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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2021

Neugestaltung Peter-Plümpe-Platz in Kevelaer

2. Preis

lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Freiraumkonzept |
Der Platz besitzt eine besondere Rolle allein schon durch seine zentrale Lage im mittig im Schwerpunkt der innerstädtischen Wegedreieck von Kavelaer. Eine besondere Rolle, die durch die seitlich angelagerten öffentlichen Nutzungen unterstrichen und durch Großparkpatz und Bushaltestellen belebend gefördert wird. Eine besondere Rolle allerdings auch durch seine, für das Weichbild von Kevelaer doch ungewöhnliche Größe. Der Wunsch der Ausloberin, diese so unbebaut zu erhalten, ermöglicht sicherlich auch zukünftig die Nutzung als Kirmes-Platz. Diese Größe jedoch verträglich in das Gesamtbild der Stadt angemessen einzubinden bildet den Ausgangspunkt des vorliegenden Konzeptes mit zwei prägenden Elementen - dem Teppich und den Baumhallen. Zum einen wird der Platz als ein großes Carreé mit zwei eingelagerten baulichen Inseln verstanden. Ein verbindender Teppich spannt sich über das gesamte Carreé, ein großes Feld mit differenzierten Furchen. Anknüpfend an die Proportionen der eingeschobenen Inseln entsteht ein elaboriertes Pattern von Linien und gegeneinander verschobenen und doch miteinander verwobenen Feldern – ein graphisches Spiel, dass in der Weite des Platzes belebende Vielfältigkeit generiert und zugleich die funktionellen Anforderungen der Nutzung wie Markierung und Orientierung subtil in ein das gestalterische Gesamtbild integriert. In dieses Spiel wird das zweite konzeptionelle Element eingeflochten – die Baumhallen. Diese räumlich wirksamen, kraftvollen Baumblöcke entwickeln sich aus den über den Platz führenden inneren Hauptwegerichtungen in Nord-Süd Richtung und gliedern den Raum in kleiner proportionierte Teilräume mit jeweils leicht differenzierter thematischer Bespielung. Unter den Kronen selbst verbleibt ausreichend freier Raum für Kirmes- und Marktnutzung.

Stadtboden |
Der verbindende Teppich wird aus Straßenklinker in einem gestreckten Format gewoben. Hochkant und in Fischgrät verlegt entsteht ein belastbarer, strapazierfähiger und zugleich gut zu begehender Belag. Ein warmes, dunkles Rost in Anlehnung an die bereit erfolgten Sanierungen bildet die Grundfarbe. Fein werden in das Fischgrätmuster hellere Farbtöne eingeflochten – in Teilen auch unter Drehung des Verbandes - wodurch der gewünschte changierende Gesamteindruck entsteht. Die Pattern sind Muster und markieren zu gleich Fahrgassen, Stellflächen, Leitlinien für die Barrierefreiheit oder besonderes reservierte Bereiche.

Baumhallen |
Ausgehend von den bereits vorhandenen Baumfeldern werden kompakte Baumhallen mit jeweils unterschiedlichen Charakteren entwickelt, mal eine offene Halle mit Brunnen und freien Stühlen für die Wartenden vor dem alten Rathaus, mal als luftiges Heckenlabyrinth für Rast oder Gastgärten oder mal als Pocketpark mit üppigen Staudenteppichen und filigranem Wegegeflecht. Die vorhandene Tiefgaragenzufahrt wird mit umrankten Treillagen in dieses Bild integriert. Kräftig Plattenbänder fassen die meist wassergebundenen Decken über den vegetationsfähigen Tragschichten. Die bereits vorgefundenen Bäume werden durch Umpflanzungen im Platz und durch kräftige Neuplanzungen ergänzend verdichtet.

Großer Wasserspiegel |
In der offenen Mitte bildet ein großzügigerer Wasserspiegel den zentralen den Blickfang. Ein Ballett filigraner Fontänen und Nebeldüsen erweitern die gestalterische Inszenierung von Wasser. Der bodenbündige und nur ca. 5 cm flache Wasserspiegel kann für die platz benötigenden Nutzungen abgelassen werden.

Verkehrskonzept |
Der gesamte Platz wird als verkehrsberuhigter Geschäftsbereich ausgewiesen. Die Tourismusbusse halten in direkter Anfahrt im Süden entlang des Alignements der Sitzplatten. Die Stellplätze im Platz und deren Fahrgassen werden durch das Pflastermuster - Nächtens unterstütz durch LED Pins – gut ablesbar in der Platzmitte ausgewiesen. Fahrradstellplätze sind dezentral über den gesamten Platz in jeweils größeren Gruppen verortet.

Ausstattung |
Bänke aus schwebenden Granitplatte, Brunnen, und Fahnen bilden die „feste“ Grundausstattung, die zugleich der lenkenden Orientierung für die Befahrung des Platzes dient. Für die flächenintensiven Großveranstaltungen können diese meist nur aufgesetzten Elemente leicht entnommen werden. Dieser Grundrahmen wird durch einen Tuff locker über den Platz verteilten farbenfrohe Stahlsessel ergänzt.

Markt- und Kirmesnutzung |
Die gewünschten Flächen für Kirmes und Markt sind unter Einbeziehung der offenen Bereiche unter den Baumhallen nachgewiesen. Die erforderliche technische Infrastruktur kann unterirdisch bzw. randseitig begleitend zu den Baumhallen eingeordnet werden.

Lichtkonzept |
Das Pattern des Stadtbodens findet auch im Lichtkonzept seinen Niederschlag. Helle Felder wechseln mit abgedunkelten und dunkleren Bereichen. Die Ränder des Platzes werden durch Hausseitige Leuchten Gestärkt. Die Mitte des Platzes ist eher Dunkel. Die Grundausleuchtung erfolgt durch Strahler, die auf Masten entlang der Fassaden und in den Baumhallen verortet sind. Entlang der Fassaden wird vorrangig die EG Zone gestärkt, lediglich die besonderen Gebäude wie das historische Rathaus werden in Gänze hervorgehoben. Besondere Elemente wie der Wasserspiegel oder die „schwebenden Bänke“ werden durch indirekte Beleuchtung inszeniert. Bodenbündige LED Pins ergänzend zudem die Orientierung für die Parkplatznutzung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Den Verfassern gelingt mit klaren Setzungen und wenigen ausdrucksstarken Elementen ein prägnanter Stadtraum, der die vielfältigen Aufgaben einer städtischen Mitte angemessen übernimmt. Eingewoben ins innerstädtische Wegedreieck von Kapellenplatz, St.-Klara-Platz und Roermonder Platz wird der Peter-Plümpe-Platz als Fokus des Stadtlebens kultiviert. Geleitet durch diesen Blick auf die Innenstadt gelingen plausible Antworten zur Verknüpfung mit den benachbarten Plätzen und zum Nieder-rheinischen Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte.

Die Idee, den Peter-Plümpe-Platz als gute Stube Kevelaers mit einem verbindenden Teppich aus roten und dunkelroten Straßenklinkern auszulegen, würdigt das Preisgericht als wertige Antwort auf die gestellte Aufgabe. Die absehbare Aufheizung des Belags an heißen Tagen ist allerdings kritisch anzumerken. In der Umsetzung der Idee eines urbanen und zugleich grünen Stadtraum widerstehen die Verfasser der Versuchung, ihre Leitidee mit zu vielen Elementen zu verwischen. Drei vorgeschlagene Baumhallen übersetzen das vorhandene und sinnvoll ergänzte Grün in nutzungsoffene Grünräume. Technische Elemente wie etwa die in der Mitte des Platzes liegende Tiefgarageneinfahrt werden elegant in den nordwestlich liegenden Hain integriert, die Notwendigkeit der privaten Stellplätze im nordwestlichen Bereich aber außer Acht gelassen.

Die Unterpflanzung der Bäume oder wassergebundene Beläge sorgen für ein gewisses Maß an Entsiegelung, das aber im Preisgericht als noch nicht hinreichend kritisiert wird. Die Nord-Süd-Orientierung der Baumhallen erzeugt eine klare städtebauliche Konfiguration, führt jedoch im zentralen Be-reich zwischen Markstraße und Annastraße zu einer Dimension des Stadtraums, die vor den zweigeschossigen Häusern der Annastraße unmaßstäblich wirken könnte. Die Chance, das Wasserspiel in der Mitte als maßstabsbildende Attraktion und Blickfang einzusetzen, bleibt leider ungenutzt. Die Vielzahl der an den Rändern der offenen Räume angebotenen Sitzelelemente ist durchaus zu begrüßen, allerdings wirken Stellung und Reihung doch etwas formalistisch.

Sehr gut ist die Integration der Stellplätze gelungen. Die Oberfläche des Parkplatzes ist mit der gleichen Sorgfalt gestaltet wie die Fußgängerflächen. So ist garantiert, dass der Parkplatz sofort zum genuinen Teil des Platzes wird, wenn sich die Fahrzeuge entfernen: ein wahrlich gelungener Schachzug.

Obwohl der Baumhain am alten Rathaus wertvolle Angebote für den Aufenthalt vorhält und auch als Kulisse für Hochzeitsfotos dienen kann, vermisst das Preisgericht hier einen besser herausgearbeiteten Vorplatz. Zu kritisieren ist außerdem die Ausdehnung zweier Baumhaine auf anderweitig gewidmete Stellpatzflächen.

Insgesamt würdigt das Preisgericht einen wertvollen Beitrag für die Gestaltung eines urbanen und grünen Raums in der Stadtmitte, dessen Qualität allerdings unter einem etwas lockeren Umgang mit dem Thema Klimaanpassung leidet.