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Award / Auszeichnung | 04/2021

BDA Regionalpreis Niederbayern Oberpfalz 2021

Erweiterung Landratsamt Neustadt an der Waldnaab

DE-92660 Neustadt an der Waldnaab, Stadtplatz 38

ANERKENNUNG Oberpfalz

Bruno Fioretti Marquez

Architektur

capattistaubach urbane landschaften

Landschaftsarchitektur

ifb frohloff staffa kühl ecker

Tragwerksplanung

Landkreis Neustadt an der Waldnaab

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Staatliche und kommunale Bauten

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2016
    Fertigstellung: 03/2019

Projektbeschreibung

Entlang der ehemaligen Stadtmauer und der extrem geformten Topographie ergänzt der Neubau das im Barockschloss beheimatete Landratsamt.
Als Reminiszenz an die historische Stadtmauer und als prägendes Element des Neubaus zeichnet eine monolithische Sichtbetonwand mit gezielt gesetzten Öffnungen die Grundstückgrenze nach und formt einen neuen Raum zwischen Stadt und Schloss. Um die Fernsicht des Schlosses freizuhalten, orientiert sich die Gebäudehöhe des Neubaus an der Sockelkante des historischen Bestands. Dem Verlauf der Topographie folgend wandelt er sich von einem eingeschossigen Baukörper im Norden in einen dreigeschossigen Baukörper an der Südseite und prä-sentiert sich schließlich in dem introvertierten, terrassierten Hof als moderner, viergeschossiger Verwaltungsbau mit einer leichten, offenen Holzfassade.
Im Innern zeichnet sich der Neubau durch eine klare, einbündige Grundrissorganisation aus: die Büros für 100 Mitarbeiter werden durch offene Wartebereiche, Besprechungs- und Konferenzräume ergänzt und orientieren sich mit ihren raumhoch verglasten Fassaden zum ruhigen und begrünten Innenhof.
Ähnlich einer Burganlage, deren meterdicken Wände genutzt wurden, um Alkoven auszubilden, nimmt das massive Wandelement die Erschließung und die Nebenräume auf, was den Eindruck einer massiven Stützmauer verstärkt. Eine Besonderheit ist die viergeschossige, einläufige Treppe, die gezielt und punktuell über ein Oberlicht und eine Fensteröffnung belichtet wird.
Die Hybridbauweise mit der massiven, monolithischen Wand in Kombination mit der leichten Holzkonstruktion basiert auf regionalhistorischen Vorbildern. Neben dem kulturellen Aspekt ist die Materialwahl immer auch eine Frage der Nachhaltigkeit, die sich neben dem Wärmedämmkoeffizienten auch in der Dauerhaftigkeit, dem Aufwand an Ressourcen und der Recyclingfähigkeit ausdrückt.
Während die massive Wand mit ihrer Speichermasse dem Raumklima dient und mit Beständigkeit assoziiert wird, hat die leichte Holzkonstruktion aus vorgefertigten Elementen eine extrem kurze Bauzeit und ist unter den Aspekten der Klimabilanz sowie der atmosphärischen und psychosozialen Wirkung konkurrenzlos. Mit dem Ineinandergreifen des architektonischen Konzepts, der baulichen Umsetzung und der technischen Komponenten gelang es, die haustechnischen Anlagen auf ein Minimum zu reduzieren - die Räume werden ausschließlich über eine individuell steuerbare Fußbodenheizung und eine flexible Elektroverteilung versorgt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Landratsamt des Landkreises Neustadt an der Waldnaab in den historischen Schlossgebäuden bildet den städtebaulichen Abschluss des Marktplatzes. Der Neubau auf hufeisenförmigem Grundriss folgt den Grenzen der früheren Schlossmauer und ist mit den beiden Flügeln an die Längsseite des Neuen Schlosses angeschlossen. Der tiefer gelegene begrünte Terrassenhof ist durch stirnseitige Durchgänge an der Ostfassade des Schlosses öffentlich zugänglich geworden. Der Neubau, der den Hof abschließt, zeichnet die historische Bebauung an der Ostseite des Grundstückes nach. Im Innern nimmt eine umfassende massive Leichtbetonwand die einläufige, dreigeschossige Treppenanlage, die Eingangssituation und Nebenräume auf. Der Bau wirkt durch ein gekonntes Spiel der Formen: Breite, liegende Panoramafenster in der wehrhaft wirkenden “ Stadtmauer“ öffnen den Blick auf die städtische Umgebung und in das Grün des “Barockgartens“. Die Betonmauer dient sozusagen als Rückgrat für die Verwaltungsräume, die sich mit einer an Rasterfassaden der 1950er Jahre erinnernden Front zum begrünten Innenhof und zur Ostfassade des Schlosses hin öffnen.