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4. Rang 5 / 5

Nichtoffener Wettbewerb | 12/2020

Neubau eines Sporthallenprovisoriums an der Universität Zürich (CH)

5. Rang / 5. Preis

Preisgeld: 5.000 CHF

Oester Pfenninger Architekten AG

Architektur

Krattiger Holzbau AG

Projektentwicklung

LINEA landscape architecture

Landschaftsarchitektur

PIRMIN JUNG

Bauingenieurwesen, Bauphysik, Brandschutzplanung

Thomas Boyle + Partner AG

Bauingenieurwesen

Amstein + Walthert AG

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Als langgezogenes und elegant proportioniertes Volumen prägt «Libero» die städtebaulich anspruchsvolle Situation im Gloriarank. Eine dichte, aus Bestandsgehölzen und Neupflanzungen durchgrünte Umgebung umfasst das Gebäude. Die rechteckige Baute schliesst stirnseitig mit abgerundet geformten vertikalen Erschliessungselementen ab, welche als Additiv dem Baukörper vorgelagert sind. Auf der Süd- sowie auf der Nordfassade dockt das Gebäude ebenerdig an das Terrain an und erhält so zweiseitig einen Zugang. Abgestellt auf die Baugrubensohle, sitzt das Gebäude eher tief in Bezug zum gewachsenen Terrain. Die daraus resultierenden Abgrabungen an der Süd- und Westfassade sind beträchtlich und werden in ihrer Gesamterscheinung als wenig befriedigend beurteilt. Für eine gute Einordnung in die bestehende Topografie wäre das gewachsene Terrain allenfalls bis an die Fassade zu führen.

Schwieriger beurteilt die Jury die Gestaltung der adressbildenden Aussenraumsituation im Zwischenraum zum GLL Provisorium und dem Giacomettibau. Die prominente und in ihrer architektonischen Ausgestaltung sehr technisch erscheinende äussere Vertikalerschliessung steht mitten im geschützten Gartenbereich und beeinträchtigt die Zuwegung zum ebenfalls geschützten Giacomettibau. Die zweite, nordseitige Erschliessung verunklärt die Situation zusätzlich und hätte eine deutlich ausgebildete südseitige Adressierung erfordert. Auch konsumieren die additiven Erschliessungselemente, zusätzlich zu den Flächen für Zugänge und Parkierung, viel Aussenraum. Für eine adäquate Freiraumnutzung bleibt entsprechend wenig Platz.

Im Inneren überzeugt das Projekt durch eine klare und systematische Gliederung der raumbildenden Struktur, welche durchgängig über alle Geschosse funktioniert. Das statische, sich geschossweise verdrehende Prinzip erzeugt attraktive innenräumliche Situationen mit schönem Aussenbezug, welcher wiederum die Gebäudestruktur auch von aussen ablesbar macht. Die Fassadengestaltung mit in sich verschränkenden horizontal und vertikal gliedernden Elementen wird von der Jury als wertvoller Beitrag zur anspruchsvollen Gestaltung einer Provisoriumsbaute gewürdigt.

Durch seine aussenliegende Erschliessung, die bei jedem Stockwerkwechsel ein Verlassen der Klimahülle erfordert, werden hohe Anforderungen an die Flexibilität der Nutzer gestellt. Trotz der offensichtlichen Nachteile, wird die vorgeschlagene Disposition als betrieblich «möglich» eingeschätzt. Jedoch scheinen nicht alle Geschosse «autonom» zu funktionieren. Die Raumproportionen der Multifunktionsräume sind aus Sicht der Mittelschulen zwar nicht ideal, können aber so akzeptiert werden.

Das Gebäude wird in die vorbereitete Böschung platziert, weshalb ein vertikaler Baugrubenabschluss als Rühlwand vorgeschlagen wird. Die Bodenplatte sowie die hangseitige Längswand sind im Erdgeschoss aus Stahlbeton erstellt. Die Tragstruktur ist konsequent und einfach, die stabilisierende Wände gut verteilt und fast symmetrisch. Die Erschliessung/Entfluchtung liegt ausserhalb der Gebäudehülle, weshalb die Geschosse als Nutzungseinheiten funktionieren und nur die Geschossdecken Brandabschnitte bilden müssen. Die Schwingungsanfälligkeit der Zwischendecken müsste nachgewiesen werden. Der Baugrubenabschluss sollte ebenfalls einfach rückbaubar ausgeführt werden (z. B. nur Holzausfachung). Die vorgeschlagene Holzschalung für die Fassade ist zweckmässig für die vorgesehene Nutzugsdauer.

Die Nachtauskühlung mit separaten Ventilatoren und mechanischen Fensterflügeln, ergänzt mit der adiabaten Befeuchtung der Abluft, ist optimal gelöst. Das Energiekonzept ist plausibel. Ungünstig ist der BWW-Speicher (Trinkwarmwasserspeicher), welcher aus hygienischen Gründen durch einen heizungsseitigen Energiespeicher zu ersetzen wäre.

«Libero» besetzt auf der Parzelle vergleichsweise viel Grundfläche. Seine relativ ungünstige Kompaktheit aufgrund der aussenliegenden Erschliessung und die vergleichsweise grosse Fassadenabwicklung führen zu durchschnittlichen Werten an grauer Energie in der Erstellung. Die ressourcenschonende Materialisierung in Holzbauweise mit vertikaler Holzschalung verbessert die Gesamtbilanz. Die Idee des L-förmigen Tableaus mit Fundamentplatte und Stützmauer, auf die das Gebäude gestellt wird, darf als wertvoller Beitrag für die geforderte einfache Rückbaubarkeit und Wiederverwendung der Bauteile gelten. Der Standard Minergie-P kann mit dem Projekt gut erreicht werden. Auch bauphysikalisch ist das Projekt robust und dürfte nur wenig Unterhaltsaufwand generieren. Die natürliche Belichtung der verschiedenen Hauptnutzflächen ist teilweise ungenügend.

Da die vertikale Erschliessung nicht im Dämmperimeter liegt, wird sie nicht zur Geschossfläche gezählt. Im Quervergleich führt dies zu einer durchschnittlichen Geschossfläche von 2’354 m2 und einem sehr guten Verhältnis von Geschossfläche zu Hauptnutzfläche. Das Provisorium benötigt aber eine grosse Gebäudehülle, das Verhältnis zur Geschossfläche ist nicht optimal. Entsprechend wird «Libero» mit einer durchschnittlichen Bauökonomie bewertet.

Die Jury würdigt den Beitrag aufgrund seiner durchgängigen und klaren Haltung. Der strukturelle Aufbau, die architektonische Gestaltung und in hohem Masse die sauber dargestellten betrieblichen Abläufe zeugen von einer sorgfältigen und vertieften Auseinandersetzung mit der Fragestellung. Die aussenliegende vertikale Erschliessung führt aber zu einer kleinteiligen aussenräumlichen Situation im Zugangsbereich. Die Positionierung der Erschliessung mitten im geschützten Garten ist nicht nachvollziehbar. Aus Sicht des Preisgerichts entstehen durch diese Haltung keine überzeugenden Vorteile, welche diesen massiven Eingriff rechtfertigen können.
4. Rang 5 / 5