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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2021

Neugestaltung Kulturpark und Freiflächen am Landratsamt in Strausberg

Visualisierung

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2. Preis

WES LandschaftsArchitektur

Landschaftsarchitektur

Hans-Hermann Krafft

Landschaftsarchitektur

loomn architekturkommunikation

Visualisierung

Erläuterungstext

Kulturpark – Kultur ans Wasser
Der Park vereint drei Zeitebenen: Im Süden lädt ein Weg in sanften Schwüngen zum Spazieren entlang des Stadtwalls und der Stadtmauer ein und bietet, wie in den großen Landschaftsparks, vielseitige Blickbezüge zur Altstadt, dem See und den kleinen Parkarchitekturen. Dem gegenüber liegt das Freizeitplateau an der Promenade im Norden mit Südausrichtung und Sicht auf die Abendsonne über dem Straussee. Nutzergärten, Parkkiosk und eine Calisthenics-Anlage machen den Kulturpark neben dem Spielplatz zum gesellschaftlichen Treffpunkt aller Generationen im Freien. Die Tauchbasis mit ihren Freiflächen integrieren sich in diesen Bereich. Die Festwiese im Zentrum des Parks bietet genügend Platz für die bereits bestehenden Veranstaltungen und öffnet durch ihre Größe auch den Platz und Inspirations¬raum für neue künftige Nutzungen, bzw. Parkergänzungen. Die Zeitebenen werden dabei topografisch untermalt. Das Freizeitplateau reagiert auf die monumentale Geste des Stadt-Berges durch eine leicht erhöhte Lage und modellierten Rücken zum Wohngebiet hin. Die szenische Lage mit Seeblick wird dadurch zusätzlich unter¬strichen und das Wohngebiet optisch, akustisch sowie psychologisch geschützt. Der Altstadtwall wird durch die behutsame Kürzung der Rampe zum Landratsamt in seiner historischen Form etwas ablesbarer wie auch der Blick in den Park weiter geöffnet wird. Der Laubforst wird ausgelichtet, aufgeastet und durch niedrige Gräser und Waldstaudenpflanzung betont. Die sich an den Stadtwall schmiegende Tribüne bleibt am Ort erhalten und wird saniert. Als Bühnendach wird eine wandelbare Konstruktion vorgeschlagen. In eine Art Stahlgitterahmen wird ein faltbares Dach integriert, das bei Bedarf leicht ausgefahren/ausgeklappt werden kann. Eine Konstruktion die in jedem Zustand durch ihre Form als Tor auf Ihre Funktion hinweist und eine Attraktion an sich darstellt. Die Festwiese bildet eine eigene, leicht gemuldete Ebene, ca. 50cm unter dem Niveau der südlichen und nördlichen Parkkante. Sie öffnet sich am Strand über ein Holzdeck und über einen Holzsteg im Norden zum See. Diese Öffnungen bieten gezielte Blickbeziehungen zum See, während das restliche Brennessel-Erlenwald Biotop am Ufer geschützt und durch eine Mähkante entlang des Parkweges klar abgegrenzt wird. Eine Ausweitung der Liegewiese in das Biotop wird damit passiv unterbunden. Als identitätsstiftende Setzungen dienen einerseits die Parktreppen am Parkeingang, andererseits die Klostertreppe an der alten Rampe sowie die vorhandene Frei¬lichtbühne. Die Klostertreppe als monolithische Parks¬kulptur verbindet mit einer starken Geste den Park und das Landratsamt (am Ort des historischen Klosters). Die Öffnung wird zur klaren städtebaulichen Haltung und die historische Bedeutung der glazialen Topographie für die Geschichte Strausbergs wird unterstrichen. Sollte der Kultur-Kiosk am Landratsamt wie anvisiert zum neuen Zugang für Festival, Zirkus und Co werden, ist die Klostertreppe auch ein würdiger Auftakt für Kulturabende im Park. Die verwendeten Materialien sind reduziert, orientieren sich an klassischen Parks und bleiben dennoch robust: alle Parkwege werden in befahrbarem Asphalt mit heller Abstreu ausgeführt. Die Hauptwege im Norden und Süden werden von einem breiten, hellen Ein-fassungsband begleitet der auch das Parkmobiliar, wie Bänke und Fahrradständer auf-nimmt und die anliegenden Flächen für den Spielplatz, Calestenics, die Taucher etc. einfasst. Das Mobiliar selbst ist schlicht und robust gehalten: Bänke mit massiver Holzauflage, Mastleuchten mit flexiblen Aufsätzen an besonderen Ort wie Sport-und-Spiel-flächen sowie am Eingangsplatz und Bodeneinbauleuchten entlang der Parkwege. Die Aufhellung des Nachthimmels wird vermieden.

Städtebauliche Einbindung
Der Kulturpark bildet den nördlichen Abschluss, eines die Altstadt umgebenden grünen „Tals“ am Fuße des Altstadtwalls und der sieben Hügel auf denen die Altstadt Strausbergs erbaut wurde. Der grüne Gürtel zeichnet die historischen Wallanlagen nach und macht den Übergang von der Altstadt zu den unterschiedlichen Stadter¬weiterungen deutlich und ablesbar. In diesen Zwischenbereich spannt sich der Park mit einer großzügigen Aufweitung und Öffnung zum Strausberger See.

Parkentrée
Der Parkeingang spannt sich über die gesamte Länge zwischen Stadtmauer und dem Gebäude an der Achse „Seeblick“. Die platzartige Aufweitung empfängt die Besucher aus allen Richtungen und führt die fußläufige Erschließung aus ‚An der Stadtmauer‘ weiter in den Park. Mit seitlich angeordneten Wegen im Gefälle von 4% verschleifend, sind Stufen mit breiten Podesten in einen kleinen Stadt-Platz als Park-Entrée eingelassen, der ausreichend Platz für Kiss’n’Ride Verkehr zu Festivals und Tauchevents bietet. Sie reagieren auf die Topografische Situation, weisen auf die historische Damm– bzw. Brückensituation hin und nutzen diese um einen urbanen Aufenthaltsplatz mit Blick über die grüne Wiese zu bieten. Bestehende Gehölze schneiden sich in die Stufen hinein und bieten lichten Schatten. Die zusätzlichen Parkeingänge am Fischerkiez und am Landratsamt erweitern die bestehende Cul-de-Sac Situation und machen Spaziergänge von der Stadt durch den Park möglich und wieder attraktiv. Dazu dient auch die szenische Wegeführung auf unterschiedlichen Parkebenen.

Vereine
Durch Kürzen der Böschung und die Freilegung der hist. Stadtmauerreste im Süden, zu Füßen des Landratsamts, steht für die Nutzung der Vereine eine größere Fläche zur Verfügung. Taucher-, Drachenboot- und Seglerverein können dort alle komprimiert und auf ausreichender Fläche ihren Tätigkeiten nachkommen. Der Uferweg wird im Bereich der Slipanlage für die hist. Segelboote über einen beweglichen Steg geführt, der bei Nutzung der Slipanlage zur Seite gezogen werden kann.

Parken
Der Parkplatz liegt im Grüngürtel der hist. Wallanlagen und sollte sich gut in diesen sensiblen Standort einfügen. Der Parkplatz oder eine Erweiterung der Parkkapazität durch ein Parkdeck sollten Baumpflanzungen, die durch Aussparungen in dem oberen Parkdeck wachsen, begrünt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Stadträumliche Einbindung
Der Entwurf stellt eine überzeugende Gesamtkonzeption mit einem großzügig geformten Landschaftspark in der Mitte, einer zusammenhängenden und gut funktionierenden Wegekonzeption mit Anbindung aller relevanten Raum- und Funktionsbereiche und gut gelungenen Übergängen zur Uferzone am Straussee, zum Gelände des Landratsamtes und dem städtischen Straßenraum am Parkeingangsbereich dar.
Alle geforderten Nutzungsansprüche wurden integriert und in sinnvoller und räumlich überzeugender Gestalt sowie in angemessenen Verhältnissen geplant.
Der Übergang vom städtischen Straßenraum zum Parkgefüge über einen urbanen breiten Platzauftakt ist gut gelungen und wird als sehr positiv gewertet. Mit der Planung eines Parkdecks wurde die Aufgabe zur Schaffung von mehr Parkplätzen strukturell erfüllt. Angaben zu Fahrradabstellflächen im Eingangsbereich fehlen.

Räumliche Gestaltung
Kulturpark: Die Konzeption des mittig gesetzten Landschaftsparks mit großflächigen Grünbereichen und seinen flankierenden Wegeverbindungen, dem östlich urban und transparent angelegten Übergang zum Straßenraum und dem am Straussee breit angelegten Strand mit Stranddeck und Duschen wird als sehr überzeugend bewertet. Auch die Idee, Spiel- und Sportangebote in einem Aktivitätsband zu konzentrieren, wird grundsätzlich begrüßt. Zu-gleich stellt jedoch die Positionierung dieses stark frequentierten und lärmintensiven Bereiches am nördlichen Parkrand mit geringem Abstand zur benachbarten Wohnbebauung ein kritisches Konfliktpotential dar. Die sehr schmal modellierte Abgrenzung zur Nachbarschaft erscheint in dieser Hinsicht nicht ausreichend.
Die Positionierung der Tauchbasis mit WC und Kiosk am östlichen Ende des Aktionsbandes wird aufgrund der Entfernung zum Badestrand hinterfragt. Die Verfasser vermeiden offensichtlich Gebäudezuordnungen im Strandbereich, nehmen damit allerdings lange Wege zu Sanitär- und Versorgungsangeboten in Kauf.
Sehr gut gelingt die Verbindung von den Parkwegen zum Uferweg vor allem mit der platzartigen zentrierten Aufweitung unter Einbezug der Freilichtbühnenfläche. Der feinsinnig geführte Uferweg wird Teil des Parkumganges und erfüllt abwechslungsreich seine Transitfunktion zum Wohngebiet.
Die überplanten Flächen und Gebäude zur Vereinsnutzung erscheinen etwas unterdimensioniert angelegt.
Die Zugänge zum Landratsamt sind insgesamt zufriedenstellend ausgeformt. Der informelle Zugang über eine Rasenfläche zur aktivierten historischen Treppe wird begrüßt.
Der rampenartig angelegte Mauerweg wird als interessante Entwurfsidee hinsichtlich der Barrierefreiheit aufgefasst. Im Falle einer Beauftragung muss diese Planung aber bezüglich Statik und Denkmalschutz im unmittelbaren Mauerbereich überprüft werden.
Der Erhalt der Klostertreppe in der Bestandslage wird grundsätzlich positiv bewertet. Der Anbindepunkt am unteren Parkweg erscheint räumlich verbesserungswürdig.

Landratsamt: Die Gestaltung der Flächen des Landratsamtes wird insgesamt als stimmig und gelungen bewertet.
Die Idee einer Sichtachsenöffnung zum Straussee und das Schaffen eines Aufenthaltsortes mittels Hangtreppen wird begrüßt, ebenso die Integration des historischen Treppenaufganges ohne direkte Anbindung an den Uferwanderweg.
Die Gestaltung des Innenhofes wird positiv hervorgehoben, da hier eine gut proportionierte Mischnutzung von ruhendem Verkehr, zentralem Grün und Aufenthaltsangeboten gelingt. Die Reduzierung der Parkplätze wird begrüßt.
Insgesamt ist es gelungen, auf dem begrenzten Areal des Landratsamtes die vielen unterschiedlichen Nutzungsansprüche in gut funktionierenden Proportionen zu verteilen.
Aus denkmalpflegerischer Sicht muss der Abriss der historischen Eingangssituation an der Ostseite hinterfragt werden.
Insgesamt leisten die Verfasser mit dem handwerklich solide ausformulierten Entwurf einen wertvollen Beitrag zur Lösung der ausgelobten Aufgabe. Wenn auch eine wünschenswerte Prägnanz der Entwurfsidee zu kurz kommt, sind die ganzheitliche Auseinandersetzung mit dem Wettbewerbsgebiet und das erkennbare Vermögen zu guten kleinräumlichen Detaillösungen besonders hervorzuheben.
Visualisierung

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Lageplan M1:500

Lageplan M1:500

Lageplan M1:2500

Lageplan M1:2500

Lageplan M1:200

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Lageplan M1:200

Lageplan M1:200