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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2021

Gestalterische Aufwertung und Attraktivierung öffentlicher Straßenräume in Sonthofen

Marktstraße

Marktstraße

ein 2. Preis / Realisierungsteil

lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh

Landschaftsarchitektur

löhle neubauer architekten BDA pmbb

Stadtplanung / Städtebau

ambrosius blanke verkehr.infrastruktur

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

Städtebauliches Konzept | Die Struktur des Urkatasters von Sonthofen ist einprägsam – ein Straßen-Rechteck umfasst den Kern, grenzt ihn von der Umgebenden Garten/Landschaft ab und definiert so im leicht Dispersen klar lesbar Mitte.
Mit der geplanten Aufwertung der Marktstraße und deren angrenzenden Bereichen wird dieses ursprüngliche Konzept wieder aufgegriffen und die Linearität der derzeitigen Fußgängerzone erkennbar in die Fläche erweitert. Mit der Einbeziehung der Hindelanger Straße wird zudem der Marktanger sinnfällig an diese neue Umschreibung von Innenstadt angebunden.

Die Ortsmitte wird zukünftig durch ein Straßenrechteck umschrieben, dessen Ecken zudem durch bildprägende Plätze hervorgehoben werden. Vom Rechteck aus nach Außen öffnet sich der Blick in die umgebenden Gärten und Landschaft, deren Elemente bis an den Ring heranreichen.
Das „Erlebnis Innenstadt“ mit Menschen, Läden und Gastronomie bildet die konzeptionelle Grundlage. Der Straßenraum ist so betont fußgängerorientiert konzipiert und verkehrsrechtlich als Fußgängerzone bzw. verkehrsberuhigter Bereich ausgewiesen.

So wird auch im Bearbeitungsgebiet der Raum für den Fußgänger optimiert. Die Straße ist asymmetrisch konzipiert und spiegelt so die Zwiesprache des Innenstadt-Rechteck von innen und außen wieder.
Gärten mit Bäumen, Hecken, Spalieren und dem weit reichenden Blick in die angrenzende Landschaft des Calvarienberges fließen von außen visuell erlebbar bis in den Straßenraum hinein. Ein einheitlicher Pflasterbelag erstreckt sich von Fassade zu Fassade. Eine breite Plattenrinne und eine optisch dezentere Homburger Kante geben dem querenden Verkehr die erforderliche Orientierung. Bei den Eckplätzen wird diese Orientierung subtiler durch akzentuierende Brunnen, fassende Plattenbänder und verschleifende Stufen gewährleistet, um hier noch deutlicher die Verkehrsberuhigung und somit das freie Queren der Fußgänger und deren Aneignung des öffentlichen Raums in den Vordergrund zu stellen.
Die Ortsbild prägenden Bauten - Kirche und Bibliothek – rücken wieder an „ihren“ Platz und werden dort zum bestimmenden Element.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit besticht durch die Betrachtung der übergeordneten Zusam-menhänge im historischen Stadtkern Sonthofens. Aus freiräumlicher und verkehrstechnischer Sicht verstehen die Verfasser die Einbindung des Kalvarienbergs und dessen Anbindung in den Stadtraum als über-geordnetes Ziel. Damit wird gleichzeitig die Funktion des beidseitigen Erschließungsrings um die Altstadt aufgegeben.
Im Gremium wir ausgiebig diskutiert, ob die Verkehrsführung in der Marktstraße als Einbahnstraße zwingend erforderlich ist. Aus verkehrs-planerischer Sicht erzeugt dies für das gesamte Stadtgebiet ein höhe-res Verkehrsaufkommen. Es wird angeregt diesen radikalen Schritt im Weiteren nochmals zu prüfen. Insbesondere die Zufahrt von Süden aus der Altstädter Straße ist ungelöst und erfordert ein Umkehren.
Die Vorschläge im Ideenteil zum Umfeld der Kirche formulieren eine eindeutige Haltung. Der Ersatz der Friedhofsmauer durch eine Stufen-anlage ermöglicht die Öffnung der Kirche zum öffentlichen Raum und damit die Einbindung in die Stadtgesellschaft. Die Anbindung an das im Bau befindliche Heimatmuseum wird überzeugend berücksichtigt. Der nördliche seitliche Zugang zur Kirche muss gewährleistet werden. Auf dem Platz vor der Raiffeisenbank werden insgesamt 10 Stellplätze eingefasst durch Hecken angeboten.
Im Realisierungsteil entspricht die klare Formulierung des nördlichen Altstadtzugangs an der Hindelanger Straße den städtebaulichen Vor-gaben der neuen Bebauung an der Marktwaage und ist konsequent aus der übergeordneten Idee entwickelt.
Der Zugewinn für den Stadtraum ist durch die vorgeschlagene einheit-liche Gestaltung des Stadtbodens aus Naturstein sehr überzeugend. Dabei reagieren die Verfasser mit unterschiedlichen Fahrbreiten in der Marktstraße auf die jeweiligen Situationen vor Ort. Insbesondere die Öffnung des oberen Marktes zur Stadtbibliothek bzw. Musikschule er-zeugt einen eindeutigen Zusammenhang für das räumliche Ensemble der großen giebelständigen Gebäude. Die Stufenanlage vor der Musik-schule ist aus Perspektive des Fußgängers schwierig.
Die selbstverständliche Verknüpfung der beiden Seiten in der Markt-straße gelingt über die einheitliche ruhige Gestaltung mit Pflasterbelä-gen unterschiedlicher Größen überzeugend. Über die Raumgestaltung mit wenigen Mitteln und hoher Funktionalität wird die gewünschte ver-kehrsberuhigende Wirkung eingelöst. Die Stellung der Bäume im Be-reich von Zufahrten muss überprüft werden. Ein Stellplatzangebot in der Marktstraße wird vermisst.
Das Beleuchtungskonzept schlägt für die Marktstraße und die Platzsi-tuationen Mastleuchten vor. Die vorhandenen Arkaden sollen ebenfalls hervorgehoben und attraktiviert werden. Die Giebelflächen historischer Gebäude sollen illuminiert werden.
Insgesamt stellt die Arbeit sowohl im Ideenbereich als auch im Reali-sierungsteil einen überzeugenden Beitrag zur Aufgabe dar. Die Ent-scheidung zur Einbahnstraße in der Markstraße sollte hinterfragt wer-den.