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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2021

Neubau der Elsa-Brändström-Realschule mit Dreifachsporthalle in Rheine

Modell der Realschule

Modell der Realschule

3. Preis

agn Niederberghaus & Partner GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Leitidee
Die Identifikation mit dem Ort und der neuen Schule als stadträumlich markantes und gleichzeitig differenziertes Gebäudeensemble ist als übergeordnetes Ziel entwurfsprägend. Die Ablesbarkeit der Funktionen und deren Einbindung in eine ganzheitlich begreifbare Struktur von Innen- und Außenräumen erlauben einen individuell geprägten Bezug des Einzelnen und die Wahrnehmung einer geordneten Gesamtheit. Dabei generiert der Ort mit seinen Gegebenheiten hinsichtlich Dimension und Zuschnitt des Baufeldes, dem Emslandstadion mit der Wallanlage und dem stadtbildprägendem Baumbestand, der vielfrequentierten Salzbergener Straße und den existierenden Wegeverbindungen sowie dem Wunsch nach einer Wahrnehmbarkeit durch die Umgebung bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Lärmimmissionen ein besonderes Spannungsfeld, auf welches durch das vorgeschlagene Konzept sinnfällig und schlüssig reagiert wird.

Städtebauliche Einbindung
Das städtebauliche Umfeld findet in der Anordnung unterschiedlich dimensionierter Baukörper seine Entsprechung. Fünf versetzt zueinanderstehende Häuser reihen sich mäandrierend entlang der Salzbergener Straße auf, gliedern die Baumasse in differenzierte Abschnitte und erzeugen mit ihrer 3-Geschossigkeit eine dem Kontext angepasste Maßstäblichkeit. Das Gemeinschafts- sowie das Lernhaus der Fachklassen schaffen eine Präsenz an der Straße. Die beiden Lernhäuser der Jahrgangsklassen orientieren sich hingegen in Richtung Schulhof und Grün. Das Gemeinschaftshaus und die Sporthalle begrenzen das Grundstück an der Nord-Ostseite entlang der Salzbergener Straße. Diese beiden größeren Volumen fassen den neuen Vorplatz als großzügige Eingangssituation des Schulareals. Der baulich gerahmte Vorplatz integriert das historische Eingangs- und Kassenhaus als „Stadtmöbel“, welches mit einer Nutzung z.B. als Außenkiosk funktional eingebunden werden kann. Verbunden über eine gemeinsame, zentrale Erschließungsmagistrale in Ost-West-Richtung entsteht eine selbstverständliche Erschließung und Orientierung. Die Hauptzugänge der Schule und der Sporthalle werden vom Vorplatz erschlossen. Die gemeinsame Überdachung, welche sich aus der verbindenden Magistrale entwickelt, erzeugt eine eindeutige Adressbildung und dient gleichzeitig als überdachte Pausenfläche und witterungsgeschützter Übergang zur Sporthalle. Seiteneingänge im Westen und Osten erzeugen eine Verknüpfung mit den bestehenden Fuß- und Radwegen und integrieren das Schulensemble in das Wegenetz des Quartiers.

Freiraumplanerisches Konzept
Die Gestaltung der Außenräume entwickelt sich aus der Setzung der Baukörper. Die Verzahnung der durch die Gebäude klar konturierten Außenhöfe mit dem südlichen Grünbereich und den nördlichen Stadträumen schafft eine funktionale und räumliche Verbindung von Innen und Außen. Das Zusammenspiel zonierter und „frei auslaufender“ Außenräume verbindet gebaute Umwelt und Natur. Die entstehenden Flächen werden thematisch unterschiedlich belegt. Die Höfe zwischen den Häusern können von deren Nutzern individuell bespielt, mitgestaltet und bepflanzt werden. Auf entsprechend befestigten Flächen kann Außenunterricht stattfinden. Die von Laubengängen überdachten Wege entlang der Hausfassaden schaffen witterungsgeschützte Bereiche. Der vorhandene Baumbestand wird linienförmig fortgeschrieben. Zusammen mit Pflanz- und Sitzelementen sowie Spiel- und Sportflächen werden die Pausenflächen maßstäblich zoniert und in ruhige und aktive Bereiche differenziert. Die Stellplätze für das Lehrpersonal entstehen im Nordwesten und für die Sporthalle im Südosten. Die Stellplätze werden über die Salzbergener Straße erschlossen. Fahrradstellplätze orientieren sich zu den Rad- und Fußwegen sowie auf dem Vorplatz zur Hauptstraße.

Architektonisches Konzept und räumliche Organisation
Grundlegender Gedanke ist die Übertragung des pädagogischen Konzeptes der Lernhäuser auf das architektonische und städtebauliche Konzept. Ziel der modernen Pädagogik ist die maximale Förderung der individuellen Fähigkeit und Kompetenzen bei gleichzeitiger Sicherstellung gemeinschaftlicher Werte und Regeln. Somit entsteht ein Spannungsfeld von Schulgemeinschaft und Individuum, dessen Rahmen und Ziele den modernen Schulorganismus und seinen Lehr- und Lernbetrieb prägen. Eben dieses Thema wird zum Leitmotiv des vorliegenden Entwurfskonzepts: Innerhalb einer klaren übergeordneten Gesamtstruktur der Schule als Ganzem werden überschaubare und identifizierbare Funktionsbereiche (Lernhäuser) ausgebildet, die den entsprechenden Gruppen eine eigene Identität und Heimat geben. Neben städtebaulichen Aspekten orientiert sich die Gebäudestruktur an den vorgegebenen inhaltlichen Beziehungen von Nutzungen. Diesem Ansatz folgend werden funktionale Einheiten ablesbar in Häusern zusammengefasst. Eine Magistrale verbindet die Häuser miteinander, so dass eine ausgewogene Balance zwischen Abgrenzung und Zusammengehörigkeit, zwischen individueller Identifikation und Gemeinschaft entsteht.
Betritt man das Schulgebäude vom Vorplatz kommend durch den Haupteingang, gelangt man in das Foyer des Gemeinschaftshauses. Mit Blickbeziehungen in die weiterführende Magistrale, auf den südlich gelegenen Schulhof, in die zentrale Aula und über dessen Luftraum auch in die oberen Geschosse des Gemeinschaftshauses, formuliert der Raum eine einladende Geste, gibt die Möglichkeit zur Orientierung und gewährt Einblicke in die Weite der gesamten Anlage. Die Zusammenschaltbarkeit von Mensa und Aula ermöglicht die gewünschte multifunktionale Nutzung. Die Räume der Fachgruppe Musik können bei Veranstaltungen zu Vorbereitungen genutzt werden. Der Speiseraum kann sich bei Bedarf in die Aula sowie in den Außenbereich erweitern. Die Küche kann ohne Querung von Schülerströmen angeliefert werden. Die vertikale Erschließung erfolgt über einläufige, parallel zur Hauptachse verlaufende Treppen und über einen Aufzug zur Gewährleistung der Barrierefreiheit. Der Foyer-Charakter wird in den oberen beiden Geschossen im Sinne offener Empfangs- und Sonderbereiche um den zentralen Luftraum fortgeführt. Im 1. Obergeschoss schafft das Sekretariat eine klare Adresse für die zentrale Verwaltung und Lehrerbereiche. Die Verortung des Selbstlernzentrums schafft eine gute Erreichbarkeit auch in den Freizeitzeiten. Die Bereiche Schülersozialarbeit, Wahlpflicht, EDV und Hauswirtschaft befinden sich im 2. Obergeschoss. Die zentralen WC-Anlagen mit Zugänglichkeit von der Schulhoffläche befinden sich im Untergeschoss.
Die oben beschriebenen Foyer- und Gemeinschaftszonen des Eingangsgebäudes erstrecken sich als Magistrale zur Anbindung der drei Lernhäuser in westlicher Richtung. Im Erdgeschoss erscheint diese mit Blick aus dem Foyer als abwechslungsreiche Folge geschlossener und zum Außenraum geöffneter Wand- und Fassadensequenzen, von hell ausgeleuchteten Raumabschnitten mit direktem Bezug zum Außenraum und diffus belichteten Raumzonen im Bereich von angrenzenden Nutzungen. Das nördliche Lernhaus nimmt die Fachklassenbereiche der Naturwissenschaften sowie die Bereiche Kunst, Gestalten und Technik auf. Die beiden südlichen Lernhäuser organisieren als Jahrgangshäuser die klassenraumbezogenen Unterrichtsräume. Grundsätzlich sind alle Klassenräume eines Jahrgangs in jeweils einem Geschoss eines Jahrgangshauses untergebracht. Als Cluster ausgebildet, gruppieren sich eine Folge von Aufenthalts- und Lerninseln um einen Innenhof und ermöglichen Kommunikation und selbstorganisiertes Arbeiten. Der Zugang zu einem Differenzierungsraum ist aus jedem Klassenraum möglich. Es entsteht eine zusammenhängende nutzbare Fläche als Lernlandschaft. Dezentrale Besprechungs- und Nebenräume werden übergeordnet in der Magistrale verortet.
Die Sporthalle erscheint als ruhiger und kompakter Baukörper. Die Sporthallenfläche samt Umkleiden und Geräteräume werde im Souterrain positioniert. Dies ermöglicht eine transparente Erdgeschossebene mit Foyer- und Zuschauerbereich sowie des Einblicks in die Halle aus den Außenanlagen. Der Gymnastikraum befindet sich im 1. Obergeschoss. Die Umkleidebereiche für den Stadionsport sowie das von uns vorgeschlagene Quartierszentrum „bewegter Stadtteil“ befinden sich separiert in einem eingeschossigen Pavillongebäude in direkter Anbindung an das Stadion.

Konstruktion, Material, Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit
Nachhaltigkeit wird zunächst durch die gewählten, robusten Grundrissstrukturen erzeugt. Die weitgehende Vermeidung tragender Innenwände und die optimierte Stützenstellung weisen eine hohe Flexibilität, Flächeneffizienz und Wirtschaftlichkeit auf. Gebäudetiefen, Raumhöhen und Fensterdimensionen sind im Hinblick auf eine optimale
Tageslichtversorgung konzipiert.
Wir schlagen vor, die Gebäude in großen Teilen als Holz-Hybrid-Konstruktion zu konzipieren. Die geplante Holz-Hybrid-Bauweise erfüllt die komplexen Anforderungen der Nachhaltigkeit bestmöglich, indem sie die ökologischen Vorteile des Holzbaus mit den funktionalen Vorteilen der Massivbauweise verbindet. Die Untergeschosse werden in Gänze als Stahlbetonkonstruktion erstellt und erzeugen einen massiven Sockel für die aufgehenden Geschosse. Die strukturell gleichartigen Klassen- und Verwaltungsbereiche bieten ideale Voraussetzungen für eine Erstellung in elementierter Hybridbauweise. Das statische und konstruktive Konzept sieht vor, dass die Mittelzonen der dreibündigen Struktur über alle Geschosse in Stahlbeton ausgeführt werden. Auf Unterzügen in der Stützenachse ruhen auf den Gebäudeinnenseiten die vorgefertigten Hybriddecken, welche bis zur Fassadenebene spannen, wo sie auf ebenfalls vorfertigte Wandelemente aus Massivholz aufgelegt werden. Die vorgeschlagene Konstruktionsweise ermöglicht einen sehr hohen Vorfertigungsgrad und damit einen sehr effizienten zügigen Bauablauf und exakte Konstruktionen. Sie stellt eine gleichsam hochfunktionale wie wirtschaftliche Lösung dar. Der Ausbau mit robusten Standardmaterialien kann wirtschaftlich erfolgen und in Betrieb gehalten werden.
Das vorgeschlagene Materialkonzept basiert auf dem Leitmotiv einer offenen, ehrlichen und natürlichen Materialwahl. Das bedeutet, dass die verwendeten konstruktiven Materialien als solche wahrnehmbar bleiben und dem Gebäude seinen besonderen Charakter und eine natürliche Atmosphäre verleihen. Das Holz und der Beton der tragenden Bauteile bleiben in großen Teilen unverkleidet und kommunizieren das statische

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen einen gegliederten Baukörper aus mehreren Kuben vor, der sowohl zur Salzbergener Straße als auch nach Süden zum Schulhof Höfe ausbildet. Durch die Gliederung der Baumassen wird ein Kleinteiligkeit erzeugt, die sich in die umgebene Bebauung gut einfügt. Die Sporthalle wird als weiteres Element dieser Struktur an der nordöstlichen Grundstücksecke angeordnet. Der Eingang liegt folgerichtig zu diesem städtebaulichen Konzept zwischen Schule und Sporthalle ungefähr auf der Achse zum Emslandstadion. Der jetzige Zugang zum Emsland-Stadion kann so erhalten werden und das historisches Kassenhaus wird in die Platzgestaltung integriert. Die dezentrale Anordnung der Stellplätze wird im Preisgericht kontrovers diskutiert. Alle Einzelbaukörper werden über eine große Magistrale in Ost-West-Richtung erschlossen. So nachvollziehbar diese städtebauliche Idee ist, hat sie jedoch den Nachteil, dass die Schule von einer Kopfseite erschlossen wird und sich dadurch lange Wege vom Eingang bis in die Klassentrakte ergeben. Die Lage der Aula in der Nähe des Eingangs ist richtig positioniert, die Zuschaltbarkeit der Mensa- und der Foyerflächen wird positiv bewertet. Bei einer räumlichen Abtrennung hat die Aula dann allerdings keine Sichtbeziehung nach außen. Der dreigeschossige Luftraum versucht dies durch einen spannenden Innenraum zu kompensieren. Der Verwaltungstrakt liegt gut erreichbar im 1. OG über dem Eingangsbereich. Die großzügige Magistrale wird im Preisgericht kontrovers diskutiert, da diese Großzügigkeit durch Abtrennungen, die aus brandschutzgründen erforderlich sind, unter Umständen nicht mehr erlebbar sein wird. Die Lernhäuser sind in der Gebäudestruktur klar ablesbar und gut organisiert. Die Lichtschächte in den Mittelzonen erscheinen jedoch für eine Belichtung der unteren Bereiche zu schmal. Die Fassadengestaltung wird positiv bewertet. Durch die davor liegenden umlaufenden Balkone wird eine natürliche Verschattung geschaffen. Die vorgeschlagene Holz-Hybrid-Konstruktion wird auch in Bezug auf die Nachhaltigkeit positiv bewertet. Die Gebäudekennwerte liegen im mittleren Bereich und lassen auf eine wirtschaftliche Umsetzung schließen. Insgesamt eine Arbeit, die durch ihr klares Gebäudekonzept sowohl im Grundriss als auch in der Fassadengestaltung überzeugt.
Lageplan

Lageplan

Konzept

Konzept