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Offener Wettbewerb | 02/2021

Neubau einer Grundschule in Bad Mergentheim

Anerkennung

Preisgeld: 3.166 EUR

H|G Hähnig | Gemmeke Architekten und Stadtplaner Partnerschaft mbB

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Den Verfassern gelingt es, mit der Setzung eines 3-geschossigen Atriumbausteins im nördlichen Grundstücksbereich die Grundschule im bestehenden Bildungsareal markant zu verorten und eine angemessene Mischung aus städtebaulich verträglicher Körnung und adressbildender Solitärwirkung zu erzielen. Die Platzierung des Neubaus in der Fuge zwischen benachbarter Kita und Krippe zollt den Nachbargebäuden räumlich ausreichend Respekt und bildet im Norden einen gut proportionierten Vorplatz für das Ankommen der Schüler. Die dadurch im Süden entstehende zusammenhängenden großzügige Pausenfläche mit differenzierten Freiraumangeboten wird ausdrücklich begrüßt und positiv bewertet. Über den Vorplatz im Norden und eine angemessene Windfanganlage gelangen die Schüler in das Herz der Schule, das mit dem grünen, ausreichend großen Lichthof und der dort angelagerten Haupttreppe, die in die beiden oberen Klassengeschosse führt, eine gute Orientierung im Gebäude ermöglicht. Die klare Grundrissorganisation überzeugt sowohl in der Wegeführung, als auch in einer ansprechenden Mischung aus Kompaktheit und offenen Zonen. Die räumliche Verknüpfung von Innenraum und Außenraum gelingt insbesondere im Erdgeschoss gut. Die Sonderräume sind im Erdgeschoss funktional richtig verortet, die Öffnung des Bewegungsraumes in den Flurbereich schafft die gewünschten größeren Aktionsflächen bis in den Außenbereich hinein. Die Ausweisung der (Lehrer-) Bibliothek als offener Bereich zwischen Lichthof und Pausenhof ist so jedoch nicht denkbar. Der Verwaltungs- und Lehrerbereich sitzt funktional richtig und ermöglicht mit seiner Nähe zum Eingang und zur Haupterschließung kurze Wege. Die beiden Klassengeschosse überzeugen grundsätzlich in ihrer funktionalen Anordnung. Die Nutzungseinheiten sind, auch im Sinne des Brandschutzes, geschickt über die gemeinsame Haupttreppe erschlossen und um den Lichthof räumlich sinnfällig zoniert. Am Treppenraum angeordnete synergetisch nutzbare Räume verbinden die Klassentrakte. Obwohl die erweiterten Flurzonen ausreichend dimensioniert sind, werden in Bezug auf die informellen Lerninseln, die als reine Möblierung in verbreiterten Fluren vorgeschlagen sind, innenräumlich anregende Raumkonzepte vermisst. Auch wäre wünschenswert gewesen, den Außenbezug der Lernflure über die Loggien und Außentreppen noch stärker auszubilden. Durch seine kompakte Bauform mit gutem A/V-Verhältnis schafft der Neubau eine gute Basis für ein nachhaltige Gebäudekonzeption. Die Konstruktion als modularer Holz-Hybridbau wird begrüßt und entspricht der Grundrissund Fassadenkonzeption. Beton-Verbunddecken mit Installationsebenen denken die technische Versorgung vor. Die vorgeschlagenen Brüstungen in den Obergeschossen reduzieren zusammen mit dem außenliegende Sonnenschutz und dem Gründach den Wärmeeintrag ins Gebäude. Lüftungsklappen in Verbindung mit dem Lichthof ermöglichen eine gute Nachtdurchspülung. In seiner gestalterischen Anmutung zeichnet sich der Holzbau in Struktur und Raster in den Fassaden gut ablesbar ab. Mittels vertikaler Lamellen, Brüstungsbänderung und abwechselnd offenen und geschlossenen Fassadenelementen erscheinen die Ansichten gleichzeitig klar strukturiert und gleichzeitig unaufgeregt differenziert. Die Setzung des 2-geschossigen Erweiterungsbaus wird kontrovers diskutiert. Einerseits nimmt der zweite Bauabschnitt dem Hauptgebäude seine Solitärwirkung und überzeugt in baulicher Fügung und Setzung mit dem knappem Abstand zur Schule nicht. Auch rückt das Gebäude sehr nah an die südliche Grundstücksgrenze und überschreitet das Baufeld hier deutlich. Andererseits wird aus pädagogischer Sicht die räumliche Anbindung, insbesondere die direkte Verbindung im OG der Ganztagesräume zu den Klassen begrüßt, da so die Ganztagesräume ‚ganztägig‘ auch für den Unterrichtsbetrieb synergetisch mitgenutzt werden können. Die Lage der Mensa im Erdgeschoss mit räumlichen Bezug sowohl nach Westen zum Schulhof als auch nach Osten könnte mit entsprechenden Nebenanlagen auch eine externe Nutzung ermöglichen. Die topografischen Verhältnisse des Grundstückes werden in der Höhenlage des Erweiterungsbaus, insbesondere in Bezug auf die Anlieferung, nicht nachgewiesen. Der Beitrag liegt mit seinen Kenndaten im guten durchschnittlichen Bereich und lässt sowohl in der Erstellung als im späteren Betrieb eine wirtschaftliche Umsetzung erwarten. Insgesamt stellt die Arbeit, insbesondere mit ihrem 1. Bauabschnitt, einen guten Beitrag dar, die den räumlichfunktionalen und gestalterischen Anforderungen einer Grundschule angemessen Rechnung trägt.