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Offener Wettbewerb | 12/2020

Neubau eines Gesundheitszentrums in Erfde

Blick auf's Gesundheitszentrum

Blick auf's Gesundheitszentrum

Finalist

Preisgeld: 2.500 EUR

Stefan Förster Architekten

Architektur

KFP Kontor Freiraumplanung Thomas Tradowsky

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

„Dreiklang“

Das Grundstück an der B202 bildet den Auftakt am nördlichen Eingang des Neubaugebietes „Schrummkoppel“. Unser Entwurfskonzept greift den in Holstein traditionell weit verbreiteten Typus des Dreiseitenhofs auf und bildet mit Hilfe von drei unterschiedlich großen und hohen Baukörpern ein qualitativ hochwertiges Hofensemble, welches sich städtebaulich nach Norden zur Bundestraße hin öffnet. Ein großzügiger Weg quer über den Parkplatz samt einer kleinen Brücke zum zentralen Hof trägt zu einer markanten Adressbildung des Gesundheitszentrums an der Bundestraße bei.
Bewusst wurde auf eine Überbauung mit nur einem großen Baukörper verzichtet, da sich das Gesundheitszentrum als „Dreiklang“ in Maßstab und Formsprache harmonisch in die für Erfde typische kleinteilige Bebauungsstruktur eingliedert und sich so optimal mit dem dahinterliegenden Neubaugebiet verwebt. Die einander zugewandten Positionen der Häuser gewährleisten zudem wesentlich kürzere Wegeführungen zwischen allen Nutzungen als es in einem Solitär möglich wäre. Gleichzeitig schaffen die drei einzelnen Gebäude differenziertere Wegeführungen vom Neubaugebiet hinein in den zentralen Hof.
Identitätsstiftend und spannungsvoll ist die Fassaden-Dach-Kombination aus Klinkersteinen, welche das ortsübliche Giebelprinzip in eine moderne architektonische Formsprache überführt. Der gewählte Rotklinker stellt den Materialbezug zur historischen Bebauung her und verleiht dem Ensemble ein zusammenhängendes Gepräge. „Es entstehen neue Gebäude, die alte Geschichten erzählen.“
Wesentlich auszeichnen tut sich der Entwurf durch eine klare Gebäudegliederung nach Nutzungen. Das Nordwest-gebäude beherbergt Apotheke und Sanitätshaus, das Ostgebäude Physiopraxis und Tagespflege und das Südgebäude das medizinische Versorgungszentrum (MVZ) und den Pflegedienst. Gemeinsam schaffen Sie einen harmonischen Dreiklang. Die Orientierung für Besucher wird dank der jeweils eigenständigen Baukörper mit Ihren großzügigen Fassadenöffnungen erleichtert. Dies fördert die Begegnung, die Kommunikation und den Austausch, ohne dass sich die Nutzungen gegenseitig stören. Der zentrale Hof dient dabei als natürliches, gemeinsames Foyer unter dem schattenspendenden Lindenbaum, schafft gleichzeitig aber auch einen Treffpunkt im neuen Quartier und einen qualitativen Erholungsraum. Die homogen mit Kopfsteinpflaster belegte Fläche schmiegt sich zwischen die Baukörper und schafft einen barrierefreien Übergang zu allen Gebäuden. Durch den angrenzenden Apfelgarten und dem kleinen Weiher, welcher auch als Regenrückhaltebecken dient, entstehen Räume für Mensch und Natur. Orte der Zusammenkunft, der Bewegung und Entschleunigung. Der Hof kann am Wochenende beispielsweise mit Flohmärkten oder einem kleinen Hofmarkt belebt werden und entwickelt so eine ortsstiftende Anziehungskraft – „Eine gesunde Mitte“

Erschließung:
Der Parkplatz ist nur an die Planstraße des Neubaugebietes angebunden. Etwaige Krankentransporte und Anlieferung erfolgen ebenfalls über den Parkplatz und die befahrbare Brücke auf den Hof. Die Feuerwehr nimmt den gleichen Weg (Wendekehre), kann aber direkt von der B 202 (Poller) zufahren.

Raumprogramm:
Im nordwestlichen Bereich, nahe des Knotenpunktes zwischen Bundesstraße und Zugang Neubaugebiet, bildet der kleinste aller Baukörper den Auftakt des Ensembles. Die Platzierung dieses kompakten Gebäudes verhindert einerseits eine optische Abschottung des Hofes, schützt diesen jedoch zugleich vor dem direkten Verkehrsgeschehen. Die Fassade der hier verorteten Hofapotheke öffnet sich mit Hilfe von großzügigen Schaufenstern dem Besucher und ermöglicht so eine maximale Außenwirkung zur meistfrequentierten Grundstückseite. Im Inneren schafft der offene Holzdachstuhl über dem Verkaufsraum eine großzügig wirkende und warme Atmosphäre. Das angegliederte Sanitätshaus ist neben seinem hofseitigen Zugang auch intern mit der Apotheke verbunden. Über einen Drive-In kann die Apotheke zudem per PKW an der westlichen Fassade angefahren werden. In Teilen des Obergeschosses befinden sich die gemeinschaftlichen Technikräume des Gesundheitszentrums. Zentrales Haupthaus in der Hof-Trilogie bildet das medizinische Versorgungszentrum. Eine klare Aufteilung der Grundrisse über beide Geschosse unterstützt die natürlichen Funktionsabläufe der Besucher und Patienten sowie des Personals. So wird gewährleistet, dass die unterschiedlichen Nutzer effektiv arbeiten können und sich nicht gegenseitig behindern. Die für die Patienten zugänglichen Bereiche befinden sich ausschließlich im Erdgeschoss und sind, dank des zentral gelegenen Empfangsbereiches, mit beiden angegliederten Wartezonen über kurze Wege erreichbar. Durch eine Interne Treppe wird sichergestellt, dass auch die Wege ins Obergeschoss für das Personal kurz und effektiv gehalten werden. Ein Atrium mit Galerie über dem Empfang wertet diesen nicht nur räumlich auf, sondern ermöglicht die Sichtbeziehung zwischen Tresen und Backoffice im Obergeschoss. Der Personaleingang, welcher sich neben dem Zugang zu den Räumen der häuslichen Pflege an der rückwertigen Fassade befindet, ermöglicht es den Mitarbeitern ungestört vom Tagesgeschehen im MVZ anzukommen. Über diesen Zugang kann auch ein separates Sprechzimmer, z.B. für Infektionspatienten, erschlossen werden. In unmittelbarer Nähe zu diesem Eingang sind auch sechs Mitarbeiterstellplätze verortet. Der ausgebaute Dachstuhl bietet ein späteres kostengünstiges Erweiterungspotenzial für das Gesundheitszentrum. Im höchsten Gebäude befinden sich die Tagespflege und Physiopraxis. Alle Räume der Tagespflege sind barrierefrei und leicht zugänglich im Erdgeschoss angeordnet. Die klare Trennung von ruhigen und aktiven Bereichen ermöglicht es, den Tag in Gemeinschaft zu erleben und parallel auf das unterschiedliche Ruhebedürfnis der verschiedenen Besucher eingehen zu können. Dies spiegelt sich auch in der Gestaltung von teilgeöffneten und offenen Fassadenbereichen wider. Nach Süden öffnet sich die Tagespflege großzügig zu einer Terrasse in den Apfelgarten hinein und schafft so einen qualitativen Außenraum mit Bezug zum Leben auf dem Hof statt einer rein funktionalen Frischluftfläche. Die Physiopraxis staffelt sich über drei Geschosse in die folgenden Bereiche: Ankommen und Umkleiden in EG, Massage und Trainingstherapie im 1.OG sowie Fitnessraum im Galeriegeschoss. Dieses zusätzliche Staffelgeschoss ermöglicht eine besser separierte Nutzung und kürzere Erschließungswege innerhalb der Praxis. Die erhöhten Räume in den Dachgeschossen machen die Nutzung besonders attraktiv. So entstehen hier neben ruhigen Massageräumen hochqualitative Therapie- und Sportbereiche, die flexibel genutzt werden können. Alle Obergeschosse sind über mindestens ein Treppenhaus und barrierefrei per Aufzug zu erreichen.
Durch die drei kompakten Baukörper können die natürliche Belichtung und Belüftung in den Gebäuden, insbesondere in allen Arbeits- und Aufenthaltsräumen, sichergestellt werden. Großzügige Oberlichter tragen ebenfalls dazu bei. Nebenräume und Erschließungskerne befinden sich hingegen im inneren Bereich der Gebäude. Durch eine klare Grundrissgestaltung wird das Raumprogramm gemäß Vorgaben durchdacht umgesetzt, was eine kostenbewusste Herangehensweise des Entwurfs unterstreicht. Durch die effiziente Erschließung können Flure kurz gehalten und dadurch breiter, heller und für den Aufenthalt qualitativer gestaltet werden. Dieses ermöglicht nicht nur eine gänzliche Barrierefreiheit, sondern auch eine klare Wegeführung, in welcher man sich leicht orientieren kann.

Hybridbau & Fassadengestaltung:
Die bewusste Wahl einer hybriden Bauweise ermöglicht eine moderne, ressourcenschonende und nachhaltige Bauweise als Holzrahmenbau mit Zellulosedämmung in Kombination mit einer klassischen, dem Ortsbild entsprechenden Klinkerfassade. Volkstümlich heißt es: „Der verwendete Werkstoff Holz hilft heilen“. Holz schafft eine warme Ausstrahlung und ein gutes Raumklima. Die Holzrahmenbauweise ermöglicht zudem ein sehr präzises Zeit- und Kostenmanagement während der Bauphase sowie eine flexible Grundrissgestaltung für zukünftige Nutzungsänderungen. Die Decken werden als tragende Brettsperrholzelemente mit akustisch wirksamen Verkleidungen aus Massivholz und Gewichtsschüttungen für verbesserten Trittschallschutz ausgeführt. Die Wahl von holz- und sandtonartigen Farb- und Materialoberflächen im Innenraum sollen dem Nutzer eine warme und freundliche Atmosphäre vermitteln. Die geneigten Dächer können hervorragend für Photovoltaikflächen genutzt werden und in Verbindung mit Gründächern sind die Gebäude zudem sehr energiesparend und tragen dem ökologischen Aspekt Rechnung. Eine klare Fassadengestaltung aus teils großzügigen Fensteröffnungen und teilgeöffneten Flächen unterstützt die klare Grundrissgestaltung des Entwurfs und lässt diese auch äußerlich ablesbar werden. Den Klinker ebenfalls auf die Dachflächen zu ziehen, unterstützt den Anspruch einer schlichten zeitgemäßen Formsprache der Baukörper, die dem gewünschten Auftakt an der Bundesstraße in Erfde somit gerecht wird. Der ortstypische Rotklinker kann lokal hergestellt und klassisch als Verblendmauerwerk verbaut werden.

Freianlagenkonzept:
Gestalterisches Kernelement bildet die zentrale Hoflinde. Zusammen mit den Kopfweiden am Weiher wird so ein atmosphärisch ruhiger Raum geschaffen, der sich so dezent zum nördlichen Parkplatz hin abschottet. Die Hoffläche ist mit nachhaltigem Granitgroßstein (barrierefrei gesägt) im wilden Netzverband gepflastert. Dies Material ist im gleichen regionalen Kontext wie auch der Klinker der Gebäude verankert. Der Weiher ist ganzjährig wasserführend und daher mit lokal verfügbarem Ton teilgedichtet umso ein gutes Verhältnis von Rückhaltung und Versickerung zu gewährleisten. Das Vegetationskonzept entwickelt sich ebenfalls aus der landwirtschaftlichen Tradition und deren Leitbildern: Die Kopfweiden am Weiher, die Linde als der Hofbaum, Hecken und Knicks, sowie der bäuerliche Apfel- und Obstgarten mit blühenden bienenfreundlichen Wiesen.

Subtil auf die kontextuellen Bedingungen eingehend entsteht so das neue Gesundheitszentrum Erfde als „Dreiklang“ aus ortstiftender Hofatmosphäre, funktionaler Anforderung, und gestalterischem Akzent an der B202.

Beurteilung durch das Preisgericht

Liegt nicht vor
Innenraum mit Blick auf den Hof

Innenraum mit Blick auf den Hof

Präsentationsplan 1

Präsentationsplan 1

Präsentationsplan 2

Präsentationsplan 2