modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 02/2021

Bürgercampus der Stadt Ahlen – Neubau des Stadthauses

Anerkennung

Peter Bastian Architekten BDA

Architektur

BIMBERG Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Entwurfskonzept / Leitidee
Nachdem die Stadt Ahlen sich entschlossen hat das vorhandene Gebäude für Rathaus und Stadthalle abzureißen soll auf dem Areal ein neues Verwaltungs- und Kulturzentrum entstehen. Zukünftig werden die beiden Funktionen auf zwei Gebäude verteilt. Das neue Stadthaus besetzt selbstbewusst den nördlichen Ausläufer des Plangebiets und entspricht dem Wunsch der Stadt nach einem eigenständigen Gebäude. In seiner Ausrichtung orientiert sich der Neubau an der Orientierung des Werseufers und dem Gymnasium im Westen. Das aufgehende Gebäude erscheint dabei wie auf die Ufermauer aufgestützt und bildet mit dieser einen Arkadengang als Verbindung von Stadtpark und Kunstmuseum im Norden mit der zukünftigen Stadthalle im Süden. Zwei gegeneinander verschobene Volumen ergänzen sich zu einem einheitlichen Gebäudekörper, der an der Schnittstelle das zentrale Foyer mit gleichwertigen Zugängen aus allen Richtungen ermöglicht. Sämtliche Zu- und Ausgänge funktionieren selbstverständlich barrierefrei. Die Bereiche mit hohem Publikumsverkehr - wie z.B. der Bürgerservice - sind dem Foyer direkt angeschlossen. Weitere öffentliche Bereiche sind im 1. Obergeschoss verortet. Über einen 2-geschossigen Luftraum mit offenen Freitreppen sind diese Bereiche miteinander verbunden. Auch die zentralen Aufzüge liegen direkt am Foyer. Die Staffelung von 4 auf 5 Geschosse erfolgt mit dem aufsteigenden Gelände in Richtung Süden und verleiht dem Gebäude eine angemessene Präsenz im Stadtbild.

Freiraumkonzept
Den Freianlagen kommt in dieser Wettbewerbsaufgabe die Funktion zu, für drei stadtprägende Gebäudesolitäre, von denen eines zunächst weder formal noch lokal klar gesetzt ist, einen freiräumlichen Rahmen zu definieren und gleichzeitig in zentraler Lage 170 Stellplätze nachzuweisen. Das Freiraumkonzept setzt dafür mehrere Schwerpunkte: Mit einladenden Platzsituationen öffnet sich der neue Bürgercampus und wendet sich an den stadträumlich wichtigen Punkten der Kernstadt Ahlen zu - Ecke Weststraße/Kunstmuseum/Westenmauer - parallel zum Stadthaus an der Westenmauer - an der Stadtbücherei in die Kernstadt entlang des östlichen Werseufers bildet eine Abfolge von eher grünen Räumen für Aufenthalt, Spiel und Erholung (Uferhain/ Platz an der Werse) zusammen mit einem eher städtischen Vorplatz am neuen Stadthaus die flußseitige Klammer für den neuen Stadtraum - verbunden durch die Wersepromenade als Teil des innerstädtischen Wallweges und des überörtlichen Werseradweges. Die gewünschten Stellplätze mit begleitender Infrastruktur sind zentral angeordnet und ausgerichtet an der Stadtbücherei. Ihr Parkplatzangebot ist den bedeutenden Gebäudenutzungen Rathaus, Bücherei und Bürgerforum zugeordnet und - soweit es das Flächenangebot erlaubt, mit Bäumen überstellt. Die eigentlichen Stellflächen sollen grundsätzlich als Rasenfugenflächen entsiegelt sein. Auf Höhe der Südfassade Stadthaus und in Verlängerung der Straße Alterhof sind jeweils Querverbindungen angeordnet, die sich als Brücken bis über die Werse fortsetzen und so auch das Gymnasium auf dem Westufer und den dortigen Uferweg an den Bürgercampus und die Kernstadt anbinden. Entlang der Westermauer bleiben zahlreiche Bestandsbäume erhalten, für den neuen Stellplatz und die öffentlichen Grünflächen an der Werse werden Sumpfeichen (Quercus palustris) und Italienische Erlen (Alnus cordata) als neue Baumarten vorgeschlagen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau / Architektur
Das Gebäudeensemble, bestehend aus zwei zueinander verschobenen Riegeln, hat einen sehr selbstbewussten Auftritt auf dem Bürgercampus. Die vier- und fünfgeschossige Bauweise fügt sich harmonisch in die Nachbarbebauung ein. Die Architektur überzeugt durch ihren sehr geradlinigen und klaren Charakter. Der Ausdruck wird allerdings durchaus als ´streng´ empfunden. Die versetzte Anordnung der Gebäudeteile schafft sowohl einen zur Werse ausgerichteten Platz, als auch einen Platz zur nördlichen Innenstadt. Die hierdurch geschaffene stadträumliche Qualität zeigt sich einerseits in der direkten Ausrichtung auf die Werse und anderseits in der Öffnung zur Innenstadt. Eine Anbindung an den Bürgercampus, eine (Sicht-)Beziehung zum Bürgerforum wird vermisst. Leider wird durch die direkte Anordnung eines Baukörpers an der Werse mit dem Arkadengang eine lange und optisch geschlossene Wegeführung vorgeschlagen. Auch der weit zurückliegende südwestliche Haupteingang zum Bürgerforum und zu den Stellplätzen kann nicht überzeugen, er liegt zu versteckt. Der Eingangsbereich mit einem großzügigen Foyer, welches sich zu beiden Plätzen öffnet, verbindet die beiden Gebäuderiegel in funktionaler und angemessener Weise. Hierbei werden attraktive Ausblicke auf die Plätze geschaffen und eine gute Verbindung dieser Stadträume ermöglicht. Insbesondere die Funktionalität des Gebäudes und die disziplinierte Grundrissorganisation sind hervorzuheben. Diese begünstigt eine gute versorgungstechnische Struktur im Gebäude. Die gleichmäßige und gute Aufteilung der unterschiedlichen Räume und Bereiche überzeugt durch Funktionalität. Eine gute räumliche Orientierung für Mitarbeiter*innen und Besucher*innen ist gegeben. Die Berücksichtigung moderner und alternativer (Büro-)Arbeitsformen findet nicht die gewünschte Berücksichtigung. Die zurückhaltende und einheitliche Materialsprache der Fassade integriert sich gelungen in das städtebauliche Umfeld. Eine stärkere Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien, insbesondere bei der Baustoffauswahl, wird kritisch angemerkt.