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Mehrfachbeauftragung | 02/2021

Neues Schülerwohnheim in Biberach

Perspektive

Perspektive

4. Rang

herrmann+bosch architekten

Architektur

Transsolar Energietechnik GmbH

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Entwicklungskonzept
Die Leitidee des Entwurfs ist das Schaffen eines Raumes, welcher den Schülerinnen und Schülern eine Rückzugsmöglichkeit und Schutz bietet, jedoch gleichzeitig die Gemeinschaft ist Zentrum rückt und fördert. Der vorgeschlagene Holzbau stellt sowohl eine wirtschaftliche und unterhaltsarme, wie auch nachhaltige Lösung dar.

Städtebau und Freiraum
Im städtebaulich spannungsvollen Umfeld befindet sich das zu beplanende Grundstück am Rande des Schulstandort des Kreis – Berufsschulzentrums Biberach. In direkter Nachbarschaft befindet sich nördlich des Grundstücks eine Sporthalle und kleinere Flachdachbauten einer Weinhandlung, südlich auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Leipzigerstraße ist die örtliche Polizei beheimatet. Erschlossen wird das Grundstück über den süd-östlich an die Leipzigerstraße anbindende Pausenhof.
Alle die Straßenflucht begleitenden Bauten sind als Flachdachgebäude ausgebildet. Der Neubau „Schülerwohnheim Biberach“ ergänzt das Ensemble ebenfalls mit einem Flachdachbau und übertrifft die Umgebungsbauten mit dessen Gebäudehöhe. So wird an dieser Zugangsstelle des Campus ein prägnanter Auftakt geschaffen. Die Fluchten der direkt angrenzenden Sporthalle werden aufgenommen und fassen durch die raumfassende Kante den Außenbereich des Schulstandorts. Das Sockelgeschoss springt entlang der Leipzigerstraße zurück und formuliert so einen etwas großzügigeren Straßenraum. Zum Campus hin kragen die auf Stützen stehenden Obergeschosse aus und verknüpfen das Haus mit dem Pausenhof auf eine selbstverständliche Art und Weise. Im Außenraum werden einige Bestandsbäume durch Neupflanzungen ergänzt. Der Pflasterbelag läuft bis in das Erdgeschoss des Gebäudes und schafft so eine subtile zusammenhängende Fläche. Weitere Sitzmöbel ergänzen die bestehende Situation und laden zum Verweilen ein.

Gebäude + Erschließung
Der Neubau gliedert sich klar erkennbar in einen Sockel und die darauf ruhenden Obergeschosse. Der Sockel ist leicht zurückgesetzt, zum Campus hin stehen die Obergeschosse auf Stützen und der Platz erstreckt sich bis in den Innenraum des Hauses. Vom 1. – 4. Obergeschoss wird eine streng gerasterte Lochfassade vorgeschlagen. Wenige Fugen gliedern die vier Ansichtsseiten.
Aufgrund des äußeren Erscheinungsbildes lässt sich bereits aus der Ferne die Nutzungsverteilung im Gebäude ablesen. Im Sockel sind neben der Essensausgabe und dem großen Gruppenraum sämtliche Nebenflächen, wie Personalräume, Büros und Abstellräume etc. verortet. Die Stellplätze für PKWs und Fahrräder sind unter dem auskragenden Gebäudeteil untergebracht. Die PKW – Stellplätze sind über die Leipzigerstraße zu erreichen, die Fahrradstellplätze werden von Campusseite erschlossen. Vom Campus aus gelangt man auch zum Haupteingang des Hauses. Beim Betreten des Neubaus eröffnet sich ein Atrium über die gesamte Höhe des Hauses. Im Zentrum ist die Essensausgabe verortet, welche auch den Innenhof bespielen könnte. Hier treffen sich die Schülerinnen und Schüler. Im rückwärtigen Bereich der Mensa ist der große Gruppenraum angeschlossen, welcher durch eine Schiebewand mit der Mensa zusammengeschaltet werden könnte. Die Küche, wie auch sämtliche Nebenräume können durch die Anlieferung von der Leipzigerstraße aus angedient werden.
In den Obergeschossen reihen sich sämtliche Zimmer an den Laubengang rund um die beiden Atrien. Ein klösterlicher, introvertierter Umgang wird inszeniert. Blickbeziehungen über alle Ebenen hinweg eröffnen sich. Der Raum ist durch das großzügige, gläserne Oberlicht mit Tagesslicht versorgt. Einzel- und Doppelzimmer werden über eine kleine Vorzone begangen, die Nasszelle ist zentral angeordnet und teilt so die Zimmergemeinschaft in die beiden Einzelbereiche auf. Jedes Bewohner/innen – Zimmer öffnet sich durch eine raumhohe Verglasung zur Umwelt.
Die beiden Atrien werden durch die zentral angeordneten kleinen Gemeinschaftsräume mit den Gemeinschaftsküchen aufgeteilt. Die großzügigen Verglasungen erlauben ein Durchblicken von beiden Seiten. Der Laubengang, welcher zu den Gemeinschaftsräumen führt, kann als „innenliegender Außenbereich“ verstanden und genutzt werden.
Wie im Erdgeschoss stehen auch in den Wohngeschossen die Räume des gesellschaftlichen Lebens und Zusammenkommens im Zentrum.
Die Introvertiertheit soll den Kindern- und Jugendlichen einen geschützten Raum bieten, in welchem sie sich gerne aufhalten und verabreden. Ein Rückzugsraum wird geschaffen, der sowohl innerhalb des Hauses für gemeinschaftliche Aktivitäten Raum bietet, aber auch einen persönlichen Raum in Form der Doppel- und Einzelzimmer wird generiert.
Im vierten Obergeschoss befinden sich außerdem die beiden Mitarbeiterwohnungen, welche sich nach Süden hin über eine Loggia öffnen.

Material + Konstruktion
Das neue Schülerwohnheim soll sowohl in Materialität als auch Konstruktion nachhaltig realisiert werden. Durch ressourcenschonendes Bauen mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz kann ein entscheidender Beitrag zu Umweltschutzmaßnahmen geleistet werden. Durch einen hohen Vorfertigungsgrad und geringe Zahl an konstruktiven Details wird ein besonders effizientes und kostengünstiges Bauwerk realisiert werden können. Das Gebäude kann als durch Elemente, also Wandscheiben oder aber in Modulen, also Raumzellen hergestellt werden. Durch den hohen Vorfertigungsgrad entstehen weniger und genau bestimmte Schnittstellen, was zu einer hohen Qualität, kürzeren Bauzeiten und letztlich einer kostengünstigen Lösung führt. Die Module kommen samt Inneneinrichtung, Bad, Fenstern und Türen, gegen Regen durch eine Folie geschützt per LKW zur Baustelle und werden direkt durch einen Kran positioniert. Treppen und Aufzugskern werden in Stahlbeton ausgeführt. Die Atrien werden brandlastenfrei gehalten. Die Entlüftung und Entrauchung der Innenhöfe wird durch Öffnungen in den Oberlichtern gewährleistet. Über Abbrand wird der Brandschutz gewährleistet.

Energie- und Nachhaltigkeitskonzept
Ziel ist der Einsatz von nachhaltigen Materialien, die zu einer Optimierung der Komfort- und Behaglichkeitsansprüche führen, niedrige CO2-Emissionen über den gesamten Lebenszyklus verursachen, günstig und robust im laufenden Betrieb funktioniert und damit nachhaltig sind.

Hülle und innere Bauteile - Der kompakte Baukörper zeichnet sich durch ein günstiges A/V Verhältnis, sowie einem hohen baulichen Wärmeschutz aus, welcher die Forderungen der EnEV erfüllt. Alle Fenster sind als Dreifachverglasung ausgeführt, wobei auf eine hohe Tageslichttransmission geachtet wird.
Tageslichtnutzung - Die EZ/DZ werden als Schlaf- und Lernraum verwendet, weshalb eine gute Tageslichtversorgung wichtig ist. Geringe Sturzhöhen, fassadennahe Arbeitsplätze und Verglasungen mit hoher Tageslichttransmission garantieren eine hohe Qualität der Tageslichtversorgung. Ein effizienter, außenliegender Sonnenschutz führt zu einer Optimierung des visuellen Komforts.
Innenhof als Mid-Door Bereich - Der Innenhof wird als eine Pufferzone zwischen Innen und Außen geplant. Dieser Bereich wird nur leicht temperiert. Durch das Fassaden- und Überdachungskonzept kann im Sommer möglichst offen und im Winter weitestgehend geschlossen bleiben. Hauptsächlich wird über passive Maßnahmen belüftet, gekühlt und beheizt. So werden technische Installation in diesem Bereich auf ein Minimum reduziert.
Energiekonzept Alle Wohnungen verfügen neben öffenbaren Fenstern zusätzlich über eine mechanische Abluft im Bad. Frischluft wird durch Nachströmung über Fassadenlüfter in der Außenfassade zugeführt.
Die Beheizung der Wohnungen erfolgt über Fußbodenheizungssysteme, die die Wärme hauptsächlich durch Strahlung übertragen und aufgrund ihrer niedrigen Verteiltemperaturen energieeffizient sind. Hierüber ist im Sommer eine Kühlung möglich.
Das Einbinden eines Geothermie-Systems ist angestrebt, welches sich je nach Nachhaltigkeitsziel skalieren lässt. Geothermie (Erdsonden oder Grundwasserbrunnen) bietet das Potential einer ganzjährigen regenerativen Energieversorgung und freie Kühlung für das Gebäude.
Primärenergetische Optimierung - Für die Integration von Photovoltaik aufgeständert auf dem extensiv begrünten Dach als „grünes Solardach“ stehen rund 900 m² Dachfläche zur Verfügung und dient der Erzeugung von regenerativem Strom (bis zu 125 kWp möglich), welcher als Eigenstrom im Gebäude verbraucht und zum Laden von E-Bikes genutzt wird.

Regenwassernutzung - Das in Tisternen gesammelte Regenwassers kann zur Toilettenspülung und Außenanlagenbewässerung je nach Bedarf genutzt werden.
Fazit - Durch die Umsetzung eines ganzheitlichen Konzepts wird ein Minimum an technischer Gebäudeausrüstung und ein Maximum an thermischem und visuellem Komfort erzielt. Gleichzeitig führen die beschriebenen Maßnahmen zu einer Minimierung der C02-Emissionen über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes. Die gute Gebäudehülle und die Nutzung von natürlichen Ressourcen führen zu geringen Betriebskosten und reduzieren die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern. Die Gesamtkonzeption erreicht das Ziel eines zukunftweisenden Gebäudes, was robust in der Nutzung ist und eine minimale ökologische Belastung darstellt.

Wirtschaftlichkeit
Durch die vorgeschlagene Holzbauweise lässt sich ein wesentliches Einsparpotential der Baukosten realisieren. Die Vorfertigung im Werk verkürzt die Bauzeit und reduziert die Gewerke auf der Baustelle. Sämtliche Holzoberflächen sind im Betrieb sehr robust und erfordern nahezu keine Instandhaltungsmaßnahmen.


Fazit
Das architektonische Konzept für den Neubau „Schülerwohnheim Biberach“ gründet auf den verschiedensten Einflussfaktoren aus dem Städtebau, der Nutzung und der Nachhaltigkeit. Die enge Verknüpfung mit dem Campus, das hochwertige dennoch kostengünstige Wohnen und die innovative Holzbauweise stellt eine Bereicherung für das Kreisberufschulzentrum dar.
Atmosphärische Außen- und Innenräume bieten abwechslungsreiche Aufenthaltsbereiche und schaffen einen beispielhaften Rahmen für den jugendlichen Schulalltag. Für die Bewohnerinnen und Bewohner des neuen Schülerwohnheims wird eine freundliche, gesunde und Lebensqualität steigernde Umgebung geschaffen.
Modellfoto

Modellfoto

Modellfoto

Modellfoto

Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss 1.OG

Grundriss 1.OG

Grundriss 2.OG

Grundriss 2.OG

Grundriss 3.OG

Grundriss 3.OG

Grundriss 4.OG

Grundriss 4.OG

Quer- & Längsschnitt

Quer- & Längsschnitt

Ansicht N-W & Ansicht S-W

Ansicht N-W & Ansicht S-W

Ansicht S-O & Ansicht N-O

Ansicht S-O & Ansicht N-O

Energiekonzept Gebäude

Energiekonzept Gebäude

Energiekonzept Zimmer

Energiekonzept Zimmer

Fassade

Fassade