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Mehrfachbeauftragung | 03/2021

Städtebauliche Entwicklung Areal Wirthstraße in Freiburg im Breisgau

2. Preis

Böwer Eith Murken Architekten BDA

Architektur

Martin Vogelsang Freier Architekt BDA

Architektur

faktorgruen

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebaulicher Wettbewerb Freiburg Wirthstraße
Die im B-Plan in den 1970er Jahren freigehaltene Fläche für eine mögliche Straße zwischen der Elsässer Straße und dem Mooswald soll als gemischtes urbanes Baugebiet erschlossen werden. Durch die unmittelbare Nähe zur städtebaulichen Hauptachse der Elsässer Straße sowie dem neuem Einkaufszentrum Landwasser bietet sich hier eine einmalige Chance zur Realisierung eines lebendigen und qualitätvollen Stadtquartiers.

Städtebau und Freianlagen
Die Ausrichtung und die Konzentration der Bauvolumen erfolgt an der südöstlichen Grundstücksgrenze. Dadurch entsteht eine zusammenhängende und in sich schlüssige städtebauliche Struktur, die durch ihre Nutzungen und Dichte sowie ihren Freiraumqualitäten ein Urbanes Quartier entstehen lässt.

Als südwestlicher Auftakt des Freiraumbandes entsteht ein dreieckiger Vorplatz, der zur Elsässer Straße ausgerichtet ist und das Entrée zum neuen Quartier bildet. Die an dieser Stelle positionierte Sporthalle sowie die Schulerweiterung bilden einen architektonischen und städtebaulichen Akzent und fungieren als Gelenk zwischen Auwaldstraße und Wirthstraße. Der Bolzplatz weitet das Entrée auf und verbindet die Sporthalle, die zentrale Bewegungsachse und die bestehende Brücke miteinander.
Durch die Anordnung des Bolzplatzes an der stark befahrenen Elsässer Straße wird der störende Lärm von den Wohnnutzungen ferngehalten.
Die Rampe der bestehenden Brücke wird in die Gestaltung des Planungsgebietes integriert und erhält eine Tribüne in Form von Rasenstufen und fasst damit den Bolzplatz ein.
In der Bewegungsachse, die durch den Bolzplatz, die Freianlagen der Kita und die Eingrünung der Stellplätze immer wieder durch öffentliche und private Freiräume aufgeweitet wird, werden verschiedene Verweil-, Spiel- und Fitnessangebote angeboten.
Die Wohnnutzungen auf dem nördlich gelegenen Grundstück binden strukturell an diese Achse an, wobei die halböffentlichen und privaten Freiräume durch die Stellung und Ausrichtung der Baukörper geschützt werden. Sämtliche Zugänge zu den Gebäuden erfolgen über diesen gemeinsamen Nachbarschaftshof.
Der vorhandene Fußweg zwischen der Fußgänger- und Fahrradbrücke und der Wirthstraße bildet in der bestehenden Situation eine wichtige Freiraumachse zwischen den hauptsächlich Ost-West ausgerichteten Verkehrsachsen der Elsässer Straße, der Wirthstraße und der S-Bahn-Linie. Dieser Freiraumbezug wird durch die Anordnung der Bewegungsachse gestärkt und neu definiert.
Die Nutzungsmischung von Wohnen, Bildung und Sport bietet eine ideale städtebauliche Grundlage für die Schaffung eines prägnanten und lebendigen Freiraums für Jung und Alt.
Die Wirthstraße bildet den Abschluss dieses Spiel- und Sportbandes.

Wohnen am Nachbarschaftshof
Die Miet- und Eigentumswohnungen auf dem nördlich der Wirthstraße gelegenen Grundstück werden in drei Baukörper gegliedert. Entlang der Bahnlinie entsteht ein siebengeschossiger Riegel (inklusive Attikageschoss), die sämtlichen Mietwohnungen beinhaltet.
Die Grundrisse der fünf Regelgeschosse erfüllen die Bestimmungen der Landeswohnraumförderung, sodass bei Bedarf 50% geförderter Mietwohnungsbau an dieser Stelle umgesetzt werden können.
Süd-westlich davon befinden sich zwei Baukörper mit fünf und sechs Geschossen, in denen Eigentumswohnungen angeboten werden.
Durch die Stellung der drei Baukörper entsteht ein wohlproportionierter und lärmgeschützter Innenhof, der als sozialer Mittelpunkt für die Bewohner*innen gestaltet wird. Im städtebaulichen Kontext erfolgt eine Höhenstaffelung mit fünf, sechs und sieben Geschossen bei den Wohngebäuden, sowie acht Geschossen beim Azubi-Wohnheim Durch die Anordnung der Baukörper entsteht für die

Nutzer*innen ein zur Bahnseite abgeschirmter und somit lärmreduzierter Innenhof. Die Wohnungsgrundrisse der Mietwohnungen sind weitestgehend von der Bahn abgewandt und nach Süden orientiert. Die Treppenhäuser und die Küchen werden zur Bahn nach Norden orientiert. Im Rahmen der modularen Raumkonzeption erhält jede Wohnung ein 14 m² großes Zimmer Richtung Norden, welches als Elternschlafzimmer oder wahlweise als Wohnzimmer genutzt werden kann. Von den Bewohner*innen kann individuell auf Lärm und Sonnenausrichtung reagiert werden. Zur Einhaltung der Normen könnten für diese Räume aktive Schallschutzmaßnahmen in Form von z.B. Kastenfenstern o.ä. notwendig werden.

Kita, Azubi-Wohnheim und Sporthalle
Die Kita und das Azubi-Wohnheim werden von der Wirthstraße erschlossen. Der L-förmige, in der Höhe gestaffelte drei- und achtgeschossige Baukörper beherbergt im Erdgeschoss den Empfang für das Wohnheim und sämtliche Nutzungen der Kita.
Die Kita wird in gemeinschaftlich genutzte Bereiche wie Bistro und Mehrzweckraum, den Ü3- und einen etwas separierten und geschützten Bereich für die U3-Gruppen zoniert. Sämtliche Bereiche profitieren von dem vom Baukörper umfassten Freibereich im Südwesten, der an die zentrale Erschließungs- und Bewegungsachse im Quartier anschließt.
Das Dach des dreigeschossigen Baukörpers kann als urbane Gartenfläche sowie als Dachterrasse genutzt werden. Der Zugang und das Foyer der Sporthalle orientieren sich zum bestehenden Stadtteil Landwasser nach Süden.

Verkehr und Erschließung
Die bestehende Brücke tangiert das Planungsgebiet im Westen und soll zukünftig vorwiegend durch Fahrradfahrer*innen genutzt werden, die so störungsfrei die Elsässer Straße queren und bis zur S-Bahn-Haltestelle Landwasser fahren können. Der innere Bereich des Planungsgebiets kann so weitgehend von Fahrradverkehr freigehalten werden.

Ruhender Verkehr
Für die Mietwohnungen wird im westlichen Bereich ein kostengünstiger oberirdischer Parkplatz mit 36 Stellplätzen geplant. Von hier aus wird die Tiefgarage mit 40 Stellplätzen unter den beiden Gebäuden der Eigentumswohnungen erschlossen, sodass nur eine Zufahrt zum Grundstück von der Wirthstraße notwendig wird.
Des Weiteren erfolgt über diese Einfahrt und eine Rampe die Zufahrt für die Feuerwehr in den erhöhten Bereich des Innenhofs.
Im Bereich der Wirthstraße werden 27 öffentliche und fünf weitere Stellplätze für die Kita angeordnet. Im östlichen Bereich erschließt an der Grenze zur Gewerbeakademie eine Rampe eine zweite Tiefgarage mit ebenfalls 40 Stellplätzen für das Azubi-Wohnheim, die Kita sowie die Sporthalle. Die gemeinschaftliche Nutzung der Tiefgarage birgt den Vorteil von Synergieeffekten in der Nutzung über den gesamten Tag und in der wirtschaftlichen Erstellung.
Eine Anbindung der Tiefgarage für die Nutzer*innen der Sporthalle erfolgt über eine Außentreppe, die gleichzeitig als zweiter Flucht- und Rettungsweg dient, um so unabhängig von Zutrittsberechtigungen zu den Gebäuden zu bleiben.

Nachhaltigkeit
Sämtliche Gebäude werden im Freiburger Effizienzhaus-Standard 55 geplant.
Im Sinne einer ökonomischen Herstellung sollte geprüft werden, ob auf eine kontrollierte Lüftungsanlage mit WRG in Teilbereichen verzichtet werden kann.
Für die Dächer der Wohngebäude und das obere Dach des Azubi-Wohnheims wird eine extensive Begrünung mit aufgeständerten Photovoltaikanlagen vorgeschlagen.
Auf dem dreigeschossigen Baukörper des Azubi-Wohnheims / der Kita wird eine Urban-Gardening-Fläche angelegt und kann gemeinschaftlich von den Bewohner*innen bewirtschaftet werden.
Die Nordfassade des Azubi-Wohnheims zur Wirthstraße wird partiell mit einer Fassadenbegrünung aufgewertet.
Das Dach der Sporthalle wird im Fall der Erweiterung durch die Schule bzw. das Bildungshaus etwa zur Hälfte überbaut. Die übrige Fläche der Sporthalle dient als Pausenhoffläche. Auf dem Dach der Schulerweiterung können ebenfalls Photovoltaikanlagen errichtet werden.

Erhalt Baumbestand
Der Erhalt von wertvollem Baumbestand kann im Randbereich des Grundstücks an der Grenze zu den bestehenden Stellplätzen und südlich des Bolzplatzes zur Elsässer Straße erfolgen. Einzelne Großbäume im Bereich der Elsässer Straße können ebenfalls erhalten werden.
Städtebauliche Perspektive

Städtebauliche Perspektive

Perspektive von der Brücke

Perspektive von der Brücke

Lageplan M. 1:2000

Lageplan M. 1:2000