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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2021

Neugestaltung Peter-Plümpe-Platz in Kevelaer

Perspektive Rathaus

Perspektive Rathaus

1. Preis

Preisgeld: 33.366 EUR

GREENBOX Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

BÜRGERGÄRTEN KEVELAER
Freiraum für Alle.

SITUATION UND AUFGABE

Die Wallfahrtsstadt Kevelaer besitzt einen ausgeprägten historischen Ortskern, der seit jeher durch kirchliche Einflüsse und Bauten geprägt und gebildet wurde. Durch die Etablierung als Marienwallfahrtsort entwickelte sich der Ort zur Stadt und zeigt heute anschaulich die enge Verknüpfung von Stadtentwicklung, Geschichte und Gesellschaft auf.

Eingebettet zwischen zahlreichen Räumen der Wallfahrt liegt der Peter-Plümpe-Platz, dessen Charakter und Art der Nutzung früher sowie heute das weltliche Kevelaer widerspiegelt. Die heutige Ausprägung der Freiräume, mit wenigen Aufenthaltsmöglichkeiten oder freizeitlichen Nutzungsangeboten, wird nur unzureichend der Funktion als innerstädtischer Ort für städtisches Leben und Gemeinschaft gerecht. Eine zeitgemäße Neugestaltung als Platz für die Bürger, Besucher und Pilger Kevelaers soll die Situation deutlich aufwerten.

LEITIDEE UND KONZEPT

Das Ziel der Neugestaltung ist ein multifunktionaler, grüngeprägter Stadtraum, der als Willkommens- und Verknüpfungspunkt das Stadtbild nachhaltig bereichert. In prominenter Lage schaffen die „Bürgergärten Kevelaer“ einen vielfältigen, repräsentativen Freiraum mit hoher Aufenthaltsqualität für alle Generationen. Zentral gelegen zwischen den bedeutenden Orten der Wallfahrt – und ebenso umgeben von weltlichen Gebäuden und Bereichen, wie den beiden Rathäusern und der Fußgängerzone. Um dies zu erreichen wird der Platz in verschiedene Nutzungsbereiche mit unterschiedlichen Freiraumtypologien gegliedert. Ein urbaner, multifunktioneller Bereich im Süden ist über den „Bürgerboulevard“ mit dem nördlichen, von Grünstrukturen geprägten Abschnitt, verbunden. Wie ein Mosaik werden die nutzbaren Flächen und Angebote in diese Grundstruktur eingegliedert und ergeben somit ein klar definiertes, orthogonales Gesamtkonzept, dass den gesamtem Peter-Plümpe-Platz charakterisiert.
Die Ankunft der Pilger erfolgt parallel zur Marktstraße über eine Haltebucht mit Mittelinsel, die ausreichend Raum für bis zu fünf Reisebusse, ein bequemes Aussteigen und Entladen bietet. Angrenzend, durch eine lockere Baumreihe gefasst, befindet sich eine multifunktional gestaltete Platzfläche, die dauerhaft 98 Stellplätze beinhaltet. Zwei weitere Behindertenstellplätze befinden sich vorgelagert im Bereich der Ein- bzw. Ausfahrt zur Marktstraße. ‚Willkommensbänke‘ begleiten die langen Kanten des Platzspiegels und laden ankommende Pilger und Besucher zu einer kurzen Rast ein. Das historische Rathaus erhält einen großzügigen „Hochzeitsgarten“, der durch seine Gestaltung mit blühenden Gehölzen (Davidia involucrata & Liriodendron tulipifera), Staudenpflanzungen und Sitzmöglichkeiten zum Aufenthalt einlädt und als ansprechende Kulisse für Empfänge nach der Trauung dient.

Der Bürgerboulevard ist als breite, die Markt- und Annastraße verbindende Achse angelegt und wird von Holzdecks und zierenden Kirschen (Prunus serrulata ‚Kanzan‘) begleitet und gegliedert. Durch die Lage und verbindende Funktion wird der Boulevard gleichzeitig als erweiterter Vorplatz des neuen Rathauses betrachtet und erhält locker eingestreute ‚Meilensteine der Stadtgeschichte‘, die als Naturstein-Intarsien über die Höhepunkte der örtlichen Historie informiert und Identität spendet – beispielsweise über Hendrik Busmann, Stifter der Kevelaer-Wallfahrt.

Nördlich des Rathauses wird der Boulevard von zwei intensiv begrünten Freiflächen gesäumt, die wiederum von drei großzügig dimensionierten Holzdecks begleitet werden und als ‚Gartenbänke‘ Bereiche zum Sitzen und Loungen mit Blick ins Grüne schaffen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Bürgerboulevards grenzt das ‚Grüne Forum‘ an und bietet als Spiel- und Liegewiese einen sommerlichen Treff- oder Veranstaltungspunkt im Zentrum der Stadt. Umgeben wird das ‚Grüne Forum‘ von einer kleinen Platzfläche, dem Bürgerplatz, welcher ein Fontänenfeld und eine nach Süden ausgerichtete lange ‚Sonnenbank‘ anbietet, sowie mehreren Flächen aus wassergebundener Wegedecke, auf denen sich Spiel-, Aufenthalts und Gastronomieangebote befinden. Der Vorplatz der Sparkasse wird in die Gestaltung integriert, sodass ein offener Eingangs- und Durchgangsbereich entsteht. Der Bereich zwischen Roermonder Platz und Rathaus wird ebenfalls gestalterisch durch eine einheitliche Pflasterung und die Erneuerung der Hochbeete attraktiver gestaltet.

NACHHALTIGKEIT

Bei der Gestaltung des Peter-Plümpe-Platzes verfolgen wir konsequent den Grundsatz der Nachhaltigkeit bezüglich Klimaschutz, Wasserhaushalt, Biodiversität, Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit. Der Anteil versiegelter Flächen wird in Abstimmung auf die Nutzungsanforderungen (z.B. Markt) auf ein Mindestmaß reduziert.
Helle Oberflächenmaterialien vergrößern die Albedo und reduzieren somit die Bildung von Hitzeinseln. Die zahlreichen Neupflanzungen sorgen durch ihre Transpiration für zusätzliche Verdunstungskühle und binden Staub aus der Luft. Das Mikroklima kann somit gezielt positiv beeinflusst werden. Ein erhöhter Anteil an unversiegelten Flächen ermöglicht das nachhaltige Versickern von Niederschlagswassern der umliegenden Oberflächen, sodass dieses direkt der Grundwasserneubildung zugeführt werden kann. Unterhalb stark versiegelter Flächen werden zusätzlich Rigolen genutzt, um diesen Effekt herbeizuführen. Die vielfach nutzbaren Platz- und Grünflächen leisten einen wesentlichen Beitrag zur sozialen Nachhaltigkeit. Generell wird eine barrierefreie bzw. barrierearme Gestaltung umgesetzt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit 1617 interpretiert den Peter-Plümpe-Platz nicht als klassischen, steinern geprägten Stadt-platz. Stattdessen wird unter dem Titel „Bürgergärten Kevelaer“ ein grüngeprägter Stadtraum mit unterschiedlichen Teilraumcharakteren und generationenübergreifendem Aufenthaltsangebot vorgeschlagen.

Grüngeprägt ist vor allem der nördliche Bereich, während der südliche Platzraum dem Parken vorbehalten ist. Der Parkplatz mit rund 100 Stellplätzen wird von einem lockeren Baumfilter umschlossen. Verbindendes Element in Nord-Süd-Richtung ist ein großzügiger „Bürgerboulevard“ mit vielen Sitzmöglichkeiten und Zierkirschen als prägnanter Baumart.
Die Angebote des nördlichen Bereichs gruppieren sich um eine großzügige Rasenfläche, die als Spiel- und Liegewiese genutzt werden soll. Zur Annastraße hin wird die Anlage von einem Platz mit Wasser-spiel abgeschlossen. Kleinere Flächen mit vielfältiger Programmierung gruppieren sich um die Wiese und bieten Aufenthaltsräume für verschiedenste Bedürfnisse. Ignoriert wurden allerdings die privaten Stellplätze im nordwestlichen Bereich.
Fast alle erhaltenswürdigen Bäume werden in den Entwurf integriert.

Vor dem historischen Rathaus entsteht ein eigener Platz, der sogenannte Hochzeitsgarten.
Denkmalpflegerisch wird hier die aufgegebene Achse der Bußmanstraße problematisiert, die durch Pflanzflächen stark verändert würde. Die Bäume verdecken zudem die historische Fassade des Rathauses.

Kritisch gesehen wird auch die Möglichkeit, auf der Wiese die Kirmes stattfinden zu lassen bzw. die damit verbundene Notwendigkeit, den Rasen jedes Jahr zu erneuern.
Ebenfalls kritisiert werden die Baumsetzungen entlang der Annastraße, da sie den Blick auf die historischen Fassaden verdecken.

Vor dem Hintergrund des Klimawandels ist die deutliche Begrünung des Platzes sehr zu begrüßen. Ebenso erscheinen die unterschiedlichen Aufenthaltsangebote als große Bereicherung: Sie versprechen eine Belebung des Platzes im Alltag. Im Gesamten eine mutige Arbeit, die den Platz neu interpretiert, seine Teilräume typologisch gekonnt ausdifferenziert und eine hohe Belebung durch vielfältige Aufenthaltsmöglichkeiten verspricht.
Perspektive Boulevard

Perspektive Boulevard

Lageplan 200er

Lageplan 200er

Lageplan 500er

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Details

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Piktogramme

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