege darum zu lang.
Der Gemeindesaal liegt gut platziert zwischen dem neuen Schulhaus und der bestehenden Turnhalle, er mag mit seiner fast quadratische Proportion aber nicht zu überzeugen. Er wird über das zentrale Foyer unter dem Schulgebäude erschlossen. Die Küche ist vom Foyer oder Saal aus zugänglich. Die Nebenräume liegen nördlich, unter dem Pfarreisaal. Die Bühne öffnet sich gegen Südwesten in den Saal, der durch fischbauchförmige Holzfachwerkträger geprägt wird. Der neue Gemeindesaal lässt sich auch zum Foyer der Sporthalle hin öffnen, wodurch sich vielfältige Möglichkeiten für gemeinsame Nutzungen ergeben.
Das Probelokal für Musikvereine und die Schule liegt, zusammen mit dem Schlagzeugraum, im Untergeschoss und wird über Lichträume, die beidseitig der Bühne angeordnet sind, belichtet.
Der Pfarreisaal wird vom Kirchenvorplatz her erschlossen. Er liegt leicht unterhalb dem ersten Obergeschoss des Schulhauses. Über einen gedeckten Vorplatz erreicht man das Foyer, das sich der Nordostfassade entlang erstreckt. Zwischen Foyer und Saal wird die Küche als Insel eingeschoben. Über das Treppenhaus sind die Nebenräume im darunterliegenden Geschoss zu erreichen. Das Dach des Saales ist analog dem Gemeindesaal von Holzfachwerkträgern überspannt, die hier jedoch längs des Saales s verlaufen. Der im Schnitt eingezeichnete disponible Raum über dem Vorplatz und Foyer ist nicht erschlossen.
Durch die klare Formulierung der verschiedenen Gebäudekörper und das gewählte Konstruktionssystem des Schulhaustraktes lassen sich sämtliche Lasten ohne Umleitungen direkt auf die Fundationen übertragen. Während die unter Terrain liegenden Bauteile sowie der Treppenhausbereich des Schulhauses in massiver Ortsbetonbauweise konstruiert sind, sollen sämtliche weiteren Wand- und Dachkonstruktionen aus Holz gefertigt werden. Vertikale Wände werden als Vollholzkonstruktionen aus einheimischem Nadelholz oder Holzwerkstoffen, die Fassaden als Holzrahmen und die Dächer aus Fischbauchträgern oder einfachen Sparren- und Pfetten-Konstruktionen ausgebildet. Bei den horizontalen Abschlüssen handelt es sich um Holz-Verbund-Decken. Weiss lasierte, vertikal verlaufende Holzschalungen mit aufgesetzten Deckleisten bilden die Aussenhaut der Fassadenflächen.
Die erwünschte, in diesem Projekt konsequent umgesetzte Holzbauweise bietet Gewähr für eine nachhaltige und bauökologische Konstruktion. Die Reduktion der unter Terrain liegenden Bereiche auf das Minimum, die einfache, direkte Lastabtragung sowie die weiteren vorgeschlagenen Massnahmen im Bereich der Haustechnik lassen auf eine nachhaltige, ökologisch behutsame Bauweise schliessen. Die Kosten liegen dabei leicht über dem Budget der Gemeinde.

Das Projekt Arnika zeigt eindrücklich, wie der Schulhausersatzbau mit den zwei grossen Sälen ortsbildverträglich in das wertvolle, bestehende Ensemble integriert werden kann. Gleichzeitig bleiben die verschiedenen Nutzungen klar ablesbar und schaffen, verstärkt durch die Gestaltung der Umgebung, ein neues kulturelles Dorfzentrum. Die Gemeinde Escholzmatt-Marbach erhält mit diesem Projekt nicht nur ein schönes, gut funktionierendes Schulhaus, sondern mit den zwei grosszügigen Sälen auch ein neues Zentrum, das über die Gemeinde in die Region ausstrahlen wird.

Überarbeitung
• Schulhaus
Lehrerarbeitsraum und Lehrerzimmer sind nebeneinander anzuordnen, wenn möglich im Bereich der angrenzenden Dachfläche (aufheizen im Sommer), gleichzeitig ist die Verteilung der WC-Anlagen auf die Geschosse zu optimieren
• Gemeindesaal
Bestuhlungsvarianten sowie die Möblierung mit Bankett-Tischen (280 sind gefordert) sind nachzuweisen. Seine Grundrissproportion ist zu überprüfen.
• Kosten
Die Kosten sind zu überprüfen und wo möglich zu optimieren, damit die Budgetvorgaben eingehalten werden können. Eventuell kann durch Optimieren der Dachneigungen Volumen eingespart werden. Quervergleiche lassen vermuten, dass im Kapitel BKP 1 (Vorbereitungsarbeiten) Potential vorhanden ist.
Dorfplatz mit Schulhaus und Gemeindesaal

Dorfplatz mit Schulhaus und Gemeindesaal

Eingang Pfarreisaal

Eingang Pfarreisaal

Gemeindesaal

Gemeindesaal

Schulhaus innen

Schulhaus innen