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3. Rang 4 / 4

Projektwettbewerb im selektiven Verfahren | 11/2020

Neubau und Instandsetzung des Zentrums für Zahnmedizin in Zürich-Hottingen (CH)

4. Rang / 4. Preis

Preisgeld: 20.000 CHF

Nickl & Partner

Architektur

E2A Piet Eckert und Wim Eckert Architekten ETH BSA BDA SIA AG

Architektur

Confirm AG

Projektsteuerung

DGJ Architektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Leonhardt, Andrä und Partner, Beratende Ingenieure VBI AG

Bauingenieurwesen

Amstein + Walthert AG

Akustikplanung, Bauphysik, Brandschutzplanung, TGA-Fachplanung

Hospitaltechnik Planungsgesellschaft mbH

sonstige Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

An der ursprünglichen Struktur des Areals mit dem Spitalpark in der Mitte und den Bebauungen an den Rändern knüpfen die Verfassenden an. Der Neubau ist so angeordnet, dass zusammen mit der Poliklinik und dem Oberen Haus ein räumlich dreiseitig gefasster Freiraum entsteht. Durch diese Konzeption aus Zentrum und peripherer Bebauung entsteht eine vielversprechende Ausgangslage, um den Neubau mit den bestehenden Bauten als Ensemble erscheinen zu lassen.

Das neue Klinikgebäude wird in zwei parallel zum Hang verlaufende Zeilen und zwei dazwischenliegende, verbindende Quervolumen gegliedert. Die Figur staffelt sich zwischen drei und vier Geschossen mit dem Hang, wodurch die Gebäudehöhen an das Quartier anpasst werden können. Durch Vor- und Rücksprünge im Grundriss werden die Fassadenlängen zudem gestaffelt und eine quartierverträgliche Massstäblichkeit angestrebt. Eine dritter, unter dem Garten liegender Gebäudekörper verbindet den Neubau mit der Poliklinik.

Die Verfassenden platzieren den Neubau in der Flucht des Bestandsbaus. Daraus ergibt sich die Chance, bergseits einen kleinen Park auszuformulieren, der dem Quartier sowie auch der Klinik als Freiraum dienen kann. An der Hofstrasse entsteht eine klare und übersichtliche Eingangssituation. Neben diesen beiden Freiraumsituationen ergibt sich entlang der Pestalozzistrasse ein dritter Grünraum, der in seinem Ausdruck eher an Abstandsgrün erinnert und wenig Qualität aufweist. Der Park ist gegen die Spiegelhofstrasse offen gehalten. Diese Öffnung zum Quartier ohne klare räumliche Fassung wird kritisch beurteilt. Die vorgeschlagene Abgrabung entlang der Nordostfassade ist in der vorliegenden Form baurechtlich kaum bewilligungsfähig. Die drei Lichthöfe verunklären zudem die Beziehung vom Neubau zur Parkanlage.

Vom Haupteingang werden die Besuchenden über einen Treppenweg durch den Park zur Spiegelhofstrasse geführt. Diese Achse endet sehr zufällig direkt vor der bestehenden Pappel. Die Wege sind sehr funktional angelegt und ein selbstbewusster Parkcharakter wird vermisst. Der Haupteingang mit seinem Natursteinbelag wirkt zu gross und zu steinern. Die direkt angrenzende Sitzstufenanlage präsentiert sich wenig selbstverständlich und der Erhalt der Bestandsbäume wird bei der vorgeschlagenen Gestaltung kaum möglich sein. Die Eingangshalle mit Cafeteria bildet die Fortsetzung des grossen Vorplatzes im Innern des Gebäudes. Ein bepflanzter Patio und eine an eine Pergola erinnernde Überdachung der Eingangshalle sorgen für eine heitere Atmosphäre und schaffen ein attraktives Spiel zwischen Innen- und Aussenräumen. Von der zentral gelegenen Eingangshalle werden die Behandlungs- und Forschungsräume über vier symmetrisch angeordnete Erschliessungskerne erreicht. Die unvermittelt wirkenden räumlichen Übergänge von der grossen Eingangshalle zu den Korridoren und Treppenvorräumen wurden kritisch beurteilt.

Die Anordnung der Klinikräume ermöglicht die gewünschte Trennung zwischen Personal und Patientinnen und Patienten. Aus einer Mittelzone werden die Behandlungsräume durch das Personal bedient. Die Patientinnen und Patienten erreichen unabhängig davon die Behandlungsräume über aussen liegende Korridore.
Als räumlich und betrieblich problematisch werden die querenden Zugangswege und die innen liegenden Warteräume der Kliniken beurteilt. Der unterirdisch angeordnete Bereich für die Lehre mit Seminarräumen ohne Tageslicht konnte die Jury nicht überzeugen. Eine direkte, nicht durch die Kliniken führende Wegverbindung zwischen Lehre und Forschung fehlt.

In der denkmalgeschützten Poliklinik von O. R. Salvisberg sind mehrheitlich Büro-und Verwaltungsräume vorgesehen. Über die intelligente Raumprogrammierung kann mit wenigen baulichen Eingriffen die Poliklinik der neuen Nutzung zugeführt werden. Auch der Anschluss an den Neubau (Seminarbereich) erfolgt mit sehr präzisem, schlüssigem Eingriff, der der Typologie und der ursprünglichen Konzeption inhärent ist. Der Eingang an der Hofstrasse wird wiederhergestellt und erhält dadurch seine ursprüngliche Bedeutung zurück. Die städtebauliche Konzeption ist robust bezüglich zukünftigem Erhalt, Ersatzneubau oder Freilassung des Schwesternhauses. Für den historischen Bestand und dessen Wahrnehmung ist das Resultat aufwertend. Das Erhalten gemäss ISOS VIII.0.1 Erhaltungsziel A und das sorgfältige Weiterbauen findet hier im besten Sinne statt.

Aus der Idee, mit den drei «Charakterbauten» Poliklinik, Oberes Haus und dem Neubau ein Ensemble zu bilden, entwickeln die Verfassenden eine eigenständige Fassade. Raumhaltige, filigrane Elemente aus Faserbeton gliedern die Hülle in Struktur und Fensterfüllung. Zusammen mit den markanten Holzrollläden entsteht trotz der Eigenständigkeit ein vertrauter Ausdruck. Die Holzrollläden erfüllen jedoch die Anforderungen bezüglich Beschattung und Steuerung des Tageslichtes nicht optimal.

Der Rohbau bildet eine hybride Konstruktion, die Untergeschosse sind aus Beton, ab dem Erdgeschoss werden die Decken als Holz-Beton-Verbund-System auf Holzstützen vorgesehen. Auf Deckenverkleidungen wird verzichtet, sodass die rohe Materialität von Holz und Beton erlebbar bleibt. Die vorgeschlagene Materialisierung berücksichtigt dadurch konzeptionell die Anforderungen der Nachhaltigkeit.

Im Vergleich mit den anderen Vorschlägen wird der Beitrag in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit als einer der aufwendigeren eingeschätzt. Das Projekt braucht für die Umsetzung des Raumprogramms relativ viel Fläche und unterbaut insbesondere im nördlichen Bereich einen bedeutenden Anteil der Parzelle. Der hohe Aufwand unter Terrain wird durch die ressourcenschonende und schlanke Materialisierung weitgehend kompensiert: Das Projekt erreicht einen durchschnittlichen Ressourcenaufwand in der Erstellung. Um den geforderten Standard Minergie-P zu erreichen, müsste der Dämmstandard jedoch erhöht, die Fassadenkonstruktion aussen überdämmt, luftdicht ausgebildet und die fehlende Fassadenbekleidung ergänzt werden. Der für das Projekt prägende sommerliche Wärmeschutz mit Holzrollläden ist für eine elektrisch gesteuerte Bedienung auszulegen.

Die Idee, den ursprünglichen Spitalgarten als neues Zentrum zu stärken und dadurch eine Integration des Neubaus mit den bestehenden Bauten zu erreichen, ist interessant und wird gewürdigt. Im Widerspruch dazu stehen leider die räumlich trennenden Abgrabungen und die fehlenden Beziehungen zwischen Garten und Neubau.
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