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Offener Wettbewerb | 03/2021

Neubau Campus Platztor für die Universität St.Gallen (CH)

Fassade entlang der St. Jakob-Strasse

Fassade entlang der St. Jakob-Strasse

3. Preis

Preisgeld: 50.000 CHF

Enzmann Fischer Partner AG

Architektur

Skala Landschaft Stadt Raum GmbH

Landschaftsarchitektur

BGS & Partner Architekten AG

Projektsteuerung

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

Wirkungsgrad Ingenieure AG

TGA-Fachplanung

BAKUS Bauphysik & Akustik GmbH

Bauphysik

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtbaulich sind die Verfasser in der Bereinigungsstufe ihrer Haltung treu geblieben. Sie setzen einen mächtigen quadratischen Baukörper präzise in den Stadtraum. Sie beziehen sich in ihrer städtebaulichen Haltung explizit auf die Berliner Bauakademie von Karl Friedrich Schinkel. Dies ist ein hoher Anspruch, der mit demjenigen der HSG als international führende Universität einhergeht. Obwohl sich die städtebauliche Situation Berlins des 19. Jahrhunderts stark von derjenigen St. Gallens unterscheidet wurde das Projekt in sich schlüssig und kohärent entwickelt. Schön, dass die Kirche stehenbleibt, adäquat für universitäre Nutzungen adaptiert wurde und sich in selbstverständlicher Art und Weise neben dem Hauptbau behauptet.
Der Freiraum ist ein Resultat der Setzung des quadratischen Solitärs. Trotzdem reagieren die Aussenräume alle differenziert und präzise auf die umliegenden Stadtstrukturen. Die Arkade vermittelt zur stark befahrenen St. Jakob-Strasse, der Platz mit der gut integrierten Kirche zur Altstadt und der als Arena ausgebildete und begrünte Aussenraum zur Böcklinstrasse nimmt Bezug zu den Gärten des Villenquartiers. Trotz der Grösse und der Präsenz des Bauvolumens wirken die Freiräume angemessen und in positivem Sinne städtisch.
Ob die kreuzförmige Durchwegung des Gebäudes tatsächlich auch von der Öffentlichkeit angenommen und genutzt würde, wäre abzuwarten.
Die barrierefreie Durchlässigkeit ist durch die in Szene gesetzte Abtreppung der Topografie stark eingeschränkt.
Die Nutzung des Dachgeschosses mit einem attraktiv gestalteten Dachgarten wird begrüsst.
Im Innern entwickelt sich das Gebäude entlang einer differenzierten Raumfolge unterschiedlich ausgeprägter Haupträume. Die innenräumliche Vielfalt ist dabei ausgeprägter als von aussen erwartet, und die natürliche Belichtung wird über unterschiedliche Systeme von Oberlichtern garantiert. Die Verfasser sprechen von Stadtsaal, Marktplatz und Vestibül, und die Terminologie verspricht zwar den Bezug zu urbanen Räumen, wirkt aber gleichzeitig etwas weit hergeholt und aufgesetzt.
Die Tragstruktur besteht weiterhin aus einem ungerichteten 8.4 m Stützenraster, ist aber neu als Holz-Verbundkonstruktion ausgebildet.
Der architektonische Ausdruck wurde sowohl in Bezug auf das äussere Erscheinungsbild als auch in Bezug auf die Innenräume vollständig überarbeitet und neu ausformuliert. Das Gebäude wirkt leichter, ist feiner gegliedert und entspricht damit dem Selbstverständnis der HSG eher. Der Entwurf bleibt jedoch auf Grund seiner Typologie und seines Ausdrucks durch seine vielfältigen Referenzen und Analogien in der Geschichte verharrend. Die Universität der Zukunft sieht anders aus.
Das Projekt setzt den Gedanken der Nutzungsflexibilität und der gewünschten Raumbeziehungen im Bereich von Aula und der grossen Lehrräume sehr gut um. In den Obergeschossen besteht ein klar erkennbarer räumlicher Bezug, der den interdisziplinären Austausch und spontane Begegnungen optimal unterstützt. Leider wurde die klare Differenzierung zwischen Nutzungs- und Erschliessungsflächen in der Bereinigungsstufe stark beeinträchtigt, was zur Verunklärung der Raumstruktur und zu grösseren Problemen im Bereich Brandschutz (Fluchtwege) geführt hat.
Das Gebäudevolumen ist kompakt und rational konstruiert. Zusammen mit einer effizienten Haustechnik und einer natürlichen Nachtauskühlung über die Atrien verspricht das Projekt einen soliden Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten. Das Projekt weist gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zertifizierung nach SNBS 2.1 Hochbau auf.
Die zu erwartenden Baukosten liegen bei grosszügigen Flächen und Kubaturen innerhalb der Vorgaben.
Insgesamt handelt es sich um einen präzise hergeleiteten und in allen Bereichen kohärent durchgearbeiteten Entwurf mit einer angemessenen Nutzungsdichte. Trotz einer umfassenden Überarbeitung des Projektes in der Bereinigungsstufe entsprechen weder die städtebauliche Haltung noch der architektonische Ausdruck der Vorstellung, wie sich die HSG mit dem Neubau Campus Platztor in der Stadt und der Welt präsentieren möchte.