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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2021

Neubau Ortenau Klinikum am Standort Achern

ein 2. Preis

Felix + Jonas Architekten

Architektur

mahl gebhard konzepte

Landschaftsarchitektur

Josef Neubauer Modellbau

Modellbau

Erläuterungstext

Gestaltung der Freianlagen

Durch die Planung der Freianlagen soll ein Ort des Wohlfühlens und der Erholung geschaffen werden. Liebliche Gruppen von blumentragenden Stauden, die über Rasenflächen gestreut sind, weite Blumenwiesen und lockere Baumgruppen aus Ziergehölzen, die das das Eindringen von Sonnenstrahlen ermöglichen, sollen das gesundheitliche Wohl fördern. Die divers gestalteten Freiräume sollen Spazierende überraschen und aufheitern.

So die unterschiedlich begrünten Hochbeete in der zentralen Erschließungsachse, welche ein abwechslungsreiches Raumgefühl schaffen und PatientenInnen und Besuchenden durch deren Bepflanzung durch Stauden, Gräser und Zierobstgehölze die ganzjährig willkommen heißen.

Die Gestaltung des Parks fügt die räumlich verteilten Baukörper des neuen Krankenhauses, der Mensa, des Parkhauses sowie deren Umgebung zusammen und schafft damit ein grünes Rückgrat.
Ein weites und zusammenhängendes Wegenetz durch das gesamte Areal ermöglicht das Flanieren durch die Natur. Weite Streuobstwiesen schaffen einen Lebensraum für die lokale Flora und Fauna. An mehreren Obstbäumen sind Nistkästen angebracht. Stellenweise ist die Wiesenfläche als artenreiche zweischürige Glatthaferwiese geplant. Entlang des Krankenhauses sind ebenfalls weitere Staudenbänder, und lange Sitzbänke, die zum Verweilen einladen, vorgesehen.

In die Gestaltungssprache der Parkanlage ist gleichzeitig der offene Patientengarten mit weiteren Stauden und Obstgehölzen integriert. Hier findet man Beete mit aromatischen Kräutern, lange Bänke und Retentionsflächen, welche die Luft befeuchten. Von hier aus kann man direkt in den anliegenden Park spazieren und die Natur genießen.

Weitere großflächig angelegte Retentionsflächen ermöglichen eine dezentrales Regenmanagement. Hier kann bei Bedarf auch das anfallende Regenwasser des Krankenhausgebäudes bewirtschaftet werden. Die Retentionsflächen sind gleichzeitig durch deren Bepflanzung als ganzjähriges Gestaltungselement angelegt.

Um den ökologischen Mehrwert weiter zu fördern, ist auf allen potentiellen Stellen extensive Dachbegrünung vorgesehen.

Mobilität & ruhender Verkehr
Neben dem weiten Wegenetz ist ebenfalls eine breite Nord- / Süd-Achse für den Fahrrad- und Fußgängerverkehr geplant. Zusätzlich zu einem großen im Parkhaus integrierten Fahrradraum, ist eine dezentrale Positionierung der Fahrradstellplatzanlagen an allen notwendigen Stellen geplant.

Ziel des PKW-Parkierungskonzeptes ist es eine Betonwüste zu verhindern, sondern die Versiegelung möglichst gering zu halten. Dafür werden alle ebenerdigen Stellplätze mit Rasenlinern gestaltet. Ergänzend befinden sich die barrierefreien Stellplätze in unmittelbarer Nähe zum Haupteingang. Ergänzend wird vorgeschlagen weitere Stellplätze in einem Parkhaus anzuordnen. Von dem intensiv begrünten und begehbaren Dach aus hat man einen weiten Blick in Richtung des Acherner "Hausberges“ Hornisgrinde.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf schafft ein klares Entwicklungsband mit baulichem Schwerpunkt orientiert zu Planstraße als Verbindung zwischen Stadt und Landschaft. Flankierend formuliert der Freiraum einen großen Bogen als Geste zur weiteren Verbindung zur Landschaft. Durch die neuen Baukörper entsteht eine gute Strukturierung des Baufeldes in Freiräume mit unterschiedlichen Charakteren.

Die Hauptbaumasse ist gut und kompakt angeordnet, dafür aber recht hoch. Die direkte Nachbarschaft verträgt dies allerdings, da die Kubatur durch Vor- Rücksprünge strukturiert ist und so weniger massiv wirkt.

Der Haupteingang formuliert eine gute Geste und Maßstäblichkeit durch einen bandartigen Vorplatz, der auf einer Seite vom Ärztehaus gefasst wird. Der Haupteingang erscheint jedoch etwas weit von der Planstraße entfernt. Das Potential der Entfernung ist, dass dort weitere Erweiterungsoptionen, z.B. um ein weiteres Ärztehaus möglich wären.

Die Positionierung der ergänzenden Baukörper an der Berliner Straße ist prinzipiell gut, als eigenständige Formulierung eines zweiten Eingangs zum Gesundheits- Campus, aber durch deren Dimensionierung ist diese zu kleinmaßstäblich.

Die unterirdische Wirtschaftshof und -erschließung ermöglicht, den parkartigen Charakter zur Berliner Straße zu erhalten und berücksichtigt eventuelle zukünftige Erweiterungen.

Die geplante Süd-West Straße müsste klar auf Notfall- und Klinikinternen Verkehr begrenzt werden.

Die Verwendung von Parkpaletten ist interessant, um mehr Freiflächen zu ermöglichen. Die Einbindung in den Freiraum ist jedoch nicht gelungen und wirkt durch die Positionierung jedoch blockierend, statt befreiend.

Der Entwurf arbeitet mit der Dialektik zweier großen Gesten: ein geradliniges Band von Stadt zu Land sowie ein großer Bogen im Freiraum. Dies schafft zwar einen vielfältigen und differenziert gestalteten Park aber auch Schwierigkeiten und räumliche Enge. Die Geste des Freiraumbogens kollidiert mit der Strenge des geraden Bandes. Zudem verhindert das Parkdeck eine überzeugende Überleitung in die freie Landschaft. Insgesamt ist die Freiraumplanung differenziert, aber ist an vielen Stellen räumlich zu kleinteilig.

Die Haupterschließung ist gut zentral im Gebäude angeordnet und vom Haupteingang kurz erreichbar – dadurch gute Orientierung im Gebäude. Dies zieht sich über alle Geschosse. Die zweigeteilte Magistrale im EG/ 1. OG ist gut für die Trennung der Ströme. Die Länge der Magistralen hat eine angemessene Dimension und ermöglicht positiv die Anordnung von einem zweiten Eingang zur Berliner Straße mit akzeptabler Distanz zum Haupteingang. Im EG/ 1. OG sind einige Bereiche (u.a. Wartbereiche) ohne Tageslicht und die Lichthöfe sind dort z.T. recht eng. Durch die Auskragung des 1. OGs wird der überdachte Eingangsbereich sehr schattig und dunkel. Die Bettenzimmer haben eine sehr gute Belichtung sowie in der Mehrzahl sehr gute Blickbeziehungen in die Landschaft.

Die Fassaden sind ruhig und gut strukturiert durch die Gliederung in eine Basis mit aufgesetzten, gestalterisch abgehobenen Kuben. Fraglich ist, ob das immer gleiche Fensterformat in den Obergeschossen überall mit dem Innenraum übereinstimmt und durchzuhalten ist.

Die Struktur hat eine gute Planungsflexibilität und auch gute Umbauoptionen. Hinsichtlich der Erweiterungsoptionen werden „Microerweiterungen“ angeboten – dies ist funktional vermutlich gut, dadurch würde die Gebäudekubatur allerdings verunklart werden und die Tagesbelichtung teilweise eingeschränkt. Die Erweiterung vertikal im 3. OG als 1 Pflegestation ist mit Baulärm und Vorab-Kosten verbunden, dafür würde aber am Ende weiterhin eine sehr kompakte Gebäudestruktur erzielt. Ohne die Erweiterung würde die Baukörperabstufung nicht so gut proportioniert sein.

Langfristig sind weitere Erweiterungsoptionen durch die Bandstruktur und die internen, bereichsübergreifenden Flure in allen Geschossen gut möglich.

Im Bereich der Funktionalität lässt der vorliegende Entwurf eine sehr gute Umsetzung erwarten. Die Stationsstrukturen mit einem vorgelagerten Stützpunkt und zwei dezentralen reinen Arbeitsräumen wirken äußerst wirtschaftlich, übersichtlich und klar strukturiert. Auch ist ein sinnvolles Aufzugskonzept erkennbar (2 Betten- und Personenaufzüge, 1 Notfall- und 1 Verpflegungsaufzug). Dieses ist ggfs. noch zu erweitern. Ferner ist eine gute Orientierung durch klare Wegeführungen für Patienten, Besucher und Personal zu erwarten. Der Entwurf weist eine hohe Kompaktheit auf. Die Arbeit setzt das BO-Konzept sehr gut um und lässt wirtschaftliche Betriebsabläufe erwarten. Ein Pandemiekonzept wird sehr gut umgesetzt. Die Erweiterbarkeit von OP und ZNA-Einheit wird im Hauptgebäude nachgewiesen, ICU durch Umstrukturierung.

Die Darstellungen zum Brandschutz sind sehr zurückhaltend. Die Kenndaten liegen im mittleren Bereich, wobei das Verhältnis von BGF zu NF recht hoch erscheint. Die Dimensionierung der TGA-Flächen scheint gering. Die Auskragungen und die Überdachung des Wirtschaftshofes verursachen entsprechende Kosten.

Insgesamt wird der Arbeit eine gute Betriebsorganisation bescheinigt. Der städtebauliche Ansatz überzeugt in Verbindung mit der gestenhaften Freiraumgestaltung nicht vollumfänglich.
Lageplan M1:500

Lageplan M1:500