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Einladungswettbewerb | 07/2020

Entwicklungsgebiet Paul-Gerhardt-Allee in München - Baugebiet WA 7 und WA 8

Typologie Block

Typologie Block

3. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 15.000 EUR

su und z Architekten BDA

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

studioB Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Innerhalb des Entwicklungsgebiets Paul-Gerhard-Allee markieren die Bauabschnitte WA 7 und 8 den nördlichen Abschluss und zugleich Anknüpfungspunkt für zukünftige Weiterentwicklungen. Der Gleispark grenzt im Osten direkt an die beiden Wohnblöcke, im Westen schiebt sich die Zeile zwischen bestehende Wohnhäuser und Industriestrukturen.

Die zur jeweiligen Seite angrenzenden Räume, vorgefundenen Strukturen und ihre Bedingungen könnten unterschiedlicher nicht sein: offen und weit erstrecken sich im Osten die Ausläufer des Nymphenburger Schlossparks. Sie finden eine Antwort im vorgelagerten Gleispark, der das grüne Rückgrat des gesamten Entwicklungsgebiets bildet. Zwischen Landschaftsraum und Gleispark stört jedoch die Bahntrasse als Emissionsquelle die Idylle. Urbane Straßenräume mit Blockrandbebauung bestimmen die Südseite und zeichnen die Verbindung zum angrenzenden Entwicklungsgebiet. Im Westen angrenzend finden sich heterogene Industrie- und Bürostrukturen, nördlich der Zeile kleinformatige Wohnhäuser.

Den unterschiedlichen Seiten der Umgebung gegenüber steht die städtebauliche Vorgabe von Palais Mai mit zwei polygonalen Blöcken und einer Zeile. Sie definiert an dieser Stelle klare Grenzen zum Straßenraum, zum Grünraum und zueinander. Auch die Freiflächen sind ebenfalls sehr deutlich gezeichnet. Es gibt geschlossene Innenhöfe, den zweiseitig begrenzten Anger und den begleitenden Gleispark.

Städtebauliche Konzeption

Die Klarheit im Städtebau innerhalb des spannungsreichen Kontextes bildet die Grundlage für unseren Entwurf. Beide Blöcke bilden in sich geschlossene städtische Einheiten. Die Ausformulierung der Ecken ist eine spezifische architektonische Antwort auf die jeweilig angrenzende städtebauliche Situation. Die Ausrundungen machen die Dynamik des Städtebaus in der Flucht und dem angrenzenden Stadtraum erlebbar. Zugleich entsteht eine eigenständige Volumetrie mit identitätsstiftendem Charakter, die eine Ruhe und Selbstverständlichkeit ausstrahlt. Die städtebauliche Silhouette der Blöcke besteht aus einem viergeschossigen Horizont, welcher mit drei Hochpunkten je Block kronenartig rhythmisiert ist. Dadurch erlangen die Gebäude mehr Leichtigkeit, zugleich kann mehr Licht in die Innenhöfe gelangen.

Die Zeile verlangt nach einer eigenständigen Ausformulierung. Die Gliederung der Zeile in ein Kettenhaus ist eine Reaktion auf die kleinteilige Bebauung im Norden. Das Herausdrehen der Wohnbereiche mit vorgelagerten Freibereichen schafft zusätzliche Belichtungsseiten und weite Blickbeziehungen. Im Osten schiebt sich das Volumen über zwei Ebenen aus der viergeschossigen Wohnzeile heraus. Durch die Verortung der Kita an dieser Stelle wird eine funktionale Verbindung mit den benachbarten Blöcken im Quartier hergestellt und zugleich ein volumetrischer Abschluss geschaffen.

Erschließung

Die einheitliche Erschließung erfolgt konsequent von außen und belebt den öffentlichen Raum. Dadurch entstehen auf der anderen Seite ruhige Innenhöfe mit privaten und gemeinschaftlichen Freiflächen. Diese werden direkt über die Treppenhäuser erreicht. Die beiden Innenhöfe sind mit dem Anger und dem Quartier über Durchgänge vernetzt. Die Hauseingänge treten mit ihren Vordächern funktional und gut ablesbar aus den ebenen Straßenfassaden der Wohnblöcke heraus. Erdgeschossige Wohnungen sind durch die Ausbildung eines Hochparterres vor Einblicken geschützt. Tiefgaragenzufahrten entlang der Rhea-Lüst Straße erschließen die eingeschossigen Parkgaragen.

Wohnen allgemein

Innerhalb der drei Baufelder reagieren wir auf die jeweilige Lage, Orientierung, Belichtung, Immissionsschutz und Feuerwehrrettung durch maßgeschneiderte Grundrisslösungen mit dem Ziel, Wohnungen von hoher Wohnqualität zu generieren. Es entsteht ein attraktives und vielfältiges Wohnungsangebotes unter Einhaltung des geforderten Wohnungsmixes.

Besonderheiten der Typologien Block

Die Häuser im Wohnblock sind als Drei- bis Fünfspänner wirtschaftlich organisiert. Ein Großteil der Wohnungen ist durchgesteckt und wird von zwei Seiten belichtet. Die größeren Wohnungen sind vorrangig an den Ecklagen verortet. Alle Wohnungen erhalten einen angemessenen Eingangsbereich mit Garderobe. Daran schließt sich ein großzügiger Wohnbereich an mit angrenzender, jedoch separater Küche – natürlich belichtet und belüftet. Üppig ausgestattete Sanitärräume werden von der Diele oder von einem Vorraum aus erschlossen. Gleichwertige neutrale Individualräume ermöglichen unterschiedliche Möblierungsvarianten und Lebensmodelle. Als individuelle Freiflächen erhält jede Wohnung Loggia oder Balkon. Die Freiräume in den Außenfassaden sind als Loggia mit Brüstung konzipiert und fügen sich in die einheitlichen Lochfassade. Den Wohnräumen zum Innenhof sind großzügige Loggia-Balkone vorgelagert. Der Raum erstreckt sich über bodentiefe Fenster und durchlässige Stabgeländer ins Grüne.

Typologie Zeile

Die Zeile ist als Aneinanderreihung von Dreispännern organisiert. Zwischen zwei durchgesteckten Wohnungen liegt jeweils eine nach Nord-Westen orientierte Wohnung. Alle Wohnungen sind barrierefrei. Über eine großzügige Diele werden die Räume erschlossen. Durch Faltungen der Gebäudelängsseiten drehen sich Wohn- und Individualräume nach außen. Eckloggien mit zweiseitiger Ausrichtung entstehen und ermöglichen zusätzliche Belichtungs- und Blickrichtungen nach Westen und Osten über den Anger bis in die Parklandschaft. Die Enge der Zeilensituation wird aufgebrochen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Zergliederung des öffentlichen Raumes wird durch zusammenfassende Gestaltelemente vermieden. Der Anger wird organisch doch eine gerundete Fassade aufgeweitet und durch eine markante Ecksituation akzentuiert. Der Baukörper im WA8 führt mit einer interessant gegliederten Fassade in die Tiefe des Baufeldes. Der Beitrag besticht architektonisch durch besondere, kreative und wohlüberlegte Ansätze und unterscheidet sich damit teils überraschend von anderen Beiträgen. Auch sind die Grundrisse mit Sorgfalt ausgearbeitet und sind überzeugend vorgetragen – im Wesentlichen motiviert durch den Anspruch den Innenhof von Feuerwehrerschließung freizuhalten. Das vordergründig am wenigsten attraktive Baugebiet WA 8 bekommt hier in angemessener Form die Aufmerksamkeit, die es verdient. Die stadträumlich durchaus gut gemeinte Formulierung der Grundrissfigur der Blöcke WA 7.1 und 7.2 mittels Ausrundungen erscheinen auf den ersten Blick interessant, kann aber im Ergebnis nicht überzeugen. So erscheint der Durchgang an der Südseite von WA 7.2 zum Anger nicht überzeugend platziert. Die Grundrisse des WA 8 können in ihrer Qualität durchaus überzeugen, leider trifft das für die Fassadengestaltung nicht in Gänze zu. Die Fassaden der Blöcke weisen ein geordnetes und ruhiges Erscheinungsbild auf. Die horizontale Gliederung bzw. Trennung über dem 3. OG schwächt jedoch die skulpturale Kraft des Baukörpers. Materialität, Vokabular und Farbgeben sind ausgewogen und harmonisch. Die Staffelung der Höhenentwicklung an den Süd-Ost-Ecken, um den Innenhöfen eine bessere Belichtung zu geben, wird positiv bewertet. Der Entwurf der Freianlagen reagiert funktional gut auf die städtebaulichen Ansätze der Architektur und deren Ausformulierung. Die Wahl der Typologien der Freiräume reagiert richtig auf die jeweiligen Situation in den Baufeldern und schreibt die übergeordnete Idee der unterschiedlichen gestalteten Orte im Gesamtquartier fort. Der Charakter im Inneren der Blöcke als introvertierter Hof mit den Bewohnern des jeweiligen Blocks zugeordneten Funktionen ist sehr gut gelöst. Gestalterisch wird der Vorteil der nicht nötigen Feuerwehrdurchfahrt genutzt. Der Anger erhält richtige proportionierte Bereiche und Funktionen. Der Entwurf schafft hier räumlich den Brückenschlag über die Rhea-Lüst-Straße, ohne verkehrstechnische Notwendigen zu negieren. Die Freianlagen im WA 8 umgeben das Gebäude selbstverständlich in ihrer Funktion ohne sich durch aufwendige Gestaltsprache aufzudrängen.
Typologie Block

Typologie Block

Typologie Zeile

Typologie Zeile

Lageplan

Lageplan

Modell

Modell

Modell

Modell