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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2020

Neubau einer Verbindungsbrücke am Städtischen Klinikum Karlsruhe

Leichter Schwung. Die Profilglas-Elemente verdecken die Fachwerkkonstruktion am Tag. Sie wird erst bei Dunkelheit durch die Fassadenbeleuchtung sichtbar.

Leichter Schwung. Die Profilglas-Elemente verdecken die Fachwerkkonstruktion am Tag. Sie wird erst bei Dunkelheit durch die Fassadenbeleuchtung sichtbar.

1. Preis

Preisgeld: 14.000 EUR

caspar.

Architektur

Werner Sobek AG

Tragwerksplanung

Werner Sobek AG

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Leichter Schwung
Brücke Städtisches Klinikum Karlsruhe

Städtebauliche Integration

Mit einem leichten Schwung fließt die neue Brücke zwischen der Helios Klinik und der Hubschrauberlandeplattform über die Franz-Lust Straße. Es entsteht ein dynamischer und zugleich ruhiger Körper, der sich städtebaulich unterordnet und dennoch Wirkung im Stadtraum entwickelt. Die Farbgebung und Materialität reiht sich in die helle Palette der Klinikgebäude ein, schafft so Kontrast zu den Bäumen der Allee und lässt diese so weiterhin den Straßenraum dominieren.
Die Neigung der beiden skulpturalen Stützen erzeugt positive Spannung gegen die Bögen der Brücke, und erreicht zudem, dass sie weder auf dem Gelände des städtischen Klinikums Karlsruhe die Parkplätze beeinträchtigen, noch die Vorfahrt vor der Helios Klinik blockieren. Die Ausbildung als Gabelstützen greift die Geometrie der Verästelung der Bäume auf und reduziert zugleich die Spannweiten zwischen Auflagern und ermöglicht so ein filigraneres und ökonomisches Tragwerk der Brücke selbst.

Konstruktion und Materialien

Ein weißer Fachwerkkastenträger formt die Brückenkonstruktion und ruht auf hellen Betonstützen. Profilglaselemente mit lichtstreuender Dämmeinlage lassen ein weiches Fassadenbild erscheinen und bieten gleichzeitig den erforderlichen Sichtschutz bei ausgeglichener natürlicher Belichtung. Das Material verdeckt die Fachwerkkonstruktion am Tag, während diese bei Dunkelheit durch die Beleuchtung auf der Fassade sichtbar wird.
Im Bereich der Anbindungspunkte zur Helios Klinik und zur Hubschrauberlandeplattform befinden sich anstelle des Profilglases opake Wandelemente, in denen Steckdosen installiert werden können. Der Anschluss an die Brücke erfolgt über eine Dehnfuge, die Lagerung der Brücke ist vom Bestand losgelöst.
Die Decke ist eine abgehängte Lamellenkonstruktion die einfachen Zugang zu den oberhalb verlaufenden Installationstrassen sowie den Deckenstrahlplatten zulässt.

Funktionale Anforderungen

Das Flachdach fungiert mit 2% Gefälle und seitlichen Aufkantungen über die gesamte Länge hin zum Hubschrauberlandeplatz als flache Rinne. Eine lichte Durchgangsbreite und -höhe von 2,50m sind gewährleistet, der Anschluss zur Plattform ist zudem durch die Rundungen der Fassade aufgeweitet, um das Manövrieren von Transportbetten zu erleichtern. Die Anknüpfungspunkte an die Hubschrauberlandeplattform und die Helios Klinik sind barrierefrei ausgebildet. Als Bodenbelag ist Kautschuk vorgesehen. Vor Türen und Fachwerk angeordnet befinden sich jeweils Rammschutz und Handlauf.

Beleuchtungskonzept

Kontinuierliche LED Bänder in den Fugen zwischen Profilglasfassade und Fachwerkträger sorgen für einheitliche, indirekte Beleuchtung, die 200 Lux erreicht.

Belüftungs- & Heizungskonzept

Ein natürlicher Luftaustausch innerhalb der geschlossenen Brücke wird über einen Lüftungsschlitz, der sich beidseitig über die gesamte Länge der Brücke erstreckt, realisiert. Dies gewährleistet einen permanenten Luftwechsel ohne Einsatz von Ventilatoren.
Für eine Komforterhöhung der bei extremen Außentemperaturen kommen wassergeführte Deckenstrahlplatten zur Beheizung oder Kühlung zum Einsatz. Diese befinden sich in der Abhang-Lamellendecke, die die Installationsebene zur Aufenthaltszone abgrenzt. Im Allgemeinen wird die Strahlungswärme & -kühlung als besonders angenehm empfunden.

Tragwerk

Die Konzeption sieht eine schlanke, wirtschaftliche und langlebige Stahlbauweise des Überbaus vor. Die seitlichen Wände werden dabei als Fachwerkträger mit schlanken Pfosten- und Diagonalstäben (QRO 100 x 100 mm) erstellt. Zwischen den Ober- und Untergurten (RHO 150 x 250 mm) der beiden Fachwerkträger spannt ein Verband, welcher die erforderliche horizontale Steifigkeit des Überbaus gewährleistet. Das Brückenband ruht auf zwei Gabelstützen auf, welche der geschwungenen Form des Überbaus entgegenwirken. Die Gabelstützen sind aus Stahlbeton erstellt, können alternativ aber auch aus Stahlrohren gefertigt werden. Zur Abschätzung der tragwerkstechnischen Machbarkeit wurde ein statisches Finite-Elemente-Berechnungsmodell erstellt.
Durch eine optimierte Stützenstellung werden die Auflagerkräfte an den Bestand der Heliosklink minimiert. Es werden lediglich horizontale Übergabelasten (ca. 150 kN) an die Bestandsdecken der Klinik abgegeben. Der Abtrag der vertikalen Einwirkungen erfolgt vornehmlich über die beiden Gabelstützen (je ca. 2.500 kN). Um die Verformungen zu reduzieren, erfolgen zusätzlich je zwei vertikale Anbindungen (je ca. 500 kN) des Überbaus am Treppenturm des Helipads. Die horizontalen Kräfte werden durch Anbindungen an den Treppenturm und die beiden Gabelstützen abgetragen und liegen im Bereich von 400 – 600 kN.
Geotechnisch müssen lediglich die Gründungen der beiden Pfeiler betrachtet werden. Es werden Pfahlgründungen vorgeschlagen, um Fundamenttiefe und Dimensionen in der Umgebung der Bestandsbäume zu minimieren, ersten Bemessungsergebnissen zufolge in Abmessungen von 2,2 x 2,2 m. Die Übergabelasten an den Treppenturm müssen bei der Dimensionierung von dessen Gründungsmaßnahmen berücksichtigt werden, stellen jedoch keine Herausforderung dar.
Am FE-Berechnungssystem wurde zudem eine Schwingungsanalyse durchgeführt. Ein Estrich innerhalb des Fußbodenaufbaus der Brücke sorgt für die erforderliche Masse der Brücke. Die erste vertikale Eigenfrequenz liegt demzufolge bei 2,7 Hz und kann daher als unkritisch betrachtet werden.

Montageablaufplan

Das Montagekonzept der Brücke sieht als ersten Schritt eine Erstellung der Fundamente unter den Gabelstützen sowie des Treppenhauskerns des Helipads vor. Gefolgt von der Montage / Erstellung der Gabelstützen. Die Montage des Überbaus erfolgt segmentweise. Dabei kann ein hoher Vorfertigungsgrad der Segmente bis hin zur Fassade angestrebt werden.

Wartung und Unterhalt

Das Material der Brücke ist hochwitterungsbeständig. Dadurch sind keine umfangreichen Wartungsmaßnahmen über die üblichen Reinigungsmaßnahmen hinaus notwendig.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit leichtem und elegantem Schwung überspannt die neue Brücke die Franz-Lust Straße, markiert den Stadtraum mit ihrem dynamischen Baukörper und überzeugt dennoch mit ruhiger Formensprache. Das Erscheinungsbild ist geprägt von der hellen Stahlkonstruktion und der Fassade aus Profilglaselementen und nimmt somit geschickt die Farbgebung der angrenzenden Klinikfassade auf, führt diese fort und setzt sich in angenehm spannungsvollen Kontrast zur bestehenden Baumallee. Kritisch gesehen wird die Ausbildung der Brückenunterseite, hier könnte eine Rhythmisierung und Strukturierung für mehr Spannung sorgen. Die Ausbildung des Scharniers an der Hubschrauberplattform ist nachvollziehbar, leitet gekonnt zum Aufzugsturm über und bietet die Flexibilität zum Weiterbauen an. Die Konstruktion des Brückenbaukörpers als Stahlfachwerk ist nachvollziehbar und besticht durch seine einfache und sinnfällige Gestaltung. Die angebotenen beiden Gabelstützen, die die Straße flankieren beziehen sich mit Ihrer Verästelung auf die benachbarten Bäume und fügen sich in deren Reihung geschickt ein. Lediglich die Entscheidung die Stützen als Betonkonstruktion auszuführen ist nicht ganz nachvollziehbar und die Variante in Stahlausführung ist zu prüfen. Irritation löst das Auflager des Brückenbaukörpers auf die Gabelstütze aus. Hier könnte eine weitere Gabelung und eine Verbindung an den Außenseiten des Raumfachwerks, den Kräftefluss besser bewältigen und Abhilfe gegen eine Torsionsbewegung schaffen. Die konstruktive Vertiefung überzeugt durch Präzision und einfache Detailierung. Der sommerliche Wärmeschutz wird kritisch gesehen und muss überprüft werden. Die neue Brücke des Klinikums fügt sich mit lässiger Eleganz in den städtebaulichen Kontext ein und stärkt ihr Erscheinungsbild mit klarer Durcharbeitung in Funktion und Detail.
Lageplan: Mit einer Länge von 54 Metern spannt die Brücke sich über die Franz-Lust-Straße und verbindet dezent das Städtischen Klinikum Karlsruhe mit der Helios Klinik.

Lageplan: Mit einer Länge von 54 Metern spannt die Brücke sich über die Franz-Lust-Straße und verbindet dezent das Städtischen Klinikum Karlsruhe mit der Helios Klinik.

Ansicht West-Südwest: Die Neigung der Gabelstützen steht für maximale Raumeffizienz: Die Parkplätze des Städtischen Klinikums Karlsruhe und die Vorfahrt vor der Helios Klinik werden nicht beeinträchtigt.

Ansicht West-Südwest: Die Neigung der Gabelstützen steht für maximale Raumeffizienz: Die Parkplätze des Städtischen Klinikums Karlsruhe und die Vorfahrt vor der Helios Klinik werden nicht beeinträchtigt.

Der geschwungene Brückenkörper ermöglicht eine bestmögliche Schonung des Baumbestands.

Der geschwungene Brückenkörper ermöglicht eine bestmögliche Schonung des Baumbestands.

Ansicht West: Die Brücke ordnet sich architektonisch unter. Die Bäume der Allee dominieren so weiterhin den Straßenraum.

Ansicht West: Die Brücke ordnet sich architektonisch unter. Die Bäume der Allee dominieren so weiterhin den Straßenraum.

Die Brücke antwortet architektonisch und stadtplanerisch auf die bestehenden und geplanten Anbindungspunkte.

Die Brücke antwortet architektonisch und stadtplanerisch auf die bestehenden und geplanten Anbindungspunkte.

Wettbewerbsmodell: Profilglas-Elemente mit lichtstreuender Dämmeinlage lassen ein weiches Fassadenbild erscheinen und bieten Sichtschutz bei ausgeglichener natürlicher Belichtung.

Wettbewerbsmodell: Profilglas-Elemente mit lichtstreuender Dämmeinlage lassen ein weiches Fassadenbild erscheinen und bieten Sichtschutz bei ausgeglichener natürlicher Belichtung.

Die Konstruktion des Baukörpers als Stahlfachwerk dient einer wirtschaftlichen, nachhaltigen und langlebigen Bauweise.

Die Konstruktion des Baukörpers als Stahlfachwerk dient einer wirtschaftlichen, nachhaltigen und langlebigen Bauweise.