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Einladungswettbewerb | 07/2020

Neubau eines Gemeindehauses in Barnten

Perspektive Kirchhof

Perspektive Kirchhof

ein 2. Preis

Preisgeld: 1.150 EUR

MOSAIK architekt:innen bda

Architektur

Erläuterungstext

Neubau Gemeindehaus Ev.-luth. Katharinen-Kirchengemeinde Barnten
Erläuterungsbericht


1 Leitidee
Die Dorfmitte beleben – die Gemeinde stärken
Die Dorfkirche in Barnten ist ein architektonisches Juwel und der sozialräumliche Identifikationspunkt des Ortes. Das neue Gemeindehaus in unmittelbare Nähe auf dem eingefriedeten Kirchhof zu platzieren, stärkt diese Bedeutung. Mit der Positionierung an der östlichen Einfriedungsmauer entsteht ein räumliches Spannungsverhältnis in der Hinwendung zur Kirche, das die Chance zur intensiveren Nutzung unter Einbeziehung des Kirchhofes bietet. Das Gemeindehaus schafft einen Ort der Verbindung für vielfältige Nutzungen und der sozialen Begegnung. Es bietet die Chance einer Belebung der Dorfmitte im alltäglichen, aber auch im feiertäglichen Gebrauch.

Durch die gewählte Lage bleibt die Kirche vom Barntener Platz aus weiter unverstellt erlebbar. Seitlich flankierend fügt sich das Gemeindehaus an einer Stelle in den Kirchhof ein, die im Vergleich mit der Südwestecke das größere Entwicklungspotential bietet. Der niedrige Baukörper mit Walmdach und Laterne nimmt im Fußabdruck die Bebauungsstruktur an der Landesstraße auf, transformiert diese aber als Baukörper in der Dachform und in der Materialität.

Der umgebende Sattel- und Krüppelwalmdachtypus und die Materialität des schiefergedeckten Kirchturmdaches sind die Anknüpfungspunkte für die äußere Anmutung des Gemeindehauses.

Der Baukörper reagiert mit der ausgeschnittenen Ecke auf das Tor zum Dorfplatz. Es entsteht zugleich ein gedeckter Vorbereich. Über die große Glasfront des Gemeindesaals rückt die Kirche in den Blick. Die äußere Asymmetrie des Dachwalms mit der Dachlaterne bildet den Bezug auf die Kirche ab. Auch als Referenz zur Gottesdienstnutzung (Winterkirche) ist das Dach wichtiges atmosphärisches Element des Innenraumes im Gemeindesaal, bis hin zur oberen Licht- und Luftöffnung.

Die skulpturale innere und äußere Gestaltung des Gemeindehaus reagiert auf die Kirche mit besonderer Hochachtung. Es ist wichtig, dass neben diesem herausragenden Bauwerk eine Ergänzung entsteht, die der Kirche nicht die Schau stehlen will, sondern die gesamte Stimmung feinfühlig ergänzt.

2 Räumliche Organisation
Im Grundriss legen sich die Nebenräume L-förmig um den Gemeindesaal. Trotz sparsamer Flächenbemessung entsteht ein gut nutzbares Gefüge, in dem der Gemeindesaal die herausgehobene Rolle spielt.

Über den kleinen Vorplatz und die aus dem Baukörper herausgeschnittene Südwestecke tritt man in den Eingang. Außerdem entsteht eine überdachte Eingangsnische mit der klassischen Bank vor der Tür. Ein kleines Foyer bildet den Auftakt zum Saal, seitlich sind Garderoben in einer Wandnische eingebaut. Die einzeilige Teeküche liegt am Foyer gegenüber dem Eingang und kann auch auf kurzem Wege von außen, vom Vorplatz aus genutzt werden. Die notwendigen Toilettenräume sind vom Foyer aus zugänglich.

Entlang der westlichen Gebäudelängsseite, bzw. der Einfriedungsmauer, sind weitere Nebenräume linear mit ca. 1,40 m Raumbreite gereiht: vor Kopf im Süden direkt von außen zugänglich der Hausanschlussraum, vor Kopf im Norden ebenso direkt von außen zugänglich der Abstellraum für Außengeräte. Dazwischen liegt der direkt an den Saal angebundene Abstellraum.

Abhängig von Nutzerwünschen sind mit dieser Struktur im weiteren Planungsprozess einfache Verschiebungen denkbar, bis hin Neuinterpretation von Zuordnungen, wie Raumtausch von Teeküche und Abstellraum.

Das Gemeindehaus sowie die Zugänge vom Kirchhof sind barrierefrei geplant. Eine barrierefreie Toilette ist ebenso nachgewiesen wie die erforderlichen Bewegungsflächen gemäß DIN 18040 Teil 1.

3 Saalbereich
Aus dem Gemeindesaal öffnet sich der Blick auf den Kirchhof mit der Kirche. Zum Kirchhof besteht ein direkter Zugang. Prägend für den besonderen Charakter des Raumes sind das geneigte Dach und der zusätzliche indirekte Lichteinfall durch das Ostfenster der Laterne. Auch die natürliche Lüftung des Raumes wird durch das hochliegende Dachfenster unterstützt. Die geneigten Unterdecken des Saales aus hellen Holzleisten sorgen für eine gute Raumakustik und eine besondere Atmosphäre.

4 Materialkonzept
Dach- und Wandflächen werden außen mit Schieferplatten bekleidet. Die Haut aus dem Material der Kirchturmspitze überzieht hinterlüftet die Holzrahmenkonstruktion der Wände und Dächer und wird nur durch Öffnungen mit Holzfenstern durchbrochen. Die Außentüren des Geräte- und des Hausanschlussraumes werden außenbündig gesetzt und ebenfalls schieferbekleidet. Die Traufrinnen und Fallrohre aus Zinkblech werden in die Dach- und Fassadenflächen integriert.

5 Nachhaltiges Bauen - Energiekonzept
Ziel ist die Optimierung des Gesamtenergieaufwandes für Herstellung, Nutzung und Entsorgung. Es werden wenige, aber robuste und baubiologisch unbedenkliche Baustoffe mit langer Lebensdauer verwendet. Dementsprechend ist das Gebäude oberhalb der Sohlplatte ein Holzrahmenbau, der gegenüber einer mineralischen Bauweise eine bessere CO2-Bilanz aufweist. Die Dämmstofffüllung der Rippenzwischenräume ermöglicht bei hohem Dämmstandard geringere Wanddicken, da die Dämmung bereits in die tragende Wand- oder Dachkonstruktion integriert ist.

Für den sommerlichen Wärmeschutz werden im Saal besondere Maßnahmen erforderlich. Effektiv ist hier eine außenliegende Verschattung, da Sonnenschutzglas allein nicht ausreicht. Diese kann auch der Verdunklung dienen.

Das natürliche Lüftungskonzept des Saales nutzt die bei Nutzung entstehende Thermik im hohen Raum. Frische Luft kann über die Fenster (vertikale Holzflügel in den Fensterelementen) einströmen, die emporsteigende verbrauchte Luft über den Öffnungsflügel des Fensters in der Laterne fortgeführt werden.

6 Kirchhof
Der Charakter des Kirchhofes als erhöhte, ummauerte und von großkronigen Bäumen geprägte Rasenfläche bleibt erhalten. Vom Zugangstor am Barntener Platz führt ein kurzer Weg auf den ganz leicht höher liegenden quadratischen Vorplatz vor dem Haus. Diese mit Kleinpflaster belegten Flächen sind klein gehalten, die Rasenfläche läuft durch. Das findlingsumsäumte Denkmal wird an die Südwestecke des Kirchhofes versetzt.

Es sollte vermieden werden, den Bereich des Vorplatzes mit Fahrrädern zu befahren und dort Fahrradstellplätze anzuordnen. Weniger auf dem Kirchhof störend wäre eine senkrechte Aufstellung von Bügeln entlang der nördlichen Grenze hinter dem östlichen Torzugang an der Landesstraße. Am sinnvollsten erscheint es, diese einvernehmlich direkt vor dem Tor am Barntener Platz hinter dem Bushäuschen zu platzieren.

Am östlichen Torzugang kann hinter der Kirchhofmauer ein ebenfalls ummauerter Müllstandort integriert werden.
Perspektive Kirchhof

Perspektive Kirchhof

Lageplan

Lageplan

Grundriss

Grundriss

Ansichten

Ansichten

Ansichten

Ansichten

Schnitt

Schnitt

Perspektive Innenraum

Perspektive Innenraum

Fassadenschnitt/Ansicht

Fassadenschnitt/Ansicht