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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2021

Wohnungsneubau mit Kita und Flexi-Heim in Freiham Nord in München

2. Preis

Preisgeld: 39.000 EUR

zanderroth

Architektur

friedburg & Co.

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Land-Stadt-Leben ist, was in Freiham möglich sein wird: Urban und im Grünen. Im WA19 lebt es sich eher urban als im Grünen direkt am Herz von Freiham, dem Stadtplatz Freiham Zentrum mit seinem Einkaufs- und Serviceangebot. Mit der S-Bahn bis zum Marienplatz sind es 20 min.
An zwei Seiten ist es in das Netz städtischer Straßen eingebunden, an zwei Seiten von Fußgängerzonen umgeben, die den Auftakt einer grünen Nord-Süd-Verbindung für Rad- und Fußgänger durch das ganze Quartier bilden und Teil des Stadtteilzentrums sind.
An zwei Seiten ist es laut, an zwei Seiten ruhig, an zweien wuselt der Autoverkehr, an zweien Fußgänger und Radfahrer. Die einen sollen nicht stören, die anderen was zu sehen, zu erleben bekommen.

Bewohner
Bewohnt wird WA19 langjährig oder für eine kürzere oder längere Zeit oder nur tagsüber von Kindergartenkindern, Menschen mit und ohne Problemen, aller Altersklassen, aus aller Welt, von Freihamern.
Auf diese unterschiedlichsten Anforderungen von draußen und für seine unterschiedlichsten Bewohner gibt das Projekt jeweils die passenden Antworten, schafft aber gleichzeitig eine gemeinsame Identität nicht nur in der Gestaltung, sondern durch Möglichkeiten sich zu begegnen, nicht durch Zwang, sondern durch Zufall oder absichtlich freiwillig.

Castello oder der Block, der alles kann
Die Burg schützt sich vor dem Draußen. Der klassische Block unterscheidet zwischen dem Draußen (öffentlich) und dem Drinnen (privat). Wir ergänzen das Fehlende – das Gemeinschaftliche.
Der Block ist nicht hermetisch abgeschlossen, sondern durch Durch- und Eingänge für die Bewohner durchlässig. Alternative Erschließungssysteme abseits des Spänners bieten zusätzlich Raum für Begegnung und lassen Leben in den Häusern außen sichtbar werden.
Durch die Unterschiedlichkeit und das Mäandern der Erschließung entsteht nicht ein viel zu großes Gebäude, sondern ein Konglomerat von Gebäuden unterschiedlicher Größe.

Der Hof ist das gemeinschaftliche Zentrum der Bewohner des Blockes. Alle haben direkten Zugang zum Hof, alle Freibereiche der Wohnungen sind zum Hof ausgerichtet. Der ausschließlich der Kita zur Verfügung stehende Garten paßt sich ein, da ein Teil des Gartens gemeinsam mit den Bewohnern genutzt wird. Der Hof wird nicht durch die Feuerwehr befahren.
Die Erschließung der Wohnungen im Osten und Süden erfolgt klassisch als 2- oder 3-Spänner mit direktem Zugang zum Hof. Die Erschließung der Wohnungen im Westen und Norden erfolgt über eine Laubengangerschließung mit Zugängen von Norden und Osten, die gemeinschaftliche Nutzungen und zusätzliche Freibereiche bietet.

Erdgeschoss
Im Erdgeschoss muss sich ein Gebäude zu seiner Umgebung verhalten, auf diese reagieren, ihr etwas geben, häufig sich schützen, aber auch durchlässig sein. Im Erdgeschoss gibt es einen Austausch zwischen den Menschen im Gebäude und außerhalb des Gebäudes.
Zur Fußgängerzone zeigt sich das Gebäude städtisch, einsehbar und die Nutzungen, die in ihm stecken.
Die interne Kitaerschließung läuft über die ganze Länge an der Schaufensterfassade entlang, so dass das Leben im Inneren der Kita erlebbar wird, ohne dass die eigentliche Nutzung gestört wird.
Die öffentlicheren Nutzungen des Flexiheims sind ebenfalls zur Fußgängerzone orientiert, durch die unaufgeregte Zusammenfassung des Erdgeschosses mit dem 1. Obergeschoss ergibt sich eine städtische Sockelzone, die bis auf den Boden kommt. Ähnlich -da auch in der Gestaltung ähnlich- reagiert das Gebäude zur Helmut-Schmidt-Allee, nur dass hier eine Arkade ausgebildet wird.
Zur östlichen Straße schützen sich die bis ins Erdgeschoss reichenden Wohnungen durch ein Hochparterre und differenzierte Vor- und Rücksprünge, die die Adressbildung einzelner Häuser abbilden.

Dachgarten
Auf Grund der urbanen Dichte fehlende Freibereiche auf dem Boden werden auf den Dächern bereitgestellt. Die Dächer sind -wie der Hof- für alle zugänglich und nutzbar. Die fehlende Mitte dieser Nutzung bedeutet eine Differenzierung der Gemeinschaft.

Flexiheim
2- bis 5-Personenhaushalte und eine perfekt organisierte Wohnküche, der im Rahmen der Erschließung ein mit dem Nachbarn verbundener überdachter Freibereich zugeordnet ist. Pro Etage gibt es einen Gemeinschaftsraum mit Freibereich und im 5.OG einen exklusiven großen geschützten Dachgarten.
Im Erdgeschoss werden zusätzliche kontrollierte Freibereiche mit Tischtennis u.ä. angeboten, sowie Zugang und Teilhabe am Hof. Die ideale Mischung aus Sicherheit und Gemeinschaft.

Wohnungen
Nord-West
Diese Wohnungen sind an Laubengängen organisiert. Das bedeutet -neben der effektiven Erschließung- zusätzliche große informell nutzbare Freibereiche und .... Begegnungen. Alle Wohnungen, selbst die 1- und 2-Zimmerwohnungen sind durchgesteckt und nehmen somit am Leben der Straße und der Hofgemeinschaft teil.

Süd-Ost
Die Erschließung ist als 2- oder im Eckbereich als 3- Spänner organisert.
Die Wohnungen sind -ob als 3- oder 4- Zimmerwohnung- so organisiert, dass der Wohn- Ess- und Küchenbereich ein offener Bereich ist oder tatsächlich ein zusätzliches Zimmer abgetrennt werden kann.

Beurteilung durch das Preisgericht

Im Städtebau folgt diese Arbeit den Vorgaben des Bauraumes. Die Arbeit unterscheidet dabei zwischen den beiden Seiten Draußen (außerhalb des Blocks) und Drinnen (innerhalb des Blocks), aber auch mit den jeweiligen Seiten geht die Arbeit differenziert um. Damit gelingt es auf eine sehr klare Weise, auf die unterschiedlichsten Anforderungen und Nutzungen jeweils eine gute Antwort zu finden und gleichzeitig durch die Gestaltung eine gemeinsame Identität zu schaffen.
Die Formulierung der nordwestlichen Gebäudeecke Richtung Helmut-Schmidt-Allee ist überzeugend, der Übergang zwischen den einzelnen Fassadenab-schnitten ansprechend.
Im Erdgeschoss reagiert das Gebäude ebenfalls auf die Umgebung. Zur Fuß-gängerzone zeigt sich das Gebäude städtisch, einsehbar und lässt die Nutzun-gen erkennen.
Zur östlichen Straße schützen sich die bis ins Erdgeschoss reichenden Woh-nungen durch ein Hochparterre und differenzierte Vor- und Rücksprünge, die die Adressbildung einzelner Häuser abbilden.
Trotz der Differenzierungen entsteht ein eigenständiger, starker und selbstbe-wusster Stadtbaustein, der die notwendige Kraft hat, sich in seiner Umgebung zu behaupten.
Auch im Innenhof setzt sich die gelungene Fassadenausbildung zwischen Lau-bengangabschnitten und Lochfassaden fort. Die Fassaden im Innenhof werden durch Balkone zusätzlich bereichert.
Aufgrund des Rettungswegekonzeptes bleibt der Innenhof frei von Feuerwehr-erschließung und kann sehr gut von der Bewohnerschaft genutzt werden. Dies wird durch die direkte Erschließung von allen Treppenhäusern begünstigt. Die flächensparende Grundrissorganisation der Kita ermöglicht eine Maximierung der beengten Hoffläche. Dies kommt der Hausgemeinschaft zu Gute, jedoch ist die Kita-Außenfläche deutlich zu klein. Auch die Verlagerung der östlichen Durchwegung nach Norden unterstützt die klare Zonierung des Hofes. Wenn-gleich die formale Gestaltung im Lageplan in ihrer Stringenz nicht überzeugen kann, lässt die Perspektive die beabsichtigte wohnliche und gemeinschaftliche Atmosphäre erahnen. Die Nutzungsverteilung der Dachflächen zeigt einen rich-tigen Ansatz für die dichte Wohnsituation und lässt neben der Photovoltaiknut-zung genügend Spielraum für die Aneignung durch die Bewohner. Das Flexi-Heim hat einen eigenen geschützten Dachgarten im 5. Obergeschoss.
Der große Block wird durch ein geschickt angeordnetes Erschließungssystem in ein Konglomerat von Gebäuden unterschiedlicher Größe gegliedert.
Das Erdgeschoss ist durch auf wenige Punkte reduzierte Erschließung der Obergeschosse auch für die Zukunft flexibel nutzbar.
Die Grundrisse sind klar und gut strukturiert und lassen eine hohe Wohnqualität erwarten. Die Wohnungen reagieren durch die Grundrisskonfiguration auf die Anforderungen des Schallschutzes in angemessener Weise.
Innerhalb der Wohnungen ist die Barrierefreiheit nicht vollständig nachgewie-sen.
Die Anordnung einiger Räume der Kita im Untergeschoss ist kritisch zu sehen. Auch der einsehbare Erschließungsflur der Kita wird kontrovers diskutiert.
Der Entwurf folgt den Prinzipien der Einfachheit und der Wiederholung und lässt eine wirtschaftliche Realisierung erwarten.
Die hohe Geschossfläche ist den vielen Gemeinschafsbereichen und der Lau-bengangerschließung geschuldet.
Insgesamt stellt diese Arbeit einen wertvollen und eigenständigen Beitrag zur qualitätsvollen Lösung dieser komplexen Aufgabe dar.
Grundriss Regelgeschoss

Grundriss Regelgeschoss

Lageplan

Lageplan

Isometrien Wohnungstypen

Isometrien Wohnungstypen