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Verhandlungsverfahren | 10/2020

Schulentwicklung Bizet in Süßen

Zuschlag

Gaus Architekten Göppingen | Stuttgart | Kiel | Rotterdam

Architektur

Erläuterungstext

Städtebau & Einbindung
Nach Analyse der Umgebung der Schule konnte eine ungeordnete Kleinteiligkeit bis hin zu geordneten Strukturen im städtebaulichen Gefüge festgestellt werden. Dieser Aspekt wurde aufgegriffen – es gibt keinen massiven Baukörper, sondern verschiedene Elemente, die das Umgebungsbild durch Vor- und Rücksprünge aufgreifen und die Schaffung verschiedener Freiräume mit unterschiedlicher Funktionszuteilung zulassen. So können die unterschiedlichen Verkehrsformen eindeutig separiert werden. Dies trägt zur Sicherung von Fußgänger*innen und des Fahrradverkehrs bei. Über einen Umweg ist sowohl die Anfahrbarkeit für die Feuerwehr (Flucht- und Rettungswege) gesichert als auch die Anlieferung über diese Zufahrt.

Architektur & Maßstab
Bei der Analyse der Bestandsgebäude fielen vorhandene Strukturen ins Auge, die bereits beste Voraussetzungen zur Transformation zu zeitgemäßen Lernlandschaften boten. Wir haben diese als eine Art „Module“ definiert, die wir zur Entwicklung des Neubaus nutzen. Diese vorhandenen Module - aus denen bereits eine Art Clustering abzuleiten ist - wurden aufgegriffen und auf das zur Verfügung stehende Projektgebiet übertragen. Durch Spiegelung, Drehung und leichter Transformation ließen sich so weitere Gebäudekomplexe entwickeln, die in passender Symbiose zu den Bestandsgebäuden stehen.

Flexibilität & Nutzung
Grundsätzlich gilt für unser Konzept: der Inhalt bzw. die Zuordnung der konkreten Funktionen innerhalb der „Module” ist flexibel. Dies ermöglicht uns, die notwendigen Funktionen im Austausch mit den Beteiligten erst im zu konkretisierenden Planungsprozess festzulegen. Unsere Konzeption ist als mögliche Variante zu verstehen, die angepasst und verändert werden kann. Jedoch ist durch die Darstellungen nachvollziehbar, wie die Raumkonzeption - entsprechend der Förderanforderungen – aussehen kann. Die Botschaft unseres Planungskonzeptes ist allerdings eindeutig: der Anbau strahlt Offenheit und Transparenz aus, wirkt nicht als „Fremdkörper” zum Bestand, sondern stellt eine direkte Verbindung her. Das Ziel unseres Konzeptes ist, dem Schulkomplex eine Identität zu geben, die zwar unterschiedliche Schulen beherbergt, jedoch als eine Einheit wahrgenommen wird. Hierbei wird auf ein gutes, schlüssiges Orientierungssystem Wert gelegt.

Barrierefreiheit & Brandschutz
Die vorhandenen Schulen sind nicht barrierefrei und entsprechen aktuell nicht den Vorgaben der Landesbauordnung Baden-Württembergs. Der Neubau bindet hier bewusst an die Geschosshöhen des Altbaus an und verbindet somit die Geschosse barrierefrei.
Das erste Gebäudemodul ist wie der gesamte Neubau barrierefrei zugänglich, dort befindet sich auch der Aufzug, der die oberen Geschosse barrierefrei anbindet. Der Aufzug dient auch als barrierefreie Erschließung für den Altbau.
Die Außenanlagen sind so gestaltet, dass ebenfalls aus den Räumen des Erdgeschosses barrierefrei nach außen gegangen werden kann. Das vorgeschlagene Konzept entspricht dabei den aktuellen Brandschutzanforderungen. Aus jedem Modul gibt es einen ersten und einen zweiten Rettungsweg. Der erste Rettungsweg führt jeweils in einen anderen Brandschutzabschnitt. Die Brandschutzabschnitte werden durch Brandschutztüren mit magnetischen Obertüröffnern gebildet. Somit können die Bereiche offen und transparent bleiben und werden nur im Brandfall geschlossen. Die Feuerwehrumfahrt ist gewahrt und bleibt bestehen.

Module & Bauabschnitte
Dreh- und Angelpunkt und erster Bestandteil des neuen „Campus” - somit das zentrale Herzstück- wird der Mensa- und Verwaltungsbereich sein. Das Modul 1 stellt mit einer transparenten Fuge den Übergang zum Bestandsgebäude her. Das Modul 1 des Neubaus hat eine „Verteilerfunktion”, um alle Bereiche innerhalb des Gebäudekomplexes barrierefrei zu erreichen. Im Erdgeschoss – wie in der Bedarfsanforderung definiert – siedeln sich die Mensa, die Cafeteria, die Küche und die zentralen WC-Anlagen an. Der Mensabereich liegt ebenerdig zu den Außenanlagen. Innen und außen gehen fließend ineinander über.
Im Geschoss darüber (1.OG) sind sämtliche Räume zentral für die Lehrerschaft und Verwaltung/ Rektorate untergebracht, so dass alle Bereiche der Schule zügig erreichbar sind. Im 2. OG befinden sich, ebenfalls zentral gebündelt, die Räume des SBBZ.
Um das gesamte Gelände optisch nicht zu durchschneiden, stellt sich das gesamte Erdgeschoss sehr transparent dar und schafft so die notwendige Durchlässigkeit. Fassadenelemente sind zu öffnen, um auch die Außenbereiche an der Cafeteria und der Mensa zu nutzen. Die Übergänge sind fließend. Freie Überbauungen im EG können als überdachte Schulhofbereiche genutzt werden. Im dreigeschossigen Gebäude Modul 2 sind Klassenräume angeordnet.
Es ist so platziert, dass es rasch erreichbar ist, jedoch in gewisser Hinsicht die Schaffung eines Clusters ermöglicht. Reine Verkehrsflächen sind hier die Treppenhäuser, Flure werden zu Begegnungsflächen, eine Sitzstufenanlage als Lern- und Aufenthaltsbereich ist denkbar. Auch die Klassenräume bieten mit flexiblen Wandsystemen eine ebenso flexible Unterrichtsgestaltung. Räume können so vergrößert und zugeschaltet werden. Ebenso können die Flur- und Begegnungsflächen als Erweiterung für die Klassenräume dienen. Eine optimale Anpassung der Raumnutzung an die Klassengrößen ist somit möglich. Im zweiten, südlichen Modul (Modul 2) befinden sich die Fachräume mit den dazugehörenden Sammlungen. Aufgrund der Anforderungsbeschreibungen ist hier im ersten Schritt ein zweigeschossiger Bau ausreichend. Auch hier besteht konstruktiv die Möglichkeit der Erweiterung durch ein weiteres Geschoss.
Die Maßnahme kann sowohl in zwei Abschnitten realisiert werden (Modul 1 + 2), aber auch in einem Schritt umgesetzt werden. Die Bizet Schule im nördlichen Teil wird durch den nördlichen Zugang erschlossen und dient als Ausweichfläche bis alle Neubaumaßnahmen realisiert sind. Im Dialog mit den Nutzern und dem Bauherren wird der Ablauf gemeinsam erarbeitet.

Flexibilität & Inhalt
Durch die modulare Anordnung besteht höchste Flexibilität. Die Gebäudekonstruktion ist unabhängig von mobilen Trennwandsystemen und der Nutzung. Ebenso ist denkbar, dass die Module auch außerhalb des Schulbetriebs genutzt werden und durch die barrierefreie Erschließung und vorhandene Sanitärräume (WC) zukunftsorientiert, auch außerschulischen Einrichtungen der Stadt Süßen, wie beispielsweis der VHS, Musikschule u. ä. dienen. Das vorgeschlagene Konzept soll verbinden und Brücken bauen. Eine Schule nach heutigen Anforderungen ist weit mehr als nur ein Funktionsgebäude. Es kann genutzt werden, um Themen wie Nachhaltigkeit für Schüler*innen und Lehrerschaft erfahrbar zu machen. So wird das Schulgebäude zum „Teaching Tool”.

Nachhaltigkeit & Erweiterbarkeit
Die bauliche Konstruktion ist als Holzbau ausgelegt. Wir sind als DGNB Mitglied bestrebt, unsere Projekte unter Berücksichtigung und Einbindung nachhaltiger Aspekte in der Planung und natürlich auch in der Ausführung zu erstellen. Durch die Erstellung und Planung in Rastern, sind die Gebäudeelemente sowohl erweiterbar als auch Aufstockungen sind möglich. Es entsteht ein CO2-neutrales Gebäude, das durch ein kluges und auch einfaches Energiekonzept höchste Nachhaltigkeit im Betrieb sichert.
Nachhaltigkeit bedeutet aber auch Flexibilität, den sinnvollen Einsatz von ökologischen Materialien wie aber auch ein behagliches Klima, das den Raumkomfort gewährleistet.