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Offener Wettbewerb | 01/2021

Neubau und Parkgestaltung „KinderKunstLabor St. Pölten“ (AT)

Visualisierung Parkansicht

Visualisierung Parkansicht

3. Preis

Preisgeld: 8.000 EUR

rundzwei Architekten | Reeg & Dufour PartGmbB

Architektur

Erläuterungstext

KinderKunstLabor St. Pölten


Städtebau, Architektur
Die Setzung des rechteckigen, viergeschossigen Gebäudevolumens erfolgt im nördlichen Teil des Wettbewerbsgebiets entlang der B1. Das Gebäude wird so zum Bindeglied zwischen beiden öffentlichen Räumen (Park und Platz) und schützt diese vor dem Verkehrslärm der Bundesstraße. Der Altoonaplatz bietet einen städtischen Charakter und orientiert sich in seiner Materialität an den Innenstadtplätze von St. Pölten. Der Platz ist bewusst als ruhiger Vorort vor dem Kinderkunstlabor angelegt und bietet Raum zum Gedanken sammeln und Luft zum Atmen. Er ist ruhig, unaufgeregt und bereitet vor. Im Kontrast dazu versteht sich der Park und das Gebäude. Der Park wird zum spielerisch erlebbaren, experimentellen Skulpturenpark umgestaltet. Das Gebäude ist ein Kunstregal und Klettergerüst.

Das kompakte Gebäudevolumen wird von einer offenen Regalstruktur, bestehend aus einem 6,6m bzw. 3,3m Raster umgeben. Diese besitzt ein abwechslungsreiches Spiel aus Ebenen und Treppen und lädt Kinder und Erwachsenen zum Entdecken und Experimentieren ein. Dabei entstehen zwei getrennte Wegeführungen: das betreute Outdoor Labor und der öffentliche, vertikale Spielgarten. Je nach Grad der Öffentlichkeit sind immer wieder aus den Wegeführungen Zugänge und Verbindungen zu den einzelnen Funktionen des Gebäudes möglich.
Die Regalstruktur wird mit Kunstwerken, Mitmachinseln und Pflanzen bespielt. Sie wird zur vertikalen Ausstellungsfläche, Spielgarten, Experimentierfeld, Begegnungsraum und vertikalem Park.

Programm und Erschließung
Alle Funktionen werden innerhalb eines kompakten, rechtwinkligen Baukörpers angeordnet. Dabei werden die Funktionen mit Raumhöhen von 5m in den oberen Geschossen angeordnet um diese Räume im Innenraum stützenfrei ausbilden zu können. Die öffentlichen/semi-öffentlichen Funktionen wie Café, Bibliothek und Bürobereiche werden dem Platz zugewandt angeordnet.

Der Neubau wird für Besucher sowohl vom Altoonaplatz als auch aus dem Park erschlossen. Die Lobby erstreckt sich über alle Geschosse. Sie wird über Funktionen wie Sitztribünen mit Projektionen, Sichtbezüge durch Luftgeschosse, kleine temporäre Ausstellungsflächen und Außenbezüge zur Regalstruktur zum zentralen Kommunikationsbereich verfügen. Über eine großzügige Treppenanlage, die teilweise mit Sitzstufen bespielt ist, gelangen Besucher entlang der Fassade und parallel zur öffentlichen Treppenanlage in der Regalstruktur in alle Geschosse. Gestufte Luftgeschosse sorgen für ein spannendes Raumgefüge und Sichtbeziehungen entlang dieser Bewegungsachse. Die Lobby wird zu einem Erlebnisraum und macht Lust auf Mehr. Sie verknüpft alle Funktionen miteinander und stellt die Verbindung zum Herzstück des Gebäudes her, den Laboren. Die Labore lassen sich zu einem großen oder mehreren kleinen Räumen unterteilen. Sie sind rundherum von bodentiefen Fenstern mit viel Tageslicht versorgt. Diese Fenster lassen sich komplett öffnen und bieten so eine direkte Verbindung zum davor liegenden Outdoorlabor. Innen und Außen verschmelzen.
In der Lobby befinden sich ein kleiner Personenaufzug und ein 2x3m Lastenaufzug für Gruppen sowie zur Anlieferung der Ausstellungsflächen mit Kunstwerken. Der Bürobereich ist über ein getrenntes Treppenhaus mit Fahrstuhl erschlossen. Der Fahrstuhl wird ebenfalls von Café, Bibliothek und Outdoorlabor genutzt. Café und Bibliothek sind über eine interne Treppe und die äußere Treppenanlage auch außerhalb der Öffnungszeiten erreichbar. Die äußere Treppenanlage ist an alle Ebenen der Lobby angeschlossen und dient so auch als 2. Rettungsweg im Brandfall.

Konstruktion, Materialien und Wirtschaftlichkeit
Das Tragwerk besteht aus einem Grundraster von BSH (ausschreiben Brettschichtholz?) Stützen und Trägern. Die Fassade besteht aus vorgefertigten, Holzrahmenelementen sowie Pfosten-Riegel-Konstruktion mit 3fach Isolierverglasung. Von Außen werden diese mit hinter lüfteten Streckmetall verkleidet. In den Bereich der Verglasung (Büro, Labor) werden diese als manuell zu öffnende Fensterläden ausgebildet. Die Treppen und Ebenen der Regalstruktur bestehen aus Stahlwangen und Fertigbetonelementen. Edelstahlnetze sorgen für Absturzsicherung, Kunsthängefläche und dienen der Bepflanzung als Rankhilfe.
Im Innenraum dominieren warme und robuste Materialien. Die Tragstruktur aus Holz ist sichtbar, die Decken bestehen aus BSH-Elementen und einer Akustikuntersicht. Der Boden wird mit einem bis zum Größtkornquerschnitt geschliffenen Heizestrich als robuste Fußbodenoberfläche versehen. Eine sehr hohe Ausführungsqualität und Kostensicherheit wird durch eine angestrebte Vorfertigung aller wesentlichen Bauteile im Werk erzielt.
Die Sanitärräume und Nassbereiche sind innerhalb der Grundrisse so übereinander angeordnet, dass das horizontale Verziehen von Leitungen über lange Strecken nicht notwendig wird. Die Sanitärbereiche sind effektiv und platzsparend gestaltet.
Die Ausstellungsflächen werden alle über zwei zentrale Schächte mit den notwendigen Medien versorgt.

Diffusionsoffene Wandaufbauten und klimaaktive Oberflächen ermöglichen eine Reduzierung der Lüftungsanlage und natürliche Klimaregulierung der Innenräume.
Das extensive Gründach sorgt für eine möglichst wartungsfreie und Niederschlagswasser speichernde Bedachung. Die hohen Dämmwerte der Außenhülle sorgen für einen energiearmen Betrieb. Somit können die Betriebskosten für das Gebäude auf ein Minimum reduziert werden.

Belüftung und Beleuchtung
Ein kosten- und wartungsintensiver technischer Aufwand für die Belüftung wird durch die Materialwahl und die hohe natürliche Klimatisierung der Oberflächen vermindert. Diffusionsoffene Konstruktionen und feuchteaktive Oberflächen sorgen für ein angenehmes Raumklima ohne hohen technische Aufwand. Die Innenräume werden über Fensteröffnungen automatisch belüftet.
Für die Beleuchtung des Gebäudes wird sensorgesteuerte LED-Technik eingesetzt, um den Strombedarf des Gebäudes zu reduzieren. Die Innenräume sind jedoch so gestaltet, dass auf eine künstliche Belichtung, während der Tageslichtstunden verzichtet werden kann. Das Oberlicht im Lobby-Bereich sorgt für eine energiesparende natürliche Belichtung des innen liegenden Haupterschießungsbereichs.

Nachhaltigkeit und Energieeffizienz
Durch die Konstruktion in CO² bindender Holzbauweise wird der Neubauten aktiv zur CO²-Minderung in der Atmosphäre beitragen. Hierbei wird auf die Verwendung von lokalen und aus verantwortungsvoller Forstwirtschaft stammenden Hölzer geachtet. Die sichtbaren Holzoberflächen werden nicht versiegelt, sondern nur mit natürlichen Ölen behandelt. Sie tragen so zusätzlich zur natürlichen Klimatisierung der Raumluft bei, da sie Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben können. Zudem dienen Sie den Kindern als sichtbares und erfahrbares Symbole für das zukunftsweisende Baumaterial Holz.
Der Neubauten ist als überwiegend autarkes niedrigenergie Gebäude konzipiert worden. Dies wird durch eine hoch gedämmte Gebäudehülle, klimatisch aktive Oberflächen und einen verminderten technischen Klimatisierungsaufwand erzielt.

Die Wärmeerzeugung erfolgt über Solar-Luft-Kollektoren. Diese erzeugen Energie aus der Umgebungsluft als auch die der Sonnenstrahlung. Die so erzeugte Wärme wird in einem sich innerhalb einer unterirdischen Zisterne befindlichen Eisspeicher gespeichert. Der Eis-Speicher nutzt die enorme Energie die beim Übergang von Flüssigem Zustand zu Eis entsteht. So liefert der EIs-Speicher auch dann Energie, wenn dies durch die Solar-Luft-Kollektoren nicht mehr gegeben ist. Über eine Wärmepumpe wird die Energie in die Niedrigtemperatur-Fußbodenheizung geleitet. Im Sommer kann über das System ebenfalls eine Kühlung der Räumlichkeiten erfolgen.

Zur Kühlung des Gebäudes wird neben einer Kühlung über die Fußbodenheizung der Effekt der Nachtauskühlung über das Atrium genutzt. Automatisch öffnende Fensterflügel ermöglichen das Einströmen kühlerer Luft aus dem Außenraum. Durch den Kamineffekt des Atriums wird die warme Innenraumluft getauscht. Durch die Bepflanzung der Balkonstruktur wird die Fassaden in den Sommermonaten verschattet und durch Verdunstung zusätzlich gekühlt. Im Winter ist die Bepflanzung blattfrei und sorgt so für solare Wärmerträge auf den Betonböden der Innenräume und verringert den Energiebedarf.

Das Gründach führt zu einem stark verringerten Regenwasseranfall und sorgt im Sommer für einen optimierten Hitzeschutz. Das überflüssige Regenwasser wird in Zisternen gesammelt und zur Bewässerung der Fassadenbegrünung sowie eventuell zur WC-Spülung genutzt. Die Grauwassernutzung für die WC-Spülungen muss in der weiteren Bearbeitung genauer geprüft werden. Stromerzeugung erfolgt über eine zusätzliche PV-Anlagen auf den Gründach. Photovoltaik auf dem Gründach sorgt für eine hohe Biodiversität (Schattenbereiche) und für eine nahezu autarke Stromversorgung des Gebäudes.

Die genannten Maßnahmen reduzieren die Technik des Gebäudes und somit die Betriebskosten auf ein Minimum. Es wird durch die Maßnahmen eine CO² Ersparnis im Betrieb von über 50% gegenüber vergleichbaren Neubauten angestrebt.

Freianlagenkonzept
Der neue Vorplatz orientiert sich in seiner Materialität an den anderen Stadtplätzen außerhalb des Promenadenrings. Als Kontrast zur Ruhe und Einfachheit des Altoonaplatzes wird der Altoonapark als kindgerechter Skulpturenpark ausgebildet. Er stellt eine aktive Vorstufe zum vertikalen Spielgarten der Regalstruktur des KinderKunstLabors dar. Die vorgefundenen Materialien aus Grünflächen, wassergebundener Decke und Sitzelementen aus Holz erinnern an klassische Parklandschaften. Ergänzt werden diese durch spielerische, interaktive Skulpturen und Objekte.

Die großzügige Regalstruktur mit unterschiedlichen Funktionszonen erweitern die Innenräume in den Freibereich und bildet einen weichen Übergang von Innen nach Außen. Das gesamte Indoor-Labor lässt sich Bereichsweise oder auch komplett zum Outdoor-Labor öffnen. Das Experimentieren mit Kunst lässt sich so unproblematisch jederzeit hin und her verlegen.
Der vertikale Spielgarten wird mit Spielinseln, die die einzelnen Sinneswahrnehmungen im Bezug auf Kunst thematisch abbilden, bespielt. Kinder werden spielerisch an die Idee des Kunstlabors herangeführt und kreuzen beim Spielen immer wieder die Wege des Outdoorlabors wo Sie Kunst aktiv erleben.

Vegetationskonzept
Die bestehenden Bäume des Altoonaparks wurden soweit möglich in der Umstrukturierung des Parks erhalten. Besonderen Wert wurde dabei auf die Berücksichtigung der geschützten Bäume gelegt. Der Park wird durch zusätzliche Bäume und Pflanzungen in Zonen neu gegliedert. Hierzu werden sowohl einheimische Baumsorten verwendet als auch Sorten, die durch Phyto Metabolismus zur Reinigung von Luftverschmutzung besonders geeignet sind (wie Sophora japonica und Robinia pseudoacacia).

Materialität Freiflächen
Eine Kombination aus robustem Rasengitterstein für die geforderten Stellflächen, Holzsitzelementen, Gussasphalt, Metallkanten und wassergebundener Decke bieten sich für die gestalterische Formensprache der geschwungenen Linien besonders an. Diese Materialien wurden auch im Hinblick auf Funktionalität, Kosten und Langlebigkeit ausgewählt.
Grundriss EG mit Lageplan

Grundriss EG mit Lageplan

1. Obergeschoss

1. Obergeschoss

2.Obergeschoss

2.Obergeschoss

Visualisierung Lobby/Eingang

Visualisierung Lobby/Eingang

Visualisierung In- und Outdoor Labor

Visualisierung In- und Outdoor Labor

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Längsschnitt

Längsschnitt

Querschnitt

Querschnitt