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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2021

Klinikum der Universität München – Neubau Campus Großhadern, 1. Bauabschnitt

2. Anerkennung

Preisgeld: 130.000 EUR

Franz&Sue

Architektur

Architekten Maurer & Partner ZT GmbH

Architektur

TOMS Ziviltechniker GmbH

Tragwerksplanung

Zentraplan

TGA-Fachplanung

TB EIPELDAUER + PARTNER GMBH

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Neue Mitte

Durch Eindrehen der Onkologie eröffnet sich die Möglichkeit einer großzügigen Erschließung von Nord und Süd. Hier befindet sich im Erdgeschoss der allgemeine Servicebereich, Patientenaufnahme und Wartezonen. Im ersten Obergeschoss liegt der Speisebereich, welcher sich mit einer großzügigen Terrasse zum Patientengarten im Süden orientiert. Der begehbare Dachgarten darüber kann von den umliegenden Pflegestationen genutzt werden ohne lange Wege in den Patientengarten hinter sich legen zu müssen.

Die neue Mitte des Klinikums ist somit nicht nur Hauptzugang des Campus, sondern auch erster Informationspunkt, Treffpunkt, ein Ort für Pausen, der Erholung und Kommunikation. Eine neue Mitte für das Klinikum der Universität München.

Verdichtet Bauen - ohne Interimslösung

Durch geschicktes Platzieren der Onkologie im ersten Bauabschnitt eröffnen sich neue Flächenpotentiale westlich der Mitte. Das Wettbewerbsgebiet wird voll genutzt und zum Bestand genügend Abstand belassen. Nach Abbruch des östlichen Behandlungstrakt ist so mehr Fläche für weitere Bauvorhaben vorhanden.

Im zweiten Bauabschnitt werden neben dem BBT auch Bettenstationen und Ambulanzen des Kopf-Zentrum errichtet, wodurch ein frühzeitiger Rückbau des Bettenhauses, ganz ohne Interimsbauten, erreicht wird.

Modulare Ordnung

In den nächsten Bauabschnitten werden die Organzentren schrittweise entlang der Magistrale richtung Westen erweitert. Es folgt der Bau des MSK-/KOPF-Zentrums, welcher wie das BBT an die Magistrale angebunden wird. Mit Abschluss dieser Bauphase sind alle klinischen Funktionen des Bestand durch Neubauten ersetzt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau – Gesamtkonzeption Die Arbeit gliedert die Baukörper entlang einer West-Ost verlaufenden Magistrale südlich des OPZ, mit der auch dieses angebunden wird. Der Entwurf ist streng orthogonal, nimmt vorhandene Baufluchten auf, bleibt aber sehr schematisch. Die auf den Plänen angedeutete Kammstruktur, die die Innenhöfe von der Magistrale weg nach außen öffnen soll, findet leider nur im jeweils obersten Geschoß statt. Vielmehr bilden die Baukörper allseitig umschlossene, tiefe Innenhöfe und eine leider auch massive Abschottung zum südlich gelegenen Patientengarten in den weiteren Bauabschnitten. Die abnehmende Höhenstaffelung der weiteren Bauabschnitte wirkt zufällig und vermag städtebaulich nicht zu überzeugen. Die Fügung der beiden Zentren HLG und ONKO als klare, eigenständige und ablesbare Baukörper, einander rechtwinklig zugeordnet, überzeugt grundsätzlich. Dadurch ergibt sich eine eindeutige Zugangssituation. Ein in Größe und Ausformung angemessener Vorplatz führt in die quer zur Magistrale durchgesteckte zweigeschossige Eingangshalle. Deren Durchlässigkeit von Nord nach Süd bindet auch in der Übergangsphase den Altbestand gut an. Die Eingangshalle mit zentralen Funktionen und Gastronomie wirkt durch den Konstruktionswechsel auf eine Holzkassettendecke positiv milieubildend, hilft Schwellenängste abzubauen, wenn auch die angedeutete statische Leichtigkeit angezweifelt wird. Äußere und innere Gestaltung Die Baukörper sind kräftig horizontal geschichtet, die eingeschossigen, nur in Teilbereichen aufgeset zten obersten Geschoße verunklären leider die Baukörper. Die Fassaden wirken insgesamt sehr reduziert und undifferenziert. Ihr Minimalismus, insbesondere im DIAG, tendiert zu monotoner Langweiligkeit und überzeugt nicht wirklich. Geschoßhohe Kippflügel dürften eher wenig funktional sein. Die gleichmäßig horizontale Ausprägung wird allerdings nur möglich, weil durchgängig gleiche Geschoßhöhen von 4 Metern vorgeschlagen werden, was funktional zweifelhaft ist. Äußere und innere Erschließung Die Hauptzugänge mit Vorplatz sind überzeugend gelöst. Die gute Orientierbarkeit im Innern ist durch die klare Trennung von HLG und ONKO gegeben. Die innere weitere Erschließung, bezüglich Personenund Logistikströmen funktioniert. HLG und ONKO weisen jedoch unattraktiv enge und lange Flursituat ionen auf. Eine Aufweitung der Erdgeschoße in die Innenhöfe zu Gunsten einer großzügigeren inneren Verkehrs- und Wegeführung - insbesondere im EG - wird vermisst. Ein besonderer gestalterischer Anspruch innerhalb der Zentren – Wartebereiche, Blickbezüge, Ausblicke etc. – innerhalb der Zentren ist nicht erkennbar. Die Arbeit wirkt diesbezüglich insgesamt eher lieblos. Die Apothekenanlieferung im DIAG ist wegen fehlender Wendemöglichkeiten verbesserungsbedürftig. Die durchgängig innenliegenden Treppenhäuser in HLG, ONKO und DIAG sind aufgrund ihrer fehlenden direkten Entfluchtung ins Freie baurechtlich problematisch. Funktionalität Die geforderten Funktionalitäten sind insgesamt gegeben. Insbesondere hinsichtlich des ersten Bauabschnittes ergeben sich klare einfache Strukturen, die auch ein einfaches Tragsystem ermöglichen. Programmerfüllung Der Entwurf baut auf einem für den Klinikbau nicht mehr durchgängig sinnvollen Raster von 1,20 Metern auf. Ergänzend dazu werden vielfach ungünstige Raumproportionen und Raumzuschnitte generiert, beispielsweise schmale, sehr tiefe und schlecht nutzbare Büroräume. Diesbezüglich mangelt es der Arbeit an innenräumlichen Qualitäten, von der Eingangshalle abgesehen. Energie Das Technikkonzept zeigt zur ersten Bearbeitungsphase keine Weiterentwicklung. Der Detailierungsgrad ist sehr gering. Die Hauptversorgung ist nicht dargestellt, gleiches gilt für den technischen Ablöseprozess zum Bestand. Signifikante Fehler der ersten Bearbeitungsphase sind nicht behoben. Insgesamt weist die Arbeit eine für ein interdisziplinäres Verfahren leider offensichtlich unzureichende Abstimmung zwischen Architektur und Technik auf. Fehlende Technikflächen (Zentralen und Schächte, TF zu NUF Verhältnis 19,5 %) werden wesentlichen Einfluss auf die Kubatur-und Grundrissgestaltung haben. Das Ablösekonzept ist nicht beschrieben aber ggf. durch großen Rückbauabschnitt möglich. Ein Energiekonzept ist nicht definiert und es besteht kein Ausblick auf CO2-Neutralität. Die geforderte Gerätegrößen (RLT) max. 25.000 m3/h, sind tatsächlich >70.000m3/h geplant, dies hat negative Auswirkung auf den Anlagenbetrieb und erheblichen Einfluss auf Kubatur-und Grundrissgestaltung Für eine Weiterführung des Entwurfs ist eine umfassende Bearbeitung an diversen Punkten erforderlich. Im Bereich der Elektrotechnik ist eine bisweilen unwirtschaftliche Planung der Verteilungen zu erkennen. Die vorgegebenen Versorgungsradien in der Elektrotechnik sind teilweise überschritten. Wirtschaftlichkeit / Realisierbarkeit Das günstige Verhältnis BRI/NUF ist einer durchgängigen Geschosshöhe von 4m und der fehlenden Kubatur der ebenso fehlenden Technikflächen geschuldet und wird sich bei weiterer Durchplanung sicherlich nicht bestätigen. Das Verhältnis A/V liegt deutlich über dem Durchschnitt im ungünstigen Bereich. Eine bedarfsgerechte Differenzierung der Geschosshöhen in der weiteren Planung wird sich zwangsläufig auch auf die Fassaden auswirken. Auf Grund seiner systemischen Einfachheit macht dieser Entwurf zwar zahlreiche planerische Optimierungen erforderlich, lässt aber auch gerade deshalb eine durchschnittlich wirtschaftliche Realisierung erwarten.
Schnitt

Schnitt

Schnitt

Schnitt

Masterplan

Masterplan

Masterplan

Masterplan

Lageplan Realisierung

Lageplan Realisierung

Lageplan Realisierung

Lageplan Realisierung