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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2021

Neubau des Sozialdiakonischen Zentrums in Karlsruhe-Durlach

2. Preis / Zuschlag

puppendahlarchitektur GmbH

Architektur

club L94

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das Freiraumkonzept basiert auf der vorhandenen Struktur und definiert zwei thematische Bereiche: Den grünen Rahmen und den zentralen Platz. Die öffentlichen, halböffentlichen sowie privaten Grünflächen zusammen mit den Bestandsbäumen bilden einen grünen Rahmen und dienen als Raumabgrenzung zur Nachbarschaft. Im zentralen Bereich der Neubauten ist ein Quartiersplatz mit hoher Aufenthaltsqualität vorgesehen.

ENTWURF
Das Planungsgebiet wird über die Bilfinger Straße und „Auf der Lohn“ erschlossen. Die Neue Tiefgarageneinfahrt ist am Südwesten des Gebietes über die Bilfinger Straße vorgesehen. Am Süden der TG-Einfahrt befinden sich vier oberirdische Parkplätze, darunter zwei behindertengerechte Stellplätze. An der Straße „Auf der Lohn“ werden drei Kurzzeitparkplätze angeboten, die für den Notarzt, verschiedene Lieferdienste sowie den Transport der Tagespflegebewohner vorgehalten werden. Im Norden, Süden sowie Osten sind öffentlich nutzbare Durchwegungen für Fußgänger und Fahrradfahrer vorgesehen. Darüber hinaus befinden sich Fahrradstellplatzangebote in der Nähe von jedem Eingangsbereich.

Im Zentrum des Gebiets befindet sich der zentrale Quartiersplatz als befestigte Fläche aus Betonsteinplatten. Die Intarsie im Zentrum aus wassergebundener Decke lädt zur Erholung, Entspannung und als Treffpunkt unter einem Kirschbaumhain ein. Der westliche Teil des Platzes wird mit dem zukünftigen Café im Erdgeschoss räumlich integriert und durch die Außengastronomie bespielt. Anziehungspunkt wird die neue Wasserschale sein, die elegant in Szene gesetzt wird. Außerdem wird die vorhandene Glockenstube als Campanile zwischen den Blütenbäumen platziert.

Die Wegeverbindungen zum Quartiersplatz werden mit Ziergräsern repräsentiert. Der Freiraum der Kita wird mit Heckenpflanzungen abgegrenzt. Die Heckenräume werden als grüne Klassen- und Spielzimmer vorgesehen. Ein rückwärtiger Quartiersgarten befindet sich südlich und westlich des Pflegezentrums. Die geplanten Terrassen, Spazierwege und Themagärten laden zum Verweilen und Entspannen ein. Der südliche öffentliche Spielplatz wird mit einem neuen Sitzobjekt aufgewertet. Zusammen mit dem neuen Spielplatz im Norden bietet er Spielangebote für unterschiedliche Altersgruppen. Die privaten Gärten werden ebenso mit Heckenpflanzungen abgegrenzt, um eine geschützte Stimmung herzustellen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit schlägt drei Baukörper vor, die sich harmonisch in das bestehende Quartier einflechten. Die beiden schlanken und kompakten Wohnhäuser mit Kita begrenzen in angemessener Höhe den neuen Quartiersplatz und vermitteln durch Gebäudeform und Höhe zur zeilenförmigen bestehenden Bebauung in Nord und West.

Sehr nachvollziehbar beschreibt das zentrale Gebäude mit der Hauptnutzung die Sonderform am Platz, mit 2 ineinander geschobenen Rechtecken. Der kräftige Versatz im Gebäudevolumen zum Quartiersplatz überzeugt an der richtigen Stelle und formuliert eine markante Platzfläche, die durch ein Baumdach gestärkt wird.

Alle relevanten Zugänge sind großzügig und sinnfällig am Platz angebunden.

Die geforderten Funktionen sind in klaren Grundrisstypologien und durch Erschließungszonen im Erdgeschoss sehr flüssig erschlossen und auch für den öffentlichen Raum erkennbar und gut erreichbar. Die Erdgeschosszonen sind dadurch überzeugend mit dem Außen an den richtigen Stellen verzahnt und bespielen so auch die Freibereiche.

Auch der Sakralraum ist einerseits in diese Erschließungsflächen eingebunden und kann doch seine Rückzugsmöglichkeiten behaupten.

Teilweise scheinen Raumzuschnitte der Büroräume (Verwaltung Pflege, Gemeinde und Pfarrbereich) im Erdgeschoss lang und schmal.

Die Kindertagesstätte könnte ihre langen Flurbereiche im Obergeschoss weiter öffnen und lockern, wie es bereits im Erdgeschoss angedacht ist. Problematisch wird das streng lineare Konzept der Kita gesehen, die Orientierung der KITA zur westlichen Wohnbebauung und die gekoppelte Erschließung für KITA und Wohnen.

Das Wohngebäude im Norden zeigt sehr kompakte und funktionierende Wohnungsgrundrisse mit integrierten Loggien, die jedoch überzählig zu großflächige Wohnungstypen anbieten.

Der Pflegebereich überzeugt sehr durch seine mäandrierende Grundrisstypologie, die sich zu Quartiersplatz und östlicher Landschaft gründlich öffnet und hier gemeinschaftliche Flächen mit großzügigem Blick nach außen verbinden.

Architektur und Fassadengestaltung zeigen ebenso wir die Grundrisstypologien eine sehr gute Grundstruktur, die es möglich macht, verschiedene Nutzungsbereiche in einem neutralen Rahmen unterschiedlich zu gestalten. Das helle Verblendmauerwerk ist der Vorschlag, der sich leise, aber wertvoll vom umliegenden Bestand absetzt, um eine gut eingefügte und doch selbstbewusste und etwas urbane neue Quartiersmitte zu schaffen, die Halt gibt und doch durchlässig bleibt.

Die Stärke des Entwurfs liegt bei der qualitätsvollen Verzahnung der erdgeschossigen Nutzungen mit dem Quartiersplatz und der hohen funktionalen und räumlichen Qualitäten des Seniorenheims.

Insgesamt handelt es sich nicht nur bzgl. sämtlicher Gebäudekenndaten, sondern auch bzgl. Städtebau, Grundrissgestaltung und architektonischer Haltung um einen Entwurf, der als Basis für eine weitere Bearbeitung durch seine klare Gliederung und lesbare Struktur überzeugen kann.

In der Weiterentwicklung des Entwurfs regt das Preisgericht u.a. an, die nachfolgenden Punkte zu prüfen: Da die westliche Zeilenbebauung durch die strenge Gebäudetypologie den funktionalen und räumlichen Anforderungen einer Kita nicht gerecht wird, soll die Gebäudekubatur für die Kita-Nutzungen überprüft und optimiert werden. Damit einhergehend bietet sich zugleich Potenzial für die Verbesserung der Kita-Freianlagen an. Die Qualität der Kita-Räumlichkeiten sowie eine aufgeräumte Erschließungssystematik, die sich nicht mit der darüberliegenden Wohnnutzung überschneidet, sind zu prüfen und spannungsreiche Raumabfolgen zu entwickeln. Zu der vom Quartiersplatz abgelegenen Verortung des Sakralraumes sind Alternativen zu prüfen.