BDA Architekturpreis 2020 Bergisch‐Land

Auf dem Gelände der Waldkaserne Hilden verwirklichten hks architekten BDA für das Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr zwei Neubauten, bestehend aus einem Ausbildungs- und Dienstgebäude mit Orchestersälen, Proben-, Unterrichts-, Lager- und Verwaltungsräumen, einer Bibliothek und Ausstellungsfläche sowie einem Unterkunftsgebäude mit 142 Unterkunftseinheiten. Durch ihre kerngedämmten Klinkerfassaden fügen sich die Gebäude in ihrem Erscheinungsbild in die vorhandene Bebauung auf dem Gelände der Waldkaserne Hilden ein. Die Gebäude liegen sich L-förmig gegenüber und schaffen damit einen hofartigen Innenbereich, in dem sich der Gebäudeteil „Probesaal“ durch Form und Material deutlich abhebt.

Die Waldkaserne in Hilden ist ca. 80 Jahre alt, sie liegt nordöstlich vom Hildener Stadtkern etwas außerhalb und beherbergt bereits seit 1969 u.a. das Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr. Für dieses Ausbildungsmusikkorps hat das Büro hks I architekten aus Aachen im Auftrag des Bau‐ und Liegenschaftsbetriebes NRW einen umfangreichen Neubau erstellt, der seit 2018 in Benutzung ist.
Es handelt sich um einen Komplex, der aus Unterkunftsräumen („Stuben“), Übungs‐ und Unterrichtsräumen sowie einem großen und einem kleinen Probesaal besteht. Die Räume sind aufgeteilt in drei Einzelgebäude mit insgesamt ca. 6400m2 Nutzfläche.

Nun ist eine Kaserne grundsätzlich eine militärische Gebäudeanlage, in der Soldaten (sowie heute auch Soldatinnen) untergebracht sind. Diese Rahmenbedingung sieht man insbesondere den L‐förmigen Unterkunfts‐ und Unterrichtsgebäuden auch an. Der im Innenhof liegende Trakt mit den beiden Sälen sticht in seiner goldenen Polygonität als Solitär deutlich hervor. Insgesamt nehmen die drei‐geschossigen Flachdachbauten sensibel Rücksicht auf die städtebauliche und architektonische Struktur der Waldkaserne. Die roten und schwarzen Ziegelfassaden, die verwendeten Fensterformate und Fassadengliederungen, die Stellung der beiden Gebäude um einen Innenhof – es finden sich diverse Zitate aus dem Gestaltungskanon der historischen Umgebung.
In allen drei Gebäuden des Gesamtkomplexes findet sich eine grundsolide Architektur mit stimmigen und oft hochwertigen Details bei Material, Form und Farbe. Die Jury hätte sich angesichts der Langlebigkeit von Kasernengebäuden eine verstärkte Berücksichtigung des Nachhaltigkeitsthemas gewünscht, auch wenn die Neubauten sicher nach den aktuellen gesetzlichen Vorgaben erstellt wurden. Der durch die Gebäudestellung entstandene Innenhof hätte über die reine „Grünfunktion“ hinaus mehr Nutzungsangebote für die Bewohner verdient. Die Unterbringungsmöglichkeiten („Stuben“) sind für militärische Verhältnisse vergleichsweise großzügig, können ihren Kasernen‐Charakter jedoch nicht verhehlen.

Dennoch:
Die gekonnte Einfügung in den Kasernen‐Grundriss, die Sorgfalt im Detail, die Konzentration auf eine hohe Funktionalität für die eigentlichen Aufgaben und der hervorstechende Saaltrakt verdienen eine Anerkennung für Architekten und Bauherr. Dass sich die Fassadenfarben zu einem „Schwarz‐Rot‐Gold“ verbinden, ist laut örtlicher Begleitung aber nur ein Zufall.