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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2021

Gestalterische Aufwertung und Attraktivierung öffentlicher Straßenräume in Sonthofen

3. Preis / Realisierungsteil

Preisgeld: 8.265 EUR

BEM : Burkhardt | Engelmayer | Mendel Landschaftsarchitekten Stadtplaner Partnerschaft mbB

Landschaftsarchitektur

Schönenberg Ingenieure

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Räumliches Konzept I Die heute isoliert stehenden Stadtteile werden wieder miteinander verbunden und treten in eine engere Beziehung. Der historische Stadtkern und die zentralen Hauptgeschäftsbereiche werden aufgewertet. Es entstehen klar definierte Eingänge in die Innenstadt. Die ehemalige Barriere Altstadttangente erhält durch Verkehrsberuhigung eine neue Qualität. An querenden Verknüpfungen und Kreuzungspunkten entstehen platzartige Aufenthaltsbereiche. Die Wegebeziehungen zum Marktanger sowie hinauf zu Kalvarienberg und Kurpark werden verbessert und ergänzt.

Gestaltungskonzept Realisierungsteil I Fahrbahn- und Aufenthaltsbereiche werden durch einen einheitlichen Natursteinbelag im Passé-Verband zur gestalterischen Einheit. Zwei alternierende Straßenprofile kommen zum Einsatz. Am Stadteingang bei der Marktwaage, am Marktanger und dem Raiffeisenplatz entstehen großzügige, barrierefreie Platzflächen. Farblich abgesetzte Pflasterrinnen aus großformatigen Muldensteinen markieren die Fahrbahn. Das Gestaltungsprinzip findet sich im kleineren Maßstab auch an Querungsstelle („Furten“), zum Beispiel am Mühlenweg, wieder.
Zwischen den Platzzonen gibt es weiterhin lineare, straßenartige Abschnitte. Die Abschnitte erhalten ein deutlich abgeflachtes, barrierefreies Profil. Durch Flachborde (h=3cm) wird die sanfte Verkehrsseparierung gewährleistet und gleichzeitig ein harmonisches Miteinander der verschiedenen Verkehrsformen ermöglicht.

Gestaltungskonzept Ideenteil I Die historische Form des Nukleus Kirchhof wird im Boden durch einen besonderen Plattenbelag ablesbar. Die Eingänge in den Hof werden aufgeweitet. Das wichtige Kirchenportal an der Marktstraße wird durch die Öffnung der Mauer neu inszeniert. Auch die Eingangsbereiche des Museums und der Stadthausgalerie werden in die Platzgestaltung einbezogen.
Rund um den historischen Nukleus des Kirchhofs, zwischen dem Platz an der Schlossstraße und dem Anger am Pfarrhaus, wird eine grüne Platzabfolge ausgebildet. Der westliche Pfarrgarten wird dabei zur öffentlichen Grünfläche umgewidmet, die Stellplätze am Arbeitsamt entsiegelt und die Fußgängerzone im Bereich der Schlossstraße fortgeführt. Der Parkplatz (P3) wird neu geordnet, eingegrünt und mit einem neuen Belag aufgewertet.

Verkehrskonzept I Der gesamte Planungsumgriff wird als verkehrsberuhigter, fußgänger- und fahrradfreundlicher Geschäftsbereich mit einer reduzierten Durchfahrtsgeschwindigkeit (max. 20 km/h) gestaltet.
Um die Parkierungsmöglichkeiten für die angrenzenden Einzelhandels- und Dienstleistungsnutzungen zu verbessern, wird die Stellplatzanzahl insgesamt auf 47 Stück erhöht. Im Realisierungsteil werden an der Raiffeisenbank die geforderten acht Mitarbeiter- / sowie zwei Kurzparkplätze nachgewiesen. Im Ideenteil entfallen in der Kirchstraße zwei Stellplätze am Eingang des Museums zu Gunsten einer Vorplatzsituation. Die barrierefreien Stellplätze werden weiterhin vor der Kirche nachgewiesen. Am P3 wird die Gesamtanzahl der Parkplätze um drei auf 28 Stück erhöht.

Begrünung I Um im steinernen Stadtraum möglichst viel öffentliches Grün zu schaffen, werden die bestehenden Grünflächen nahezu vollständig erhalten, integriert und durch neue Flächen ergänzt. Rund um die Kirche ist die Gestaltung grüner und parkartiger als in den engen Straßenräumen der Hindelanger- und Marktstraße.
Wo straßenbegleitend genug Platz vorhanden ist und keine Sichtbeziehungen gestört werden, werden Baumreihen, Baumhaine und punktuelle Solitärbäume angeordnet. Der schützenswerte Baumbestand wird erhalten. Für die Neupflanzungen werden heimische, winterfeste Laubbaumarten vorgesehen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die gestalterische und räumliche Qualität wird durch das „Stadtentrée“ an der Ostseite und den Auftakt zum Kirchplatz an der Südseite des Wettbewerbsgebietes deutlich gemacht.
Unterstrichen wird das Konzept durch einen einheitlichen Natursteinbelag über die komplette Fläche.
Ein wesentlicher Kritikpunkt ist der Übergang zwischen Oberer Markt und der neuen Marktstraße. Die Fußgängerzone wird hier nicht eingebunden, dieser Bereich ist nicht zufriedenstellend gelöst.
Maßstäblichkeit, Orientierbarkeit, Übersichtlichkeit und Funktionalität werden einerseits durch eine Trennung von Fahrbahnbereich und Gehwegen erreicht, andererseits stören keine großen Bäume oder Stadtmöbel die historischen Fassaden und Gebäude.
Die 3 cm hohen Flachborde zur Trennung von Fahrbahn und Gehwegen/Plätzen stellen ein Hindernis dar: Hier wären Muldensteine die deutlich bessere Lösung – v.a. bezüglich echter Barrierefreiheit und Sicherheit für den Fahrradverkehr.
Auch auf die farbliche Absetzung dieser Flachborde sollte verzichtet werden.
Es besteht ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Geh-/Aufenthaltsflächen und Fahrbahn, der Anteil der Grünflächen liegt im mittleren Bereich der Arbeiten.
Die wechselnden Fahrbahnbreiten tragen zur Reduzierung der Geschwindigkeit bei und ermöglichen Begegnungsverkehr.
Die gut durchgearbeiteten Straßenquerschnitte lassen auf eine gute Realisierbarkeit schließen. Die geplanten Stellplätze für PKW liegen knapp über den bestehenden Parkplätzen, die Arbeit weist die höchste Anzahl an Fahrradstellplätzen aus. Der Übergang Hindelanger Straße / Hirnbeinstraße ist sehr gut gelöst.
Der Kirchplatz reagiert einerseits positiv auf das neue Stadtmuseum, wenngleich dieser Platz städtischer ausgebildet und der Blick auf die Kirche nicht komplett mit Bäumen verdeckt werden sollte. Der Anger am Pfarrhaus erscheint städtebaulich nicht nötig und wird voraussichtlich durch barrierefreie Stellplätze ersetzt, die dem Pfarramt zugeordnet werden müssen. Als gestalterische Mittel werden Naturstein (Granit gesägt im Passé-Verband) eingesetzt, Sitzmöglichkeiten teilweise geschützt mit dem Rücken an Hauswänden, Wandleuchten, sowie qualitätsvolle Aufenthaltsbereiche vor der Stadtbibliothek und bei der Marktwaage dargestellt.
Die Wirtschaftlichkeit scheint durch den einheitlichen Pflasterbelag gegeben – v.a. wenn auf den Flachbord verzichtet wird.
Der Realisierungsteil stellt einen guten Beitrag dar, wogegen der Ideenteil v.a. im südlichen Bereich nicht überzeugen kann.