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Award / Auszeichnung | 09/2019

Beispielhaftes Bauen im Rhein-Neckar-Kreis 2009-2019

Sanierung Ratssaal Walldorf

DE-69190 Walldorf, Nusslocher Straße 45

Auszeichnung

Stadt Walldorf

Bauherren

Jöllenbeck & Wolf Architekten BDA

Architektur

Hildenbrand Ingenieure

Tragwerksplanung

Engineering Consult Albert+Schaar Beratende Ingenieure TGA PartGmbB

TGA-Fachplanung

sbi Schneider Beratende Ingenieure GmbH

Energieplanung

ebök Planung und Entwicklung GmbH

Bauphysik

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Staatliche und kommunale Bauten

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2016

Projektbeschreibung

Im Jahr 2015 wird im Zuge einer eigentlich einfachen Sanierungsmaßnahme des Betons am Rathaus der Stadt Walldorf eine schwerwiegende Problemstellung der Statik der Deckenkonstruktion im Ratssaal offensichtlich. Tragwerksplanung und Prüfstatik mussten die Tragfähigkeit der Betonrasterdecke grundsätzlich in Frage stellen - der Saal wurde kurzfristig gesperrt. Mit den nun geführten Überlegungen zum Tragwerk, aber auch zur Bauphysik und technischen Infrastruktur gerät die Sichtbetonarchitektur des markanten Gebäudes aus den 1960er Jahren in einen spannungsvollen Bezug zu bautechnischen und normativen Anforderungen der "aktuellen" Standards. Verschiedene Lösungsansätze wurden von den Architekten mit den Fachingenieuren erarbeitet und mit der Bauherrschaft abgewogen. Zum einen festigte sich in diesem Prozess ein gemeinsames Verständnis vom Rathaus und im Besonderen vom Ratssaal als ein für die Stadt Walldorf einzigartigem Stück Architektur von stadtbildprägender Qualität: als öffentlichem Raum von hohem (Erinnerungs-) Wert - Innen wie Außen. Zum anderen wurde klar, dass Überlegungen naheliegender Sanierungskonzepte, wie Teilabriss oder Außendämmung, diese Qualität grundlegend in Frage stellen würden. Damit waren die wesentlichen Grundlinien zur Bearbeitung der Sanierung gefunden. Die Konzeption sieht die Aufgabe darin, Sanierung unter Erhalt der räumlichen Qualität, wie der Charakteristik von Fügung und Materialität, zu lösen.

Veränderungen des Gefüges sind in der Regel unsichtbar und dienen entweder der Erfüllung technisch, konstruktiver Anforderungen oder auch zur Lösung der bauphysikalischen Defizite (Behaglichkeit, Energieeffizienz). Die wenigen sichtbaren Veränderungen dienen der Klärung der Raumwirkung (natürliches Licht/Oberlichter und Kunstlicht) oder dem Rückbau verschiedener im Rahmen der Erweiterung 1999-2001 eingebauten aber störender technischer Infrastrukturen (Lüftung). Zur Vorbereitung der Arbeiten wurden der Ratssaal vollständig auf den Rohbau zurückgebaut.

Die Maßnahmen im Einzelnen

Dachtragwerk:
- Demontage und Entsorgung der alten Dachaufbauten
- Entlasten der massiven Konstruktion durch Heraussägen von 28 Deckenfeldern
- Einbau einer unabhängig von der Bestandsdecke ablastenden Deckenkonstruktion aus vorgespannten Stahlträgern IPE 330. Die Betonkonstruktion wird hieran zur Stabilisierung mit
Gewindestählen aufgehängt.
- Schaffen eines hochgedämmten Warmdachaufbaus über der neuen Konstruktion.
- Vergrößerung der Deckenoberlichter. Ersatz der alten Stahl Glas Konstruktion durch schlanke thermisch getrennte Alu Pfosten-Riegel-Verglasungen.
- Betonsanierung (Verschluss Risse, Oberfläche) der Hohlkastendecke - Einsatz von Kühl- Heizplatten zwischen den Rippen

Außenwand:
- Vollständige zerstörungsfreie Demontage der Eiche - Holzverkleidungen im Saalinnern
- Ausbau und Neuverlegung technische Infrastruktur, Restrukturierung Unterkonstruktion
- Aufbau einer mineralischen Innendämmung mit Dampfsperrebene
- Aufarbeiten der Holzverkleidungen und Wiedermontage der sanierten Paneele
- Betonsanierung (Verschluss Risse, Oberfläche) Restrukturierung und Sanierung Betonrelief Aussen - Weitere Bauteile im Außenbereich aus der (Fluchttreppenverglasung, Unterdecken,....) bleiben unverändert

Boden:
- Ausbau der Bodenaufbauten, Rückbau auf O.K. Rohdecke
- Vollständig neuer Aufbau mit Vakuumdämmung und Fußbodenheizung in Zementestrich - Integration Infrastruktur Elektro und Medien
- Verlegung neuer Böden (Recyclingmaterial)

Beurteilung durch das Preisgericht

Schlüssig gelingt es, durch einen sensiblen Umgang mit dem markanten Bestandsbau die gestalterischen Qualitäten des Gebäudes zu erhalten und gleichzeitig aktuelle formale Akzente zu setzen. So konnte die Fassade durch eine Innendämmung in ihrer ursprünglichen Art sichtbar bleiben und damit ihr wesentlicher Charakter beibehalten werden. Dies gilt auch für den kundigen Aus- und Wiedereinbau der alten Innenraumverkleidung. Darüber hinaus ist dem Gebäude bewusst eine neue "Schicht" hinzugefügt worden, in dem ein umlaufender "Lichtkranz" auf die Dachtraufe aufgesetzt wurde. Die Sanierung zeigt beispielhaft, wie das Erhalten historischer Qualitäten mit der eigenen Architektursprache Hand in Hand gehen kann – ein überzeugender Beitrag in der Auseinandersetzung mit Gebäuden der Nachkriegsmoderne.