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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2021

Neubau Hallenbad im Rieser Sportpark in Nördlingen

Anerkennung

Behnisch Architekten

Architektur

PEYKER landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Für den Neubau des Hallenbades der Stadt Nördlingen wurde ein traditionsreicher Standort im Rieser Sportpark ausgewählt. Das charakteristische dieses Standorts sind die topographischen Verhältnisse, die üppigen Grünflächen, der alte Baumbestand und ein See, der von einem Fußgängerweg umgeben von der Bevölkerung gerne zur Naherholung genutzt wird, aber auch Biotop Lebensraum für eine umfangreiche Flora und Fauna bietet.
Das neue Bad soll sich funktional sowie architektonisch in die örtliche Situation einfügen und angemessen in Erscheinung treten. Dabei muss der Maßstäblichkeit und der formalen Ausarbeitung des Baukörpers und seiner Höhenentwicklung eine zentrale Bedeutung zugemessen werden. Kein großvolumiges mehrgeschossiges Gebäude sollte entstehen, vielmehr eine „gebaute Landschaft“, die sich wie selbstverständlich mit dem vorhandenen Grünraum vernetzt und spielerisch mit den topographischen Gegebenheiten und Zwängen des Raumprogramms umgeht.

Konzept
Das höher gelegene Gelände des nördlichen Fußwegs oberhalb der Tennishalle lässt einen freien Blick über den Rieser Sportpark zu. Diese Qualitäten sollte man allen Badegästen zu Gute kommen lassen. Um dies auf besondere Art und Weise zur Geltung zu bringen wird vorgeschlagen, das neue Hallenbad und seine Funktionsbereiche eingeschossig in erhöhter Position als ein Art „Belvedere“ mit besonderen Blickbeziehungen zum See und klarer Orientierung zur Sonne hin zu organisieren. Der Entwurf reagiert auf die existierende Bausubstanz der Tennishalle, bildet hier einen Rücken und öffnet sich hinaus in die Auen-Parklandschaft. So ergibt sich eine logische und klare Anordnung der unterschiedlichen Funktionsbereiche auf dem Baugrundstück. Während sich das neue Hallenbad nach Südwesten hin öffnet, begleitet die nach Süden ausgerichtete Saunalandschaft den Weg an der Hangkante. Ein begrüntes, eingeschossiges Dach mit großzügigen Oberlichtern fasst diese Bereiche zusammen und gibt dem Gebäude, auch im Bezug zur umgebenden Bebauung, Maßstab und ein unverwechselbares Äußeres.
Die auskragenden Dachränder sind eher Teil der vorhandenen Topographie und weniger als Gebäude sichtbar. Die Übergänge zwischen den einzelnen Funktionsbereichen sind fließend, ohne jedoch den Betrieb und die Funktionsfähigkeit des Bades zu beeinträchtigen. Über allem schwebt wie ein Flügel das frei geformte leichte Dach der Schwimmhalle. Eine angenehme, heitere und offene Grundstimmung wird sich einstellen, durch unterschiedliche räumliche Situationen, durch natürliches Licht und durch schöne Ausblicke ins Grün. Ein besonderer Ort kann so entstehen in vielerlei Hinsicht. In seiner Funktion, in seiner äußeren Erscheinung und in seinem ästhetischen Wert.

Gebäude
Der Besucher wird, egal aus welcher Richtung kommend, vom Parkplatz im Norden, der Bushaltestelle an der Krankenhausstraße oder über das vorhandene Wegesystem des Rieser Sportparks, ebenerdig auf einen großzügig angelegten Eingangsplatz geführt. Der Platz weitet sich auf, so dass er den Blick freigibt auf das neue Schwimmbad, welches auf dem vorhandenen Höhenrücken seinen Platz gefunden hat.
Vom Vorplatz aus gut sichtbar gelangt man in das Foyer des Hallenbades. Der Freiraum des Vorplatzes fließt weiter in die Eingangshalle und öffnet dort einen Raum, der den Blick weiter lenkt durch die Tiefe der sonnendurchfluteten Schwimmhalle hindurch ins Grün des Gartens mit Blick auf den See in der Ferne. Vor hier aus lassen sich auch die Attraktionen des Schwimmbades erkennen, hier geht man Kaffee trinken oder eine Kleinigkeit essen. Von hier aus verteilen sich die Besucher in das Hallenbad oder optional in die Sauna. Beide Tarifzonen verfügen über einen eigenen Imbissbereich, welcher zentral über die Küche und den Ausgabebereich im Foyer versorgt werden kann.
Über die Kasse im Eingangsbereich des Hallenbades gelangt der Badegast dann weiter zu den Umkleidebereichen des Hallenbades oder zur Sauna, welche unabhängig von der Öffnung des Hallenbads betrieben werden kann.
Die Becken des Hallenbades sind in Ihrer Anordnung freier nach Südwesten zur Sonne hin orientiert. Der Familienbereich liegt nahe dem Imbissbereich, sodass eine Durchmischung mit anderen Besuchergruppen vermieden wird und jederzeit eine ausreichende Aufsicht über die Kinder gegeben ist. Ein angemessenes Verhältnis von Trocken- zu Wasserflächen wurde berücksichtigt. Während das 25 Meter Sportbecken an zentraler Stelle angeordnet ist, wird das Lehrschwimmbecken eher separiert, um bei Bedarf auch akustisch abgetrennt werden zu können. Zwischen diesen beiden Becken, an besonders schöner Stelle des Bades, wird der Freizeitbereich, die Breitrutsche und die optional gewünschten Zusatzangebote einer Rutschen-Anlage und eines Außenbeckens vorgeschlagen. Ausgebildet als ‚Infinity Pool‘ schweift der Blick aus dem Außenbecken über Auenlandschaft und See. Alle für die Besucher vorgesehenen Räume und Becken sind barrierefrei zugänglich.
Für den Saunabereich wird ein separater Umkleidebereich mit hochwertig gestaltetem Bijou Bereich vorgeschlagen. Über die Duschen gelangt der Besucher in den zentralen Kommunikationsbereich der Sauna, wo auch der Imbissbereich angelagert ist. Fliesend und harmonisch gehen die Funktionsbereiche ineinander über und öffnen sich nach Süden zum Saunagarten hin. In den Garten hinein orientieren sich die Ruhebereiche, wohingegen sich die verschiedenen Schwitzangebote um den Abkühlbereich mit Tauchbecken, Erlebnisduschen und Eisbrunnen konzentrieren. Der Ausgang zum Saunagarten zum Abkühlen oder zur Außensauna ist von allen Bereichen aus gewährleistet, der Wechsel der Tarifzone von Hallenbad zur Sauna ist über eine Zutrittskontrolle im Barfußbereich möglich.
Die Verwaltung wird nahe dem Eingang als separate und eigenständig funktionierende Nutzungseinheit organisiert. Die Anlieferungsmöglichkeiten von Ver- und Entsorgungsgütern sowie die Erreichbarkeit für Rettungsfahrzeuge können von hier aus überblickt und organisiert werden.

Konstruktions- und Materialkonzept
Das statische Konzept folgt dem Entwurfskonzept. Entsprechend der unterschiedlichen Nutzungen sind auch verschiedene Anforderungen an das Tragwerk notwendig. Während die eingeschossigen Bereiche als sehr robuste, wartungsarme und flexible Stahlbeton-Skelettkonstruktionen mit aussteifenden Wänden konzipiert sind, können die Dächer der Badehalle stützenfrei als leichte und sehr nachhaltige Massivholzkonstruktionen aus Brettschichtholz ausgeführt werden. An der Unterseite werden hocheffiziente Akustikbekleidungen vorgeschlagen. Die Aussteifung gegen Horizontallasten erfolgt über die Auflagerpunkte an den Flachdecken.
Auch das Fassadenbild folgt dem Entwurfskonzept. Großzügig transparente Glasfassaden für die Badehalle und Saunabereiche kontrastieren mit den aus Holz bekleideten bis zu 60% geschlossenen Fassaden in den eingeschossigen Bereichen. Die verglasten Bereiche werden je nach Nutzung auf die erforderliche Größe reduziert und entsprechend den unterschiedlichen Anforderungen an natürliche Belüftung und Belichtung optimiert. Aufgrund der überwiegend im Winter geplanten Nutzung des Bades, wird ein feststehender horizontaler Sonnenschutz vorgeschlagen, der einen freien Blick von innen ermöglicht und gewünschte passive solare Wärmegewinne nutzt.

Freianlagen
Die Gestaltung der Außenanlagen profitiert von einer außergewöhnlichen Standortgunst. Der gut entwickelte Baumbestand, das idyllisch gelegene Gewässer und die bewegte Topografie vermitteln die Atmosphäre einer gewachsenen, „natürlichen“ Landschaft. Entsprechend behutsam soll in den Freiraum eingegriffen werden.
Die ausladende Überdachung markiert weithin sichtbar den Zugang ins Bad und empfängt die Besucher mit einladender Geste. Der vorhandene Weg durch den Lärmschutzwall wird barrierefrei abgeflacht, aufgeweitet und öffnet sich zu einem großzügigen Entrée. Der Vorplatz ist als offene Fläche konzipiert, der die verschiedenen Wegeverbindungen zwischen Parkplatz, Bushaltestelle, Badeingang, Betriebshof und Grünanlage bündelt. Sitzgelegenheiten an seinen Rändern im Schatten der Baumkronen bieten den Badegästen angenehme Aufenthaltsbereiche. Der weite Dachüberstand bietet nicht nur den Besuchern, sondern auch der Mehrzahl der Fahrräder einen Witterungsschutz.
Der Saunagarten nutzt die leicht geneigte Topographie und die bestehenden Bäume als Abschirmung. Die Modellierung und Zonierung des Gartens erzeugen ganz unterschiedliche Szenerien und interessante Orte – eine große Gastronomie-Terrasse mit Ausblick, geschützte Liegeflächen an der Fassade, terrassierte abgeschirmte Nischen mit Liegen, eine Außensauna mit Panorama über den gesamten Garten. Die üppige Bepflanzung mit hohen Gräsern, Stauden und Gehölzen orientiert sich an dem Anspruch, dass der Garten zu jeder Jahreszeit attraktiv sein soll.
Die etwas erhabene Höhenlage des Bads schafft eine leichte Distanz zum öffentlichen Raum. Auf einem großzügigen Liegedeck am Außenbecken erleben die Besucher schöne Ausblicke über die Parklandschaft. Das anschließende Gelände ist sanft abfallend modelliert und bietet sich als Liegewiese an.
In Ergänzung zum bestehenden Parkplatz sind Stellplätze für 70 PKWs vorgesehen. Der Standort der Parkplatzerweiterung ist so gewählt, dass die Distanz zum Eingang möglichst gering ist. Dazu trägt auch die neue Promenade durch den Park bei, über die die Badegäste auf kürzestem Wege zum Bad gelangen.

Ökologie, Klima- und Energiekonzept
Eine optimierte Gestaltung des Gebäudes und seiner Technik stellt die Basis dar, um gleichzeitig maximale Behaglichkeit und Architekturqualität für den Nutzer zu schaffen. Dem architektonischen Entwurf sind energetische Grundüberlegungen vorausgegangen. Für das neue Hallenbad wird ein zukunftsweisendes Konzept vorgeschlagen, welches den Energieverbrauch minimiert, natürliche Ressourcen nutzt und damit einen nachhaltigen und ganzheitlichen Ansatz verfolgt.
Die Ziele des Naturschutzes und der Grünplanung, wie geringe Versiegelung von Flächen und Regenspeicherung oder die Verwendung des Aushubmaterials zur Modellierung des Terrains, wurden beachtet. Die Dachbegrünung auf den eingeschossigen Bereichen verbessert das Mikroklima um das Hallenbad, gleichzeitig isoliert die Erdschicht zusätzlich das Dach. Hoch gedämmte Wand- sowie Dachflächen minimieren die Wärmeverluste. Die transparenten Fassaden werden in 3-fach Verglasungen mit energetisch optimierten Rahmenkonstruktionen ausgeführt, um Kaltluftabfall und Kondensation im Winter an den Fassaden entgegenzuwirken. Großzügige Öffnungen in der Fassade erlauben so, das Bad als offenes Sommerbad zu nutzen. Im Sommer könnte über in die Oberlichtbereiche integrierte Lüftungsflügel eine natürliche Entlüftung von warmer und feuchter Luft ermöglicht werden.
Die mechanische Abluft aus den Badbereichen strömt über in die Duschbereiche und wird von dort zu den Lüftungszentralen zurückgeführt. Die Umkleidebereiche haben andere Temperatur- und Feuchteanforderungen und erhalten deshalb eine eigene Lüftungsanlage.
Die Luft aus den warmen Technikbereichen wird über die integrierte Wärmerückgewinnung zur Vorerwärmung der Außenluft für das Bad genutzt. Gleiches gilt für das warme Beckenwasser, welches wiederum zuerst über eine Wärmerückgewinnung läuft, bevor es abgeleitet wird. Die Frischwassernachspeisung der Becken erfolgt vorwiegend über Brunnenwasser, Schlammwasser wird aufbereitet und das Spülabwasser in die Vorflut eingeleitet. Durch diese Maßnahmen werden vorhandene Energieressourcen genutzt und damit Energie eingespart und gleichzeitig Betriebskosten reduziert.
Mit dem Blockheizkraftwerk (BHKW) kann sehr effizient und wirtschaftlich parallel Wärme und Strom erzeugt werden. Der große Vorteil der Kraft-Wärme-Kopplung besteht darin, dass das Bad beides gleichzeitig braucht – Wärme zur Beheizung der Luft und des Wassers, Strom für Antriebe, Beleuchtung und die Nebenräume. Pufferspeicher im Gebäude kappen Heizlastspitzen und dienen als Wärmepuffer bei Eigenstromerzeugung über das BHKW.
Die Nutzung regenerativer solarer Energie ergänzt das Energieversorgungskonzept und verbessert sowohl die Jahresenergiebilanz des Bades als auch die jährlichen Betriebskosten. Es wird vorgeschlagen, Photovoltaik zur solaren Stromerzeugung integriert als Sonnenschutz auf den gläsernen feststehenden Verschattungselemente der Fassade sowie auf dem Badehallendach zu verwenden.