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Award / Auszeichnung | 09/2020

Effizienzpreis Bauen und Modernisieren 2020 – Landeswettbewerb Baden-Württemberg

Sanierung Wohnhochhaus Binzengrün 34

DE-79114 Freiburg im Breisgau, Binzengrün 34

Gold - Kategorie Modernisierung Mehrfamilienhaus/ Geschosswohnungsbau

Franz und Geyer Freie Architekten BDA dwb PartGmbB

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Hochhäuser

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2016
    Fertigstellung: 01/2018

Projektbeschreibung

Das Wohnhochhaus mit 16 Wohngeschossen aus den 60er-Jahren im Freiburger Stadtteil Weingarten-West war stark sanierungsbedürftig. Im Rahmen des Städtebauförderprogramms Soziale Stadt, mit einer Förderquote von 25%, wurde eine wirtschaftliche Sanierung überhaupt erst möglich. Das Projekt fügt sich als Schlusspunkt in die Reihe der drei bereits in direkter Nachbarschaft modernisierten Wohnhochhäuser der Freiburger Stadtbau GmbH ein.

Das Projekt Binzengrün 34 bildet den vorerst letzten Baustein des Rahmenplans Weingarten, in dessen Verlauf über 600 Miet-Wohnungen im Stadtteil saniert wurden. Bei diesem Projekt wurde neben der energetischen Sanierung der Schwerpunkt auf die Schaffung von preiswertem Wohneigentum für Selbstnutzer mit Einkommensgrenzen nach Landeswohnraumfördergesetz, sog. Schwellenhaushalte gelegt. Viele Mieter aus Beständen der Freiburger Stadtbau GmbH sowie langjährige Mieter aus dem Stadtteil wurden angesprochen. In einem Stadtteil mit überwiegendem Mietwohnungsanteil soll dies eine Veränderung, Bereicherung und Stärkung des sozialen Umfeldes dienen. Die neue vielfältige Belegung scheint die Zielsetzung der Planung zu erfüllen.

Im Rahmen der Sanierung wurde das Bestandsgebäude um zusätzliche 3.150qm Wohnfläche erweitert, ohne weiteres Bauland in Anspruch zu nehmen. Hierzu wurde der Bestandsbaukörper durch zwei Anbauten ergänzt. Der Innenraum wurde um die ehemalige umlaufende Loggienzone erweitert und als Wohnraum zugeschlagen. Durch eine voran gestellte Balkonkonstruktion aus Betonfertigteilen entstehen großzügige und gut nutzbare Außenbereiche. Das Wohnungsgemenge sowie die Zuschnitte der Wohnungen wurden komplett neu konzipiert. Die Wohnfläche erhöhte sich dadurch von ursprünglich 6.600qm auf 9.750qm.

Der ehemals homogene Wohnungsmix aus jeweils sechs 3-Zimmer-Wohnungen pro Geschoss wurde hinsichtlich der aktuellen Erfordernisse an städtischen Wohnraum überarbeitet. Die Wohnungsanzahl wurde von ursprünglich 90 auf 122 Wohnungen mit einem breit gefächerten Wohnungsmix 2-, 3-, 4- und 5-Zimmer-Wohnungen erhöht. Darüber hinaus wurde im Erdgeschoss des Gebäudes eine Kindertagesstätte für 20 Kleinkinder integriert. Alle Zugänge zum Gebäude sowie die der Wohnungen inklusive der Balkonzonen sind barrierefrei erreichbar.

Angrenzend zum sanierten Bestand wurde zeitgleich eine neue Nachbarbebauung mit 40 Mietwohnungen sowie 40 Eigentumswohnungen durch die Freiburger Stadtbau GmbH realisiert. Die Konzeption der beiden Bauvorhaben wurde in enger Kooperation mit dem Stadtplanungsamt der Stadt Freiburg in einem Bebauungsplanverfahren als Gesamtprojekt entwickelt.

Über eine gemeinsame, überdachte Tiefgaragenabfahrt werden die insgesamt 202 Wohnungen der beiden Projekte erschlossen. Dem Wohnhochhaus sind dabei eine Tiefgarage mit 102 PKW-Stellplätzen sowie eine Fahrradgarage mit 244 Stellplätzen zugeordnet. Teilweise wurden die PKW-Stellplätze mit Elektrolademöglichkeiten ausgestattet. Im gemeinsamen Zufahrtsbereich befindet sich die Müllentsorgung der gesamten Anlage. Diese ist als Modellprojekt der Abfallwirtschaft Stadt Freiburg in Unterflurcontainern untergebracht.

Im nördlichen Außenbereich bildet ein neu gestalteter Vorplatz die Eingangssituation zum aufragenden Baukörper und vermittelt zum angrenzenden Quartier. Im südlichen und westlichen Teil befinden sich zwei großzügige Spielflächen. Einerseits für die im Süd-West-Flügel angeordnete Kindertagesstätte, andererseits für die Bewohner des Gebäudes. Zusätzlich bietet die offen gestaltete Freifläche auf der Tiefgarage eine Naherholungszone von ca. 2.500 qm.

Gestaltprägend für das Gebäude wirkt die neue, vorangestellte Betonfertigteil-Konstruktion. Mit vor- und zurückspringenden Balkonen werden die großflächigen Fassaden strukturiert. Die Farbigkeit des Gebäudes ist bewusst zurückhaltend gestaltet wodurch die Materialität sowie die Oberflächenbeschaffenheit zum prägenden Element des Gebäudes werden. Die Betonoberflächen wurden mit einer subtil strukturierten Oberfläche hergestellt, die Putzoberflächen mit einem Besenstrich strukturiert. Der Wechsel aus Balkonbrüstungen mit Glas- bzw. mit eloxierten Streckmetallverkleidungen betont den Rhythmus der Fassade. Die bronzefarbenen Streckmetallverkleidungen spielen mit dem Licht und lassen das Gebäude in sehr unterschiedlichen Stimmungen erscheinen. Die vorspringenden Balkone wecken Assoziationen von Ballonkörben.

Die Eingangsfassade auf der Nordseite ist durch die Fensterbänder der Erschliessungsflure und den angrenzenden Erweiterungsanbau geprägt. Im Erdgeschoss vermittelt das großzügige Vordach mit seinen strukturierten Betonstützen zu den übrigen Fassaden und bildet mit der barrierefreien Zugangsrampe die Eingangszone des Gebäudes. Die Ausgestaltung der Flurbereiche wurde in Zusammenarbeit mit einem renommierten ortsansässigen Künstler gestaltet. Die unterschiedlichen Zeichen spiegeln die vielfältige Bewohnerstruktur -Vielheit in der Einheit.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das modernisierte Wohnhaus mit 16 Geschossen und 122 Wohneinheiten erreicht nach der Modernisierung sehr gute energetische Kennwerte. Dabei wird in beispielhafter Weise der Charakter des Gebäudes erhalten. Behutsam ergänzen zwei Anbauten das bestehende Wohnhaus aus den 1960er Jahren und werten es auf. Im Zuge der Modernisierung erhielt der Bestand eine neue Außendämmung und 3-fach verglaste Fenster; auch die Gebäudetechnik wurde komplett erneuert. Dadurch erreicht das Gebäude den Standard eines ‚KfW-Effizienzhauses 55‘. Durch die gewählten Materialien, die Bauausführung und das technische Konzept ist die Wirtschaftlichkeit hinsichtlich der Lebenszykluskosten sehr überzeugend.
Die Modernisierungs- und Erweiterungsmaßnahmen dieses Objektes können für eine Vielzahl von Gebäuden dieser Art und aus dieser Zeit eine besonders vorbildliche Herangehensweise aufzeigen.