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Award / Auszeichnung | 09/2007

Gärten in der Stadt - Sachsen 2007

Projekt: \"Stadtgarten\" am Alten Landhaus (Stadtmuseum Dresden) Kategorie „Freianlagen an öffentlichen Einrichtungen, Grünflächen/ Parkanlagen/Stadtplätze“

Preis

r+b landschaft s architektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Historischer Exkurs und Leitziele:

Die Stadtentwicklungsplanung Dresdens orientiert sich am Leitbild der „Europäischen Stadt“, d.h. einer kompakten Stadt mit einem funktionsfähigen und attraktiven Stadtzentrum und einer unverwechselbaren Stadtsilhouette sowie einem ablesbaren Stadtgrundriss. Die Gestaltung der Straßen- und Platzräume soll die Entwicklung einer identitätsprägenden Stadtmitte unterstützen.
Das Planungsgebiet befindet sich in unmittelbarer Randlage der ehemaligen Befestigungsanlagen, dem heutigen inneren Stadtring und markiert den Übergang in die Altstadt.
Das Dresdner Landhaus zählte in seiner ursprünglichen Funktion als Ort der sächsischen Ständeversammlung zu den bedeutendsten politischen Gebäuden Sachsens.
Das 1770-1775 nach Entwürfen des Hofbaumeisters Friedrich August Krubsacius (1718-1790) errichtete Bauwerk, als erstes eigenes Tagungsgebäude für die sächsischen Landstände, war gerühmt für seine vollendete Synthese von Stilformen des Klassizismus, Spätbarock und Rokoko.
Nach der vollständigen Zerstörung im Februar 1945 zog in das alte Landhaus mit dem vollendeten Wiederaufbau im Jahre 1965 das Dresdner Stadtmuseum ein.

Anlass und Ziel:

Im Rahmen der Gesamtsanierung des Stadtmuseums Dresden zum 800 jährigen Stadtjubiläum 2006 waren umfangreiche Sanierungsmaßnahmen am und im Gebäude erforderlich.
Des Weiteren erfolgte der Einbau der Städtischen Galerie Dresden im ersten Obergeschoß des Landhauses.
Die Außenanlagen, die mit dem Wiederaufbau in den 1960´er Jahren entstanden sind, waren für die neuen Nutzungsanforderungen des Stadtmuseums nicht hinreichend funktionsfähig, und entsprachen nicht der gewünschten Außenwirkung des Hauses.
Der bestehende Betonplattenbelag war in großen Teilen schadhaft, die Vegetation überaltert und verdunkelte erheblich die dahinter befindlichen Räume. Die Erneuerung der schadhaften Medienleitungen erforderte ein Öffnen der Hoffläche.

Mit der durchgeführten Gesamtsanierung des Dresdner Landhaus zum 800 jährigen Stadtjubiläum sowie vor dem Hintergrund der historischen Entwicklung und ihrer Bedeutung im gesellschaftlichen und baulichen Gesamtkontext entstand in dieser hochwertigen innerstädtischen Lage eine moderne Interpretation des historischen Gartenthemas.
Gewünscht wurde eine eigenständige Gestaltung, die eine qualitätsvolle alternative zum Straßenraum ermöglicht und das Defizit an attraktiven, grün geprägten Rückzugsräumen in der Kernstadt verbessert.
Die vorgenommene klare Abgrenzung zum Straßenraum formuliert den Gebäuderückseitigen Parterregarten in seiner neuen Gestaltsprache. Der Museumsgarten, ein Ort der Kontemplation und des kulturellen und sozialen Lebens, vermittelt die Atmosphäre eines duftenden Gartens, im Gegensatz zur hektischen und lauten Geschäftigkeit der Wilsdruffer Strasse. Bedingt durch seine Lage passieren täglich viele Menschen den Garten. Durch die Verwendung klassischer, gärtnerischer Gestaltungselemente wie Erde, Pflanze, Wasser und Stein wird der Garten seiner ursprünglichen Bedeutung zurückgeführt. Der Museumsgarten hat eine Gesamtfläche von 2.000 m2.

Das von der Architektur im historischen Grundriss vorgegebene Stützenraster und die Fassadengliederung wurden durch ein Raster von Sandsteinplatten im Garten aufgenommen und stehen somit in unmittelbarer Verbindung zum Gebäude. Die entstandene Struktur im Museumsgarten ist als ein zum Umherwandeln geeignetes „Parkett“ zu verstehen, welches sich deutlich zur höhergelegenen Wilsdruffer Strasse abgrenzt.
Das Muster aus Plattenbändern, Pflanz- und Kiesflächen verbessert durch einen hohen Entsiegelungsgrad den natürlichen Wasserhaushalt.
Die Pflanzbeete bilden eine erste vegetative Ebene. Ein dichter Teppich aus Bodendeckern (Thymus pseudolanginosus, Thymus serphyllum albus, Thymus serphyllum coccineus, Cotula squalida, Acaena microphylla) verbreitet die Atmosphäre eines duftenden Gartens. Die Begehbarkeit und Trittfestigkeit des Pflanzenteppichs wurde durch einen Unterbau aus Dachgartensubstrat verstärkt.
Die zweite pflanzliche Ebene des Gartens bilden die kleinkronigen, mehrstämmigen und lichten Gehölze. Die gezielte Stellung der blühenden, schirmförmig gezogenen Kirschen (Prunus subhirtella „Autumnalis“) ermöglicht eine Inbesitznahme des Gartens durch seine Besucher in einem menschlichen Maßstab. Der zum Teil erhaltene alte Baumbestand rahmt den Gartenbereich und bildet einen Akzent an der Caféterrasse. Um die Belichtung im Gebäude zu verbessern, sind die dicht an der Fassade stehenden Bäume entfernt.
Das “Parkett“ des Gartens grenzt sich durch eine Mauer zur höhergelegenen Wilsdruffer Straße ab. Die Mauer aus Betonfertigteilen greift die Höhe der angrenzenden Bestandsmauer auf. Sie ist zum Garten hin abgestuft, daß über die gesamte Länge der Mauer Sitzen auf dem Gartenniveau ermöglicht wird. Bänke aus Sandsteinblöcken sind in das Raster aus Sandsteinplatten integriert und fordern so zu einem Betreten und Erleben der Pflanzenteppiche auf.
Der mit Sandsteinplatten gepflasterte Bereich vor dem Portal des Gebäuderesalits erhält seinen Akzent durch eine in Naturstein gefasste Fontäne. Ein Wasserband führt das Wasser der Fontäne in ein Wasserbecken von 2,40 x 2,40m Größe. Das Wasserband mit seinem Becken vervollständigt die gärtnerische und kontemplative Gestaltungsintension.

Die Erschließung des Gartens erfolgt ebenerdig aus dem Portal des Stadtmuseums, dem Zugang für Mitarbeiter, sowie aus dem Cafébereich. Von der Wilsdruffer Straße kommend, gelangt man über die, in der Achse des Portals liegende Treppe mit vier Stufen, in den Museumsgarten. Im westlichen Gartenteil führt eine Rampe barrierefrei in den Garten und auf die Caféterrasse.
Am Ostgiebel des Landhauses befindet sich die Zufahrt für die Anlieferung des Museums. Die notwendige Befahrbarkeit des Plattenbelags erfordert eine Qualitätserhöhung des tragfähigen Unterbaus sowie der Sandsteinplatten.
Ein von der Friesengasse aus zu beschickender Müllplatz nutzt den Niveausprung zur Wilsdruffer Straße und ist aufgrund des Sichtschutzes aus grauem Zinkblech nicht einsehbar.
Der Garten hat eine Beleuchtung mit Pollerlicht entlang der Zuwegung und im Bereich der Terrasse. Die durch Bodenstrahler illuminierten Kirschbäume heben sich am Abend vor der dunklen Fassade des Landhauses ab.

Vor Baubeginn wurde die gesamte Freifläche zurückgebaut. Die mit Trümmerschutt verfüllten Keller mussten freigelegt und Hohlräume verfüllt werden. Der Baugrund ist mit Geogitter und Geotextil gesichert.