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Award / Auszeichnung | 07/2020

Beispielhaftes Bauen Stadt und Landkreis Heilbronn 2015-2020

Kindertagesstätte Anne Frank

DE-74081 Heilbronn-Sontheim, Robert-Bosch-Straße 9

Auszeichnung

Bernardo Bader Architekten

Architektur

TSP Architekten

Architektur

Stadt Heilbronn

Bauherren

HELBER+RUFF

Tragwerksplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Kindergärten, Vorschulen

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2018

Projektbeschreibung

Kontext | Setzung & Integration in die Siedlungsstruktur
Der neue Kindergarten liegt im Neckarbecken, südwestlich der Altstadt Heilbronns, im Übergang zwischen Heilbronn und dem 1938 eingemeindeten Stadtteil Sontheim. Charakteristisch für den Ort sind das Zusammentreffen heterogener Siedlungsstrukturen und von Grün geprägter Binnenräume. Im Westen und Osten liegen großmaßstäbliche Industriebetriebe, südlich die Hochschule Heilbronn, Walddorfschule mit Gymnasium, im Norden und Süden des Areals Wohnbebauungen unterschiedlicher Körnung und Höhenentwicklungen.
Unmittelbar angrenzend an das Grundstück dreieckigen Zuschnittes liegt eine Schrebergartenanlage, die von einer Hecke eingefasst und von der Robert-Bosch-Straße aus erschlossen ist. Die Südseite des Grundstückes wird von teils hohen Nadelbäumen räumlich gerahmt.

Ordnungsprinzip von Weg und Platz | Außenräume hoher Aufenthaltsqualität
Die winkelförmige Setzung des neuen, eingeschossigen Kindergartens lässt differenzierte Außenraumqualitäten entstehen. Durch ein Abrücken des Eingangsbaukörpers wird ein Vorplatz zur Robert-Bosch-Straße generiert, welcher den Eingangsbereich des Kindergartens räumlich fasst und genügend Raum für die täglichen Abläufe der neuen Einrichtung ermöglicht. Hier findet das Ankommen und Abholen der Kinder statt (Kiss & Ride) und ist Raum für die informellen Situationen und Gespräche des Alltags geboten. Darüber hinaus befinden sich hier auch Fahrrad- und Kinderwagenstellplätze.
Innerhalb der winkelförmigen Anlage situiert ist ein bergender, geschützter Binnenraum, indem die Kinder ungestört im Garten spielen und von den Gruppenräumen und deren Nebenräumen aus auch zwanglos beaufsichtigt werden können. Eine Spielwiese mit Kletterturm (inklusive Gerätehaus) bildet den räumlichen Abschluss an der östlich konvergierenden Seite des Grundstückes.

Raumprogramm und Funktionsabläufe | Konzept der Durchwegung und Raumbildung
Der Entwurf wurde aus drei Gründen als eingeschossige Anlage konzipiert, die da wären: Eine bessere Ausnutzung des speziellen Grundstückzuschnittes, optimale und pädagogisch optimierte Funktionsabläufe und eine höhere Wirtschaftlichkeit in Errichtung und Betrieb. Diese Grundhaltung setzt sich im Innern des Gebäudes mit der Ausformulierung differenzierter Raumzonen fort. Eine überdeckte Vorzone bietet Schutz bei Regen und Schnee. Mit Betreten des Hauses, dem Eingangsbereich direkt zugeordnet, befinden sich links die zentral angelegten Garderoben der Kinder. Rechts liegen der Mitarbeiterbereich mit Elternsprechzimmer, der Personalraum und der Raum für die Kindergartenleitung. Unmittelbar angrenzend (und wahlweise zuschaltbar zum Eingangsbereich) liegt mit dem Mehrzweck- und Bewegungsraum das Herzstück der Anlage. Von hier aus hat man einen schönen Blick in die Weitläufigkeit des Gartens.
Hier können sowohl Elternabende als auch die gruppenübergreifenden Aktivitäten der Kita statt finden, welche sich bedarfsweise in den Übergangsmonaten und wärmeren Jahreszeit auch in den geschützten Außenraum der Anlage ausweiten lassen können. Dem Multifunktionsraum zugeordnet sind die Wirtschaftsküche und der Hauswirtschaftsraum. Über einen kurzen und breiten Flurraum mit Zugang zur Werkstatt und den WCs für Erwachsene findet eine räumliche spannende Überleitung in den „privateren“ Gebäudeteil mit den Gruppenräumen statt. Dort schafft der langgestreckte Binnenraum eine klare Erschließungssituation die eine räumliche Durchbildung erfährt, die höchste Qualität erwarten lässt. Dies sowohl was das innere Raumerlebnis betrifft als auch
die Außenraumbeziehungen. Nischenartig ausgebildete Rücksprünge in der Fassade (Sitznischen) und den Vorbereichen der Gruppen zugeordnete private Nischen schaffen Intimität und eine Orientierbarkeit für die Kinder.

Ökologie und Ökonomie | Passivhausstandard und wirtschaftliches Neubaukonzept
Wesentlicher Faktor für die Wirtschaftlichkeit in Erstellung und Betrieb ist die einfach konstruierte Form als eingeschossiges Gebäude. Eine hochwertige Gebäudedämmung und eine konsequent wärmebrückenfreie Ausführung garantieren niedrigste Betriebskosten. Das neue Haus wird energietechnisch als Passivhaus konzipiert. Ein intelligentes Haustechniksystem, verbunden mit einer kontrollierten Be- und Entlüftung, sichern zudem ein ökologisches Gebäudeklimakonzept. Der Einsatz von ökologischen und robusten Baumaterialien bürgt für eine lange Nutzungsdauer und schafft einen positiven Beitrag zum Thema Nachhaltigkeit. Folgende Punkte fassen diesen Aspekt der Planung zusammen:

hohe Behaglichkeit und niedrigste Energieverluste
Nutzung natürlicher Energieträger (Sonne, ev. Grundwasser)
konstante Raumkonditionen durch ständige Abfuhr von Feuchte und Gerüchen
keine Kühllasten durch außenliegen den Sonnenschutzsysteme und hoch gedämmte Gebäudehülle
geringer Staub- und Schalleintrag durch Lüftungsanlage
Materialisierung | Ein Holzbau für die Kinder von Heilbronn Sontheim
Der Neubau des Kindergartens ist als konstruktiver, eingeschossiger Holzbau gedacht. Statische Einfachheit, Geschossdecken aus Balkenlagen und vorgefertigte Außenwandelemente ermöglichen eine kurze Bauzeit. Die Verwendung von unbehandeltem Nadelholz als Baumaterial für die Fassade und Teile des Innenausbaus schaffen viel Behaglichkeit. Die sinnliche Qualität des unbehandelten Holzes wird ergänzt durch messbare Kriterien, wie schadstofffreie Raumluft und eine ausgezeichnete Ökobilanz.

Beurteilung durch das Preisgericht

Begründung der Jury
Wohltuend ist der Eingangsbereich: Er wirkt ruhig, einladend und beschützend zugleich. Ein großzügiges, gut belichtetes Foyer trennt die Funktionsbereiche und bietet Platz für Begegnungen. Beispielhaft ist die eingeschossige Bauweise, welche das tägliche Miteinander der Kindergruppen unterstützt und ihnen den direkten Zugang zu dem unmittelbar angrenzenden, hofartigen Spielbereich verschafft. An den wenigen, großzügigen Glaselementen der Außenfassade entstehen wichtige Ein- und Ausblicke. Innenseitig entlang des zentralen Flurs kann durch die gewählte Baulänge viel Stauraum generiert werden. Vollständig in Holz materialisiert, wird ein gutes und nachhaltiges Raumklima erzeugt.