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Realisierungswettbewerb mit städtebaulichem Ideenteil | 03/2021

Neues Kinder- und Familienzentrum in Kressbronn am Bodensee

ein 2. Preis / 1. Rang

Preisgeld: 19.333 EUR

Frank Heinz, Freier Architekt BDA

Architektur

bbz landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Klare Raumkanten, fließende Übergänge, hochwertige Dachnutzungen

Die Setzung des Gebäudes folgt den Grundlinien des Städtebaulichen Entwurfes.
Durch einen 4-geschossigen Riegel entlang der Friedrichshafener Straße und einen 2-geschossigen Teil zum Bachtobelplatz werden in diese Richtungen klare Raumkanten definiert, und zum renaturierten Bachlauf hin entsteht ein geschützter Innenhof.

Kita, Familientreff und sonstige Nutzungen belegen Erdgeschoss und 1. Obergeschoss. Die beiden weiteren Geschosse nehmen insgesamt 12 Wohnungen auf. Unter dem Gebäude befinden sich eine Tiefgarage mit 46 Stellplätzen sowie das Archiv und die Heizzentrale.

Die Eingänge zu Kita und Familientreff liegen vom Durchgangsverkehr getrennt am Bachtobelplatz. Wohnungen, Tiefgarage und Archiv werden von der Friedrichshafener Straße aus erschlossen.

Durch eine auf die Nutzungen abgestimmte konsequente Zonierung werden Konflikte zwischen Kita und Wohnen ausgeschlossen: Die Gruppenräume der Kita orientieren sich zum geschützten Innenhof, wohingegen die darüber liegenden Wohnungen dort ihre Erschließungszone haben und sich mit ihren Freibereichen nach Südwesten orientieren.

Die 4-gruppige Kita des Ideenteils / 2.BA ist eingeschossig angelegt und nutzt den Innenhof als Freifläche. Ihr Dach dient nach der Realisierung den Kitagruppen des Realisierungsteils / 1.BA als großzügige niveaugleiche Spielfläche. Die Realisierung der 2. Kita stellt für den 1.BA also sogar einen Mehrwert dar.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Setzung sieht einen 4-geschossigen Riegel an der Friedrichshafener Straße und einen 2 –geschossigen Baukörper zum Bachtobelplatz vor, so dass sich eine harmonische und an den Ort angemessene L-Form bildet. Die Tiefgarage wird im Südwesten erschlossen, außenliegend direkt angrenzend findet sich hier auch der Eingangsbereich zu den Wohnungen, der dadurch eine etwas rückwärtige Stellung erfährt. Man betritt das Familienzentrum und die Kita durch deutlich voneinander getrennte Eingänge vom Bachtobelplatz aus. Die Kitaverwaltungsräume und das Familienzentrum belegen das Erdgeschoss, das Familienzentrum befindet sich im südlichen Gebäudeteil der Straße zugewandt, die Kitaverwaltung am nordöstlichen Gebäudeende. Der Gruppenraum soll gemeinschaftlich genutzt werden uns im hier räumlich gefangen. Im Familienzentrum fehlen praktikabel organisierte Zugänge in den Freiraum. Als Bindeglied zwischen Familienzentrum und Kitaverwaltung fungieren der Bewegungsraum, ein großes Foyer und ein Essplatz mit Bezug in den Freiraum. Eine zentrale Freitreppe führt aus dem Foyer ins 1. Obergeschoss, in dem die U3 Kinderkrippe situiert ist. Der Maßstab des Foyers und der Erschließungsflächen erscheint hier allerdings als zu großflächig dimensioniert. Der Zugang zum Archiv wurde südseitig direkt neben der Tiefgarageneinfahrt gesetzt, der Vorraum kann damit seine öffentliche Wirkung nicht entwickeln. Die Kita wird mit den U3 und Ü3 Räumen gesamt im 1. Obergeschoss organisiert. Dies ist für den täglichen Ablauf nicht zielführend, da die U3 Kinder ein höheres Ruhebedürfnis haben und sich zu viele Kinder auf einem Stockwerk aufhalten. Durch die Platzierung im 1 OG weist leider keiner der Aufenthaltsräume der Kita einen ebenerdigen Freiraumbezug auf, dies wäre für die Kinder wünschenswert. Lange gerade Flure wechseln sich innen und außenliegend ab, kleine Aufweitungen bieten Nischen. Die Gruppenräume sind zum Garten orientiert. Über südseitige großflächige Balkone und breiten Freitreppen gelangt man in den tieferliegenden Garten, der ein differenzierten Freiraum und Spielangebot bietet. Der Wohnungsbau belegt das 2. und 3. Obergeschoss. 12 Wohnungen werden nordseitig über einen Laubengang erschlossen, versetzt vorgelagerten halbprivaten von oben belichteten Loggien bilden individuelle Eingangssituationen. Dieser Gestaltungsgedanke erhöht trotz Belebung der Fassade dabei aber deutlich das Maß der Verkehrsflächen. Die Aufenthaltsräume der Wohnungen sind konsequent von der Erschließung abgewandt, die Freibereiche der Loggien orientieren sich zur Straße hin. Das Dach über dem 1. OG der Kita steht den Bewohner als Freiraum zur Verfügung. Der Bau ist als Pfosten-Riegelkonstruktion mit Holzverkleidungen geplant. Die Fassade gliedert sich in einem ruhigen Rhythmus, weist aber einen sehr hohen Glasanteil auf. Der Erweiterungsbau wird als eingeschossig Flächiger bau parallel zur 4-geschossigen Zeile gesetzt. Dadurch wird der qualitätvolle Freiraum fast vollständig überbaut, auch wenn alternativ die Dachflächen belegt werden. Insgesamt ein gestalterisch ansprechender Beitrag, der im Footprint mit etwas reduzierteren Flächen besser proportioniert wäre. Die funktionalen Mängel der Kitaorganisation auf einer Ebene werden als wesentlich betrachtet.