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Offener Wettbewerb | 03/2021

Neugestaltung Marktplatz Neuerburg

Visualisierung

Visualisierung

2. Preis

Preisgeld: 6.750 EUR

faktorgruen

Landschaftsarchitektur

Rendercircle - Christian Marrero

Visualisierung

Erläuterungstext

Konzept „Die Gute Stube“

Die Gestaltung des Marktplatzes in Neuerburg ist in die Jahre gekommen und kann den Anforderungen an einen zeitgemäßen Marktplatz nicht mehr gerecht werden.
Der Marktplatz wird neu geordnet und zur „Guten Stube von Neuerburg“ als Wohnzimmer und Anlaufpunkt für die BesucherInnen weiter entwickelt. Dem Thema des Denkmalsschutzes sowie der Einbettung in die Umgebung mit ihren markanten und signifikanten Gebäuden kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu. Die umgebenden teilweise historischen Gebäude bilden sozusagen den Rahmen für den Platz.
Ein durchgängiger Platzbelag verbindet sämtliche Bereiche miteinander, ein zentrales Platzfeld definiert den neuen Marktplatz. Die Zugänge zu den umgebenden Gebäuden werden barrierefrei ausgebaut und erhalten eine einheitliche Gestaltung in Form von vorgelagerten Stufen und Podesten mit angegliederten Rampen. Baumpflanzungen spenden Schatten und laden zum Sitzen und Verweilen unter Bäumen ein. Der vorhandene Brunnen wird beibehalten und aufgewertet und bildet den zukünftigen Schwerpunkt auf dem Platz. Die gastronomischen Einrichtungen am Platz erhalten neue offene und einladende Freibereiche und tragen zur Attraktivität des neuen Marktplatzes bei. Neue Angebote wie z.B. eine Eisdiele wären wünschenswert und stellen sich sicher nach der Umgestaltung ein.

Der neue Marktplatz „Platzrahmen und Platzfeld“

Ein umlaufender Natursteinbelag nimmt die typische vorherrschende Farbigkeit mit ihren Rottönen auf und bildet einen Platzrahmen. Der Pflasterbelag wird auch in den angrenzenden Seitenstraßen fortgeführt und verbindet sämtliche Bereiche miteinander. Durch seine helle, warme Farbgebung schafft er eine freundliche und einladende Atmosphäre. Ein zentrales Platzfeld bildet die Mitte des neuen Platzes.
Durch seine Materialität, seine Farbigkeit und die schlichte und zurückhaltende Formensprache fügt sich das Platzfeld behutsam und wie selbstverständlich in die Umgebung ein ohne das Ensemble der historischen Gebäude zu stören. Im Gegenteil wird die zentrale Bedeutung des Platzes in seiner Wirkung noch gestärkt.

Der vorhandene Brunnen wird beibehalten und erhält eine umlaufende Sitzkante sowie ein Wasserspiel in Form von Springbrunnen und Fontänen. Er bildet den Schwerpunkt auf dem Platz und lädt zum Spielen und Treffen ein.
Im Norden des Platzes bietet ein Baumdach einen Ruheort zum Sitzen und Verweilen unter Bäumen an. Als Baumart wären Kastanien vorstellbar, sie erzeugen eine gemütliche Biergartenatmosphäre. Eine große langgezogene Tisch-Bank-Kombination lädt zum konsumfreien Verzehr und gemeinsamen Feiern ein.
Die Mariensäule erhält in Verbindung mit dem Baumdach ihren neuen Standort. Ein Trinkbrunnen findet her ebenfalls seinen Platz.
Bänke bilden lenkende Elemente auf dem Platz, dadurch kann auf weitere Einbauten verzichtet werden und der Verkehr wird wie selbstverständlich über den Platz geführt. Der umlaufende Rahmen nimmt die Fahrradstellplätze sowie Angebote der E-Mobilität mit Ladestationen auf.

Verkehr und Parkierung

Die Marktstraße wird als verkehrsberuhigter Bereich ausgewiesen und erhält einen einheitlichen durchgängigen Belag aus einem robusten, großformatigen Pflasterbelag. Die Fahrbahn wird auf die erforderliche Mindestbreite von 4,50-5,00 m zurückgebaut.
Die Zufahrt zu den privaten Stellplätzen in den rückwärtigen Höfen bleibt weiterhin gewährleistet, eine Abfahrt über die seitlichen Gassen in Richtung Heidbachgasse ist
möglich. Ebenso bleibt die Graf-Dietrich-Straße weiterhin anfahrbar.
Die Durchfahrbarkeit über den Marktplatz ist grundsätzlich möglich und wird in die Gestaltung integriert. Langfristig sollte der Platz allerdings von Verkehr freigehalten werden.
Entlang der südlichen Marktstraße werden 13 Stellplätze als Längsparker angeordnet. Die beiden Stellplätze vor dem Gebäude Marktstraße 5 werden dabei als Stellplätze für mobilitätseingeschränkte Personen ausgewiesen, der angrenzende Gehweg kann dabei miteinbezogen werden.

Material und Oberflächen

Für den Platzrahmen wird ein robuster und nachhaltiger Naturstein-Pflasterbelag aus Granit vorgeschlagen. Die Verlegung wird in einem Reihenverband vorgenommen, dieser kann sämtliche Fahrbewegungen aufnehmen. Die Oberfläche wird feingestockt ausgeführt, wodurch eine optimale Begehbarkeit und Barrierefreiheit auch für ältere Menschen und Behinderte erzielt wird. Zusätzlich kann das Abrollgeräusch im Bereich von Fahrbahnen dadurch auf ein Minimum reduziert werden. Die Farbigkeit nimmt die charakteristischen, vorherrschenden warmen Farbtöne auf und bewegt sich in einem changierenden Farbspektrum von rötlich bis grau-beige.
Das zentrale Platzfeld des Markplatzes erhält dagegen einen Belagsteppich aus einem größerformatigen Pflasterbelag. Die Formatigkeit kann sich dabei in Bahnen von 30 bis 40 cm in freien Längen bewegen. Die Oberfläche wird ebenfalls gesägt und gestrahlt ausgeführt. Durch eine leicht changierende Farbgebung in Rot- bis warmen Grau-Tönen entsteht ein lebendiges Farbspiel, das unempfindlicher gegenüber Verschmutzungen ist.

Nutzungskonzept

Das zentrale Platzfeld ist multifunktional nutzbar und steht für Feste und größere Veranstaltungen zur Verfügung. Hier finden sowohl das Festzelt sowie auch
die Fahrgeschäfte ihren Platz. Der Musikpavillon kann frei auf dem Platz angeordnet werden.
Für die Gastronomie stehen auch zukünftig die bisherigen Flächen für Außengastronomie zur Verfügung. Diese sind willkommen und beleben den Platz von den Rändern aus.

Touristisches Konzept

Als inhaltliche Programmatik und innovatives Element werden in den Boden eingelassene Bänder aus Naturstein vorgeschlagen. Diese sind mit Schriftzügen versehen, die auf die touristischen Sehenswürdigkeiten von Neuerburg hinweisen. Es entsteht ausgehend vom zentralen Marktplatz ein touristisches Leitsystem, das verschiedene Rundwege anbietet.
Stelen zu Beginn eines jeden Rundweges geben Informationen zu den einzelnen Rundwegen. Diese schlichten Leitlinien der Stadt können darüber hinaus auch als Entwässerungsrinnen dienen.

Beleuchtung

Wie auch heute schon wird der Marktplatz weitestgehend über die Fassaden beleuchtet. Dadurch kann der Platz frei bleiben von störenden Einbauten. Gleichzeitig können die umgebenden Fassaden inszeniert und aufgewertet werden.
Es entsteht eine warme und angenehme Lichtstimmung, die dem Platz seinen eigenen Charakter als „gute Stube“ verleiht.
Die Anstrahlung des Brunnens sowie einzelner Bäume sorgt für einen zusätzlichen Effekt. Bei der Auswahl der Leuchten wird auf eine zeitgemäße Bestückung durch LED-Technik geachtet.

Vegetationskonzept und Klimaanpassung

Bei der Auswahl der Baumarten wird sowohl auf die Verwendung heimischer Bäume als auch auf die Klimaverträglichkeit geachtet. Als Baumart für das Baumdach werden Kastanien vorgeschlagen. Eine zentrale Linde bildet einen Solitär auf dem Platz. Die Marktstraße wird durch eine Reihe Feldahorn begleitet.

Das Wasserspiel trägt mit seinen Verdunstungseffekten zur Verbesserung des Kleinklimas bei. Eine unterirdische Zisterne sammelt und filtert das Regenwasser, speist die Fontänendüsen und steht zum Wässern der Bäume zur Verfügung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die von den Verfassern vorgeschlagene ruhige Gestaltung mit dem Ziel den Marktplatz zur »Guten Stube von Neuerburg« weiter zu entwickeln wird mit wenigen Elementen erreicht. Die Konzentration auf die Nord- und Südseite erzeugt eine wohltuende großzügige und angenehm dimensionierte freie Platzmitte. Sie ist hervorragend für die Unterbringung der Fahrgeschäfte und des Festzelts geeignet. Die Ausbildung des Gegensatzes von Platzrahmen und Platzfeld in der Mitte ermöglicht eine subtile Differenzierung der funktionalen Zonen des Stadtraumes. Das Platzfeld entwickelt sich auch gut dimensioniert in die Breite und schließt den Überfahrungsbereich in der Achse der Marktstraße in nachvollziehbarere Weise ein.
Das regelmäßig gesetzte Baumdach im Norden integriert selbstverständlich die Mariensäule und verspricht eine hohe Aufenthaltsqualität auch an heißen Sommertagen, wenngleich Fragen nach der Gestaltung im Detail offen bleiben.
Die Position des Baumhains kann nicht gänzlich überzeugen, auch ist die angedachte Baumart Kastanie für den Standort fragwürdig. Die längsgerichteten Möblierungselemente trennen den Fahrbereich klar, aber angemessen von der Platzmitte.
Der südliche Platzbereich wird im wohltuenden Kontrast zu dem strengen Baumhain durch die lockere Positionierung einer großen Stadtlinde und des Wasserspiels gestaltet. Die kraftvolle Inszenierung des Marktbrunnens mit dem Wasserbecken inkl. der Fontänen wird besonders gewürdigt. Das breite Sitzmöbel als Randelement verspricht eine hohe Verweilqualität.
Der Ansatz mit Stufenanlagen die Höhenunterschiede zu den Hauseingängen zu überwinden scheint besonders im südwestlichen Bereich überzogen. Leider werden auch nicht alle geforderten Kurzzeitstellplätze nachgewiesen.
Die vorgeschlagene Materialität des Platzes mit einem Naturstein-Pflasterbelag aus Granit für den Rahmen und großformatigem Plattenbelag für das Platzfeld kann im Grundsatz überzeugen. Die leicht changierende Farbgebung in Rot bis warmen Grautönen wird als angemessen bewertet, wenngleich die Farbgebung in der Perspektive etwas zu stark kontrastierend wirkt.
Die Arbeit stellt insgesamt einen gut komponierten Vorschlag dar, der durch wenige, aber klug positionierte Elemente die vielfältigen Funktionen des Platzes hervorragend erfüllen kann. Die Konzentration auf wenige Gestaltungsmittel wird für die Platzgröße als angemessene Strategie bewertet. Der Entwurf kann trotz leichter Mängel im Detail überzeugen und stellt einen wertvollen Beitrag zur Aufgabe dar, der einfach und wirtschaftlich zu realisieren erscheint.
Lageplan M 1:200

Lageplan M 1:200

Detailausschnitt Marktbrunnen M 1:50

Detailausschnitt Marktbrunnen M 1:50

Längsschnitt des Platzes M 1:100

Längsschnitt des Platzes M 1:100

Übersichtsplan M 1:1000

Übersichtsplan M 1:1000