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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2021

Neubau Mittelschule an der Baumgartenstraße in Holzkirchen

3. Preis

Preisgeld: 12.000 EUR

Cukrowicz Nachbaur Architekten ZT GmbH

Architektur

Vogt Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

merz kley partner

Tragwerksplanung

IBS Institut für Brandschutztechnik und Sicherheitsforschung

Brandschutzplanung

expressiv

Visualisierung

SM MODELL Martin Stocker

Modellbau

Erläuterungstext

Westlich des Zentrums von Holzkirchen ergänzt der Neubau der Mittelschule das bestehende Ensemble von Grundschule und Turnhalle zu einem neuen Schulcampus. Im Zusammenspiel der Baukörper entsteht eine neue Mitte. Inmitten der heterogenen baulichen Umgebungsstrukturen von öffentlichen Bauten unterschiedlicher Prägung, von Wohnbauten aus vorwiegend kleinteiligen Bebauungen entwickelt sich unser Projekt als ruhige und identitätsstiftende Struktur. Prägnant und selbstbewusst, stark und eigenständig, zurückhaltend und selbstverständlich integriert sich die neue Schule in ihre Umgebung. Sie vermittelt zwischen den unterschiedlichen Maßstäben des Ortes, hat gleichzeitig eine angemessene Strahlkraft und bildet einen neuen unverwechselbaren Ort. Die neue Schule ist eine großzügige Form, eine offene Struktur, die nutzungsneutral und flexibel bespielt werden kann. Dem Konzept liegt ein klares Gerüst zugrunde, welches mit einem regelmäßigen Konstruktionsrhythmus eine hohe Flexibilität ermöglicht und zukunftstauglich macht. Betrachtet man die Grundrisskonfiguration werden Erinnerungsbilder von teppichartigen Mustern wach. Netzstrukturen, Verkettungen und Kombinationen, offene und geschlossene Zonen, Lufträume und Lichthöfe, Balkone und Außenterrassen bilden als differenzierte Orte nicht nur die baulichen Parameter, sie bilden die Basis für die zukünftigen Nutzungsmöglichkeiten, für ein Lernen und Arbeiten in unterschiedlichsten Konstellationen, für neue Gemeinschaften und kreative Vernetzungen, für neue soziale Welten. Das neue Lernhaus ist ein identitätsstiftender Ort, der das integrative Lernen und Spielen ermöglicht und fördert. Durch die dreigeschossige Organisation wird das Haus für die Schülerinnen und Schüler unterschiedlichen Alters nahbar und zu einem zweiten Zuhause. Zudem ist die Gebäudestruktur horizontal geschichtet und die Orientierung sehr übersichtlich. Der Grundriss ist offen, offen ist auch der Bezug zum Außenraum. Eine umlaufende Zone bildet den fließenden Übergang und bietet großen Mehrwert: neben Balkon, Umgang und Fluchtweg ist sie wertvolle Raumerweiterung, sie übernimmt Funktionen des Sonnenschutzes und des konstruktiven Witterungsschutzes, zusätzlich bietet sie immanente Vorteile bei der Reinigung und Instandhaltung des Gebäudes. Trotz der großen Kompaktheit wirkt das neue Schulhaus als großzügige lichtdurchlässige Struktur. Unterschiedliche Raumqualitäten entwickeln individuelle Atmosphären und unverwechselbare Orte. Unterstützt werden diese Qualitäten durch ein nachhaltiges und sinnliches Konstruktions- und Materialkonzept vorwiegend aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Baukörper steht eigenständig und selbstbewusst als Solitär. Es wird eine flexible und ausreichende Entwicklung des Restgrundstückes für eine zukünftige Nutzung ermöglicht. Die Eingangssituation wirkt jedoch wenig einladend. Sie ist eindeutig zu klein und nicht intuitiv auffindbar. Die Höhenentwicklung mit der Dreigeschossigkeit wirkt dem Umfeld angemessen. Die überdachte Wegeführung lässt den Raum zwischen Grundschule und neuer Mittelschule gelungen erscheinen und ist gut nutzbar. Der sehr konsequente Gebäudeentwurf mit zentraler Mitte und engen Wegeverbindungen nach Außen bietet nur wenige Verknüpfungen der Freibereiche mit den Nutzungen im Innern des Gebäudes. Der Entwurfsverfasser bietet zwar Freisitzflächen im Anschluss an die Mensa an. Allerdings ist der Pausenhof nur unzureichend an die zentral gelegene Aula angebunden, wodurch schulische Abläufe erschwert werden. Auch die Anordnung der Anlieferungszone über die Pausenhoffläche wird kritisch bewertet. Der begrünte Innenhof über der Aula wird nicht als Aufenthaltsbereich angeboten. Die Architektur des Gebäudes ist von hoher Klarheit geprägt, die Grundrissanordnung ist übersichtlich und selbsterklärend. Das Herz der Schule in der Mitte des quadratischen Gebäudes ist gelungen, wobei Geborgenheit durch die „Kokon“-Wirkung (Oberlichter, Begrünung im Innenhof) erzeugt wird. Die Fassaden sind klar strukturiert und können überzeugen. Die Räume für Musik und Theater (EG) sind flexibel und gut nutzbar angeordnet. In der Pausenhalle ist die Lichtführung durch die runden Oberlichter spannend. Die Verwaltung im Eingangsbereich ist zentral und durch den kontrollierten Zugang gewissermaßen abgeschlossen. Der Aufzug ist zu versteckt angeordnet (OGTS sowie WCs). Das erschwert die gewünschte Teilhabe. Der Raum der Stille ohne Tageslicht ist so nicht akzeptabel. Auch der Auszeitraum und der JAS-Raum sind ohne Tageslicht. Dies ist nicht möglich, da es sich um eine Arbeitsstätte handelt, die Aufenthaltsqualität haben sollte. Auch Bibliothek und Mediathek sind ohne Tageslicht und haben entsprechend geringe Aufenthaltsqualität. Die Entfluchtung über die Fluchtbalkone ohne Wiedereintritt ins Gebäude funktioniert gut. Im Innenraum sind dadurch vielfältige Nutzungen möglich. Die Brandschutzanforderungen für einen modernen Unterricht können entsprechend niedrig angesetzt werden. Der offene Ganztag im Erdgeschoss und der Fachklassenbereich im 2. OG sind zu weit auseinander und erfüllen somit nicht die gewünschten Anforderungen. Im 2. OG sind die Räume für Garderoben als Durchgangszimmer für alle Fachklassenabteilungen geplant. Die funktionalen Abläufe werden dadurch gestört. Gut ist die flexible Nutzbarkeit der Cluster, so dass die Clustergrößen bei künftigem Bedarf auch geändert werden können. Auch veränderte Nutzungsmöglichkeiten der Räume/des Gebäudes sind denkbar, gleichzeitig geht aber auch die Identifikation für den einzelnen etwas verloren. Einige Eckklassenräume haben keine gute, weil zu knappe Verbindung zur Mehrzweckfläche (Lernlandschaft). Die Vergleichsparameter (BGF, BRI und NUF) liegen im mittleren Bereich. Das angestrebte Low- Tec Konzept ist nicht ausreichend dargestellt, kann aber gelingen.Die umlaufenden Balkone weisen eine gute Verschattungswirkung auf, bewirken jedoch auch eine schlechtere Versorgung der Räume mit Tageslicht. Die Brettschichtholz- und Stahlbetonverbundkonstruktion und die hinterlüftete Holzfassade sind gut umsetzbar und entsprechen den Anforderungen eines CO2-sparenden Bauens. Die überzeugende architektonische Haltung weist bei näherem Hinsehen funktionale Schwächen auf, wie z.B. die fehlende Tageslichtversorgung und die Trennung von OGTS und Fachraumcluster.