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Einladungswettbewerb | 02/2021

Neubau einer Wohnanlage in der Floßergasse in Füssen

1. Preis

Preisgeld: 9.000 EUR

studioRAUCH

Architektur

NMM [Nicole M. Meier] LandschaftsArchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Freianlagen

Die Gestaltung der Freianlagen nimmt Bezug auf die besondere Lage des Projektgebietes in der historischen Altstadt von Füssen am Fuße des Franziskanerklosters. Ein öffentlicher Fußweg zieht sich in Anlehnung an das Bild der mittelalterlichen Gasse von der Floßergasse zwischen Betsandsgebäuden und den beiden neuen Baukörpern hinauf zum Franziskanerplatz. Den Auftakt in der Floßergasse bildet die räumliche Aufweitung zwischen den Bestandsgebäuden. Hier entsteht ein kleiner Platz, der mit einem Holzdeck im Schatten einer Linde sowohl Nachbarn als auch Besucher zum Verweilen einlädt und zudem den Beginn der neuen Wegeverbindung markiert und einen attraktiven Zugang zu den neuen Wohngebäuden schafft.
Von hier gelangt man zwischen Hecke, Pflanzstreifen und Bestandgebäude zum Neubau, der im EG eine überdachte Aufweitung als nachbarschaftlichen Treffpunkt der Hausgemeinschaft anbietet. Der Weg knickt hier nun nach Südosten ab und hält die Freifläche an der nordwestlichen Grundstücksgrenze frei von Publikumsverkehr, um den Loggien der dorthin orientierten Wohnungen ein angemessenes Maß an Privatheit zu ermöglichen. Bewegt man sich nun weiter zwischen den beiden Baukörpern hindurch, öffnet sich der Blick auf die Hangkante und die darüber liegende Kirche des Franziskanerklosters mit ihrem Kirchturm, der bewusst von Bäumen freigestellt wird.
Der Weg führt nun den Hang hinauf, zu einer kleinen aufgeweiteten Sitznische, von welcher man den Spielplatz überblickt, der sich zwischen Neubau und Hangkante einschmiegt und bewusst die Topografie nutzt, um Spielmöglichkeiten an der Hangkante anzubieten. Nun folgt man einer Stufenanlage, die sich der Steigung des Hangs anpasst und seitlich von einer Entwässerungsrinne begleitet wird, die das oberflächlich abfließende Hangwasser aufnimmt und sammelt.
Am Ende der Stufenanlage gelangt man schließlich auf den Franziskanerplatz, von welchem man die Altstadt überblickt. Durch Verschmälerung der Fahrbahn gelingt es, parallel zu Klostergebäude und Hangkante eine großzügige Promenade und zwei Balkone zu schaffen ohne in die Topografie eingreifen zu müssen. Die Hangvegetation wird bewusst gerodet, wo notwendig mit Blütensträuchern und einzelnen Bäumen ergänzt und mit einer artenreichen Blumenwiese überzogen. So entstehen „Sichtfenster“ auf Altstadt und Burg. Der nördliche der beiden Balkone präsentiert den berühmten „Quaglioblick“, über den die Schautafel Touristen und Besucher informiert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit fügt sich mit den zwei Baukörpern städtebaulich gut ein. Die Zweiteilung ermöglicht eine gute Einpassung in die topographischen Gegebenheiten des ehemaligen Kehrwasser-Prallhangs des Lechs und fügt sich durch die richtig gewählt Körnigkeit im Altstadtgefüge überzeugend ein. Durch das Auseinanderziehen der Volumen sind spannende Wohnungsorientierungen in West-Ost-Richtung möglich. Die Wohnungsgrundrisse wirken auf den ersten Blick richtig und schaffen interessante Raumabfolgen. Das massive Sockelgeschoss und der darüber befindliche Holzbau wirken für den Ort stimmig und sind im Detail gut durchgearbeitet.

Die Freibereiche im Norden der Gebäude im Anschluss an die Floßergasse werden als Weiterführung der Altstadtgassen als befestigte Platzflächen ausgebildet. Die Ausgestaltung der Gemeinschaftsfläche im Vorfeld des Eingangsbereichs ist gut dimensioniert. Die Markierung des Zugangs über eine Baumsetzung an der Floßergasse bildet einen angenehmen Auftakt zur Wohnanlage. Der im Erdgeschoss offen ausgebildete Erschließungskern zwischen den beiden Gebäudeteilen wird als Durchgang genutzt. Bei normaler Geschosshöhe kann wegen der Tiefe der Gebäudekörper jedoch eine gedrückte Wirkung entstehen. Eine öffentliche Wirkung des Weges wird daher angezweifelt.

Südlich des Gebäudes wird ein gemeinschaftlich genutzter Aufenthaltsbereich mit Kinderspiel angeordnet. Lage und Größe der nutzbaren Freifläche erscheinen angemessen und gut nutzbar. Ob der von hier zum Kloster geführte Fußweg als öffentlicher Weg ausgebildet werden kann, erscheint nach langen Diskussionen fraglich. Neben der fehlenden Öffentlichkeit wegen des Durchgangs durch das Gebäude führt der Weg entlang der gesamten Süd- und Ostfassade des Wohngebäudes. Die hier angesiedelten Wohnräume sind vom ansteigenden Weg aus einsichtig, wodurch die Wohnqualität der Wohnungen eingeschränkt wird. Um diesem Konflikt aus dem Weg zu gehen, wäre es sinnvoll, generell grundsätzlich über die Wegeverbindung zugunsten eines schlichten Trampelpfades nachzudenken bzw. die Notwendigkeit der neuen Wegeverbindung generell in Frage zu stellen. Ob zwei bauliche Aussichtsbalkone entlang des Franziskanerplatzes notwendig sind, ist auch in Hinblick auf die entstehenden Kosten noch einmal zu untersuchen.
Lageplan 1:500 Dachaufsicht

Lageplan 1:500 Dachaufsicht

Lageplan 1:200 mit EG-Grundriss

Lageplan 1:200 mit EG-Grundriss