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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2021

Neues Designstudio der Staatlichen Berufsfachschule und Fachschule für Produktdesign in Selb

Blick Haupteingang

Blick Haupteingang

Anerkennung

Preisgeld: 5.000 EUR

baum - kappler architekten gmbh

Architektur

WLA Wengemuth Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebau

Das Gelände der ehemaligen Porzellanfabrik Hutschenreuther AG im Gewerbegebiet Selb Nord soll nach Abriss der Gebäude neu belebt werden. In einem ersten Bauabschnitt entsteht ein Arbeits- und Schulungsgebäude für die Staatliche Berufsfachschule/ Fachschule für Produktdesign Selb. Das Baufeld wird über den Hutschenreuther-Platz erschlossen und auf der Stadt zugewendeten Seite nach Süden von einer durchgängigen Böschung begrenzt. Das bestehende Geländeniveau fällt nach Osten um ca. 2 bis 3 Meter ab. Südlich angrenzend befinden sich Parkierungsanlagen. Aus diesem heterogenen Umfeld wird ein solitärer Baukörper entwickelt, der durch die Gebäudetypologie und den Nutzungen zugeordnete Innenhöfen Halt bietet. Gemäß Nutzeranforderungen werden alle Funktionsbereiche im Erdgeschoß angeordnet. Die Umfahrung des Gebäudes zu Anlieferzwecken ist gewährleistet. Die Anordnung des ca. 100m langen und 50m breiten Gebäudes orientiert sich an der städtebaulichen Achse der markanten Bestandsgebäude und bildet den nördlichen Abschluss des Phillip-Rosenthal-Platzes. Das Gebäude ist von Grün umgeben und bietet vielfältige Außenbezüge. In Ergänzung des Studios wird für Mensa und Seminargebäude ein 3-geschossiger Baukörper vorgeschlagen, der sich in das Ensemble der östlich angrenzenden Gebäude eingliedert. Die Ausrichtung der Mensa im Erdgeschoß erfolgt mit vorgelagerter Terrasse nach Südosten. Der ruhende Verkehr wird in 2 Parkplatzanlagen am nördlichen und südlichen Grundstücksrand gegliedert.

Baukörperstruktur und Funktionsbereiche

Funktionsverteilung

Das Gebäude wird erdgeschossig als gemeinsamer Lernort für junge und kreative Menschen entwickelt. Die Grundrisskonfiguration gleicht einem „Nutzungsteppich“ aus verschiedenen Raumtypologien. Einzelstudios werden als Cluster von Arbeitsraum für manuelle Arbeiten am Werkstück, Rechnerarbeitsplätze für die digitale Bearbeitung und einem Konsultationsraum organisiert. Diesen zugeordnet sind die Werkstätten für werkstoffspezifische Bearbeitung. Diese Nutzungscluster werden mit Nebenfunktionsräume und Bereichen für Kommunikation und Pause kombiniert. Alle Raumbereiche werden, unterschiedlich nach ihrem Bedarf, mit Tageslicht versorgt. Innenhöfe gliedern die Flächen und bieten interessante Blickbeziehungen und Räume der Privatheit. Über diese Höfe, die primär dem Aufenthalt und der Besprechung im Sinnen eines grünen Klassenzimmers dienen, erreicht man Dachterrassen, die einen Blick über die Landschaft bieten. Über einen Eingangshof, der die Adressbildung im heterogenen Umfeld stärken soll, erreicht man die Pausenhallen. Ein ringförmiges Erschließungskonzept bindet in dem großflächigen Gebäude alle Funktionen an und erleichtert die Orientierung.

Tragwerk I Konstruktion

Die Grundkonstruktion des Gebäudes wird durch ein Tragsystem als Gitterrost aus Brettsperrholzbindern gebildet. Dieser wird durch Stahlstützen getragen. Im Konstruktionsprinzip einer Messehalle lassen sich die einzelne Raumbereiche, Werkstätten und Nebenräume variabel anordnen und werden nicht durch ein fixes Tragsystem eingeschränkt. Nichttragende Wandelemente werden in elementierter Holzbauweise ergänzt. Holz bietet neben seinem großen Nachhaltigkeitspotential im Bauwesen und dem hohen Vorfertigungsgrad mit Vorteilen in der Ausführungszeit den weiteren Vorzug der Leichtbauweise. Für die Außenwände werden tragende und aussteifende Holzrahmenbauwände, für die Innenwände Wandelemente aus Brettsperrholz vorgesehen. Mögliche Vorzüge einer modularen Bauweise in Holz können im weiteren Projektfortgang untersucht werden. Die Innenhöfe werden aus der beidseitig gespannten Dachstruktur ausgespart.

Fassadenkonzept

Das Fassadenkonzept folgt dem modularen Gedanken. Je nach Belichtungs- bzw. Funktionsanforderung füllen opake bzw. transparente Flächen die Grundstruktur aus. Mehrschalige Wandkonstruktionen aus Brettsperrholz, Holzfaserdämmstoff und hinterlüfteter Schalung aus Holzmehrschichtplatten bzw. Holzlamellen wechseln sich mit Pfosten-Riegel-Konstruktionen aus Glas und Holz sowie Toranlagen aus Aluminiumpaneelen ab. Die Verschattung erfolgt über windstabile vertikale Textilmarkisen (zip-Markise).

Beurteilung durch das Preisgericht

Konzeptionell reagieren die Freiflächen mit einer durchschwingenden Grünfuge, dem Hangpark und dem gemeinschaftlichen Platz gut nachvollziehbar auf die Setzung des neuen Gebäudes. In der Umsetzung jedoch wirkt der Vorplatz mit Parken, Müll und dichter Baumgruppe verstellt, der im Norden liegende gemeinschaftliche Platz zu verschattet und erst mit der zukünftigen Erweiterung richtig gefasst. Der im Gebäude großzügige inszenierte Blick aus den Studios endet im Süden lediglich auf einer langen Reihe parkender Autos.
Trotz der ansprechenden Holzfassade ist der erste optische Eindruck der eines eher schlichten Baukörpers, der nicht in allen Punkten den Erwartungen an ein neues Designstudio entspricht.

Die Innenraumgestaltung besticht durch eine flexible Raumnutzungsmöglichkeit. Großzügige Lichthöfe laden ebenso wie die Wendeltreppen zur Dachterrasse zu Kommunikation und Begegnung ein. Die durchgehenden Raumhöhen von 5,27m entsprechende den Anforderungen.
Doppelböden ermöglichen flexible Kabelverlegungen. Der Brandschutz ist über die Ausgänge ausreichend berücksichtigt.
Weniger günstig erscheint die Querverbindung von Lagern und Werkstätten zu den Lichthöfen, zumal die Gänge z.T. recht schmal sind. Veränderungsbedürftig sind die Zugänge der Technikanlagen auf dem Dach. Die Gestaltung der Gebäudehülle entspricht mit ihrer ruhigen, zurückhaltenden Art der Grundhaltung des Entwurfs. Die Öffnungen sind richtig gesetzt und gut proportioniert, jedoch fehlt insgesamt Spannung, die erst mit der Realisierung des zweiten Bauabschnittes zu erwarten ist.
Die Außenanlage ist positiv dadurch geprägt, dass der Campus von allen Seiten auch fußläufig erreichbar ist.
Der Eingangsbereich wirkt jedoch wenig einladend (Kommunikation nach außen), weil die Nord-Westausrichtung von der südlichen Anfahrt kaum wahrgenommen werden kann und zusätzlich durch Parkplätze zur Straße abgegrenzt wird.
Der zentrale Platz im Norden zum Erweiterungsbau befindet sich eher im schattigen Bereich des Hauptgebäudes und fördert so wenig die Verweildauer. Die Einrahmung des Gebäudes durch Parkplätze wirkt wie eine Abschottung. Diese Anordnung wird von der Jury sehr kritisch bewertet.
Der Süden des Baugrundstückes wird so auch nicht für Kommunikationsmöglichkeiten genutzt. Es gibt keine Verbindung zu den bestehenden Parkplätzen. Der Abgrenzungsgedanke zu anderen Besuchern (von Rosenthal) nicht nachvollziehbar.
Städtebaulich ist der relativ dominante Baukörper über den Großteil des Areals verteilt. Seine Drehung ist nicht ganz nachvollziehbar und evtl. dem Ideenteil geschuldet. Die südliche Grenze wird fast komplett mit dem Gebäude ausgeschöpft.
Die Nachhaltigkeit wird mit der großzügigen Verwendung von Holz, was auch den regionalen Zusammenhang unterstreicht, betont.
Das Klimakonzept ist generell schwach ausgearbeitet. Positiv anzumerken sind die abgehängten Decken für Kühlung und Heizung. Zu den Themen Energie, Solar, Wasser, Technik und Sanitär finden sich keine belastbaren Aussagen.
Der Ideenteil erfüllt die Vorgaben. Das Gebäude ist mehrgeschossig. Die Terrasse im Süden könnte evtl. durch das Hauptgebäude zeitweise im Schatten liegen. Positiv ist die Dachterrasse.
Die fehlende Überdachung zum Hauptgebäude kann in einem späteren Verfahren berücksichtigt werden.
Modell

Modell

Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Struktur + Fassade

Struktur + Fassade