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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2021

Neubau Ortenau Klinikum am Standort Achern

1. Preis

Preisgeld: 60.000 EUR

gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner

Architektur

WES LandschaftsArchitektur

Landschaftsarchitektur

wup Modellbau Wiens + Partner GmbH

Modellbau

Erläuterungstext

Der Klinikverbund Ortenau Klinikum mit vier Standorten im Ortenaukreis in Baden-Württemberg plant ein neues Klinikum in Achern. In dem nichtoffenen Ideen- und Realisierungswettbewerb überzeugte der Entwurf der Architekten von Gerkan, Marg und Partner (gmp) und WES LandschaftsArchitektur die Fachjury und wurde mit dem 1. Preis ausgezeichnet. Die Entwurfsaufgabe umfasste neben der Konzeption des Klinikums die städtebaulichen Rahmenplanung des 7,5 Hektar großen Areals, zudem waren Ideen für eine spätere Erweiterung der Klinik einzureichen. Das Preisgericht lobte: „Die Arbeit überzeugt im Ganzen. Sie ist funktional gut durchdacht und ist im Hinblick auf Anpassungs- und Erweiterungsoptionen flexibel angelegt.“

Das Baugrundstück für das zukünftige Klinikum liegt nordöstlich des Stadtzentrums von Achern. In der Höhe gestaffelte Baukörper sind innerhalb eines neu gestalteten Parks als Campusanlage angelegt. Erschlossen wird diese über eine Zufahrt und eine Fußgängerpromenade von Nordwesten, die beide auf einen Vorplatz vor dem Haupteingang münden. Trotz des pavillonartigen Charakters ist der Neubau funktional als kompakte Klinik mit kurzen Wegen organisiert. Ergänzt wird das Ensemble durch weitere Bauabschnitte - dem Ärztehaus, einem klinischen Erweiterungsbau und einem zugehörigen Wohngebäude. Als Haupterschließung und ordnendes Element dient die Magistrale mit zugeordneten Erschließungskernen und Leitstellen, entlang der alle Klinikbereiche angegliedert sind und die bei späteren Erweiterungen in beiden Richtungen logisch weitergeführt werden kann. Für einen funktionalen Krankenhausbetrieb wurde eine sinnvolle Trennung der verschiedenen Nutzer wie Besucher, ambulante und stationäre Patienten, Personal und Logistik konsequent umgesetzt. Die Zimmer der Pflegestationen im 2. und 3. Obergeschoss befinden sich alle in Außenlage und bieten freie Ausblicke in die Landschaft des Schwarzwaldes. Aufenthaltsräume und Personalbereiche sind um begrünte Innenhöfe mit Außenterrassen gruppiert.

Die Fassadengestaltung sieht Geschossbänder und Wandscheiben mit einer ortstypischen gekämmten Putzoberfläche vor, horizontale Sturz- und Brüstungsbänder aus Beton betonen die geschossweise Schichtung. Eingangs- und Magistralenbereiche rahmen Bänder aus Sichtbeton ein und geben der Klinik ein helles und freundliches Erscheinungsbild.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die gewählte Körnung und Geschossigkeit sowie die Adressbildung mit Orientierung zur Planstraße ermöglichen eine überzeugende Positionierung des Campus auf der Liegenschaft. Die in der Höhe gestaffelten Baukörper sind angemessen proportioniert zu den bestehenden Strukturen der Umgebung. Die Kompaktheit der Campuskonzeption skizziert einen sorgfältigen Umgang mit der Ressource Boden und hält damit den Footprint gering. Erweiterungsmöglichkeiten sind im Norden und Süden dargestellt.

Eine Parkanlage umgibt den Campus und ermöglicht eine dichte Vernetzung und Durchwegung, aufbauend auf einem nachhaltigen Mobilitätskonzept. Die im Norden konzipierte Promenade ist der Hauptzugang, mündet in den Vorplatz zum Campus und sichert somit eine klare Orientierung des Zugangs zum Campus. Die äußere Erschließung ist durch zwei Zufahrten von der Planstraße gegeben, sodass eine Trennung der Zu- und Abfahrten, den funktionalen Anforderungen entsprechend, gegeben ist.

Klare architektonische Formen und eine prägende Freiraumgestaltung ermöglichen Aufenthaltsqualitäten. Eine lange baumbestandene Promenade schafft ein attraktives Entrée zum Klinikkomplex. Geschickt platzierte Setzungen von drei zusätzlichen Baukörpern aus dem Ideenteil mit dem Ärztehaus im Westen und mit einer Klinikerweiterung und einem Wohngebäude im Osten führen die Campusstruktur des Stadtraums fort. Die mittige Stellung des Hauptbaukörpers schafft spannungsreiche Freiräume, die sich sowohl an die Nutzer und Besucher der Klinik, als auch, mit Spielbereichen, Pumptrak und Skateanlagen, an die Bürger der Stadt Achern richten. Bodenmodellierungen, offene Räume und kleinere geschlossene Gartenbereiche für Aufenthalt und Spiel strukturieren die „Parklandschaft“. Anfallendes Regenwasser dient der Aufwertung des Vorplatzes mit einem „Parksee“. Ein Wegesystem vernetzt angrenzende Stadträume mit der Landschaft. Die Anbindung des Vorplatzes und des Haupteingangs über ein Wegesystem von der Berliner Straße könnte hierbei noch verbessert werden. Eine Inszenierung der umgebenden Landschaftsstrukturen und der Fernsichten, wie zum Beispiel auf die Schwarzwaldsilhouette sollte die Freiraumgestaltung zusätzlich bereichern.

Eine heilungsfördernde Gestaltung im Zusammenspiel mit dem Freiraumkonzept schaffen Identität. Das Erscheinungsbild der Fassade ist plastisch konzipiert und horizontal, geschossweise geschichtet. Sturz- und Brüstungsbänder aus Beton akzentuieren das Bild des drei- und viergeschossigen Baukörpers.

Die kompakte und klar strukturierte Baukörpersituation sichert nicht nur eine gute Orientierbarkeit, sondern stellt auch ein gutes Verhältnis Nutzfläche zu Bruttogeschossfläche dar.

Die zweigeschossige Eingangshalle schafft Übersicht. Von einer lichtdurchfluteten Magistrale führen Haupterschließungen zu den jeweiligen Abteilungen. Innenhöfe ermöglichen Tageslicht für alle Arbeits- und Aufenthaltsbereiche. Alle Patientinnenzimmer sind außenorientiert und besitzen freien Blick in die Landschaft. Die Stationsstrukturen mit den vorgelagerten Stützpunkten sind übersichtlich und klar konzipiert. Die Positionierung des Hubschrauberlandeplatzes erfordert vertikale wie auch horizontale Bewegungen und ist dahingehend zu überprüfen. Die Abtrennbarkeit bzw. Zusammenschaltbarkeit von wesentlichen Funktionseinheiten ist gewährleistet.

Im Bereich der Funktionalität lässt der vorliegende Entwurf eine sehr gute Umsetzung erwarten. Die Stationsstrukturen mit den vorgelagerten Stützpunkten wirken übersichtlich und klar strukturiert. Auch ist ein sinnvolles Aufzugskonzept, welches eine Trennung der Güter- und Personenströme ermöglicht, erkennbar. Die beiden Personalaufzüge sind in Mehrzweckaufzüge zu ändern. Ferner ist eine gute Orientierung durch klare Wegeführungen für Patienten, Besucher und Personal zu erwarten. Der Entwurf weist eine hohe Kompaktheit auf. Die Arbeit setzt das BO Konzept sehr gut um und lässt wirtschaftliche Betriebsabläufe erwarten. Ein Pandemiekonzept wird sehr gut umgesetzt. Die Erweiterbarkeit von ICU/OP und ZNA-Einheit wird im Hauptgebäude nachgewiesen. Problem der Nachnutzung der "weißen" Flächen.

Der Brandschutz ist im Grundsatz gewährleistet. Die Kenndaten lassen auf eine gute Wirtschaftlichkeit schließen.

Die Arbeit überzeugt im Ganzen. Sie ist funktional gut durchdacht und ist im Hinblick auf Anpassungs- und Erweiterungsoptionen flexibel angelegt.
Lageplan

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