modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 01/2021

Neues Designstudio der Staatlichen Berufsfachschule und Fachschule für Produktdesign in Selb

1. Preis / Zuschlag

Preisgeld: 36.000 EUR

ATELIER 30 Architekten GmbH

Architektur

GTL Landschaftsarchitektur Triebswetter, Mauer, Bruns Partner mbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebaulicher Kontext und Freiraumbezüge
Der Neubau gliedert sich in vier Pavillons, welche im windmühlenartigen Verband um ein gemeinsames Zentrum mit einem grünen Innenhof angeordnet sind. Hin zum Hutschenreutherplatz erfolgt die Haupterschließung über einen Vorplatz in ein helles Foyer.
Für die Platzfläche ist ein heimisches Granitpflaster aus dem Fichtelgebirge angedacht. In welchem eine intarsienartig gefasste Grasfläche mit einem Birkenhain und Sitzbänken aus Granitblöcken präzise eingelassen ist. Darüber hinaus, dient die Platzfläche in Teilen auch als Freifläche für den Pausenbereich der künftigen Mensa und einigen Fahrradstellplätzen. Die überdachten Stellplätze befinden sich hinter der Durchfahrt zwischen Neubau und 2.BA.
Durch die pavillonartige Anordnung der Studios und Werkstätten kommuniziert das Gebäude auf allen Seiten gleichmäßig mit den umgebenden Freiräumen. Zudem führt das Bauvolumen, durch die dargestellte Körnigkeit der einzelnen Baukörper, zu einem feinsinnig proportionierten Ensemble für den Ort.
Neben dem Haupteingang werden um das Gebäude herum weitere Nebeneingänge an sinnvollen Stellen für Schüler*in / Studenten*in geschaffen. Durch dieses flexible Erschließungssystem können zudem alle Studiobereiche über eine asphaltieren Weg angeliefert werden. Dieser erhält eine Schicht aus eingestreuten und eingewalzten Granitfeinsplitt/Quarzsandgemisch.
Eine zweite Straße führt direkt zu den Parklätzen, sowie dem Müllplatz im östlichen Bereich des Wettbewerbsgrundstücks. Diese Funktionen werden hinter dem Gebäude vorgeschlagen, damit das neue Vis-a-Vis zum Hutschenreuterplatz und dem Ensemble Spiegelhaus-Regenbogenhaus-Pförtnerhaus eine entsprechende Adresse erhält.
Neben dem vorgeschlagenem Birkenhain auf dem Vorplatz, wird auf den Grünflächen und dem restlichen Grundstücke eine Mischbepflanzung aus einheimischen Laubbäumen vorgeschlagen.

2. Bauabschitt
Mit den verschiedenen Seminarbereichen und der Mensa befinden sich im 2. BA hochfrequentierte Räume, die man sich in Eingangsnähe der Designstudios wünscht. Daher wird dieser Baukörper im nördlichen Bereich des Vorplatzes als 2-geschossiges Gebäude mit kompakten Bauvolumen vorgeschlagen. Über eine überdachte Verbindung ist dessen Haupteingang direkt an das Foyer der Designstudios angeschlossen.

Architektur, Funktionalität und Materialität
Das Gebäude ist in einer nachhaltigen und ökologischen Holzbauweise geplant. Für Fassade und Dach werden geflammte Lärchenverschalungen vorgeschlagen. Das flammen von Holz bildet dabei einen hoch effizienten Holzschutz mit einer sehr langen Tradition. Die Fensterelemente werden in einer Pfostenriegelkonstruktion mit 3-fach Verglasung ausgebildet. Die großen Fensterflächen erhalten zudem einen außenliegenden Sonnenschutz, der bei Bedarf auch einen guten Sichtschutz darstellt.
Im Gebäudeinneren ist als Fußbodenbelag ein homogener angeschliffener Estrich angedacht, der durch alle Flure und Studios fließt. Die Arbeitsräume sind im inneren zum Kontrast zur Außenfarbe Weiß verputzt und bilden den gewünschten neutralen Hintergrund für die Arbeit an den einzelnen Werkstücken.
Darüber hinaus erhalten die atelierartigen Studios mit ihren Sheddächern eine gleichmäßige und sanfte Tageslichtausleuchtung über Nordlicht. Durch textile Behänge können diese Oberlichter bei Bedarf abgedunkelt werden. Die pavillonartige Struktur bildet auch im Inneren eine zeitlose, unprätentiöse Haltung aus. Im Vordergrund stehen hier funktionale Zusammenhänge der einzelnen Studios, sowie die verbindende Erschließung mit Ihrem zentralen Patio, sowie dem kommunikativem Foyer. Die Flure wurden bewusst etwas breiter angeboten, da hier für größere Werkstücke, bzw. dessen mögliche Ausstellung entsprechend Platz benötigt wird. Die genaue Breite muss hier gemeinsam mit dem Nutzer im weiteren Verlauf eruiert werden.
Direkt neben dem grünen Patio ist das Schaulager mit Wänden aus semitransparenten Polycarbonatplatten angeordnet. Im Bereich der Flure werden hierdurch die gelagerten Arbeiten subtil wahrgenommen.
Die CAD Arbeitsplätze sowie die Räume des Lehrpersonals erhalten eine verglaste Wandstruktur hin zum Flur sowie zu den Studiobereich, welche durch weiße Leinenelemente bei Bedarf Blickdicht gemacht werden können. Hierdurch entstehen nicht nur eine räumliche Dynamik, sowie spannungsvolle Einblicke in die Arbeitswelt, sondern auch Synergieeffekte, durch eine offene und kommunikative Raumstruktur. Stichwort: Offenheit / Transparenz - Kommunikation / Konzentration
Durch die dargestellten Raumachsen in den Studios von 4,0m lassen sich diese Bereiche beliebig zonieren und sind in Zukunft sehr flexibel. Dementsprechend wird dem Entwurf ein Ausbauraster von 1,0m zugrunde gelegt. Die Deckenkonstruktionen mit größeren Spannweiten werden mittels Unterzügen verstärkt, um eine stützenfreie Nutzbarkeit zu ermöglichen. Die Aussteifung der Gebäude erfolgt durch die Geschossdecken und über Wandscheiben. Die DIN 18040-1 für barrierefreies Bauen bildet eine Grundlage für das vorliegende Entwurfskonzept.

Sustainable Design Village - Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit
Angedacht ist ein ästhetisches Gebäudeensemble der Designstudios, was auch wesentliche Gesichtspunkte der Nachhaltigkeit erfüllt. Deshalb wird für die Gebäudekonstruktion und Fassade Holz als nachwachsender und klimaneutraler Baustoff vorgeschlagen. Durch einen Wandaufbau mit ca. 40 cm Zellulosedämmung, bzw. Holzfaserplatten als Dämmstoff, wird der Standard eines Niedrigenergiehauses erreicht. Mit Lehmbauplatten und entsprechendem Lehmputz, sowie einem diffusionsoffenen weißen Anstrich, entsteht ein hervorragendes Raumklima und eine konstante Luftfeuchtigkeit.
Neben der Belichtung werden auf den Sheddächern Photovoltaikanlagen und thermische Solaranlagen mit Südausrichtung vorgeschlagen. Das Erdreich unterhalb der Bodenplatte wird als saisonaler thermischer Energiespeicher ausgebaut, in dem in den Boden - der durch eine Wärmedämmung thermisch entkoppelt von Nachbarbereichen - Rohrregister eingelassen werden, über die die sommerlichen solaren Wärmegewinne in dem Bodenspeicher eingelagert werden, um diese in der Heizperiode wieder zur Raumheizung zu nutzen.
In Verbindung mit Wärmepumpen (sowohl Luft/ Wasser als auch Wasser/Wasser WP) und der Wärmerückgewinnung wird der Heizenergiebedarf der Designstudios in den Wintermonaten CO2-neutral gedeckt.
Für die räumliche Wärmeübergabe werden Fußbodenheizungen vorgesehen. Das System aus Flächenheizung, Wärmepumpe und thermischer Speicherung ermöglicht ebenfalls die tageszeitliche Nutzung partieller Wärmeüberschüsse.
An sonnenstarken Tagen arbeitet die Photovoltaikanlage mit maximalen Wirkungsgrad. In den Sommermonaten arbeiten die Wärmepumpen im reversiblen Betrieb und ermöglichen eine CO2- bzw. klimaneutrale und vor allem kostengünstige Kühlung der Studios über den Fußboden. Ein außenliegender Sonnenschutz verhindert eine übermäßige Aufheizung durch solare Einträge.
Besonders wirtschaftlich wird das Technikkonzept durch dezentral angeordnete Technikflächen im direkten Anschluss zu den einzelnen Studiobereichen. Neben der beschriebenen Technik befinden sich hier auch die Lüftungsanlagen. Der wirtschaftliche Vorteil liegt hier unter anderem auch in den äußert kurzen Wegen für die Leitungsführung. Der Hausanschlussraum für Strom, Glasfaser und Wasser befindet sich in einer kleinen Teilunterkellerung. Dessen Treppenhaus führt ebenfalls auf die Dachfläche, damit hier Revisionsarbeiten an den Technikzentralen unkompliziert stattfinden können.

Konzeptionelle Grundsätze für Nachhaltigkeit und den wirtschaftlichen Gebäudebetrieb:

• kompakte Bauweise
• wirtschaftliche Konstruktion mit hohem Vorfertigungsgrad
• Verwendung recyclingfähiger und natürlicher Baustoffe
• sehr gut gedämmte Gebäudehülle mit Zellulosedämmung
• robuste und nachhaltige Fassadenoberflächen
• gute und gleichmäßige Tagesbelichtung der Designstudios mit der Möglichkeit zur Nachtauskühlung
• optimierter sommerlicher Wärmeschutz durch Außenjalousien
• Optionale Nutzung des Regenwassers für sanitäre Anlagen
• Extensive Begrünung der Flachdächer
• Einsatz von Photovoltaik, Solarthermie im Sheddachbereich
• Einsatz effizienter Anlagenkomponenten mit Wärmerückgewinnung
• Einsatz von Wärmepumpen und Wärmerückgewinnung für die Beheizung in den Wintermonaten.
• Saisonaler Thermischer Bodenspeicher mit einfachsten Mitteln
• Wirtschaftliche, CO2- und Klimaneutrale Kühlung in den Sommermonaten
• Dezentrale Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung

Die kompakte, klare Struktur und Konstruktion des Gebäudes, im Zusammenhang mit einem effizienten Energiekonzept, lässt eine wirtschaftliche Herstellung und Betrieb des Gebäudes erwarten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf reagiert angemessen auf die gegenüberliegende Bebauung, gibt eine klare Antwort auf die diffuse städtebauliche Situation und wertet diese auf: Er schafft eine eindeutige neue Adresse mit dem richtig angeordneten vielfältig nutzbaren Eingangsplatz und Hauptzugang am Hutschenreuther Platz. Der 2. Bauabschnitt ergänzt das Ensemble an dieser Stelle. Es gelingt dem Verfasser, die große Baumasse durch die Pavillonartige Struktur standortverträglich aufzulösen und sich dennoch mit einem selbstbewussten Baukörper zu präsentieren. Hervorzuheben ist, dass die bauliche Konzeption eine Anpassung an unterschiedliche Raumhöhen und geänderte Raumprogrammvorgaben ermöglicht. Die Konzeption mit Sheddächern knüpft an die Geschichte des Ortes an. Die transparente Eingangsfassade wirkt einladend und stellt den gewünschten Bezug zum öffentlichen Raum her.
Gelungen ist die eindeutige Trennung von Fußgänger- und Fahrverkehr. Die Anordnung der Parkplätze im Osten zusammen mit der Anlieferung und Entsorgung ist grundsätzlich zu begrüßen.
Die Materialität und Differenzierung der Fassade zwischen offenen und geschlossenen Flächen ist gut vorstellbar. Der durchdachte ökologische Ansatz, der sich im Gesamtentwurf in Konstruktion, Technik und Ausbau widerspiegelt, wird begrüßt.
Der übersichtliche und strukturierte Ansatz des Verfassers setzt sich in der inneren Erschließung und Organisation des Grundrisses fort. Die helle Eingangshalle, breite Flure und ein großer Innenhof ermöglichen bei einer ansprechenden Raumqualität eine gute Orientierung und vielfältige Kommunikations- und Aufenthaltsmöglichkeiten. Besonders hervorzuheben ist der große gut nutzbare Innenhof mit dem zugeordneten Schaulager. Alle Funktionsbereiche sind gut auffindbar und erfüllen die vorgegebenen Anforderungen.
Ein gut gefasster und im adäquaten Dialog mit dem Hochbau entwickelter stimmungsvoller Vorplatz wird prägende Adresse und einladender Treffpunkt zugleich. Er ist Teil einer extensiven Parklandschaft, die mit einem ansprechenden lockeren Schleier von Solitärbäumen Terrain und Gebäude umspielt. Das dabei die postindustrielle Landschaft über Porzellanscherben im Norden in ihrer individuellen Eigenart schlüssig eingebunden wird, ist lobenswert, lässt sie auch zukünftig die Geschichte dieses Ortes in einer besonderen atmosphärischen Dichte erfahrbar werden.
Gut und optisch dezent sind die erforderlichen Zufahrten in das freiräumliche Konzept integriert. Richtig ist die abgerückte Verortung der Stellplätze im Osten, auch wenn diese durch ihre Lage in der vorgefundenen Topographie funktionell und optisch wohl nur mit erhöhten Aufwendungen unauffällig realisiert werden dürften.
Der Entwurf vereint in mustergültiger Weise Geschichte und Zukunft des Ortes. Durch seine sensible Durchgestaltung mit hoher Qualität entsteht eine moderne, sehr gut nutzbare und flexible Lernlandschaft.
Lageplan

Lageplan

Modellfoto

Modellfoto

Grundriss EG

Grundriss EG

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt